Welche Ausweitung des Tonumfanges ist realistisch?

Ich bin auch der Auffassung, dass die Stimmlage des Lehrers egal ist. Meine Gesangslehrerin ist ein hoher, leichter Sopran, unter ihren Schülern (die ich kenne) haben vielleicht 2 (zumindest annähernd) diese Stimmlage, die meisten sind - normalverteilungstypisch - Baritone oder Mezzosoprane.

@Daniel Jonas: Bei dem, was du schreibst, habe ich eher das Gefühl, dass bei dir eine große Ungeduld besteht, bestimmte "Klangziele" zu erreichen, die mit dem eigentlichen Gesangsunterricht nichts zu tun haben, der die Stimme als Instrument schulen soll. Hinzu kommt wahrscheinlich so eine Art musikalischer Generationskonflikt, der mir von meinen Kindern (die etwa in deinem Alter sind) bekannt vorkommt. Wahrscheinlich kann deine Gesangslehrerin mit der Musik, die du gern magst, nicht allzu viel anfangen, und du bist deshalb so skeptisch. Andererseits ist es in deinem Alter auch normal, generell und vor allem mit älteren Leuten ungeduldig zu sein, und das gerade dann, wenn du von ihnen immer wieder zur Geduld ermahnt wirst ;-).

Man muss aber glaube ich unterscheiden zwischen einer gesunden, vernünftigen Gesangstechnik (ob man die hat, kann man am Anfang gar nicht richtig beurteilen, es dauert lange, bis man die Unterschiede überhaupt hört, und als Anfänger merkt man sie eher daran, dass sich die Stimme überanstrengt, man heiser wird oder Engegefühle im Hals hat) und dem musikalischen Klangergebnis in einem Popmusikstück. Die Grundlagen der physiologischen Stimmnutzung kann dir auch eine Klassikerin beibringen, wenn es dann um die Stilistik oder bestimmte Techniken aus dem Contemporary geht, steht vielleicht ein Wechsel an. Dafür sollten aber die Grundlagen erst einmal sicher sitzen, und ein halbes Jahr GU ist da nicht viel. Wahrscheinlich ist es sogar kontraproduktiv, wenn du selbst ganz andere Sachen (und viel öfter) übst, als du es im Gesangsunterricht lernst, weil schon eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, sich Unarten anzutrainieren, die den im GU erlernten Techniken widersprechen.

Aber wenn du insgesamt so unzufrieden bist, solltest du vielleicht wirklich nach jemandem suchen, der stilistisch besser zu dir passt. Habt ihr vielleicht eine Schule für Pop-, Rock-, Jazz- oder Musicalgesang in der Nähe? Vielleicht machst du einfach mal eine Probestunde? Probestunden sind oft günstiger oder sogar ganz kostenlos.

LG

Nicole
 
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Sich am Klang des GL orientieren, resp. diesen kopieren zu wollen, ist etwas vom dümmsten was man machen kann! Gerade einem solchen Schüler würde ich raten zu jemandem mit einem total anderen Fach zu gehen, damit diesbezüglich gerade möglichst wenig Gefahr besteht! In der klassischen Ausbildung kann einzig bei Berufsschülern ganz gegen Ende der primären Ausbildung ein fachgleicher Lehrer allenfalls Sinn machen: wenn es ums Partienstudium innerhalb seines Faches geht und/oder darum dem Schüler den letzten Schliff für ein Rollendebüt zu geben.

Sicher ist es nicht gut sich einem anderen Klang anzupassen, dennoch wird dies sogar unbewußt sehr oft geschehen, es reicht hier sogar schon Songs zu covern und man fängt oft damit an, die Stimme der des Originalsängers anzupassen. Natürlich sollte man das unterlassen, aber wenn man es eben unterbewußt tut, ist es immer noch besser einen Lehrer mit einer sehr ähnlich gearteten Stimme und gesunder Gesangstechnik nachzuahmen, also eine völlig unpassende Stimme... ;)

Mein Gesangslehrer z.B. ist ein hoher Bariton (vielleicht auch ein tieferer Tenor), jedenfalls ist es als Bariton ausgebildet und sang nie über etwa b' vollstimmig. Er unterrichtet mich jetzt einige Jahre und sagte mir vor einiger Zeit mal, mittelfristig wäre es für mich sinnvoll, mir einen Tenor als Lehrer zu suchen, weil dieser mir das Singen der hohen vollstimmigen Töne besser beibringen könnte.
Er selbst hat zwar auch Tenöre unterrichtet, jedoch kann er aus eigener Erfahrung nichts zu den Spannungsverhältnissen sagen, die bei den höchsten vollstimmigen Tönen nötig sind.
 
Natürlich sollte man das unterlassen, aber wenn man es eben unterbewußt tut, ist es immer noch besser einen Lehrer mit einer sehr ähnlich gearteten Stimme und gesunder Gesangstechnik nachzuahmen, also eine völlig unpassende Stimme...
Find ich nicht. Wenn eine Frau bei einem Mann Unterricht nimmt, z.B., ist vollkommen klar, dass da nichts anzupassen geht. Ich glaube, das kriegt das Unterbewusstsein schon auch mit.
 
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Der wichtigste Punkt, oder Schock, ist Anfangs die Kompetenzenabklärung und die Standortbestimmung. Also gibt viele Schüler die starten (so wie ich damals) als gerade noch nicht "the voice" Gewinner (aber nur weil sie nicht teilgenommen haben) und dann sitzt dort jemand, der meint auch was mitreden zu können. Hier muss man den Schock mal überwinden, dass man eben noch nicht mal einen Ton gesungen hat in den ersten Wochen, von Phrasen oder Lieder ganz zu schweigen. In dieser Phase gibt es oft die "unpassenden, ..." Pädagogen, aber der hat es auch nicht leicht, muss der doch schonend verklickern, dass das Supertalent mal für 10 Jahre aufgeschoben ist.
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Ist die Kompetenzfrage geklärt (ich nix, Lehrer sehr viel), die Standortfrage (ich nix, Lehrer zumindest irgendwo) dann kann es los gehen. Dann lernt auch erst womit man irgendwie beurteilen kann, ob und wie. Man sollte bei einem Lehrer nicht beurteile was seine Schüler können, sondern wie sie voranschreiten. Man soll nicht das Lied beurteilen sonder wie frei sie dabei atmen.
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Ein weiteres wichtiges Kriterium ist auch "das Material". Gibt Lehrer die arbeiten (auch im Musikschulbereich) nur mit "Topmaterial", lassen alles andere nur auf kleiner Flamme weiterköcheln und das finde ich bedauerlich, weil nicht nur der Schüler vom Lehrer lernt sondern auch gerade der Lehrer von den "schwierigen Fällen", das hier entdeckte ist oft sehr Vorteilhaft, auch für das Topmaterial.
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Geht es dann weiter Richtung Fach, Repertoir, Training (für xy), ..., dann ist das wieder eine andere Geschichte, aber das ist Jahre später.
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Was den fachgleichen Lehrer betrifft, so gibt es "das Leiden der hohen Stimmen", das kann schwer jemand vermitteln wenn er es nicht selbst erlebt hat, auch das ist Jahre später und es gibt dann unzählige weitere Möglichkeiten, namhafte Künstler bieten (z.b.) zeitlich begrenzte Kurse, aber keiner kennt die Schüler so gut wie der Lehrer, der ihn jahrelang begleitete. Das bedeutet praktisch, eine Woche Kurs fahren und an der Essenz, dann die nächsten zwei Jahre mit dem Lehrer wieder arbeiten.
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Wichtig ist einsteigen, loslegen, dabeibleiben, üben, reflektieren, nachdenken, lernen, ... der Rest ergibt sich von ganz allein.
 
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Was du schreibst, FerdinandK, erscheint mir sehr plausibel. Ich habe jetzt meine 7. Stunde Stimmbildung hinter mir und erforsche mit meiner Lehrerin noch immer meine Resonanzräume im unteren Bereich.

Tonumfang, Intonation, Kopf- und Bruststimme und Übergang und all sowas spielt alles noch überhaupt keine Rolle. Es geht nur um Lautstärke und Resonanz und wie Körperhaltung und Vorstellung dieses beeinflussen.

Und ich finde es geil, merke, was es in diesem eingeengten Bereich noch alles für mich auszuloten gibtund was mir das bereits beim Singen von Liedern bringt.
 
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Wenn ich mich gegen alle Übungen gesperrt hätte, die, überspitzt gesagt, so klangen wie ein Raubtiergehege kurz vor der Fütterung ;)

Der ist aber auch nicht schlecht! :)

Sicher ist es nicht gut sich einem anderen Klang anzupassen, dennoch wird dies sogar unbewußt sehr oft geschehen

Nein das muss überhaupt nicht geschehen. Und sollte tatsächlich mal ein Schüler dabei sein, der versucht den Klang abzukupfern, kann der GL das ganz einfach umgehen, indem er bei diesem Schüler halt nichts vorsingt. Meine GL z.B., die singt generell so gut wie nie vor. Sie geht zwar sehr mit dem Schüler mit und macht viel vor, aber nur körperlich, mimisch etc. und praktisch nie stimmlich, allenfalls deutet sie stimmlich mal ganz leicht was an, aber nie so dass man da was imitieren könnte. Sie vermeidet das rein gesangliche Vormachen aber nicht aus Angst, dass die Schüler dann zu imitieren versuchen (ginge in den meisten Fällen auch gar nicht, da sie vom tiefsten Bass bis zum Koloratursopran alles unterrichtet), sondern weil ein guter GL das Vorsingen einfach gar nicht benötigt, um dem Gegenüber das Singen beizubringen.

so gibt es "das Leiden der hohen Stimmen"

Was meinst du damit? Also ich z.B. bin eine hohe Stimme, leide beim Singen/Singenlernen jetzt aber nicht übermässig ;)


namhafte Künstler bieten (z.b.) zeitlich begrenzte Kurse, aber keiner kennt die Schüler so gut wie der Lehrer, der ihn jahrelang begleitete

So ist das! Deshalb dienen Masterclasses bei Superstars auch eher der eigenen Vita als dem wirklichen gesanglichen Vorwärtskommen. Wobei es natürlich schon auch Stars gibt die wirklich was vermitteln können, mit Vorteil tun sie das aber im interpretatorischen Bereich, und basteln nicht zu sehr an der Technik der Teilnehmer herum.
 
Nein das muss überhaupt nicht geschehen. Und sollte tatsächlich mal ein Schüler dabei sein, der versucht den Klang abzukupfern, kann der GL das ganz einfach umgehen, indem er bei diesem Schüler halt nichts vorsingt. Meine GL z.B., die singt generell so gut wie nie vor. Sie geht zwar sehr mit dem Schüler mit und macht viel vor, aber nur körperlich, mimisch etc. und praktisch nie stimmlich, allenfalls deutet sie stimmlich mal ganz leicht was an, aber nie so dass man da was imitieren könnte. Sie vermeidet das rein gesangliche Vormachen aber nicht aus Angst, dass die Schüler dann zu imitieren versuchen (ginge in den meisten Fällen auch gar nicht, da sie vom tiefsten Bass bis zum Koloratursopran alles unterrichtet), sondern weil ein guter GL das Vorsingen einfach gar nicht benötigt, um dem Gegenüber das Singen beizubringen.

Ich kenne es halt aus dem Unterricht so, daß mir mein Gesangslehrer sagt, worauf ich jetzt beim Singen der Tonfolgen achten soll und es mir dann erstmal vorsingt, ich singe es dann nach und wenn es nicht gut war, singt er mir etwas übertrieben das nach, was ich seiner Meinung nach nicht optimal gemacht habe um es mir genauer zu veranschaulichen, dann singe ich es noch mal.
Läuft nicht immer so ab, aber er singt mir eigentlich fast immer vor, was ich dann nachsingen soll, außer wenns nach oben hin aus seinem Tonumfang heraus geht, dann singt er es mir nicht mehr vor, oder halt in der Randstimme und ich singe es dann in der Vollstimme nach.
 
Was meinst du damit? Also ich z.B. bin eine hohe Stimme, leide beim Singen/Singenlernen jetzt aber nicht übermässig ;)
Das mit dem Zitieren muss ich noch üben ...

Das Leiden der hohen Stimmen, nennen wir es mal die Bürde ...

Beispiel, Mozartmesse (fast egal welche) 4 Solisten. Trifft der Alt zwei drei Töne nicht so perfekt, wurscht, der Bass, der Tenor (in den Mozartmessen), fast egal. Alle gratulieren am Ende. Der Sopran allerdings, hakt es hier mal hörbar ist fast die Aufführung geschmissen.
Dann weiter, der (Solo-)Bass singt gefühlt 5 Takte, der Alt 7, der Tenor mit etwas Glück 9, der Sopran 125.

Anderes Beispiel, die "Reduktion auf einen (wenige) Ton" Beispiel (weil es alle kennen):
Nessun Dorma. Der Tenor kann fast singen was er will kommen die 5 Töne so wie erwartet -> Jubel
Kommen alle Töne perfekt bis auf einen der 5 -> hast dich eh bemüht.
Kommen 2 der 5 Töne wackelig, oder der vorletzte dünn -> ein mildes Lächeln.

Der Rest der Töne neben diesen 5 wird vom Publikum fast nicht wahrgenommen (das hat auch Vorteile)


Beispiel Sopran, die Königin der Nacht ... (nur um was Bekanntes zu nennen).
Als Sopran (also wenn man kein Weltstar ist) sitzen einem 20 weitere Soprane schon im Nacken, ein Fehler und der nächste ist an der Reihe und du startest wieder am Ende der Schlange.

Mezzo, Alt, Bariton kennen das nicht, zumindest nicht in dieser Ausprägung. Beim Bass gibt es schon wieder Ähnlichkeiten, da warten viele nur auf den einen tiefen Ton ...

In der Ausbildung ist es auch oft schwierig, weil die Höhen z.b. noch nicht sitzen, aber die tiefere Lage klingt ganz einfach nicht, man beraubt sich der stärksten eigenen Waffe nur um nicht verlieren zu können, aber gewinnen kann man auch nix. Das Risiko (das Wagnis) und der Umgang will gelernt (und geübt) sein.
 
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Das Leiden der hohen Stimmen, nennen wir es mal die Bürde ...

Dafür sind die Sopräne und Tenöre aber auch die gefeierten Stars, wenn's klappt. Passiert Bässen und Altistinnen jetzt auch nicht so häufig :-D

Edit: Ich wollte damit sagen, dass die Hochtöner eben einfach stärker aus der "breiten Masse" herausstechen und somit sichtbarer (bzw. hörbarer) sind. Sie fallen generell mehr auf, sodass das Versemmeln von Tönen auch stärker im Vordergrund steht. Dass das Publikum dann generell defizitorientiert urteilt, ist natürlich leider so.
 
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Ich kenne es halt aus dem Unterricht so, daß mir mein Gesangslehrer sagt, worauf ich jetzt beim Singen der Tonfolgen achten soll und es mir dann erstmal vorsingt, ich singe es dann nach und wenn es nicht gut war, singt er mir etwas übertrieben das nach, was ich seiner Meinung nach nicht optimal gemacht habe um es mir genauer zu veranschaulichen, dann singe ich es noch mal.
Läuft nicht immer so ab, aber er singt mir eigentlich fast immer vor, was ich dann nachsingen soll, außer wenns nach oben hin aus seinem Tonumfang heraus geht, dann singt er es mir nicht mehr vor, oder halt in der Randstimme und ich singe es dann in der Vollstimme nach.
Ich kenne das auch so.
Und bei mir passiert das wohl auch des öfteren, dass ich meine Lehrerin nachmache.
Das finde ich jetzt auch nicht per se verkehrt, vieles lernt man durch nachmachen.
 
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Ich kenne das auch so.

Vielleicht weil wir beide klassisch ausgebildete Lehrer haben, die uns auch in diese Richtung unterrichten wollen?
Ansonsten wundert mich, daß viele hier es ganz anders sehen und anders erlebt haben im Unterricht.

Und bei mir passiert das wohl auch des öfteren, dass ich meine Lehrerin nachmache.

Ich wäre z.B. sehr froh, wenn ich die Technik und den Klang meines Gesangslehrers erzeugen könnte, Tonfolgen mit perfektem Vibrato usw. das schaffe ich meist nicht oder es klingt nicht so gut, ebenso die weichen Übergänge zwischen Tönen...
Ideal wäre, wenn man sich die Technik abgucken, also kopiert könnte, ohne dabei den natürlichen Klang der eigenen Stimme zu verfälschen.

Das finde ich jetzt auch nicht per se verkehrt, vieles lernt man durch nachmachen.

Seh ich auch so, wobei es da auch Ausnahmen gibt, nämlich dann, wenn man den Klang seiner Stimme "verbiegt" nur um jemand nach zu machen, oder die Stimme dabei überanstrengt und dieses Risiko besteht leider massiv, gerade bei Anfängern.
 
Vielleicht weil wir beide klassisch ausgebildete Lehrer haben

Klassisch ausgebildet ist meine Gesangslehrerin auch. Der Unterricht läuft trotzdem anders ab. Nach dem Einsingen probe ich meistens Stücke, die ich aktuell singen möchte. Und sie korrigiert nicht, indem sie vorsingt, sondern indem sie meine Technik beobachtet und da Verbesserungsvorschläge macht - je nachdem, wo es besonders "geklemmt" hat. Das gilt sowohl für die (wenigen) klassischen Stücke, die ich bei ihr singe als auch für die zeitgenössischen Sachen. Manchmal, wenn es mir nicht gelingt, genug Spannung zu erzeugen, tief genug zu atmen oder die Mundhöhle weit genug zu stellen (und den Kiefer locker zu lassen) machen wir auch diverse Körperübungen. Ich habe auch schon auf allen Vieren oder zwischen zwei Stühlen liegend gesungen ;-)

Selbst singen tut sie vor allem, wenn wir mehrstimmige Stücke proben, ich die Altstimme singen soll und außer ihr kein anderer Sopran verfügbar ist. Dann singt sie den Sopranpart und ich den Alt dazu.

LG
Nicole
 
Der Unterricht läuft trotzdem anders ab. Nach dem Einsingen probe ich meistens Stücke, die ich aktuell singen möchte. Und sie korrigiert nicht, indem sie vorsingt, sondern indem sie meine Technik beobachtet und da Verbesserungsvorschläge macht - je nachdem, wo es besonders "geklemmt" hat. Das gilt sowohl für die (wenigen) klassischen Stücke, die ich bei ihr singe als auch für die zeitgenössischen Sachen. Manchmal, wenn es mir nicht gelingt, genug Spannung zu erzeugen, tief genug zu atmen oder die Mundhöhle weit genug zu stellen (und den Kiefer locker zu lassen) machen wir auch diverse Körperübungen. Ich habe auch schon auf allen Vieren oder zwischen zwei Stühlen liegend gesungen ;-)

Sowas macht mein Lehrer natürlich auch mit mir im Unterricht.
Aber eben bei Tonübungen am Klavier, die den größten Teil des Unterrichts aus machen, singt er mir meistens die Tonfolgen auch zumindest einmal vor, sofern sie ihm nicht zu hoch sind.
 
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Ich kenne es halt aus dem Unterricht so, daß mir mein Gesangslehrer sagt, worauf ich jetzt beim Singen der Tonfolgen achten soll und es mir dann erstmal vorsingt

Der GL könnte die Übungen anstatt zu singen auch nur auf dem Klavier vorspielen, v.a. wenn er merkt, dass der Schüler versucht seinen Klang zu kopieren. Ab und zu singt meine GL auch mal kurz eine Übung an, aber nie voll ausgesungen, mehr ein Andeuten der Töne und meist auch nur gerade die ersten Töne der Übung, einfach damit ich weiss, um welche Übung es sich handelt.

ich singe es dann nach und wenn es nicht gut war, singt er mir etwas übertrieben das nach, was ich seiner Meinung nach nicht optimal gemacht habe um es mir genauer zu veranschaulichen, dann singe ich es noch mal.

So was kann, zumindest bei noch relativen Anfängern, auch gefährlich sein. Korrektes Vorsingen: der Schüler hört zwar, dass es beim GL anders tönt als bei ihm, weiss aber dadurch noch nicht zwingend, was er ändern muss. Vormachen finde ich bei Anfängern nur zulässig, wenn es dazu auch noch zusätzliche Anweisungen gibt. Übertriebenes Vormachen der Fehler: kann zudem bei einem etwas zartbesaiteten Schüler, v.a. wenn dann auch noch die Chemie nicht ganz optimal sein sollte, auch bewirken dass er gekränkt den Laden grad ganz zumacht! Bei fortgeschrittenen Schülern kann das korrekte Vormachen ok sein: der Schüler hört allein am Klang was er ändern soll: "aha mehr Vordersitz", "diese Phrae etwas dunkler singen" etc. Zudem ist die Stimme beim fortgeschrittenen Schüler auch bereits so weit entwickelt, dass die Gefahr des Kopierens nicht mehr so gross ist.

Ich wäre z.B. sehr froh, wenn ich die Technik und den Klang meines Gesangslehrers erzeugen könnte, Tonfolgen mit perfektem Vibrato usw. das schaffe ich meist nicht oder es klingt nicht so gut, ebenso die weichen Übergänge zwischen Tönen... Ideal wäre, wenn man sich die Technik abgucken, also kopiert könnte, ohne dabei den natürlichen Klang der eigenen Stimme zu verfälschen.

Du sagst es ja auch schon selber: Technik imitieren ist gut (sofern der GL eine gute Technik hat!) Klang imitieren ganz schlecht. Anfänger aber können das idR. halt nicht auseinander halten!

Anderes Beispiel, die "Reduktion auf einen (wenige) Ton" Beispiel (weil es alle kennen):
Nessun Dorma. Der Tenor kann fast singen was er will kommen die 5 Töne so wie erwartet -> Jubel
Kommen alle Töne perfekt bis auf einen der 5 -> hast dich eh bemüht.
Kommen 2 der 5 Töne wackelig, oder der vorletzte dünn -> ein mildes Lächeln.

Das kann aber auch ein Vorteil sein! Volle Konzentration auf die 5 Töne: kommen die gut kann der Herr Tenor in der restlichen Arie die Beine hochlegen und ein Bierchen zischen :D Die armen Damen und Herren Tieftöner hingegen müssen sich während ihres ganzen Vortrages bis zum Umfallen abrackern, damit sie am Ende wenigstens ein Zipfelchen des Applauses erhalten, den der Tenor eingeheimst hat!

Beispiel Sopran, die Königin der Nacht ... (nur um was Bekanntes zu nennen).
Als Sopran (also wenn man kein Weltstar ist) sitzen einem 20 weitere Soprane schon im Nacken, ein Fehler und der nächste ist an der Reihe und du startest wieder am Ende der Schlange.

Das mit den 20 Sopranen stimmt schon, eher sind es sogar 200. Hat aber nichts mit der hohen Stimmlage an sich zu tun, sondern damit dass es Soprane halt wie Sand am mehr gibt.
Und die KdN ist auch wieder ein perfektes Beispiel: alle (resp. ein fachlich nicht besonders vorbelastetes Publikum) warten auf die gehüpften f'''s. Kommen die, ist das Ding geschaukelt (und wenn du eine halbwegs anständig ausgebildete Soprankolorateuse bist, kommen die f'''s, sind nämlich nicht besonders schwierig). Und die wirklichen Schwierigkeiten der Arie, allem voran die Triolen (v.a. dort wo sie in die Mittellage abtauchen) oder auch die breiteren Stellen, können dann auch völlig solala gesungen werden - das pickt dann keinen mehr!

In der Ausbildung ist es auch oft schwierig, weil die Höhen z.b. noch nicht sitzen, aber die tiefere Lage klingt ganz einfach nicht, man beraubt sich der stärksten eigenen Waffe nur um nicht verlieren zu können, aber gewinnen kann man auch nix.

Muss aber nicht unbedingt so laufen: gerade bei genuinen Sopranen (zu Tenören möchte ich nichts sagen, kenne mich da zu wenig aus) kann es durchaus sein, dass die Höhe von Beginn an das ist, was gut läuft. Zumindest bei mir war es so und ich glaube nicht, dass ich das so eine Ausnahme bin. Die Höhe war von Beginn an immer meine Stärke (und wurde mit fortschreitender Ausbildung dann natürlich noch besser, runder und erweiterte sich nach oben). Und wenn selbstverständlich auch ich immer wieder versemmelte hohe Töne produzierte/produziere ;), wusste ich immer, dass ich mich auf die Höhe verlassen konnte. Alle stimmlichen Fortschritte haben sich immer zuerst oben bemerkbar gemacht. Ich war früher vermutlich auch immer ein bisschen ein "Blender": konnte etwas mit den Höhen brillieren und das dumme Publikum :tongue: merkte nicht, dass Mitte und Tiefe mehr oder weniger nur heisse Luft war! Nur Fachleute konnte ich natürlich nicht täuschen, da gab es dann Kommentare wie "oben hui unten pfui" oder, als Krönung, "die Höhe ist schön, aber unten rum hast du kein Fleisch am Knochen". Mittlerweile ist die Mittellage sehr sehr viel besser geworden und auch das was ich bei mir als Tiefe bezeichnen würde einigermassen akzeptabel, aber es war ein hartes Stück Arbeit!

Nach dem Einsingen probe ich meistens Stücke, die ich aktuell singen möchte. Und sie korrigiert nicht, indem sie vorsingt, sondern indem sie meine Technik beobachtet und da Verbesserungsvorschläge macht

Genau so ist es bei mir und auch andere GLs die ich in Workshops etc. kennengelernt habe hielten es so.
 

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