ich habe auch in deutschen Super- und Media-Märkten "ganz legal" damals diverse CDs mit Live-Mitschnitten von SRV, Queen, und Tom Petty erstanden, mit "Papieren" und allem drum und dran. Die sind von recht unterschiedlicher Ton- und Performance-Qualität, und mir war damals als Teenager auch gar nicht klar dass die vielleicht nicht 100% Koscher waren.
z.B. die hier:
https://www.discogs.com/release/6322240-Queen-Noblesse-Oblige
Da werden sicherlich noch mehr so potenzielle Bomben irgendwo schlummern...
Es war wohl ein Geschäftsmodell; die Medien wurden von unterschiedlichen Läden sowie auf Märkten und Plattformen verkauft. Wie soll dann ein Fan - oder im konkreten Fall eine Witwe - auf die Idee kommen, dass da was nicht stimmt, vor allem, wenn auch noch GEMA draufsteht?
Dein Hinweis lässt mich vermuten, dass auch das italienische Recht gewisse Möglichkeiten eröffnete ...
Soweit ich mich entsinne, war der Verkauf von Bootlegs damals für kurze Zeit uneingeschränkt erlaubt - für circa 3 Monate, schätzungsweise Frühjahr 1987 oder 1988. Man sah sie daraufhin in den ganz normalen Plattenläden. Ich erinnere mich speziell an einen Bootleg von Chris Rea, einem allseits bekannten Musiker aus der EU, von dem es leider quasi keine Liveaufnahmen gibt, weder auf Tonträger noch im Fernsehen noch bei YouTube, und schon gar nicht aus den Achtzigern (als er noch
gute Musik machte ...).
Wenige Monate später war dann nur noch der Verkauf von Bootlegaufnahmen aus den USA erlaubt. Den Chris-Rea-Mitschnitt aus den Achtzigern konnte man nicht mehr bekommen.
Aber es gab trotzdem noch immer legal die LiveUSA-Reihe zumindest von amerikanischen Künstlern für eine Weile weiterhin ganz offiziell zu kaufen - völlig schizophrene Rechtslage, nur Juristen können so etwas aushecken. Irgendwann später wurde dann aber auch die Verbreitung amerikanischer Bootlegs untersagt.
Vielleicht kann hier jemand sachkundiges mal die korrekten Jahreszahlen dieser Gesetzesänderungen beisteuern?
Auch wenn die meisten Bootlegs eine fürchterliche Klangqualität hatten, waren einige doch verlockend: Manche Tonspuren mancher CDs/LPs klangen darauf schlecht und gleichzeitig andere Tonspuren/Instrumente richtig gut, zumindest aber glaubhafter als auf den offiziellen Livealben. Z. B. drückendes, knackig kickdrummendes Schlagzeug oder guter, original gitarrenampmäßiger Gitarrenklang, was mir mal bei einem Stevie Ray Vaughan Bootleg sehr positiv aufgefallen ist: Dünner Bandsound, aber der Gitarrenamp des Meisters klang so geil wie im Übungsraum: volle grandiose Schubkraft, die mir auch die audiophilen 180g-Vinyl-Pressungen seiner offiziellen Liveaufnahme nicht bieten können. Den SRV-Bootleg versuchte mir ein Arbeitskollege zu verkaufen, und als ich vom ersten Anhören voll begeistert war, behielt er ihn kurzerhand doch leider selber...
Irgendwo verschüttet schlummert noch auf irgendwelchen Bootlegs eine sinnliche Direktheit und Rauheit der Musik von teils längst verstorbenen Künstlern, welche die zu Tode ge-re-re-re-mixten, manisch über-desinfizierten Livealben der Majorlabels nicht überliefern. Auch wenn die meisten Bootlegs wie Mülltonne klangen.
Dies schreibe ich als der klangfetischistische, audiophile Musikgenießer, der ich bin, und der Jahrzehnte aufwändiger Optimierung in die eigene Stereo-Abhörkette und Raumakustik investiert hat. Von der Progband
Pendragon gibt es ganz offiziell im Merchandizing die Live-CD
09:25 live aus 1986. Sie klingt dünn wie ein Bootleg, aber musikalisch funktioniert sie für mich spitze! Ich liebe diese Live-CD, egal wie schrottig sie klingt und egal wie unübersehbar (!) viele Live-CD-Auftritte Pendragon inzwischen in angeblich besserem Sound veröffentlicht hat.
Herzliche Grüße
Pit