Was sind blue notes?

  • Ersteller Clyde-Rain
  • Erstellt am
Deswegen klingt Blues auf einem grässlich "verstimmten" Piano merkwürdigerweise stimmiger als auf einem klassischen Flügel.
Das stimmt, so ein windiges "honky tonk" Piano ist da wesentlich authentischer.
Und die Keyboards der heutigen Zeit haben ja dafür Bend und Pitch Räder.

piano.jpg
 
Ah ja, sehr interessant. Also bekommt man 'echte' Blue Notes - 3 an der Zahl? - auf der Gitarre nur durchs Saitenziehen 'zwischen' zwei Halbtönen hin. Zwischen der kleinen und großen Terz, der Quarte und verminderten Quinte und - wo liegt die dritte Blue Note (vgl. #18)?
 
In der aktuellen Guitar 02/ 09 gibts übrigens was zur Pentatonik, wobei explizit die verminderte Quinte - und nur dieser Intervall - als Blue Note bezeichnet wird.
 
In der aktuellen Guitar 02/ 09 gibts übrigens was zur Pentatonik, wobei explizit die verminderte Quinte - und nur dieser Intervall - als Blue Note bezeichnet wird.
Was ja nicht heißt, dass es nicht noch mehr leiterfremde Zwischentöne gibt.

Als ich die Blues Pentatonik gelernt habe, hab ich das auch nur mit der b5 erfahren. Erst bei Beobachtung, was die Blueshelden so alles spielen, findet man noch mehr!
 
Außerdem würde ich die Guitar jetzt nicht unbedingt als seriöse Quelle für musiktheoretische Gegebenheiten bezeichnen... eher "der schnelle Weg zur oberflächlichen Gitarrenstümperei".
 
In der aktuellen Guitar 02/ 09 gibts übrigens was zur Pentatonik, wobei explizit die verminderte Quinte - und nur dieser Intervall - als Blue Note bezeichnet wird.

Die sollen mal lieber bei ihren Metal-Transkriptionen bleiben. :twisted:
"Guitar" war nie tiefschürfend, aber seit der Chefredakteur gewechselt hat, geht's inhaltlich bergab mit der Zeitschrift. Das wird immer mehr zur "Bravo" für Gitarrenschüler.
 
Ich les sie auch nimmer :(
 
Nun ja, im hier zurecht sehr geschätzten Blues You Can Use wird das Gleiche behauptet (S. 15)... So falsch - euer Fachwissen in allen Ehren - kann es ja nun also nicht sein, die verminderte Quinte als (die) Blue Note zu bezeichnen.
 
Nun ja, im hier zurecht sehr geschätzten Blues You Can Use wird das Gleiche behauptet (S. 15)... So falsch - euer Fachwissen in allen Ehren - kann es ja nun also nicht sein, die verminderte Quinte als (die) Blue Note zu bezeichnen.
Es ist auch "die" blue note, aber siehe Titel: Was sind blue notes? Es gibt mehrere.

Sei doch nicht so stur, schnapp Deine Gitarre und probier die anderen - von denen wir oben schreiben - mal aus. Klingt cool, oder?
 
Hi hoss,

ich bin gar nicht stur und habe die anderen Blue Notes natürlich auch schon ausprobiert. Bin nur jemand, der die Dinge für sich gern möglichst erschöpfend klärt; halbe Sachen sind nicht mein Ding und so lang ich Fragen habe, versuche ich Antworten darauf zu finden.
 
Hi hoss,

ich bin gar nicht stur und habe die anderen Blue Notes natürlich auch schon ausprobiert. Bin nur jemand, der die Dinge für sich gern möglichst erschöpfend klärt; halbe Sachen sind nicht mein Ding und so lang ich Fragen habe, versuche ich Antworten darauf zu finden.

Ja so sind wir Deutschen. :) Die Schwarzen können ihre Bluenotes selber nicht erklären. Die meisten wissen einfach nich mal, was das ist. Die machen einfach nur Musik. Unerhört! :D
 
Ich bin sozusagen von Hause aus Theoretiker und das überträgt sich natürlich auch auf die Musik. "Gitarre spielen" bedeutet für mich sowohl Praxis als auch Theorie. Oder anders gesagt: "Einfach nur Musik machen" reicht mir nicht, ich will auch das theoretische Fundament und bin da nicht weniger 'perfektionistisch' als in der Praxis; ohne die Theorie fehlt mir einfach was, das ich nicht missen will.
 
Dann bleibt dir wohl nur die Ganztonleiter.
Irgendwo auf der Welt (Asien? - müsste ich jetzt im Briner nachschlagen) ist die Ganztonleiter absoluter Standard. Die Oktave wird also in 6 gleich große Intervalle aufgeteilt.

Die Bluesskala ist meines Wissens dadurch entstanden, dass die Oktave in 7 gleich große Intervalle aufgeteilt wurde. Sie hat also zufällig ebenso viele Stufen wie die diatonischen Tonskalen, die ja teilweise mit den 7 weißen Tasten des Klaviers auskommen.

Da ja der abendländische Mensch für sein Leben gern forscht, theoretisiert und philosophiert, kam dann mal irgendjemand auf die Idee, den temperierten Halbtonschritt in 100 Cent aufzuteilen. Die Oktave hat also 1.200 Cent, die temperierten Intervalle eine durch 100 Cent teilbare Größe und die reinen Intervalle Größen, die recht nahe bei diesen runden Werten liegen. Mitunter liegen sie auch mal um 14 Cent, also etwa 1/7 Halbton, daneben. Der Tritonus hat exakt 600 Cent.

In Afrika soll es also eine Tonskala gegeben haben, deren Intervalle von der Prime folgenden Abstand (in Cent) haben:

0
0171,43
0342,86
0514,29
0685,71
0857,14
1028,57
1200

Will man das mit unseren gewohnten Intervallen vergleichen, dann eignet sich als weniger hoch auflösende Vergleichseinheit der temperierte Halbton. Der Umrechnungsfaktor ist definitionsgemäß exakt 100:

0 ------- Prime
01 5/7 - große Sekunde mit 2/7 Halbtönen Abweichung
03 3/7 - fast in der Mitte zwischen kleiner und großer Terz
05 1/7 - Quarte mit 1/7 Halbton Abweichung
06 6/7 - Quinte mit 1/7 Halbton Abweichung
08 4/7 - fast in der Mitte zwischen kleiner und großer Sexte
10 2/7 - kleine Septime mit 2/7 Halbtönen Abweichung
12 ------ Oktave

Das Ergebnis lehnt sich verblüffend an die natürliche Moll-Skala an. Die beiden Umkehrintervalle Sekunde und Septime sind hier, anders als bei der Dur-Skala, symmetrisch um den Grundton herum angeordnet. Sehr erhebliche Kompromisse zwischen großem und kleinem Intervall finden sich an den beiden Stellen, an denen die Mollskala sonst noch Abweichungen zur Durskala zeigt, nämlich auf der dritten und sechsten Stufe. Im Gegensatz zu den diatonischen Tonskalen herrscht aber auch hier perfekte Symmetrie, denn bei einer Unterteilung der Oktave in lauter gleich große Intervalle ist nichts Anderes möglich. Die um fast einen Viertelton verstimmte Terz ist die exakte Umkehrung der um denselben Betrag verstimmten Sexte. Sekunde und Septime sind - nach unseren Vorstellungen - reiner als diese, und bei den Umkehrintervallen Quarte und Quinte wurde die Abweichung zu den uns gewohnten Intervallen demgegenüber noch halbiert.

Nach diesem Ansatz wird die Bluesskala in unserem Notensystem als eine Tonskala dargestellt, die die kleine Septime verwendet und auf der dritten und sechsten Stufe sowohl das große als auch das kleine Intervall anbietet. Der "diabolus in musica" (Tritonus) wäre dagegen ein leiterfremder Ton.
 

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