Dann bleibt dir wohl nur die Ganztonleiter.
Irgendwo auf der Welt (Asien? - müsste ich jetzt im Briner nachschlagen) ist die Ganztonleiter absoluter Standard. Die Oktave wird also in 6 gleich große Intervalle aufgeteilt.
Die Bluesskala ist meines Wissens dadurch entstanden, dass die Oktave in 7 gleich große Intervalle aufgeteilt wurde. Sie hat also zufällig ebenso viele Stufen wie die diatonischen Tonskalen, die ja teilweise mit den 7 weißen Tasten des Klaviers auskommen.
Da ja der abendländische Mensch für sein Leben gern forscht, theoretisiert und philosophiert, kam dann mal irgendjemand auf die Idee, den temperierten Halbtonschritt in 100 Cent aufzuteilen. Die Oktave hat also 1.200 Cent, die temperierten Intervalle eine durch 100 Cent teilbare Größe und die reinen Intervalle Größen, die recht nahe bei diesen runden Werten liegen. Mitunter liegen sie auch mal um 14 Cent, also etwa 1/7 Halbton, daneben. Der Tritonus hat exakt 600 Cent.
In Afrika soll es also eine Tonskala gegeben haben, deren Intervalle von der Prime folgenden Abstand (in Cent) haben:
0
0171,43
0342,86
0514,29
0685,71
0857,14
1028,57
1200
Will man das mit unseren gewohnten Intervallen vergleichen, dann eignet sich als weniger hoch auflösende Vergleichseinheit der temperierte Halbton. Der Umrechnungsfaktor ist definitionsgemäß exakt 100:
0 ------- Prime
01 5/7 - große Sekunde mit 2/7 Halbtönen Abweichung
03 3/7 - fast in der Mitte zwischen kleiner und großer Terz
05 1/7 - Quarte mit 1/7 Halbton Abweichung
06 6/7 - Quinte mit 1/7 Halbton Abweichung
08 4/7 - fast in der Mitte zwischen kleiner und großer Sexte
10 2/7 - kleine Septime mit 2/7 Halbtönen Abweichung
12 ------ Oktave
Das Ergebnis lehnt sich verblüffend an die natürliche Moll-Skala an. Die beiden Umkehrintervalle Sekunde und Septime sind hier, anders als bei der Dur-Skala, symmetrisch um den Grundton herum angeordnet. Sehr erhebliche Kompromisse zwischen großem und kleinem Intervall finden sich an den beiden Stellen, an denen die Mollskala sonst noch Abweichungen zur Durskala zeigt, nämlich auf der dritten und sechsten Stufe. Im Gegensatz zu den diatonischen Tonskalen herrscht aber auch hier perfekte Symmetrie, denn bei einer Unterteilung der Oktave in lauter gleich große Intervalle ist nichts Anderes möglich. Die um fast einen Viertelton verstimmte Terz ist die exakte Umkehrung der um denselben Betrag verstimmten Sexte. Sekunde und Septime sind - nach unseren Vorstellungen - reiner als diese, und bei den Umkehrintervallen Quarte und Quinte wurde die Abweichung zu den uns gewohnten Intervallen demgegenüber noch halbiert.
Nach diesem Ansatz wird die Bluesskala in unserem Notensystem als eine Tonskala dargestellt, die die kleine Septime verwendet und auf der dritten und sechsten Stufe sowohl das große als auch das kleine Intervall anbietet. Der "diabolus in musica" (Tritonus) wäre dagegen ein leiterfremder Ton.