Hmmm ...
Ich sehe da jetzt nicht sooooo viele Gegensätze oder Widersprüche.
Die Fähigkeiten,
- exakt und ohne Temposchwankungen auf dem Beat zu spielen
- den Grundpuls zu verinnerlichen und sich das Wagnis erlauben zu können, treibend oder laid back dazu zu spielen
und
- den Grundpuls den Erfordernissen des Ausdrucks entsprechend, gezielt zu dehnen und zu verdichten (Rubato)
sind mE Facetten ein und derselben Fähigkeit: der Fähigkeit, Rhythmen genau den (selbst- oder fremdbestimmten) Vorgaben entsprechend zu spielen und dabei gleichzeitig Klingendes den Vorgaben entsprechend aufeinander abzustimmen. Das eine schließt also das andere keineswegs aus. Es kann aber durchaus sein, dass jemand das eine kann, das andere aber nicht.
Die Art und Weise, wie man mit Metrum/Puls beim Musizieren umgeht, ob man mechanisch einem elektronischen oder einem sehr starren inneren Puls folgend spielt oder den Puls durch Rubato verändert ist mE eine Stilfrage. Dasselbe gilt für das Zusammenspiel mehrerer Stimmen. Somit sehe ich also auch die Form des Timings als Stilfrage an. Es steht jedem frei, den einen oder anderen Stil abzulehnen. Dadurch ist der abgelehnte Stil zunächst aber weder falsch noch schlecht, sodern nur anders.
Wenn aber jemand nicht in der Lage ist, auf Abruf exakt auf dem Beat, Backbeat, mit Rubato ... oder in einer anderen vorgegebenen Abstimmung mit den anderen Musikern spielen zu können, dann wird gutes Timing zum Glückspiel. Wenn einer ständig mehr oder weniger "daneben" liegt, ist das ein schlechtes Timing. Klingt es gut und wie gewünscht, ist es ein gutes Timing.
jm2c
Lisa