Da hast Du völlig recht. Ich habe das total falsch ausgedrückt.
Erklärung:
*Wenn man den Klangcharakter/Klangfarbe einer Skala kennen lernen möchte (also mit der persönlichen Analyse einer Skala beginnt), dann fängt man am besten so an. Die Leiter rauf und runter über den stehenden Grundton. Dann experementiert man ein wenig melodisch, bis man ein paar kurze Melodie-Phrasen gefunden hat, deren (subjektiver/objektiver?) Klang den "Geist" der Skala wiederspiegeln sollte. Dann kann jeder Komponist für sich persönlich den klanglichen Charakter einer Skala festlegen und diesen auch wiedererkennen (auch in der Musik anderer - im Sinne von: ah, das ist wohl überwiegend in Mixolydisch; oder genauer: das ist eindeuteig eine dorische I-IV-I Verbindung)
Und jetzt kommt es:
Um so mehr Ideen (melodische und harmonische) sich im Laufe der Zeit zu einer Skala ansammeln, um so mehr wird deren (doch "athmosphärisch" relativ dichter) Klangcharakter gefestigt. Wobei sich früher oder später so viele Möglichkeitenergeben, dass Quasi jede Skala (zumindest Heptatoniken) gezielt in unterschiedlich Unter-klangfarben tendieren können/ aufgeteilt werden können. So kann man zum Beispiel Lydisch durchaus mal etwas heller und mal etwas dunkler klingen lassen. Dies gezielt durch ein vorab erarbeitetes harmonisches gefüge mit ausreichend Möglichkeiten zur Harmonisation einer modalen Komposition.
*[Dabei ist es klar, dass ich in niemandem meine persönlichen inneren Bilder erzeugen kann. Das war Schwachsinn/ falsch formuliert. Aber jeder sollte erkennen können, dass es sich um ein unkonventionelles Klanggefüge handelt. In sich schlüssig, meist wohlklingend (nach klassischem Kontrapunkt), und so umfangreich, dass es problemlos auf eigenen Beinen stehen kann und für ausreichend Abwechslung sorgt, um nicht ständig auf Dur/Moll zurückgreifen zu müssen.]
Wenn ich zum Beispiel beschließe Lydisch etwas dunkler klinen zu lassen, dann eignet sich eine Kombination von Lydisch mit der Ganztonleiter. Welche genauen Kombinationsmöglichkeiten überhaupt funktionieren, bzw. welche davon den Charakter der Skala wiederspiegeln/unterstützen, gilt es dann für jeden Komponisten per harmonischer Analyse der Skala selber herauszufinden.
*Wenn ich Lydisch hingegen heller klingen lassen will, dann entschließe ich mich für eine lydische, diatonische I-II-I-Verbindung. Oder z.B. einen add9 (über längere Zeit gehalten) als lydische Tonika; was nicht langweilig klingen muss, wenn man etwas interessantes mit dem add9-Arpeggio anstellt.
*Wenn ich einen fließenden Übergang von dunkel nach heller haben will (um für noch mehr harmonische Abwechslung in Lydisch zu sorgen), dann stelle ich nach ein bisschen Rumprobieren fest, dass über gleichbleibenden Grundton (z.B. C) eine Modulation von Ganzton über Lydian-Dominant (MM 4) über Lydisch hin zur Dur-Pentatonik sinnvoll zu sein scheint.
*(C+ - C7 - Cmaj7 - C)
Und schließlich wieder zurück zu C-Lydisch
Der Gedanke ist hier also, welche Skalen unterstützen die/ harmonieren mit der Grundskala.
Will ich einen kurzen, krassen Kontrast einbauen, dann gehe ich von der lydischen Tonika (C) einen Halbtonschritt tiefer, wähle einen Cb-Dur-Dreiklang, um diesen für ein paar Takte zur temporären Tonika für HH 5 (Mixo b9/b13) zu machen, mache da vieleicht kurz eine typische I-II-I-Verbindung, um schlielich nach C-Lydisch zurückzukehren (die HH 5-II wird wieder zur lydischen Tonika).
(C - D - C - Cb - C - Cb - C)
(C-D-C = lydische I-II-I, dann HH 5 I-II-I (Cb-C-Cb), dann wieder Lyd. I (C))
usw. usw.
Das ist natürlich auch alles im Dur-Moll-System möglich. Aber Ausgangsbasis ist hier eine andere Skala/Klangfarbe. Alle harmonischen Ideen dienen hier alleine der untypischen Mutter-Skala und sollen sinnhaft zu deren übergeordneten Klangfarbe passen. Um so länger man sich dann einer Skala beschäftigt um so mehr erkennt man selber deren wahre Natur und erkennt selber immer schneller welche harmonischen Möglichkeiten dazu passen. Daraus ergibt sich dann ein so sinnvolles und reichhaltiges Gesamtklangbild, dass dieses auch für ungeübte hörer sofort als etwas ungewöhnliches, eigenständiges wahrgenommen werden dürfte.
Natürlich ist es gut, wenn sich die Harmonien dabei von den bekannten in Dur-Moll (auch Dur/Moll-Jazzharmonien) unterscheiden. Um nicht die Hörgewohnheiten zu bedienen. Dann würde das Ohr natürlich sofort in Dur oder Moll zurückfallen...(Dumm, dumm, dumm) Es ist aber auch nicht schlimm, wenn bekannte Dinge mal vorkommen. Denn das übergreifende Klanggeflecht ist hoffentlich so füllig und dicht, dass es nicht verloren geht, wenn man davon abweicht.
*Es handelt sich also (noch) nicht wirklich um ein neues System. Sondern nur um den allgemeinen Versuch Skalen harmonisch zu analysieren. Es geht einfach nur darum möglichst viele gute Harmonie-Ideen zu sammeln, damit man aüßerst ausgiebig mit einer ungewöhnlichen Klangfarbe arbeiten kann; auch orchestrieren kann. Und nicht immer nur über den Grundton spielen muss, damit eine skala authentisch klingt.
*Glaub mir ich habe schon reichlich Ideen für Dorisch/Lydisch/MM 5 (Mixolydisch b13) gesammelt. Es funktioniert. Wobei selbstverständlich manche Skale besser funktionieren als andere.*
Es geht also darum wie jeder Komponist für sich selber eine neue Skala möglichst effektiv harmonisieren kann um deren typischen melodischen Charakter auch harmonisch zu unterstützen. Eine Vorgehensweise nach Uni/Poly schein sinnvoll, damit man auch nichts übersieht. So ist mein bisheriger Ansatz...Das ist jedenfalls das beste, was mir bis jetzt dazu eingefallen ist...
Du schreibst von sogenannten "Medianten". Was ist das...?
*Ich kenne nur die allgemeine Möglichkeit kurzeitig von einem Funktionsakkord auszubrechen, indem man den Funktionsakkord um ein beliebiges Intervall verrückt. Dann muss jeder selber herausfinden, welcher Intervallsprung gerade der geeignedste ist.*
*(Scherz: Ich weiss, natürlich, dass sich Medianten mit der Zeit als Erweiterungs-Möglichkeit für die Vollkadenz entwickelt und etabliert haben. Aber da frage ich mich schon wieder wie man so etwas auch auf andere Skalen übertragen kann. Und zwar indem man Medianten als allgemeine Akkordtransposition versteht, aus der sich auch andere Möglichkeiten (Intervallsprünge) ergeben können. Das jede Mediante immer noch einen Ton des Funktionsakkordes von dem sie abgeleitet wird enthält, scheint mir unbedeutend. Wenn das noch eine Verbindung zum Originaltonmaterial der Tonart aufrecht halten soll ginge das auch mit anderen Akkorverrückungen.)
[Ich habe übrigens gehöhrt das der Fluch der Karibik Soundtrack deshalb nach Piratenmusik klingt, weil das Orchester vor der Aufnahme mit reichlich Grog (50% heißes Wasser/ 50% brauner Rum) gefüttert worden ist
]
floral attack
[Ergänzung: Mein Gott, sind hier viele Rechtschreibfehler drin...]
- - - Aktualisiert - - -
Übrigens,
**ich glaube, dass bislang so viele Leute daran gescheitert sind die Modi zu harmonisieren, weil sie es gewohnt sind (das machen wirklich viele...) zuerst eine Melodie in einer Dur/Moll-Tonart zu komponieren und dann erst nach Möglichkeiten der Harmoniesierung suchen. Und das dann auch auf andere Skalen übertragen.
*Es gibt aber auch viele Komponisten, die entwerfen erst einen Form- und Harmonie-Schlachtplan (z.B. Jazz-Leedsheet oder auch komplexer) und komponieren dann im Anschluss melodisch darüber.*
Ich glaube, dass die zweite Kategorie von Komponisten die besseren Karten hat, wenn es darum geht die Modi zu harmonisieren...
FLORALANGRIFF