Moin Eintracht,
schon mal nur so nebenbei und gaaaanz unauffällig auf das Posting-Datum von Paulafreak geschaut?
Finde ich persönlich nicht schlimm. Besser, als einen neuen Thread zu eröffnen. Außerdem ist der ehrwürdige Tubescreamer ja ein Pedal, das immer noch unsere Aufmerksamkeit verdient.
Hier mal meine "Tubescreamer"-Karriere: Selbstgebaute Garagengurke - Tubescreamer aus der Soundtank-Serie - Maxon OD 9 - Ibanez TS 808 Handwired-Edition.
Über die beiden ersten möchte ich eigentlich nicht sprechen. Damals konnte ich es mir nicht erlauben, wählerisch zu sein und musste deswegen das nehmen, was es gab. Der Maxon OD 9 - der ja mit dem Ibanez so gut wie identisch ist - hat mir hingegen viele Jahre lang treue Dienste geleistet, und der TS 808 HW ist definitiv wieder ein ordentliches Upgrade.
Hier mal einige ganz subjektive Erfahrungen:
- Mit dem Tubscreamer-Sound ist es so, wie mit den Gerichten, die wir in unserer Kindheit gegessen und geliebt haben - wir werden den Geschmack nicht los und wollen ihn hin und wieder haben. So ist es auch mit dem Tubescreamer-Sound, den wir von unseren geliebten Alben kennen. Das unsere Heroes damals den TS gespielt haben, weil sie nichts anderes zur Verfügung hatten, kümmert uns eher wenig - wir wollen die Mittennase, weil unsere Ohren in unserer Jugend so geeicht wurden.
- Das mag auch der Grund sein, warum viele der Stars bis heute (zumindest auch) einen Tubescreamer auf ihrem Pedalboard haben. Ich habe mal die Pedale von Kenny Wayne Shepherd gesehen, und neben seinem bevorzugten King of Tone stand auch ein TS 808 HW. Er benutzt es wohl dann, wenn es Mega-SRV werden soll und er sehr durchsetzungsfähige Sounds braucht - wahrscheinlich gestackt mit dem KoT.
- Die Mittennase des TS ist halt da - love it or leave it! Leute, die sehr teures Boutique-Equipment spielen und richtige Sound-Gourmets sind, werden selbst mit dem TS 808 HW - der ja als der "beste" TS gilt - nicht glücklich werden. Trotzdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass selbst solche Leute gerne ein TS-artiges (sprich: nicht "transparentes") Pedal hin und wieder spielen.
- Das Färben (sprich: Überbetonung der Mitten und Bassklau) hat durchaus seine Daseinsberechtigung: spielt man erst einmal z.B. eine Strat über einen Fender-Amp in der entsprechenden Lautstärke und lässt den TS angeschaltet, ist nach einigen Minuten die Mittennase vergessen, da sich die Ohren an sie gewöhnt haben. Man hat allerdings vor allem live einen sehr durchsetzungsfähigen Sound, mit dem man gehört wird (womit wir wieder bei KWS Co. sind)
- Ich persönlich finde, dass die klassischen Tubescreamer nicht besonders gut dazu geeignet sind, gestackt zu werden. SRV hat es hin und wieder gemacht, allerdings hatte ich persönlich Schwierigkeiten damit, auf diese Weise gute Sounds zu produzieren. Hierfür sollte man lieber einen King of Tone oder ein ähnliches Doppelpedal benutzen, dass 2 aufeinander abgestimmte Zerrer hat.
- Als Booster kann man ihn durchaus verwenden, allerdings färbt er auch so.
Fazit: Der TS ist immer noch ein Klassiker, und ich finde, dass man zumindest einen haben sollte. Ob man ihn dann oft benutzt oder nicht, ist Geschmackssache, ich mache es mittlerweile eher selten.
Es mag übrigens auch seine Gründe haben, dass einige Sound-Gourmets (sprich: Zahnärzte, etc.) den TS hassen, Profis ihn dafür aber bis heute gerne verwenden. Er ist wohl das Arbeitstier unter den Overdrives. Sexier geht es, aber der TS bleibt einem immer treu!