Die Frage ist einfach viel zu allgemein gestellt, so dass hier keine Antwort wirklich allumfassend sein kann.
Je nach Definition von "Musiker", "High-End-HiFi" etc, kann die Antwort komplett unterschiedlich ausfallen.
Mal ein paar ganz generelle Beobachtungen:
- sehr wenige Menschen geben mehr als 1000€ für eine HiFi-Anlage aus.
- viel Musik wird nebenbei konsumiert, da ist es vielen Menschen egal, ob sie nun aus der 5000€ HiFi-Anlage kommt, oder aus Amazons Echo
- für viele Menschen stehen Dinge wie ein einfacher Zugang zur Musik mehr in Vordergrund, als die Klangqualität. Sprich, sie haben lieber ein Gerät, dass irgendwie Spotify abspielen kann, als einen x-tausend Euro Schallplattenspieler
- Geld ist hier ein essentieller Faktor. Ich habe Musik studiert und ich kann dir versichern, dass 90% meiner Mitstudenten liebend gerne 10.000 Euro für eine High-End-Musikanlage ausgegeben hätten. Aber die meisten waren froh, wenn sie sich vernünftiges Essen und die gelegentliche Party am Wochenende leisten konnten.
Um die Frage zu beantworten muss man also eine ganze Reihe an Dingen in Betracht ziehen:
1) Wer ist überhaupt das Zielpublikum für teure HiFi-Anlagen? (Reden wir mal hier von 5000€+)
"Reiche" Leute, die viel Musik hören oder für die dies ein Statussymbol ist. Ich glaube, dass viele Musiker gar nicht soviel Musik hören. Bzw Musik eher unter anderen Aspekten hören, als "möglichst bester Klang". Da ist es wichtiger, dass man im Auto sein Lieblingsalbum hört, als dass man zuhause abends stundenlang vor der Musikanlage sitzt.
Gerade die jüngere Generation ist auch nicht mehr mit dieser HiFi-Enthusiastik aufgewachsen, wie sie in den 70er-80er Jahren noch im Fokus stand. Heutzutage ist das neueste Handy/Tablet/Laptop viel mehr im Fokus, als die neue HiFi-Anlage.
2) Was ist überhaupt die Musik, die auf solchen Anlagen konsumiert wird?
Ganz ehrlich: bei vielen aktuellen Pop-Produktionen, ist es relativ egal, ob man die nun über Handylautsprecher, Küchenradio oder HiFi-Anlage abspielt. mMn ist es sogar eher so, dass viele neue Produktionen auf einer guten HiFi-Anlage eher schlechter klingen, weil man die unsaubere, schneller Produktion deutlicher hört. Loudness-War ist da nur eine Geschichte unter vielen. Als ich mir meine Musikanlage gekauft habe, hab ich danach eine ganze Reihe an CDs aussortiert, die da echt einfach nicht mehr (genussvoll) hörbar waren.
Viele HiFi-Ethusiasten hören ja Musik, bei denen Details wichtig sind. Orchesterwerke, Progressive Musik etc, wo es Details gibt, die bei günstigen Anlagen vllt im Hintergrund untergehen, wo einfach viele Dinge passieren. Zumindest geht es mir so, dass es mir bei solcher Musik deutlich wichtiger ist, sie auf einer guten Anlage zu hören, als bei Charts. Auf meiner Anlage fällt es mir wesentlich leichter, mich auf zweite/dritte Stimmen zu konzentrieren, als auf meinem "Küchenradio" (aka B&W Zeppelin). Aber das ist halt wirklich was, dass ich dann nur mache, wenn ich mich bewusst und Musik höre, nicht wenn Musik nebenher läuft. Bei Letzterem ist's echt wurscht, wo die Musik rauskommt.
.. und und und..
Sub summarum:
Ich glaube viele Leute/Musiker würden sich gerne eine teure Anlage hinstellen, aber in der heutigen Zeit gibt es eine Menge Faktoren, die solch eine Investition in den Hintergrund rücken lassen.
Und einer der größten Faktoren ist, mMn, dass ungefähr 95% aller Menschen da draußen noch nie den Unterschied zwischen einer guten Musikanlage und dem Standard, was man so rumstehen hat, gehört haben.
Ich werde mich immer an meinen ersten Besuch in einem Studio für Studiomonitore erinnern, wo mir ein befreundeter Tontechniker erklärt hat, auf was man soundtechnisch alles hören kann. Ebenso an meinen ersten Besuch in einem HiFi-Studio mit Musik, die ich gut kannte und wusste, was ich hören möchte und genauso meinen ersten Besuch bei dem Boxenkonstrukteur, bei dem ich letztlich meine Musikanlage gekauft hab. Alles waren Augenöffner par excellance, und ich hielt mich vorher schon für jemanden, der Musik aufmerksam hört. Aber Sound ist eine sehr diffizile Geschichte. Man kann niemandem erklären, was "schnelle" Subwoofer sind, oder die Erfahrung verdeutlichen, die man hat, wenn man stundenlang Musik auf einer Anlage mit extrem geringen Klirrfaktor hört. Das erlebt man entweder irgendwie, oder man ist diesen Empfindungen gegenüber blind. Es ist ein wenig wie jemandem der nur Salz und Pfeffer als Gewürze kennt, zu erklären, wie eine Chili schmeckt. Ja, er hat eine Vorstellung von "scharf", aber das trifft nicht umbedingt den Kern der Sache.
Und aufgrund dieses (unverschuldeten) Unwissens, legen viele Leute einfach wenig Wert auf teure Musikanlagen. Und das zu Recht, weil sie mit dem, was sie haben zufrieden sind.
Man muss ein Typ dafür sein, um soviel Geld in eine Musikanlage zu investieren. Dabei ist es relativ egal, ob man Musiker ist oder nicht.