Warum sind Keyboarder so schwer zu kriegen?

22fret
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Hi, liebe Tastenleute,

ich habe mal eine Frage, die ich in abgewandelte Form auch schon bei den Bassern gestellt habe, weil da die Lage ähnlich ist. Eine, die mir schon seit längerem auf den Nägeln brennt. Warum zum Henker ist es so schwierig (gute) Keyboarder/innen zu bekommen? Gut, bei Euch sind es quantitativ sicher ein paar weniger, als bei den Tieftönern, aber es gibt Euch doch auch, oder? Ich bin in meinen letzten 3 Bands immer wieder auf das Problem gestoßen: Kein Bass und keine Keys zu kriegen, es ist wie verhext. Im Endeffekt habe ich den Bass selbst gespielt oder mir den Job, wie gerade momentan, mit dem anderen Gitarristen geteilt. Wir brauchen aber eben auch 2 Gitarren. Den Keyboard-Wunsch mußten wir davor halt irgendwann fallenlassen, und das will ich eben diesmal nicht. Was wäre ein Fender-Rhodes doch eine geile Sache, aber die Leute können wir wahrscheinlich deutschlandweit an 2 Händen abzählen. Aber was will ich auch noch Ansprüche stellen, wir haben ja nicht mal einen "normalen" Tastenmenschen...
Es kann doch nicht sein, daß die größte Aufgabe einer Band ist, Musiker zu finden. Für meine aktuelle Truppe suchen wir inzwischen auch schon wieder seit ein paar Monaten ohne nennenswerten Erfolg. Oder liegt es vielleicht an der Musikrichtung? Wir spielen ProgRock/JazzRock/Fusion-Kram, gern mit krummen Takten, schrägen Harmonien und deutlich über den radiotauglichen 3 Minuten 30. Leute, die dagegen Kloppen und Grunzen spielen wollen, oder 3-Akkord-Punk-Geschrammel (gilt für die Basser) gibt es zu Hauf.
Könnt Ihr mir hier erklären, was das Problem ist? Ich muß gestehen, ich bin inzwischen echt so ein bißchen am verzweifeln, denn man kommt auf diese Art mit der Band nicht wirklich weiter. Wo haben die ganzen existenten Gruppen ihre Bässe und Keys her? Es gibt sie, ich weiß es... :confused:
 
Eigenschaft
 
Das "Problem" ist umgekehrt:
Nicht die Keyboarder sind schwer zu bekommen, sondern die anderen sind zuviel!

Ein Keyboarder braucht keine Basser, Gitaristen etc. etc.
Er macht das alles selber! (Zumindest wenn er Orgel spielt!!!!!)

:p
 
Gitarre, Bass und Schlagzeug kann man bandtauglich an Musikschulen lernen. Keyboard kann man dort zwar auch lernen, aber die Zielrichtung ist dann nicht unbedingt das Spielen in einer Band. Je nach konkreter Ausrichtung des Unterrichts und den Wünschen des Schülers kann auch das Spiel mit Begleitautomatik, klaviertypisches Spiel oder Recording im Vordergrund stehen. Das bandtaugliche Spielen ist nur eine Facette unter mehreren bei den Keys.

Bandtaugliches Keyboardspiel ist ein Fach für Spezialisten, weil man schon viel Hintergrundwissen, Zeit und Geld mitbringen muß. Alle anderen bandtypischen Instrumente haben klarere Rollen und Einsatzgebiete als die Keyboards - abgesehen vom Pop-Piano und der Blues-Orgel. Aber auch diese beiden ziemlich klar zu definierenden "Königsdisziplinen" unter den Keyboards vernünftig zu spielen ist schon schwer.

Aufgrund der Vielfalt der Instrumente und deren Einsatzmöglichkeiten ist die Keyboarderszene viel diffuser als die anderen Musikerszenen.

Diese genannten Gründe führen halt dazu, daß für einen Einsatzbereich wie du ihn ja ziemlich klar vor Augen hast, dann doch nur wenige Musiker qualifiziert sind.

Harald
 
Wie du richtig erwähnt hast, spielt natürlich auch das Genre eine Rolle. Coverrock-Keyboarder und Alleinunterhalter gibt es überall, aber jemanden zu finden, der einigermaßen Erfahrung in der Fusion/Progressive-Richtung hat, ist wohl sehr schwierig.

By the way: Solltet ihr bis Sommer (dann bin ich wieder in Deutschland) keinen finden, könnt ihr mich gern mal kontaktieren. Wohn zwar etwas weiter weg (Münster), aber zumindest aushilfsweise müßte das wohl klappen. Und, ja, ich hab neuerdings ein Fender Rhodes. ;)
 
Ich würde sagen, der Gründe hat es reichlich.

1. Aktive Keyboarder gibt es nicht viele. Wer in jungen Jahren mal Keyboard gelernt hat, wird das in seinen späteren Teenagerjahren meist als "uncool" wieder bleiben lassen haben. Wer cool sein und Mädchen abkriegen wollte, wurde entweder HipHopper oder (in den allermeisten Fällen) Metalgitarrist. Und selbst davor wird besagter Keyboarder eher entertainermäßig eine Tischhupe allein gespielt haben als sich auf das Bandspiel mit Hammond, Rhodes, Synthis usw. vorzubereiten oder dies zu praktizieren. Übrig blieben von diesen Leuten nur die Geeks, die ohnehin immer uncool waren.

2. Und diese gehen meist auch nicht raus und hauen für eine Band in die Tasten. Wer nicht Tischhupe mit Begleitautomatik spielt, mutiert in den meisten Fällen zum Homeproducer, der sich in seine Bude einschließt mit einem Rechner, Mörder-Audiointerface, Software im vierstelligen Wert, USB-Keyboard und einem optionalen Fenster zur realen Außenwelt hin und bastelt seine Elektronik- oder Dance-Musik vor sich hin.

3. Wer rausgeht und nicht allein in die Tasten greift, tut das meist in einer Combo von maximal 2-3 Leuten, spielt dabei eine Entertainer-Workstation und verwendet in den meisten Fällen MIDI-Files. Und welche Prog-Rock-Band möchte schon einen Tastenmann, der kurz zuvor noch Flippers, Andrea Berg und Hermes House Band gespielt hat?

4. Die Ansprüche sind teilweise auch immens hoch. Guckt euch mal Keyboarder in erfolgreichen Bands an. Die weit überwiegende Anzahl dieser Leute, soweit ich das bisher beobachtet habe, sind studierte Pianisten, die oft sogar zu Grundschulzeiten angefangen haben. Und ich glaube mit Nichten und Tanten, daß es an diesen Leuten so einen Überschuß gibt, daß sie als Universaltastenleute in Bands anfangen, weil sie sonst keinen Job finden. Allerdings ist es eine Illusion zu glauben, daß jemand, der einen Stil an einer Hochschule perfekt gelernt hat, auch alles andere perfekt kann. Konzertpianisten können meist weder Jon-Lord-mäßig orgeln noch einen Analogsynthesizer bis ins Detail bedienen.

5. In eurem speziellen Falle: Legt ihr Wert darauf, daß es ein echtes, reales, physisch vorhandenes Fender Rhodes ist? Das engt die Sache noch mehr ein. Wer heute auf der Bühne Rhodes-Sounds spielt, spielt sie meist von seiner universell einsetzbaren japanischen Workstation ab. Wer höhere Ansprüche hat, spielt Clavia Nord Electro/Stage oder vielleicht noch Roland V-Combo. Oder nimmt ein Masterkeyboard und einen Rechner mit auf die Bühne und spielt Software. Ein echtes Rhodes zum Anfassen haben die Allerwenigsten. Und davon gibt es auch nur wenige, die sowohl gewillt sind, das nicht gerade leichte Gerät herumzuwuchten (auch wenn es leichter als eine B-3 + Leslie 122 ist), als auch ihr geliebtes und womöglich in hervorragendem Zustand erhaltenes bzw. restauriertes Vintage-Instrument aus den eigenen vier Wänden in einen Probenraum oder gar auf eine Bühne zu tragen, wo ihm Wunder was passieren könnte. Solche Leute sind fast so schwer zu bekommen wie diejenigen, die allen Ernstes für 15.000 Euro eine Hammond B-3 und ein Leslie 122 in der oftmals so angepriesenen mint condition kaufen und mit dem Zeugs touren. Also, seid ihr sicher, daß ihr die Flexibilität eines echten Rhodes braucht, auch wenn es schwer zu bekommen, noch schwerer in gutem Zustand zu bekommen und obendrein recht empfindlich und wartungsintensiv ist, und daß man im Gesamtbandsound den Unterschied zu Samples bzw. einer Simulation hören wird? Oder ist es der Showeffekt, daß ein Rhodes auf der Bühne besser aussieht als ein Triton, der wie ein Rhodes zu klingen versucht?


Martman
 
Morgen!
Wenn ich den Musikunterricht betrachte, dann ist momentan Schlagzeug und Gitarre sehr gefragt. Keyboard/Klavier ist weniger gefragt. Vor allem bei den Teens, bei den ganz kleinen ists wieder anders.
Wenn da jemand ans Bandspeieln denkt im Teeniealter, dann wollen se alle Klampfe spielen, der der als letztes schreit der muss Bass spielen. Naja irgendweiner der dann als Kind scho mal Klavierunterricht hatte, dem wird der Traum des Rockklampfers erstmal zerschlagen und er kriegt die Position des Keyborarders zugeteilt, muss ja auch einer mach warum auch immer weiß keiner genau ;)

Klavier oder Keyboardinteressenten gibts schon, so is es net, aber welche die dann Bandambitionen haben weniger, die meisten wollen eher für sich spielen. Da sind Gitarristen und Drummer schon eher dabei und Basser auch noch. Die kennens auch ausm Fernsehen.
Das Problem ist auch das die Kids wenn sie Keyboard/Klavier lernen nicht wirklich wissen was man damit alles machen kann und was ein Keyboarder oder Pianist in einer Gruppe so zu tun hat, wie groß der Einsatzbereich ist. Bei nem kleineren Kind ists auch noch relativ schwierig ihm zu zeigen was denn ein Keyboarder alles zu tun haben kann, aber wenn sie älter sind, geht das schon.
Viele haben echt auch noch den Eindruck, naja Klavier = Klassik und Keyboard (spielt eh von allein ;-) ) = Begleitautomatik und Akkorde mit a bissl einer Melodie die meist Kinderlieder oder komisches Zeug is.
 
und daß man im Gesamtbandsound den Unterschied zu Samples bzw. einer Simulation hören wird?
Bei Fusion sicherlich, den sobald der Rhodist zum solieren ansetzt, kann man den Unterschied zwischen Billig-Triton und dem echten Kübel deutlich hören. Bei ausschließlich Begleitungssachen ist das hingegen egal.
 
@Böhmorgler: :D

Ah, verstehe, bei Euch Tastenleuten ist der Grad der Spezialisierung offenbar wesentlich höher als bei uns Saitenleuten. Ob derjenige, der in Frage käme vorher Flippers oder sonstwas dieser Art gespielt hat, ist mir egal, solange er bei uns seinen Job gut machen würde. Viele der auch erfolgreichen Schlagerfuzzis sind ja sowieso heimliche Rocker, Jazzer oder ähnliches, wie man ja inzwischen weiß ;) .
Ein echter Rhodist ist eher Wunschdenken, daher mache ich mir da keine Illusionen, ebenso bei Hammond o.ä. Aber der Sound eines echten Rhodes läßt mir halt fast einen abgehen. :D . Besser geht's nicht. Das ist ja auch ein Logistikproblem, die Dinger sind ja tonnenschwer.
Normale Keys gehen natürlich auch, zumal sie einfach erstmal als Klangteppich wünschenswert wären (und das ist nicht abwertend gemeint, ich liebe sowas). Alles Weitere kann sich ja im Laufe der Zeit entwickeln. Manchmal muß man sich auch erst auf die Musik einstellen, um richtig dabei abzugehen. Wir sind uns durchaus darüber im Klaren, daß unser Kram manchmal etwas sperrig ist :) . Wir haben allerdings auch etwas straightere Sachen.
Wir brauchen (erst einmal :D ) keinen eisenharten Virtuosen, zunächst reicht etwas Unterstützung durch Einstreuen von Akkorden oder einem String-Arrangement-ähnlichen Soundfundament. Wenn sich dann später eine gewisse Routine eingestellt hat, darf's gern auch mal ein schönes, frickeliges Solo oder ein längerer Off-Line Lauf sein.
Oh, Mann, wenn ich das alles so höre... Ich hoffe, unser Wunsch nach einem Keyboard ist überhaupt erfüllbar. Wir wollen nämlich irgendwann auch mal anfangen, auf Gigs hinzuarbeiten, vielleicht auch mal Aufnahmen zu machen. So, wie's jetzt ist, treten wir nämlich ziemlich auf der Stelle. Ein Bass fehlt uns ja zu allem Übel auch noch :(

@lucjesuistonpère
Das klingt seeehr gut, was Du da vorschlägst, mir läuft's schon kalt den Rücken runter vor Begeisterung, aber ich hoffe, Du weißt, worauf Du Dich einläßt. Von MS bis K sind's bestimmt 1,5 Std Autofahrt.
 
Naja, was ein echte Rhodist ist, der spielt entweder auch live eins, oder wenn er das nicht will, irgendwas richtig gutes á la Stage.
Wer "mal 'n Rhodes" braucht, für den reicht auch das Zeug aus der Workstation, ich denke da sind wir uns auch einig ;)

Zur eigentlichen Frage:
Es gibt eigentlich viel mehr Tasteninstrumentler als man denkt, aber die meisten sind eben tatsächlich entweder Tischhupisten, die leider zum Bandspiel nicht taugen, oder klassisch ausgebildete Pianisten, die garnicht wissen, dass es noch was anderes gibt ;)
Klar, Ausnahmen bestätigen die Regel, und genau das sind die paar Leutchen, die du finden willst.
Das Problem ist: So wie es im Moment aussieht, wird sich auch an den Mengenverhältnissen nichts ändern, denn auch wenn die Keyboards wieder ganz oben in den Charts mit dabei sind (wo kommen wohl die ganzen Sounds für die Massen von R'n'B, HipHop usw. her?), sieht man sie auf kaum einer Bühne.
Die Acts, die als Musiker auftreten (also mit Instrumenten, und mindestens so tun als würden sie live spielen), sind ja meist Rock- oder Metalbands, die entweder garkein Keyboard haben (sondern nur 729 Gitarristen), oder die Keys vom Band kommen lassen.
Die Acts, wo musikalisch gesehen reichlich Keys drin sind, treten meist eher als Tanzgruppe auf. Und selbst, wenn dann dort Live-Musiker dabei sind: Die stehen ja weit im Abseits und vor allem nicht im Interesse des Publikums.
Und die Acts, die als Musiker auftreten und einen Keyboarder haben, sind selten und meist uncool/nicht charttauglich.

Ich denke, das ist zumindest ein Grund, warum Keyboards nach wie vor "uncool" sind und warum es so wenige gibt, die es jetzt lernen wollen...

Interessant finde ich jedoch, dass die Nachfrage nach Keyboards anscheinend immer weiter steigt! Wie oft haben wir denn hier Threads "ich bin Bassist, möchte aber auch in meiner Band ein bisschen Tasten drücken", wo dann offenbar die Bands gerne ihren Sound mit Keys vervollständigen wollen, aber keinen Keyboarder finden? Das macht es natürlich auch nicht einfacher, welche zu finden...
 
Es ist auch so, wie schon erähnt, dass Keyboarder nicht für "richtige" Musiker gehalten werden.
Daher ist Keyboardspielen einfach uncool!!!
Leider unterstützen das meistens die Keyboarder selber, nämlich die, die auf Omas Geburtstag mit der Tischhupe schnell ein Ständchen spieln.
Ich persönlich finde, Keyboard ist ein der schönsten und vorallem abwechslungsreichsten Instrumente dies gibt.
In meiner Musikschule werden allerdings so genannte "Bandworkshops" angeboten, bei denen man das spieln in der Band lernt und kennelern, was dazu gehört, find ich ne tolle Sachen.
Wenn es sowas öfter geben würde, gäbe es sicher auch mehr Keyboarder, die für Bandeinsatz in Frage kommen!
 
Es ist auch so, wie schon erähnt, dass Keyboarder nicht für "richtige" Musiker gehalten werden.
Daher ist Keyboardspielen einfach uncool!!!
Ein Keyboarder hat es ja auch schwer:
- spielt er zu hoch beschwert sich der Gitarrist und kauft sich gleich einen stärkeren Amp
- spielt er zu tief schlägt ihn der Bassist
- spielt er gar nicht, atmen alle erleichtert auf.... um dann irgendwann zu merken, daß doch was fehlt.
 
In meiner Musikschule werden allerdings so genannte "Bandworkshops" angeboten, bei denen man das spieln in der Band lernt und kennelern, was dazu gehört, find ich ne tolle Sachen.
Das ist wohl eher die Seltenheit, denn die meisten Musikschulen, die ich kenne, haben den Popularbereich (=alles, was nicht Klassik ist - sogar Jazz fällt bisweilen darunter :screwy: ) nur als Beiwerk. Muss ja sein.
Aber im Wesentlichen gibts dort vor Allem Klassik. Leider.

Wenns um Bandbetrieb geht, wird das hier häufig außerhalb der Musikschulen gemacht. Unter anderem gibts das "Kulturrevier", wo es beispielsweise auch Band-Workshops gibt.
Und dann liest man in der Zeitung "blabla mit Experten für die einzelnen Musikergruppen: abc für Gesang, xyz für Gitarre, zyx für Bass und natürlich cba für Schlagzeug".
Schade.
 
Ich hab ein ähnliches Problem. Und zwar suche ich schon länger einen richtigen Soundschrauber.

Da ist das Problem noch akuter. Normale Keyboarder für die eigene Band sind schwer zu finden - einen richtigen Synthiegeek kenne ich persöhnlich nicht mal. Das ist auch der Grund, warum ich mich jetzt selber ein wenig in die Richtung spezialisiere.


Jemanden der mit einem Triton rumorgelt und auch in einer Band spielen will findet man ja noch irgendwie, aber jemanden der wirklich Interesse an eigenständigen synthetischen Sound hat und das auch Live umsetzen kann - das ist leider selten. Coverbands haben ja fast immer Tastendrücker. Aber die haben halt eine ganz andere Zielsetzung als ich.

Eierlegene Vollmichsau mit tausend Möglichkeiten, das interessiert mich nicht. Ich will jemanden, der wirklich ein eigenständiges Instrument spielt und seine Gerätschaften dafür nutzt, wozu Elektronik von den Pionieren damals gedacht war: Musik mit neuen Möglichkeiten ausgestalten, nicht Altes zu simulieren.
Das ist alles ohne Wertung, bevor ich hier falsch verstanden werde, aber wenn man hier eine Umfrage unter den Live spielenden Keyboardern starten würde, ich wette fast drauf dass der Anteil, der in einer Coverband spielt sehr viel höher ist als bei den Drummern, Gitarristen oder Bassisten.

Warum ist das so? Wie gesagt, ich will überhaupt nichts gegen Coverbands sagen, ich hab da einen Heidenrespekt vor. Aber gerade bei Keyboardern, also Leuten die ein Instrument bedienen was individueller nicht sein könnte müsste man doch erwarten, dass die alle auch extrem individuellen Sound fahren und auf eigenen Stuff stehen.
 
Kann sein, was nicht unbedingt mit Soundschrauben oder so zu tun hat.
Viele wollen halt einfach keine eigenen Songs machen, gehör ich auch dazu!
 
Das Problem mit dem Soundschrauben ist, dass Gitarristen sich darunter jemanden vorstellen, der kommt und den Sound nach ihren Vorstellungen schraubt. Die wenigsten können akzeptieren, dass der Keyboarder den Sound nach seinen Vorstellungen schraubt.

Das selbe Individualismusproblem trifft sicher auch auf den gesuchten Rhodesspieler aus dem Eingangspost zu. Meine Erfahrung mit den Bands in 0815-Besetzung (1-2 Git, Bass, Keys, Drums) zeigt, dass der Tastenpart schnell in irgendeine Richtung gepresst wird, die einem nicht mal ansatzweise erlaubt, die eigenen Möglichkeiten auszuschöpfen. Dann ists logisch, dass fähige Soundleute lieber in einer Coverband spielen, wo vom Keyboarder extreme Vielseitigkeit verlangt wird. Wers spielerisch freier mag, macht halt irgendeine Form von Jazz, wo man oft das einzige Harmonieinstrument ist.

Und zu guter Letzt fallen wegen der schon angesprochenen Ausbildungsmisere die Leute nicht unbedingt vom Himmel: Fachkräftemangel!
 
"Soundschrauben" ist natürlich ein weites Feld: der eine "schraubt" wirklich und zwar mit Lötkolben und Schraubendreher indem er sich einen Synthie als Modularsystem zusammenbaut und ein anderer "schraubt" eher weniger sondern ändert ein paar Parameter an vorhandenen Sounds.


Mache Arten von Soundschraubern wird man wohl vor allem auch in Syntieforen finden, wie etwa
http://www.sequencer.de/synthesizer/index.php
 
Ich hoffe, alle bis auf einen haben verstanden, wie das in meinem Beitrag gemeint war. Viel Spaß beim Haare spalten und Worte glauben.
 
Das Problem mit dem Soundschrauben ist, dass Gitarristen sich darunter jemanden vorstellen, der kommt und den Sound nach ihren Vorstellungen schraubt. Die wenigsten können akzeptieren, dass der Keyboarder den Sound nach seinen Vorstellungen schraubt.
Das ist wohl ein Problem. Wobei das auf mich jetzt nicht so zutrifft - in einer Band bekommt ja jeder den angemessenen Freiraum, sonst nenn ich sowas Solo-Projekt.

Das selbe Individualismusproblem trifft sicher auch auf den gesuchten Rhodesspieler aus dem Eingangspost zu. Meine Erfahrung mit den Bands in 0815-Besetzung (1-2 Git, Bass, Keys, Drums) zeigt, dass der Tastenpart schnell in irgendeine Richtung gepresst wird, die einem nicht mal ansatzweise erlaubt, die eigenen Möglichkeiten auszuschöpfen. Dann ists logisch, dass fähige Soundleute lieber in einer Coverband spielen, wo vom Keyboarder extreme Vielseitigkeit verlangt wird. Wers spielerisch freier mag, macht halt irgendeine Form von Jazz, wo man oft das einzige Harmonieinstrument ist.
Mir geht es ja schon so, dass ich mich als Bassist in einer Band mit zwei Gitarren eingeengt fühle, wobei ich ja irgendwo doch noch einen unverzichtbaren Part in der R-Gruppe einnehme.
Hat man jetzt die normale Rockband mit zwei Melodieinstrumenten (Als Bassist kann man in so einer Konstellation in der Hinsicht oft nicht mehr viel reißen) ist das Keyboard naturgemäß extrem eingeschränkt. Ich kann mir schon vorstellen, dass man wenig Bock drauf hat, die Hammondhure zu spielen.

Was eher mein Ziel ist geht eher in die Richtung Nine Inch Nails, Kovenant oder so. Ohne Schlagzeug, insgesammt sehr elektronisch.

@ Böhmorgler
Ist eine altbekannte Adresse, war da auch mal unterwegs. Allerdings trifft sich in diesem Forum die komplette Soundschrauberszene Deutschlands - und man sieht wie wenig es sind. Und die allermeisten von denen haben auch kein Interesse am Bandgeschehen, die sitzen lieber zuhause und schrauben ihre Technotracks.
 
Das ist doch ganz genau die Sache, Jay. Also vielleicht spiele ich (v.a. momentan) mit den falschen Leuten, aber, egal ob das Gitarristen oder Trompeter sind - mir kommt es oft so vor, als hätte man als Tastenmensch einen Aufkleber auf der Stirn "Kommandier' mich rum! Geh mir auf die Nerven, wenn ich einen Break verpasse, schreib mir vor, wie was wann klingen muss - nur zu, dafür bin ich ja da."
Selbst bei den Jazzern: "Was, du spielst da eine #11? Dazu kann KEIN MENSCH spielen." Oder dann die Leute, die von einem verlangen, dass man mit "dem Hammond" (welches ein Wurlitzer ist) klingt wie "die Rhodes" von Jimmy Smith auf "House Party". Aha. :confused:
Aber Kreativität auf Knopfdruck ist natürlich auch wichtig: "You just go crazy there." oder man darf über 2 Akkorde ewig spielen - natürlich allein, weil der Rest der Truppe inklusive Bassisten rumtanzt und klatscht und einen einfach zappeln lässt.
Ich übertreibe natürlich schamlos, aber nur ein bisschen :cool:

Übrigens...nur weil ich grade drüber schmunzeln musste...die Hammondhure bin ich dann noch am liebsten. Du bist zwar auf das eine Instrument festgelegt, hast aber eine Menge Möglichkeiten daran und viel Freiheit, weil die anderen meist eh nicht wissen, wie das mit Riegeln, Percussion, Leslie und C/V so genau funktioniert, und man dann entsprechende "Anregungen" mit dem Verweis auf mangelnde Ahnung einfach abwürgen kann :cool:

Zu dem Vintagezeug noch kurz: Also ich muss ganz ehrlich sagen, ich verstehe die Leute bestens, die sich den alten Krempel erst gar nicht antun, oder ihn zu Hause stehen lassen. Selbst wenn beim Schleppen tatkräftig geholfen wird - das komplette Wurly auseinanderzureißen, um 64 kleine Holzhämmer nachziehen zu können, und so Späße bleiben dann doch an einem selbst hängen :eek: :D Oder dass der Bass-Tine fürs Rhodes fast 50€ kostet. Hm. :redface: Und dann bist du immer noch nicht sicher davor, dass irgendwann mal die Frage kommt: "Kannst du nicht da noch so ein Synthi-Dingsda spielen und hier noch Klavier...?"
Ich mein, mir ist es das wert, weil ich eben durchgeknallt bin, aber das muss ja nicht bei jedem so sein :) Bei mir war es meistens sogar andersrum: Ich wollte unbedingt den Kasten mitnehmen und die anderen haben sich schon furchtbar gesorgt, dass der enorme Platzbedarf des Rhodes den Untergang der Welt herbeiführen oder zumindest den Platz auf der Bühne sprengen könnte :D

So, genug Tastenmenschen-Weltschmerz. Normalerweise machts ja immer noch Spaß. Mein Orgeltrio in Deutschland war in der Hinsicht z.B. optimal (und wird es bald wieder sein). Solche Themen bieten nur immer die willkommene Gelegenheit, mal ein bisschen Zeug loszuwerden, das sich so über die Zeit ansammelt :D


So. Einen kann ich mir nicht verkneifen:
Bei Fusion sicherlich, den sobald der Rhodist zum solieren ansetzt, kann man den Unterschied zwischen Billig-Triton und dem echten Kübel deutlich hören. Bei ausschließlich Begleitungssachen ist das hingegen egal.
Keyboards sind eh nur Begleitung. Was meinst du, warum du immer ganz leise gemischt wirst? Kann doch nicht so schwer zu verstehen sein :p
 
Ein großes Problem ist auch einfach, dass es eine Keyboardausrüstung für die Band einfach unheimlich teuer ist! Ein gitarrist bezahlt fürs gleiche Soundniveau viel weniger Geld und hat noch nichtmal das logistische Problem (abgesehen vom Verstärker).

Es hängt auch davon ab was für eine Musikrichtung der ursprüngliche Pianist/Organist besitzt. Hört er neumodischen Rock, wird er weniger Lust haben in einer Band zu spielen, als wenn er z.b aus dem Classic/Acid/Psychedelic-Rock/Beatmusik/Jazz und was sonst kommt.

Sobald sich auch eine Band nicht mit den anderen Instrumenten auskennt gibts so und so immer Probleme. Da hab ich zum glück großes glück in meiner Band. Jeder kennt sich irgendwo schon ein bisschen aus und kann ne Hammond von ner Combo und nen Wurlitzer von nem Rhodes unterscheiden.

Mein größtes glück liegt ohnehin darin, dass wir nur einen Gitarristen besitzen und ich selber den Keybass und die Combo-Orgel übernehme. Muss mir auch keien sorgen mehr machen dass man mich nicht hört seit ich sie mir gekauft hab (die combo) :D
 

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