Zum Thema marginale Unterschiede zwischen Preamps: Das hab ich früher auch gedacht. Und wenn man sich Klangbeispiele in den verschiedenen einschlägigen Foren, Youtube, etc. anhört kann man auch zu dem Schluss kommen, dass die Unterschiede ja nur mit großer Aufmerksamkeit und unter guten Abhörbedingungen herauszuhören sind.
Was bei solchen Klangbeispielen naturgemäß immer fehlt, ist der Vergleich mit dem tatsächlich Klang im Raum. Und man hat diese Sachen auch nicht selbst eingespielt.
Wenn man selbst während der Aufnahme den original Klang gehört hat oder sogar selbst eingespielt hat, dann findet man diese kleinen Unterschiede oft gar nicht mehr so klein. Wenn man wirklcih ansprechende Aufnahmen machen will, kann ich nur dazu raten, mindestens einen guten Mic-Preamp zu besitzen.
Und mit "gut" meine ich nicht einen Möchtegern-Preamp der 200-Klasse, der mit einer Röhre einen angeblichen edlen Charaktersound produzieren soll. Dann sogar lieber die pres aus einem kleinen Mackie-Pult oder so...
Na den Nutzen der Geräte will ich keinster Weise in Frage stellen - finde ich ja auch toll. Die Frage der Priorität muss jeder für sich selber klären/testen.
Das geht mit der (technischen) Beurteilung ja munter weiter - was ist die Referenz? Die Edelabhöre, die Konsumerminianlage, unter Kopfhörern hört man die Flöhe husten...? (eng stehende Lautsprecher machen mehr Effekte hörbar, weiter auseinander stehende machen mehr Raumeindruck, leicht aus der Achse rausgedreht noch etwas mehr...) - unter Abwägung dieser Kriterien und meinem bezahlten Lehrgeld sag ich für mich: Ein vernünftiger Mix ist enorm wichtig - mitunter wichtiger als das heilige Gerät. Wenns dann am Ende doch richtig toll wird (klappt ja nicht immer...) und die Akustikgitarre wie Omo-Export tönt - ist der Ärger groß, das ist man sicher. Müll darf da nicht produziert werden.
Mitunter ist bei den heiligen Geräten ja nicht unbedingt die super Neutralität gewünscht sondern vielmehr ein spezieller Charakter (klar, Klirren und Rauschen soll nicht und eine definierter Impuls wäre schon wünschenswert...).
Mal ne extreme These: Wenn der Gesamtsound Grütze ist (bittebitte losgelöst von etwaigen Hörbeispielen), nutzt mir die brillante Bassdrum auch nix.
Man muss sich mal die ein oder andere Robbie Williams Aufnahme in echt anhören. Da sind bei den Endmischungen teils sehr eigenartige Prioritäten gesetzt worden - das ist alles andere als Highend - darum geht es der Clientel anscheinend nicht. Deshalb bin ich schon ein Verfechter des "ziegruppenorientierten Sounds".
Gilt die alte Regel noch? Der Mischmann/frau darf definitv kein Instrument auf einer Aufnahme spielen, die er selber mischen will (Ausnahmen bestätigen die Regel). Er ist dann komplett befangen. Der Eine ist total stolz auf seinen handgespielten Shaker, der dann brettlaut tönt. Ein Anderer ist recht unzufrieden mit seinem Basspart, wo der Bass dann in Folge nicht zu hören ist...
Übrigens die Rolling Stones hatten bei ihrer Bridges to Babylon Tour live 2 Stück 19Zoll Racks Behringer Zeugs am FOH in Betrieb (digitale Pulte gab's noch nicht so richtig). Argument: Was sollen wir hier mit irgendeinem cleanen sauberen Sound?
...schöner Disput hier - gefällt mir gut...