Warum fängt A bei 110 Hz an?

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Woher kommt die Festlegung dass A bei 110 Hertz anfängt? Warum nicht 100 Hz? Gibt es da einen physikalischen Hintergrund oder ist das einfach nur eine Festlegung wie bei Metern, Meilen, Inch?

Wenn letzteres stimmt, dann könnte man rein theoretisch die gesamte Musik auf andere Wellenlängen basieren? Dass z.b 100 Hz Ton A wäre und 200 Hz die Quinte etc...

Wie ist das beim Gesang? Solange es nicht von Maßstäben wie Klavier abhängt, fällt die Wertung raus, ob beim Singen ein Ton getroffen ist oder nicht?
 
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Den Wikipedia-Link hast du schon, da stehen alle Grundlagen. Hier zu deinen konkreten Fragen:

Wenn letzteres stimmt, dann könnte man rein theoretisch die gesamte Musik auf andere Wellenlängen basieren? Dass z.b 100 Hz Ton A wäre und 200 Hz die Quinte etc...

Man könnte A auf 100Hz stimmen, richtig. Dann wäre die reine Quinte über A (der Ton e) aber 100Hz*3/2 = 150 Hz und nicht 200.

Wie ist das beim Gesang? Solange es nicht von Maßstäben wie Klavier abhängt, fällt die Wertung raus, ob beim Singen ein Ton getroffen ist oder nicht?

Wenn du nur einen einzelnen Ton betrachtest, hast du recht. Ohne Vergleichsinstrument und ohne andere Vergleichstöne kann man nicht entscheiden, ob ein Ton getroffen ist, oder nicht. Diese Situation kommt aber fast nie vor. Schon wenn ein Sänger eine Melodie singt, entscheidet das Ohr i.d.R. schnell und genau über die relativen Abstände der Töne zueinander. Dann kann man schon beurteilen, ob die relativen Abstände stimmen, also ob alle Töne getroffen wurden. Wenn Instrumente dazu kommen, sind Tonhöhen und -namen eben durch Konventionen festgelegt - damit kommt ein Absolutheitsanspruch in die Benennung und die Intonation hinein, der aber letztlich nur kulturelle Konvention ist.

Harald
 
Die Wahl des Kammertons ist eine pure Konvention, auf die man sich geeinigt hat. Sie liegt heutzutage i. W. bei a' = 440 Hz. Da eine Oktaverhöhung einer Verdopplung der Frequenz entspricht, und eine Oktaverniedrigung einer Halbierung, erhält man so automatisch a = 220 Hz, und A = 110 Hz.

Dafür, wie Musik klingt ist allerdings weniger die Frequenz des Kammertons wichtig, sondern die Verhältnisse der Töne zueinander. Nimmt man z.B. die reine Quinte, so heißt das (mehr oder weniger), dass die beiden Töne im Frequenzverhältnis 3:2 zueinander stehen; der höhere Ton hat also die 1,5-fache Frequenz des niedrigeren Tons. Für A = 110 Hz ist dessen Quinte also e = 165 Hz (= 1,5 * 110 Hz), für A = 100 Hz dagegen würde man e = 150 Hz erhalten. Aber in beiden Fällen hört man einfach zwei Töne, die eine Quinte auseinander liegen. Die Wahl des Kammertons hat im Prinzip den selben Effekt wie die Wahl, ob man ein Stück nun in G-Moll oder in G#-Moll spielt. Alte Orgeln sind z.B. nicht selten nach einem Kammerton gestimmt, der um einen Halbton von dem Kammerton mit 440 Hz abweicht, und wenn man da ein Stück in G-Moll spielen will, kommt statt dessen z.B. etwas in der Richtung von G#-Moll raus: J. S. Bach - Fuge g-moll BWV542 (Ton Koopman)

Das heißt natürlich nicht dass die Wahl des Kammertons vollkommen irrelevant ist; für Absoluthörer macht es z.B. einen Unterschied, und wenn man den Kammerton ändert (oder einfach ein Stück transponiert) wird es für die Sänger evtl. schwieriger oder leichter, die hohen oder tiefen Töne zu erreichen. Außerdem sollten natürlich alle Musiker von dem selben Kammerton ausgehend ihre Instrumente stimmen, weshalb die Einigung auf einen konkreten Kammerton wichtig ist.


Was dagegen einen Unterschied für die Klangwirkung der Musik macht, ist die Wahl eines Stimmungssystems, von dem dann auch die Größe der Intervalle abhängt (oft hat man es z.B. mit Quinten zu tun, die nicht genau das Verhältnis 3:2 haben). Ein Klavier oder eine Gitarre z.B. ist heutzutage üblicher Weise in der Gleichstufigen Stimmung gestimmt - zumindest in "unserem" Kulturkreis. Im (Kammer-)Orchester oder Chor dagegen verwendet man mehr oder weniger die Reine Stimmung. Alte Tasteninstrumente dagegen waren häufig mitteltönig oder "ungleichstufig" gestimmt. Im arabischen Raum verwendet man heutzutage vor allem die 24-Stufige Stimmung, eine um Vierteltöne erweiterte Gleichstufige Stimmung. Es gibt aber noch jede Menge andere Stimmungssysteme (im Prinzip unendlich viele), die man unter Begriffen wie Mikrotonale Musik, Ekmelische Musik oder "Xenharmonic Music" zusammenfassen kann.

Stimmungssysteme sind aber ein recht umfangreiches Gebiet, und wenn man sich mit Artikeln zu dem Thema auseinandersetzt stößt man oft auf missverständliche, oder sogar Falsch-Informationen.
 
Der klang hängt aber auch von instrument-spezifischem ab: höher gestimmte saiteninstrumente haben einen glänzenderen, durchdringenderen, obertonreicheren klang, weil sie saiten straffer gespannt sind, bläser treiben den ton durch energiereicheres anblasen in die höhe. Deshalb bevorzugen viele orchester eine höhere stimmung.
Bei sängern kann der kleine unterschied bei spitzentönen bedeutend werden.
Orgeln waren eher tiefer gestimmt.
 

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