Warum eigentlich 2-teilige Gitarrendecke und nicht 1-teilig?

[Bassturmator]

Schön dass Ihr so freundlich übereinander gestolpert seid.

 

[V1PeR]

Der Wichtige Grund ist hier der Gleiche warum ein Gericht in ein in einem lokal ansehnlich angerichtet wird (optional gehen auch "Balzbeispiele").

Die dargestellte Decke ist weder formatiert noch gefügt. Die Holzfehler müssten noch rausgeschnitten werden, es sei denn es ist gewünscht, dass diese als Detail erhalten bleiben. Optik mag hier sicher ein erheblicher Aspekt sein. Warum eine schöne Holzmaserung nicht hübsch in Szene setzen?

Das folgende sind nur weitergehende, optionale Informationen:
Inwieweit man bei nem zweiteiligen, "bookmatch" Top tatsächlich von einer gesperrten Verleimung in konstruktiver Hinsicht sprechen kann lasse ich gerne mal dahingestellt. Man verhindert allenfalls ein werfen über die Länge der Leimfuge. Die Stabilität der Verbindung zwischen dem Korpusholz und der Decke wird letztlich durch eine flächige Verleimung von Längs- auf Längsholz erzielt. Wenn der Verleimprozess flächig gelingt, sprich die Kontaktflächen fugenlos miteinander verpresst werden wirft sich an der Decke nachher nix mehr. Deswegen würde ich auch immer empfehlen die Decke zu formatieren, dann zu fügen, dann auszuhobeln und anschließend wirklich zeitnah auf den Korpus zu leimen.
N bookmatch Top erweckt einen Eindruck von Symmetrie, das ist aufm Auge schon sehr gefällig.

Einteilige Decken gehen natürlich genauso, wenn man ein Stück Holz findet das zum einen ansprechend aussieht und dazu auch die notwendigen Dimensionen aufweist. Nehmen wir als Beispiel gerne hier die von @Stoptail22 gezeigten Wölkchenahorndecken, die mich optisch auch sehr ansprechen. Das Problem bei solchen Hölzern ("burls" generell, sprich Schnitte aus der Maserknolle / Wurzelfuß) ist die Bearbeitung. Der Holzfaserverlauf ist für die Bearbeitung mit schneidenden Werkzeugen schwierig, das gerade das ausrissfreie hobeln zur Herausforderung macht.

 

[VS73]

Ich dachte Flammen/Wölkchen (https://www.public-peace.de/images/product_images/info_images/Shopbilder/Hölzer/Quilted Maple/QM67.jpg) wäre etwas anderes als Wurzel-/Knollenholz (https://redwoodburl.com/wp-content/uploads/2015/03/20190716_085208_resized-e1563565377672.jpg).

Sieht man sich das verlinkte Wölkchen Ahorn-Beispiel an, sieht man die relative gleichmäßige Maserung, die so gar nicht nach Knolle oder Wurzelholz aussieht.

 

[V1PeR]

@VS73 hast natürlich Recht, dass Wölkchenahorn ("quilted maple") kein Schnitt aus der Wurzelknolle sondern einfacher Längsschnitt aus dem Kernholz ist, ich hätte mich sauberer ausdrücken sollen.
Ich wollte hervorheben, dass Hölzer mit "wildem" Faserverlauf deutlich anspruchsvoller in der Verarbeitung mit schneidenden Werkzeugen sind.

 

[OldRocker]

Hey zusammen,

auch ein Grund für "Zweiteilung" einer Decke ist deren Form und die dafür grundliegende Konstruktion plus Tradition.

Eine Geigendecke ist (stark abgeflacht) in etwa glockenförmig gewölbt. Zudem ist sie in der Mitte längsseitig dicker als an den Seiten.
Für eine solche Decke wird also ein keilförmig geschnittenes Stück Holz in der Mitte längsseitig durchgesägt und dann aufgeklappt...womit (in eckiger Grundvariante) der Querschnitt schonmal grob erreicht ist: in der Mitte dicker, nach außen dünner werdend.
Das spart ne Menge Arbeit beim Schnitzen, hat schwingungstechnisch eher Vorteile (durch gleichmäßige Spannung in der Decke) und ergibt diese schöne gespiegelte Optik...dazu spart es hochwertiges Material.

Die Decke einer Paula zB...oder ner PRS ist auch gewölbt...was spricht also dagegen das in der handwerklichen Geigenbau-Tradition herzustellen - zumal das dann auch noch gut aussieht!...dazu kommt, dass ne Gibson Les Paul eigentlich ner Geige recht ähnlich konstruiert ist... "nur" mit nem massiven Block unter einer nur oben gewölbten Decke.

Auch nicht gewölbte Decken (zB auf Akustikgitarren) sind meist gespiegelt aufgeklappt konstruiert. Hierbei geht es um die Spannungsverteilung und um die Maße des Ausgangsmaterials.

Gruß,
Bernie