Warum Custom-Made-Gitarren?

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Hallo Freunde,
aus welchemGrund lässt man sich eine Gitarre bauen?
Es gibt so viel Auswahl, an guten Gitarren, auf dem Markt, die ich alle vorher hören und fühlen kann.
Wenn ich mir eine fertigen lasse hätte ich bedenken, dass mir der Klang nicht gefällt, oder dass sie mir
nicht inder Hand liegt. Warum soll mir eine "Custom-Made", die speziell für mich gebaut wird, besser in der Hand liegen wie eine die ich unter 100 anderen ausgesucht habe?
Bitte erklärt mir das. Nach welchen Kriterien lässt man bauen?

Gruß Hans
 
Eigenschaft
 
Frage Hans: aus welchemGrund lässt man sich eine Gitarre bauen?

Hallo Hans,

es gibt sicherlich emotionale Gründe - aber auch praktische.

Beispiel / Begründung:
Jemand möchte ein "Schätzchen", also etwas, was für ihn eine besondere Bedeutung hat und eben nicht von der Stange ist.
Oder jemand möchte seine persönlichen Wünsche verwirklicht haben und "Stangenware" erfüllt dieses Bedürfnis nicht.
Oder jemand möchte bestimmte konstruktive Merkmale, die eine Seriengitarre nicht bietet; z.B. eine Flamencogitarre mit 46mm Sattelbreite usw...
Oder jemand braucht etwas an der Gitarre, was serienmäßig nicht angeboten wird (vielleicht ein integrierter Aschenbecher:))

Egal wie, auch bei Uhren und Schmuck - selbst bei Autos, Häusern und Yachten gibt es den Wunsch nach Exklusivität und Individualität.
Die Frage, was besser in der Hand liegt, besser klingt oder besser funktioniert usw. ist nicht einfach zu beantworten und in vielen Beiträgen hier im Board mehr oder weniger Diskussionsstoff. Selbst viele Veränderungen an den Gitarren und Bässen hier zählen ja auch quasi als "Custom-Made" ;)

Viele Grüße
 
Das, was ich will, gibt es so nicht zu kaufen.
Meine Fichte/Ahorn Dread, meine all-Koa Jumbo und meine modifizierte OM-45/35 gibt es genau jeweils einmal. Massgefertigt nach meinen Wuenschen.
Ausserdem kosten sie micch nicht mehr als Stangenware. Warum soll ich dann Stangenware kaufen?
 
Das was Vester und Corkonian schreiben, würde ich in weiten Teilen so unterstreichen.
Viele Custom Gitarren sind Modelle die eben einige Optionen bieten, die man normalerweise eben nicht bekommt, oder nur selten auf dem Markt findet, und dann zu wahnsinnigen Preisen. Zeder/Ahorn z.b. oder "exotische" Hölzer (Kirsche ;-), Sinker Wood, Rio-Palisander).

Ich denke in vielen Fällen wird es ungefähr so sein: Da spielt jemand 20-25 Jahre Gitarre und hat schon so einige hochwertige Geräte (zumindest mal in der Hand gehabt) und möchte nun eine neue Gitarre kaufen mit einem Budget von 3-4000€.
Dann guckst du dich auf dem Markt um, und seltsamerweise ist da gar nicht mehr sooo viel.
Klar, du hast diese Markengitarren, bei Western z.B. Martin, Taylor, Gibson, Lakewood, aber der Preis wird oftmals nur durch irgendwelche Verzierungen etc gerechtfertigt, und weniger dadurch, dass sie jetzt doppelt so gut klingen wie eine 2000€ Gitarre.
Es gibt nur wenige Fälle, wo man aus klanglicher Sicht ernsthaft mehr als 3000€ ausgeben muss, um etwas zu finden, was es so nicht sehr ähnlich auch günstiger gibt.

Es geht also in solchen Preisbereichen sowieso immer darum irgendetwas spezielles zu finden. Und wieso dann nicht bauen lassen?
Ich denke, dass da in den wenigsten Fällen ein unbefriedigendes Ergebnis bei rumkommt.
Bei den meisten Gitarrenbauern kann man ja Gitarren vorher anspielen und sagen was gefällt und was nicht. Wenn du da nen Hals hast mit Breite X und Radius Y, dann wird dir der Gitarrenbauer das auch reproduzieren können.

Ansonsten gibt es ja mitlerweile auch diese "Custom von der Stange" Gitarren, etwa bei Stoll und Lakewood, wo man eben von einem Grundmodell ausgehend kleinere Veränderungen vornehmen kann.
Es ist für die kaum Mehraufwand mal nen Fensterkopf und goldene Mechaniken statt dem Standard zu verbauen, oder mal nen Logo einzuarbeiten. Daher kommt man da günstig an solche Custom-Gitarren.

Preis ist auch ne Sache. Custom-Shop muss nicht umbedingt gleich unendlich teuer sein. Es gibt Leute die bauen für 1500€, und die Gitarren lassen vieles andere auf dem Markt stehen.
Hätte ich mich in der Richtung eher informiert, hätte ich vmtl meine Lakewood (die mir außerordentlich gut gefällt) nicht gekauft, sondern mir da was bauen lassen.
 
für den preis (weniger als 1500€) bekomme ich sonst nicht die gitarre mit den eigenschaften und dem aussehen!
z.b hals korpus übergang 12. bund + fensterkopf+46 mm sattelbreite + keine verzierungen und....:great:
 
Es gibt Leute die bauen für 1500€
Eine Gitarre in Handarbeit zu bauen dauert lt. Aussage eines Gitarrenbauers 100 bis 150 Stunden. Wenn dann jemand ein Gewerbe angemeldet hat, geht von den Einnahmen ersma ein Drittel weg. Blieben also bei einer A-Gitte zu 1500 und 100 Stunden 10€ netto pro Stunde. Nur mal so eingeworfen...
 
Dann ruf doch mal z.b. bei Ernie Rissmann in Münster an und frag ihn, wie er das macht ;-)

Logischerweise wird das dann ein sehr einfaches Modell sein, ohne zeitaufwändige Verzierungen, ohne Schellack-Politur, ohne Sonderwünsche.

Und 10€ pro Stunde nach Abzug von Steuern.. gibt Leute die arbeiten für weniger..
Gitarrenbauer ist jetzt auch nicht so umbedingt der super-rentable Job. Ich kenne jedenfalls keinen, der in seiner Luxusvilla Gitarren baut.
 
Und 10€ pro Stunde nach Abzug von Steuern.. gibt Leute die arbeiten für weniger..
Für einen Selbstständigen ist das aber schon sehr bitter. Es fallen ja noch einige andere Kosten an - Ausfallzeiten, Rücklagen, längerfristige Anschaffungen usw.


Aber ich wundere mich sowieso wie günstig Custom Gitarren sind. Selbst wenn für 100-150 Arbeitstunden 3-4k Euro genommen werden. Rechnet man da Material und die laufenden Kosten weg bleibt da immer noch nicht viel auf die Stunde gerechnet übrig.
 
Natürlich arbeiten Leute für weniger als 10€. Aber - mit welchen Qualifikationen? Entsprechend frage ich mich, ob ich mich darauf verlassen kann, dass ein Gitarrenbauer, der für so wenig arbeitet, wirklich so motiviert ist, dass er Topqualität abliefert? Oder darauf, dass er noch in der Lage ist, das zu tun, wenn er 14 Stunden am Tag arbeitet - weil er mit weniger nicht rumkommt?
 
Gitarrenbauer ist ja letztlich auch ein Handwerksberuf mit einer ganz normalen Ausbildung. Eigentlich nicht anders als ein spezialisierter Tischler.
Da steckt ja kein Studium oder sonstiges hinter.
Und natürlich ist der Preisbereich 1500€ eher die Ausnahme. Auch Ernie wird sicherlich in großen Teilen Gitarren bauen die 3000€ aufwärts liegen. Grad mit fanned frets und Multi-Soundhole, was er da so anbietet.
Da steckt halt Entwicklungsarbeit drin, die sich dann bezahlt macht.
Es gibt ja auch genug Gitarrenbauer, die da noch deutlich mehr verlangen. Je nach Materialien und besonders dem Bekanntheitsgrad. Wenn jemand auf Jahre hin ausgebucht ist, dann kostet neue Gitarren halt vllt auch mal das Doppelte. Einfach weil man es sich erlauben kann ;-)

Aber so wirklich reich werden glaub ich die wenigsten Gitarrenbauer. Jeder studierte irgendwas verdient vmtl mehr und oftmals sicher mit weniger Arbeit.
 
Natürlich arbeiten Leute für weniger als 10€. Aber - mit welchen Qualifikationen? Entsprechend frage ich mich, ob ich mich darauf verlassen kann, dass ein Gitarrenbauer, der für so wenig arbeitet, wirklich so motiviert ist, dass er Topqualität abliefert? Oder darauf, dass er noch in der Lage ist, das zu tun, wenn er 14 Stunden am Tag arbeitet - weil er mit weniger nicht rumkommt?

Deswegen lasse ich auch im Ausland bauen. Ich zahle so $5 die Stunde, was in VN eher schon ein Spitzenlohn ist. Dafuer arbeitet in VN fuer mich ein Instrumentenbauer mit 40 Jahren Erfahrung und sein Team.
 
150 std. fuer eine Gitarre? Das macht beim 8 stdg. Arbeiten pro Tag ein Monat! Auschliesslich fuer eine Gitarre? morgens bis abends? Kann ich mir nicht vorstellen...
 
Frage Solocan:......150 std. fuer eine Gitarre? Das macht beim 8 stdg. Arbeiten pro Tag ein Monat! Auschliesslich fuer eine Gitarre? morgens bis abends? Kann ich mir nicht vorstellen...

Hi,

es sind die zu kalkulierenden Gesamtstunden gemeint. Sie enthalten auch Vertragezeiten, Zeiten zur Herstellung von Zubehör, anteilige Wartezeiten oder längerfristige "Feinarbeitsfriemelzeiten" für z.B. Intarsien usw.

Mit Sicherheit baut er auch nicht eine Gitarre/Monat, sondern es werden Arbeiten innerbetrieblich spezialisiert und die Leerzeiten auch für andere Arbeiten genutzt. Sonst geht er pleite. Zusätzlich muss er Fremdstunden in Rechnung stellen, für Arbeiten, die er vergeben hat.

Wenn z.B. drei Leute daran arbeiten, relativiert sich die Zeit schon auf fast eine Woche. Die Herstellungszeit beträgt dann nur 50 Stunden. Trotzdem muss er 150 Stunden kalkulieren, weil ja sonst zwei Leute umsonst daran arbeiten würden :)

Viele Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
Gar nicht.
Ich brauche zu lange dazu, als dass es sich rechnen würde einen Knochen einer Kuh auszukochen, zu schneiden, zu polieren usw.
Also kaufe ich Halbzeug und selbst da brauche ich fuer eine Stegeinlage laenger als sie Wert ist.
 
150 Stunden sind sicherlich viel, aber durchaus nicht utopisch, je nachdem, was für Hölzer verwendet werden.
Beispielswiese Cocobolo entwickelt beim Bearbeiten kleinste giftige Holzsplitter, die die Lunge beim Einatmen zersetzen. Da muss dann mit Atemmaske etc gearbeitet werden, öfter der Staub abgesaugt werden etc.
Schellackpolitur ist auch so ein Zeitfresser, Inlays ebenso.
Auch die Härte des Holzes spielt eine elementare Rolle bei der Bearbeitung: Ich hatte mal eine Gitarre für 22.000€ in der Hand und fragte dann den Meister, wieso sie so unglaublich teuer wäre.
Die Antwort war: Das Holz (Kingwood) wäre so hart, dass er ein mehrfaches der Zeit gebraucht habe im Vergleich mit anderen Hölzern wie Palisander. Sieht dann aber auch anders aus:
pic.php


Eine Gitarre im Monat halte ich durchaus für einen Durchschnitt eines einzelnen Gitarrenbauers. Der eine mag etwas schneller sein, der andere etwas langsamer. Kommt sicherlich auf die Art der Instrumente an.

Zur Stegeinlagenthematik: 30 min sollten problemlos machbar sein. Für einen geübten Handwerker, der die Maße für seine Gitarren im Kopf hat, und die Erfahrung mitbringt die Millimeter abzuschätzen, sicherlich auch noch deutlich weniger. Ich hab für meine erste (und bisher einzige) Stegeinlage so um die 45 Minuten gebraucht, aber da bin ich bestimmt auch nen Dutzend Mal zum "Anprobieren" zur Gitarre gelaufen und hab die Saiten wieder gestimmt. Das sollte ein Profi nicht nötig haben.
 
150 Stunden sind sicherlich viel, aber durchaus nicht utopisch, je nachdem, was für Hölzer verwendet werden.


Eine Gitarre im Monat halte ich durchaus für einen Durchschnitt eines einzelnen Gitarrenbauers. Der eine mag etwas schneller sein, der andere etwas langsamer. Kommt sicherlich auf die Art der Instrumente an.

Vielleicht kann dieses hier (http://www.youtube.com/watch?v=zJatOHIlKdQ) u.a. ein wenig über den zeitrahmen der zum bau einer gitarre benötigt wird aufklären....
 
Vllt auch noch interessant: Die Sichtweise eines Gitarrenbauers zu seinem Beruf:
http://www.kraushaar-gitarren.de/cms/gitarrenbauer.html

Gib auch andere Sichtweisen... ich hab' neulich per Zufall im TV einen sehr schönen Bericht über so eine kleine legendäre Klitsche in den USA gesehen. Keine Website, 1-2 Leute, aber LIEBE zum Instrument, feinste Teile, jahrelange Wartezeiten auch für "Stars", horrende Preise... da ist dann schon mehr "Kunst" danbei.
 

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