Das Thema ist wieder vielschichtig...
Dynamik bei Gitarrenverstärker verstehe ich grundsätzlich als eine tonale Reaktion auf den Anschlag.
Natürlich ist dabei reine Lautstärke die "Minimal-Anforderung".
Die erste Krux ist dabei schon mal, dass maximale Lautstärke Dynamik, 100%ige Linearität beim Verstärker voraussetzt. Sobald da irgendeine Kompression stattfindet, wird halt die Dynamik eingeschränkt. So ein Verhalten ist aber gar nicht unbedingt das, was man sich als Gitarrist wünscht, weil so ein Verstärke immer "gleichartig" auf unterschiedlichen Anschlag reagiert und halt "nur" unterschiedlich laut macht. Solche Verstärker (z.B. Roland JC 120) "fühlen" sich dann eher "steril" an. Genauso kann man es auch übertreiben und ein MRX Dynacomp auf Vollanschlag macht aus einem JC 120 noch lange keinen Amp der attraktiv "mehrdimensional" auf den Anschlag reagiert. Ergo zu viel Kompression ist nicht attraktiv, gar keine auch nicht.
Dann ist es IMO auch zu kurz gesprungen, hier nur den Anschlag (Attack) vor Augen zu haben. Auch das Ausklingen macht enorm viel aus, wie musikalisch sich ein Amp anfühlt. Manchmal wird da dieses "Aufblühen" des Tons und Abhängigkeit vom Anschlag als besonders positives Attribut genannt, was teilweise auch erst durch das Zusammenspiel gute Gitarre - guter Amp richtig deutlich wird.
Dann kommt noch Verzerrung dazu, die auch den über Anschlag dosiert werden kann.
Wie da technisch am "besten" hinzubekommen ist, kann ich nicht wirklich sagen. Da bin ich zu wenig Schaltungsdesigner. Technisch eigenen sich Röhrenschaltungen wohl dafür sehr gut, weil sie im Vergleich zu Transistoren "langsamer/weicher" übersteuern. Fakt ist aber auch, dass es auch sehr gute Transistor/IC-basierte Overdrive Pedale gibt die auch sehr dynamisch-weich-harmonisch beim Clipping auf den Anschlag reagieren.
Richtig ist sicherlich auch, dass die Verstärkereinstellung hier einen großen Einfluss hat. Da gibt es meist so einen "Sweet Spot", der abhängig von der eigenen Spielweise und der verwendeten Gitarre ist. Ein Irrtum dem man hier leicht unterliegen kann ist, dass High-Out-Put Pick Ups hier besonders viel "Dynamik" Umfang liefern könnten. Das Gegenteil ist eher der Fall. Ich weiß nicht genau, ob der Vergleich passt aber mit einer Pipette kann man feiner dosieren, als mit einem C-Rohr.
Daher nehme ich an, dass es da auch beim Amp/Pedal Schaltungsdesign auf die Interaktion der Bauteile ankommt. Die Größe/Höhe der Verstärungsfaktoren der Gainstufen und wie hart/weich die arbeiten.