T7 kann also nicht nur die Septime einer Dur-Tonika bezeichnen, sondern auch die der Moll-Tonika von HM, ImMA7.
Es gibt noch ein Bonbon dabei: Die Sept in HM und MM kann als t(7+) geschrieben werden und damit kann man klar ausdrücken, dass es sich um eine nicht-diatonische Sept handelt (wenn man das denn klarstellen möchte).
Mir ist bislang klar geworden, dass, wäre dieser Thread ein Pferd, ich selbiges von vorn aufgezäumt hätte mit der Frage "Wann kadenziert ein Akkord nicht?"
Zurück zum Thema, genau. Die Frage besteht implizit aus mehreren Teilen:
A)
Wohin kann kadenziert werden? Außer zum Grundakkord - wenn , dann zu welchen anderen noch?
B) Wann
muss kadenziert werden? Wann also wird durch eine Akkordfolge, mit oder ohne Alteration, das harmonische Gefüge soweit verschoben, dass es durch eine andere Akkordfolge, mit oder ohne Alteration, wieder hergestellt werden kann?
C) Wann
kann kadenziert werden? In anderer Fassung lautet die Frage : Wann ist die Stellung des Akkordes bezüglich zum Grundton und die Stellung in der Kadenz eindeutig erkennbar ?
Zu A) Es ist nicht zu erwarten, dass eine Kadenz, die trugschlüssig endet, von vornherein durch passende Akkorde erkannt werden kann. Dann wäre es ja kein Trugschluss. Kadenziert werden kann außer zum Grundton nur auf dessen Vorstufen in der Quintfallsequenz. Das wäre dann eine abgebrochene (= unvollständige) Kadenz. In dieser abgebrochenen Kadenz behalten alle Stufen ihre Funktion zum Grundton bei. Das Ohr hört den letzten Akkord dann "halbschlüssig". D.h. das Ohr weiß, man durch Fortsetzung des Quintfalls zum Grundton gelangen wird. Wenn z.B. in Moll ein Akkord bVII halbschlüssig klingt, dann ist das eine Ausweichung nach Dur, da bVII die bIII dominantisch ansteuert. Wenn die bVII aber nicht halbschlüssig klingt, klingt keine Ausweichung nach Dur an. Damit lässt sich auch die Stellung/Funktion der Vorgängerakkorde nicht näher bestimmen.
Zu B) Ein in diesem Sinn typisch kadenzierender Akkord ist die bVI, noch stärker in der Variante bVI7 oder bVI(#13). Gegenklänge (I vs. bVI) lösen also eine Kadenz aus. Im rein diatonischen Dur ist die Quelle jedweder Instabilität der IIm IIIm Sekundabstand. Im Kontext dieser beiden Akkorde hat IIIm einen (b9). Ansonsten gilt aber: Die kadenziellen Kräfte in der rein diatonischen Skala sind extrem schwach.
Zu C) Die
triviale Lösung lautet: Setze in den Bass Grundton und darüber die Quinte, also T1 und T5, im Wechsel. Oder gleich den Akkord
T5 ("bold" weil Akkord mit Funktion gemeint ist und nicht ein Ton). Dann kann darüber gespielt werden, was man möchte. Es wird sich im konkreten Spiel (Improvisation) sogar einstellen, dass man immer wieder auf die Tonika zurückkommt. Das heißt aber nicht, dass die Akkorde ohne die permanente Bass-Unterstützung genauso funktionieren würden.
Die
melodische Antwort ist: Die Antepenultima ist T2. Dass man beim Übergang T2 - T1 noch T5 und T7 ("Leitton") einschieben kann, ist zwar schön und für die harmonische Umsetzung wichtig, aber das ändert nichts: Antepenultima ist T2.
1. als Parallelklang / Kleinterzabstand nach oben und unten, d.h. bIII und VI
Die nicht-diatonische bIII in Dur bestätigt die Tonika . Es ist doch interessant, dass man mit passender Alteration die Tonika bekräftigen kann - statt sie kaputtzumachen. Dafür sind die Parallelen richtig gut.
2. im Fall des Dur-Gegenklanges IIIm7, der als Umkehrung der Tonika verstanden werden kann: als moll-übermäßiger Dreiklang 1 3 #5
1 3 #5 : Ein übermäßiger Dreiklang, was ist daran moll? Wenn es um I III geht: da hat die III klar eine dominantische Wirkung. Bleibt man dann auf der III stehen, wirkt das halbschlüssig ( Ausweichung nach VIm)
oder noch klarer im Jazz IIIm7 = IMA9 - ohne Grundton.
Wobei "im Jazz" ja IMA9 initial nicht in ionisch Dur, sondern in lydisch steht. Das ist insofern wichtig, weil damit auch Akkord IIIm stabil gebraucht werden kann. Wäre IIIm nicht stabil (siehe oben, IIm IIIm Problem) wäre es mit IIIm als Tonikastellvertreter schnell vorbei.