Wärt Ihr gerne Profimusiker?

  • Ersteller blechgitarre
  • Erstellt am
Ganz klare Antwort:

Es kommt darauf an...

Und die Bedingungen bei denen ich eine Profikarriere in Erwägung ziehen würde lassen das Ganze Vorhaben an diesem Punkt bereits wieder Richtung Traumtanz-Schublade wandern. Leider bin ich zu sehr Realist. Eine ätzende Schwäche von mir.
 
"Wärt Ihr gerne Profimusiker? "

Nein.

1/
Brot, Medikamente und Energie können nicht kopiert oder auf einen 3D-Drucker gedruckt werden. Deshalb haben Ärzte, Bäcker, Wasserarbeiter, Apotheker, Elektriker usw. immer einen sicheren und bezahlten Arbeitsplatz. Leider kann Musik (aus der Sicht ihrer Schöpfer - Profis) kopiert werden. Aus finanzieller Sicht: hoher kollateraler Gewinn- oder Ertragsverlust.
2/
Analfabet ist heute niemand, jeder kennt die Buchstaben und kann schreiben und lesen. Nicht jeder kennt jedoch die Noten. Aber jeder hören und schätzen Musik kann/darf. Leider gelten auch bei der Auswahl der Musik in der heutigen Zeit eine Oberflächlichkeit und ein gewisser "Populismus".

3/
Nicht jede/r berühmte Interpret/in war in der Lage, dem enormen psychologischen Druck auf die Celebrity standzuhalten. Das Ergebnis: Alkohol, Drogen, vorzeitiger Tod (…Beispiele kann sofort irgendeine ernennen…)

4/
Hohe ungewünschte Unsicherheit. Heute hat man einen Top, morgen einen Flop.

5/
Von einem Professional werden immer ein professioneller Ansatz und eine professionelle Leistung erwartet. Zum Beispiel spiele ich morgen in unserer Kirche eine Pfeifenorgel. Morgen ist nämlich Sonntag. Jeder weiß, dass ich ein Amateur bin. Vielleicht ein guter Spieler, aber doch nur ein Amateur. Das ist innere Freiheit für mich. Ich bin ohne psychischen Druck und wenn ich einen Fehler mache, passiert eigentlich nichts.

6/
Wenn z.B. ein Elektriker zu einem Unterhaltung/Ball kommt, will niemand von ihm, dass er sein Akkordeon herauszieht und die Gesellschaft unterhält soll. Von den professionellen Musikern - Akkordeonist erwartet die Gemeinde es als Selbstverständlichkeit. Von Akkordeonisten, die den Eintritt bezahlt haben und unterhalten werden wollen.

7/
Hochwertige professionelle Musikinstrumente sind brutal teuer. Jeder Finanzier oder reiche Snob kann eine gesamte Guitar-Kollektion kaufen. Ein ehrlicher Fachmann arbeitet hart daran, den Kredit zurückzuzahlen, den er für den Kauf seines Scandalli-Extreme-P Konzertakkordeon aufgenommen hat.

8/
Ein Profi leidet, wenn er Lehrer ist. Er möchte talentierte Kinder unterrichten. Er muss alle Kinder unterrichten. Er muss akzeptieren, dass Musik aus der Sicht der Eltern fast immer die Freizeitbeschäftigung eines Kindes ist.

9/
Es ist toll, dass es Profis gibt. Wenn ich etwas nicht weiß, kann ich sie fragen. Wenn ich selbst ein Profi wäre, wen würde ich fragen? ;)

Liebe Grüße, Vladimir
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Ich habe es in meiner Jugend wirklich ernsthaft erwogen. Aus heutiger Sicht bin ich froh, dass es nicht dazu gekommen ist...

Vladimir hat schon viel zur permanenten Unsicherheit gesagt. Und guckt man sich viele der Heroen an, sind sie vielleicht für uns (Gitarristen) die Helden... In Wahrheit wurden die meisten von Ihnen oft hintergangen, schlecht bezahlt, haben Drogen genommen oder gesoffen, weil der Druck zu groß war. Die seltenen Momente des Ruhms wurden teuer bezahlt und wirklich reich sind die Wenigsten.

Die Kunst erfährt heutzutage immer weniger Wertschätzung und auch bei den Musikern kommen Sprüche wie: "Ob Dein Sound jetzt wirklich toll ist, hört doch kein Mensch im Publikum". Da fehlt mir persönlich dann auch der Anspruch an sich selbst bzw. die Darbietung. Das könnte man endlos "ziehen".

Das Konsumverhalten "alles umsonst oder zum Schnäppchenpreis" bringt dann das Ergebnis, dass der Aufwand, den man als Musiker treibt, nicht einmal ansatzweise vergütet wird. Das gilt nicht nur für die "echten" Consumer, sondern auch für die Veranstalter, die Musikindustrie und andere, die gern partizipieren.

Ich höre jetzt lieber auf!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Ich war letztes Jahr Besucher bei einem Fest, wo eine nicht mal schlechte Rockband gespielt hat. Die Musiker haben am Anfang gesagt, wer ihre Mühen für das Konzert honorieren will, über Spenden würde sich die Band sehr freuen. Die Schachtel stehe am Getränkestand. 4 Stunden haben die Musiker die Leute zum Tanzen, Johlen und Gaudimachen gebracht, es wurde jede Menge konsumiert. Am Ende des Konzertes bin ich mit meinem Mann zur Spendendose, um etwas zu geben, (30 Euro für 5 Bandmitglieder sind nicht wirklich viel, mehr hatten wir wirklich nicht, obwohl wir nur ein Getränk und ein Brötchen gegessen hatten), da kam auch schon die Band an und war vom Inhalt der Dose (nur unsere 30 Euro) wirklich enttäuscht. Kein anderer hatte noch etwas dazugegeben... wirklich traurig....

Es darf alles nichts mehr kosten.... aber daß die Musiker Unkosten haben, interessiert keinen. Und das war nur eine Hobbyband.... Ganz ehrlich, Profi hätte mich früher schon gereizt, jetzt nicht mehr...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Ich war letztes Jahr Besucher bei einem Fest, wo eine nicht mal schlechte Rockband gespielt hat. Die Musiker haben am Anfang gesagt, wer ihre Mühen für das Konzert honorieren will, über Spenden würde sich die Band sehr freuen. Die Schachtel stehe am Getränkestand. 4 Stunden haben die Musiker die Leute zum Tanzen, Johlen und Gaudimachen gebracht, es wurde jede Menge konsumiert. Am Ende des Konzertes bin ich mit meinem Mann zur Spendendose, um etwas zu geben, (30 Euro für 5 Bandmitglieder sind nicht wirklich viel, mehr hatten wir wirklich nicht, obwohl wir nur ein Getränk und ein Brötchen gegessen hatten), da kam auch schon die Band an und war vom Inhalt der Dose (nur unsere 30 Euro) wirklich enttäuscht. Kein anderer hatte noch etwas dazugegeben... wirklich traurig....

Es darf alles nichts mehr kosten.... aber daß die Musiker Unkosten haben, interessiert keinen. Und das war nur eine Hobbyband.... Ganz ehrlich, Profi hätte mich früher schon gereizt, jetzt nicht mehr...
.....ja das ist die Härte, ich glaube das liegt an der ganzen kommerziellen überschüttung von kostenlos Musik hören auf YouTube usw.

Ähnliches ist mir in Como am gleichnamigen See in Italien passiert.
In der Fußgängerzone stand ein Typ mit super Gesang und Gitarrenspiel.

Ich saß mit meiner Familie gegenüber zum Abendessen und hörte ihm gerne zu.

Jeder von uns kennt das, oh einer mit Gitarre, schön mal schauen was der so macht und drauf hat.

Während der Zeit sind bestimmt ca. 150-250 Menschen an ihm vorbeigekommen, davon ca. zehn was gespendet.

Als wir gingen wäre es mir wie eine Schande vorgekommen, hätte ich nichts für mehr als eine Stunde Unterhaltung gegeben.

Das mache ich auch in Mailand, an der Galleria Emanuele so, also meine Frau geht Shoppen und ich gebe mein Geld den Straßenmusikern. :m_elvis:
 
Ich würde erstmal die Frage stellen, was überhaupt unter "Profimusiker" verstanden wird.
Scheinen da ja doch verschiedene Vorstellungen davon zu herrschen :whistle:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Auf "professionellen Niveau" spielen? Klar doch. Wobei "professionell" auch schwer zu definieren ist.
Davon leben müssen? Das wäre nicht mein Ding.

Aber für viele derjenigen die ich als "Profi" kenne stellt sich die Frage so wahrscheinlich gar nicht.
Die brennen für ihre Sache und können sich gar nichts anderes vorstellen.
Ich glaube wer so richtig besessen ist, der wird immer so viel Zeit wie möglich mit seiner Musik verbringen wollen.
Alles andere ergibt sich dann irgendwie.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich würde gerne viel Geld verdienen mit meinem mittelmässigen Geklimper.
Aber möglichst ohne viel reisen zu müssen.
Das Thema Drogen müsste man dann noch mal extra diskutieren.
 
Ich denke, dass ein Profimusiker nicht unbedingt mit Erfolg gleichzusetzen ist. Die größten Cover Bands aller Zeiten, also die Orchester im Klassikbereich, haben oft sensationell ausgebildete Musiker auf höchstem Spielniveau und bewegen sich dennoch finanziell nahe dem Abgrund. Landesorchester werden ausgedünnt, so dass auch das Niveau immer mehr abnimmt, weil die Musiker Zweit- und Dritt-Geschäfte betreiben müssen, um über die Runden zu kommen und die Konzentration auf DIE EINE SACHE nicht mehr gegeben ist.

Auf professionellem Niveau zu spielen ist garnicht so kompliziert und auch für mich nicht der wichtigste Punkt beim Profi. Da kommt es eher darauf an, dass man die Anforderungen erfüllt und in der Lage ist, diese auch schnell zu verstehen und umzusetzen, sowie diszipliniert arbeitet. Wenn mir einer ein Notenblatt hinlegt, kann ich komplett einpacken... Ist man darüber hinaus kein Teamplayer, wird es schwer, denn oft wird Unterordnung und Integration verlangt.

Andererseits akzeptieren bzw. tolerieren Profis auch kleine Unwägbarkeiten bei der Darbietung. Da wird man nicht fertig gemacht, weil man sich mal verspielt hat - da wird oft so ein Patzer zur gemeinsamen Herausforderung für die Band und man wird von allen "gerettet" und kann damit auch entspannter zusammen spielen. Ok. Miles Davis war da anders drauf.

 
Jeder der überlegt das Hobby Musik professionell zu betreiben, ist eigentlich schon auf dem falschen Dampfer. Entweder man MUSS Musik machen, kann sich nichts anderes vorstellen oder man sollte es lieber beim Hobby sein lassen. Denn sonst wird der Preis dafür einfach sehr sehr hoch.
Darüber hat Pete Thorn mal in einem Video gesprochen. Bei ihm war es genau so, dass der Gedanke einfach absurd war, irgendwas anderes als Musik zu machen. Und selbst so ein Wahnsinnsgitarrist wie er erzählt dann, dass er "natürlich" früher mit einer eigenen Band und eigener Musik den Durchbruch schaffen wollte. Das ist so nie passiert, aber er ist trotzdem zufrieden mit dem, was er macht.

Ich hab oft als Gedankenexperiment darüber nachgedacht, wie es wäre, Musik beruflich zu machen. Ich hab als Student oft den Luxus genutzt, mir meine Zeit frei einzuteilen und dann dementsprechend auch mal mehrere Tage am Stück damit zu verbringen, Musik zu produzieren, irgendwo bei einer kleinen Veranstaltung zu mischen und einen Tag später wo anders aufzutreten. Und so ein Tag "on the road" ein paar Mal im Jahr ist echt cool. Aber ich hab shcon von zu vielen Profis Äußerungen gehört wie "touring can be really shitty" und so was. Ich glaube, ich gehöre zu diesen Leuten, die einfach nicht versessen genug darauf sind, es zu schaffen. Deswegen wirds bei mir auch nicht passieren, auch wenn Musik(machen) aus meinem Leben nicht wegzudenken ist.
 
"Profi sein" hat nichts mit "Können" zu tun, sondern eher mit "Profit", also jeder der von der Musik leben kann, ist ein "Profi", ganz egal wie gut/schlecht er sein Instrument beherrscht.
Anders ausgedrückt, ein erfolgreicher Profi kann sich gut verkaufen und dann eben von dem was er macht leben. Das verwechseln immer wieder einige User.
Ansonsten müsste die Frage lauten "Würdest du gern dein Instrument besser bis sehr gut beherrschen?" Mit "Geld verdienen" hat das dann soweit nichts zu tun.
Es ist auch ein absoluter Irrglaube zu denken, dass ein "Profi" zwingend besser spielt, oder bessere Musik macht, als der Hobbyist, nein er verkauft sich lediglich besser.

Ob ich lediglich gern vom musizieren leben können will, auf den großen Bühnen stehen will usw.? Nein, mir zu viel Stress, zu viele Verpflichtungen.
Ob ich gern besser spielen können will? Was ich kann reicht mir meistens schon, bin auch viel zu faul intensiver zu üben.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wir sollten uns auf eine Nomenklatur einigen.

Soll es darum gehen, ein Profi zu sein?
Ein Profi, Kurzwort von veraltet Professionist, ist jemand, der im Gegensatz zum Amateur oder Dilettanten eine Tätigkeit beruflich oder zum Erwerb des eigenen Lebensunterhalts als Erwerbstätigkeit ausübt.


Oder um Professionalität?
Der Begriff Professionalität, vor allem das Adjektiv professionell[1], wird auch als Kennzeichnung der Art der Ausübung einer Tätigkeit verwendet, vielfach unabhängig davon, ob dies gegen Bezahlung geschieht.


M.E. kann der Amateur zwar auf professionellem Niveau Musik machen, muss dann aber eben auch neben seinem Tagesjob ungefähr (wenn ich mir die Arbeitsmoral mancher Leute anschaue sogar eher mindestens) den gleichen Aufwand und Einsatz betreiben, den es für die professionelle Ausübung (als Hobbyist) der Musik braucht.

Ein Beispiel (von sicherlich vielen) ist eine meiner Liebingsbands The Order aus der Schweiz. Alle Bandmitgieder haben schon immer solide Tagesjobs, die mit Musik nichts zu tun haben. Die Band produziert sehr professionelle Musik, schafft es aber lediglich drei bis fünf mal im Jahr, diese auch auf die Bühne zu bringen.

 
Für mich ist klar, dass der Profi seine Tätigkeit beruflich ausübt.

Vor 40 Jahren wollte ich als Berufswunsch Profimusiker werden. Mein Vater war dagegen und ich traute mir nicht zu, dass ich die Ausbildung (inkl. Studium) ohne elterliche Unterstützung hinbekomme. Also hab ich statt Musik Physik studiert … und bin Patentanwalt geworden. Auch schon damals war ich mit der Entscheidung zufrieden, weil ich mir auch nicht sicher war, dass ich mit 100 % Musikmachen zufrieden werde. Als Hobby hab ich es mir noch eine Zeitlang erhalten und jetzt vor gut 15 Jahren wiedergefunden. Ich bin happy damit, wie es gelaufen ist, und das ist die Antwort auf die Thread-Frage: Nein, ich bin als Hobby-Musiker glücklich.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
In jungen Jahren träumt man ja gerne mal und da habe ich als motivierter und aufstrebender Gitarrist zumindest kurz nachgedacht, ob das Musikbusiness mit all seinen Facetten, von Musiker bis Instrumentenbauer oder -händler usw., etwas für mich wäre.
Als Gitarrist meinen Lebensunterhalt zu beschreiten, habe ich schnell verworfen, weil ich mein eigenes Talent dafür als nicht ausreichend gesehen habe. Man kann jetzt viel diskutieren, ob "Können" für den professionellen Erfolg notwendig ist. Meinem eigenen Anspruch hätte diese Talent auf jeden Fall nicht genügt.
In andere Beieiche zu gehen und z.B. mit Gitarren/Musikalien zu handeln, wäre auch ein Weg gewesen, das eigenen Hobby mehr oder weniger zum Beruf zu machen. Da habe ich sogar hineingeschnuppert, aber es wurde ja schon angedeutet - nur weil man gerne Gitarre spielt, kann man auch noch andere Neigungen und Interessen haben. Da hat es mich dann irgendwann genauso gebockt, in den Naturwissenschaften/Forschung/Entwicklung tiefer zu bohren, als man es z.B. in der Schule machen konnte.
Dass das am Ende mit einem vergleichsweise doch sehr viel besser bezahlten Job verbunden war, hat mir dann heute sehr viel Gitarren Hobby erst überhaupt ermöglicht. Heute kann ich die Musik machen, die ich machen möchte, ohne mir Gedanken darüber machen zu müssen, was da monetär dabei herausspringt.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Profimusiker ist ein sehr weiter Begriff. Aber als Auftragsmusiker, der halt in diversen Bands und auf Aufnahmen spielt, sich aber im Endeffekt nicht aussuchen kann was. Nein, Das ist kein Job für mich. Als Musiker mit der eigenen Band erfolgreich zu sein und die große Weltkarriere zu machen. Schon eher, aber auch das ist mehr als ein Knochenjob und bis man wirklich verdient dauert das.

Also bleib ich Hobbymusiker, verdien meine Brötchen anders und freu mich, wenn ich spielen und auftreten darf und zumindest der Auftritt selbst ein finanzielles Nullsummenspiel bleibt. Dass ich jemals das Geld wieder verdiene, das ich ins Equipment gesteckt hab, das halte ich für eher ausgeschlossen, selbst wenn es sich insgesamt wahrscheinlich nur um einen 4 stelligen Betrag handelt. Aber so tolle Gagen werde ich bis an mein Lebensende nicht mehr bekommen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben