Ich nehm jetzt schon seit ein paar Jahren auf (n paar selbstproduzierte Aufnahmen finden sich auf
dergitarrist.de - listen to life) und meine Erfahrungen an der Gitarre sind folgende:
Erst die Selbstverständlichkeiten:
- frische Saiten
- peinlich genau gestimmte Gitarren (BITTE! Wenn ihr mehrere Gitarren verwendet und alle leicht anders gestimmt sind, das hört man! nach jedem Take checken...)
- Die Parts allein daheim mit Metronom üben - das sorgt erstmal dafür, dass man die Orientierung nicht verliert, wenn man im Studio einzeln einspielt und zweitens gewöhnt man sich an den Klick. Und das MUSS jeder, der irgendwann wirklich Musik machen will.
Dann so die kleinen Eigenheiten:
- Ich schrubb bevor mein Part einsetzt ganz gern über den Saiten in der Luft, um dann beim Einsatz direkt das richtige Tempo zu treffen - selbst auf professionellen Aufnahmen hört man manchmal, wie eine Spur einsetzt und erst kurz danach das Tempo kapiert hat.
- Leiser spielen als man's live und beim Proben täte: Durch das Doppeln und die extremen Möglichkeiten, in der Nachbearbeitung einen riesen Druck hinzukriegen, kommt's cooler, wenn man vorsichtiger und leiser spielt. Live haut man brutal rein - im Studio kommen leisere Gitarren, die dann aber in der Masse und komprimiert einen riesen Dampf geben.
- Parallel dazu: Weniger Verzerrung als man meint. Wenn man den Sound einstellt und fertig ist, den Gain Regler um 1-2 Stufen zurücknehmen. Zu viel Verzerrung klingt bei 2-6 Rhythmusgitarrenspuren einfach nicht mehr gut. Weniger addiert sich. Man muss immer bedenken, dass man so eine Aufnahme am Ende auf vielen (manchmal sehr vielen, auf unserer CD in einigen Liedern um die 30) Spuren hat, während man live nur zu viert oder fünft auf der Bühne steht. Man macht schnell zu viel, was dann überladen und matschig klingt. N kerniger, etwas dünnerer Sound hingegen läuft gut zusammen und addiert sich wunderbar zu Klangwänden.
- Im Zuge dessen sind auch oft Gitarren mit Outputschwächeren PUs besser im Studio. Live machen die dicken Humbucker ala X2N und Invader einen Mordsdampf und das ist gut so. Aber im Studio matscht's schnell. Ich weiß, die ganzen Metaller hier halten mich jetzt verrückt aber ihr habt nichts zu verlieren, wenn ihr's mal ausprobiert und euren Gainregler weg von der 10 dreht. Give it a shot. Ihr werdet euch echt wundern!
- Alle Spuren in einem Take einspielen - hier scheiden sich die Geister. Viele Musiker spielen ihre Spuren in zig Takes ein ... "Hier nach dem Intro nochmal"... "hier lass mich nach der Strophe nochmal anfangen" - n guter Techniker kriegt's hin und ich hab's selber auch schon gemacht, vor allem am Schlagzeug, weil ich da leider nicht ganz so begnadet bin. Ich bin aber mittlerweile dazu übergegangen, alles immer in einem Take hinzukriegen. Klingt einfach unterbewusst echter und unsynthetischer.
- Sich Zeit nehmen, auch, wenn man keine hat... Studiozeit ist teuer und Anfangs nimmt man sich immer zu viel vor. Aber man spielt keine 11 Lieder in drei Tagen ein. Macht lieber weniger, mit gut Pausen, esst und trinkt viel und macht die 3-4 Lieder in euren wenigen Studiotagen dafür dann richtig gut. Der Studiotech bedankt sich auch, denn je besser das Material, desto motivierter mischt man.
- Wenn man selbst aufnimmt: alles aufheben. Schon oft dachte ich mir 1-2 Wochen danach "hier ist die Gitarre zu laut, da fehlt die Snaredrum, die Becken brüllen zu sehr" und hatte die Aufnahmefiles nicht mehr aufm PC. Generell sollte man zwischen dem Mischen und Releasen 2-3 Wochen lassen, um Abstand zu gewinnen und dann nochmal reinzuhören, vor dem Feintuning.
- Auf den einzelnen Gitarrenspuren bei der Aufnahme möglichst wenig Effekte. Ich z. B. mach Hall, Kompression, Reverb, Phaser und dergleichen prinzipiell danach. Hall drauf geht immer - Hall runter schlecht. Und auch hier hat man bei gedoppelten Gitarrenspuren schnell Matsch.
- Bei der Audiobearbeitung meide ich die Zahl 100 bei sämtlichen Prozentwerten. Bei Störgeräuschminderung, Normalisierung, Effektmixes (v.a. Hall aber auch EQ) und Pan-Reglern haben sich für mich Werte mehr oder minder knapp unter dem Maximum immer bewährt, bis hin zum Mastering am Ende, wo man dann immer noch hochdrehen kann.
Der zweite Absatz sind meine persönlichen Erfahrungen, die ich aus selbstgemachten Fehlern gewonnen hab. Manche Fehler muss man selbst machen um draus zu lernen aber probiert's doch einfach mal aus - vielleicht kommt ihr ja auch zu anderen Ergebnissen.