Danke für das Feedback bisher!
Naja, ich versuche herauszubekommen, was es genau ist... Ich habe das ja nicht grundsätzlich, sondern in gewissen Situationen. Das ist auch außerhalb der Musik so.
In einem Fall bin ich souverän wie nur irgendwas, wo ich dann gefragt werde, wie ich das unter diesem Umständen denn geschafft habe (z.B. eine (Trauer-)Rede halten, in die ich selbst höchst involviert war, tagelang Seminar geben und mir spontan alles aus den Fingern ziehen und komplett souverän rüberkommen, auf Angriffe oder Zwischenfälle reagieren,)
Aber dann gibts Fälle, (z.B. mich bloß vor Leuten für etwas bedanken, oder nen Vortrag halten, den ich mir nicht ausgesucht habe, ne Lehrprobe abliefern, ohne den Sinn in dem Unterrichtsthema zu sehen ...), bei denen ich ähnlich wie bei besagtem Vorspiel komplett gelähmt bin ohne ersichtlichen Grund. Und mich vor allem kein bisschen darüber freue, wenn es vorbei ist, sondern total enttäuscht bin, so unangemessen zu reagieren und dabei zusehen muss, wie ich nicht funktioniere.
Das schon mal vorweg. Es hat also weniger damit zu tun, dass ich etwas nicht könnte oder noch nie gemacht habe, sondern muss etwas mit der Motivation zu tun haben. In den Fällen, wenn es richtig gut gelaufen ist und ich hinterher auch ein erfülltes Gefühl hatte, da war eine riesen Motivation dahinter, das zu tun, weil es mir sehr wichtig war. Da gabs keine Fragen, Zweifel oder sonstiges, was das Handeln gebremst hätte.
In den Situationen, in denen ich Zweifel hatte, ob ich das jetzt gerade möchte oder komplett unfreiwillig reingeraten bin, dann gehen auch Sachen nicht, die im Prinzip gar nix erfordern, außer mit einem vollständigen Satz "Danke" zu sagen, ... und es geht nicht :/ Eigentlich ist das fast zum Lachen ...
Anderes, wo komplexes Handeln, Reagieren und viel Energie erforderlich ist, und ich das auch tun will, die klappen immer sehr gut, zumindest gefühlt und auch vom Feedback her.
Daher denke ich, es kann nicht zwingend an der Vorbereitung liegen (zumal "schwierige Stellen" die viel mehr geübt werden, eigentlich nie Hänger verursachen, sondern nur Stellen, die total einfach sind, die beim Üben nie viel Aufmerksamkeit erforderten und eigentlich immer gehen sollten)
Körperlich hatte ich mich soweit im Griff, wie es bewusst möglich ist. Entspannt, kein Zittern, ruhig geatmet etc.... Aber es war innere Panik da, Herzklopfen und Tunnelblick, Schweiß ... also alles, was auf eine akute Gefahr hinweist, auf die man mit allem reagiert aber nicht mit dasitzen und Akkordeon spielen
Was trotzdem funktioniert hat, waren die Absicherungen bei kritischen Stellen, da wunderten mich kleine Auslasser oder Vergreifer kein bisschen und die hab ich ohne rhythmischen Abbruch einfach einhändig überflogen, max einen Takt lang. Das wär auch kein Problem gewesen, wäre nicht der Totalausfall gewesen. Also es muss nicht perfekt sein. Was es ja eh nicht gibt, aber wenigstens präsent ...
Ich kann mich an Vorspiele von vor über 25 Jahren teil im Einzelnen genauestens erinnern, weil das echt Spaß gemacht hat. Aber solche "Vorfälle" verhalten sich eher wie Unfälle, die aus dem Gedächtnis gelöscht werden.
Scherzhaft sagte ich nach dem Vorspiel, mir wäre lieber gewesen, die hätten alle ne Schlägerei angefangen, da hätte ich gewusst, was ich tue und wäre in einen Flow gekommen ... lach ^^
Es war meines Wissens niemand negativ eingestellt, aber die Situation war total trocken und insgesamt angespannt, weil ja alle mehr oder weniger aufgeregt waren. Es gab auch keine Benotung etc... Es war einfach ein Angebot, auszuprobieren, was vorzuspielen. ich hätte das nicht machen müssen, war aber neugierig, ob es wieder so panisch wird ....
Was ich hätte tun können, wäre Kontakt aufnehmen, aber mir war lieber, ich bleib ganz bei mir. War ich aber so oder so nicht. Es wurde die ganze Zeit über kein einziges Wort gesprochen
Man setzte sich nacheinander nach vorne aufs "Podest" und Feuer frei .... 90 Minuten lang. Erst nachher war Party und Stimmung ... und da gings auch mit dem freien Spielen ganz normal.
Und neue/alte Stücke .... Zumindest von den Stücken, die vom Niveau her angemessen sind, habe ich keine alten Stücke, da ich normalerweise eh nie vorspiele und diese Stücke quasi nur vom Wohnzimmer her kenne. Vielleicht hätte ich einfach ein wirklich altes Stück nehmen sollen, das noch vertretbar gewesen wäre und das ich früher oft vorgespielt habe....
Letztendlich sehe ich bei dem Ganzen nur einen Gegner, nämlich mich selbst. Offenbar tue ich etwas, das ich tatsächlich überhaupt nicht möchte, und reagiere besonders sensibel auf diesen Umstand.
Und ich bin ja nicht der Einzige. Es gab in unserer Gruppe auch andere, echt hervorragende Solisten, die die Situation zwar anstandslos meisterten, wenn auch zitternd, die aber absolut keine Lust auf solche Art Vorspiel haben.
(Vermutlich ist es aber auch ein Trauma aus einer Zeit (das sind genau die 25 Jahre), in der ich mal meinte, als Nebenjob in einer recht dubiosen Kneipe spielen zu müssen, deren Kundschaft einfach null auf Akkordeonspielen stand, hab mich da wochenlang gezwungen hinzugehen ohne große Not und mir da ne Art Ekel vorm Vorspielen genommen. Und auch da stehe ich nicht alleine da, weil es auch andere Spieler gibt, die aufgrund negativer Reaktionen aus dem Umfeld ähnlich traumatisiert sind)