Vocals recorden: in einem Rutsch oder Takt für Takt?

  • Ersteller ninanna
  • Erstellt am
Es gibt Bands, die sozusagen "live" im Studio aufnehmen, weil es ihre Stärke ist und nur so die Energie rüberkommt. Das ist dann auch gut so und alles andere wäre auch Quatsch. Genauso gibt es bands, die jede Passage einzeln Instrument für Instrument ausarbeiten und da spricht auch nichts dagegen.

Man muss ja wissen was man will und versuchen es mit allen verfügbaren Mitteln und Tricks zu erreichen. Dafür sind ja die Werkzeuge da :).
Das schöne ist doch, dass uns heute soviel günstige Technik zur Verfügung steht, die uns unterstützt, dass die Grenzen nur durch uns selbst gesetzt werden. Das hat vor 10 Jahren noch ganz anders ausgesehen ;).
 
Es geht wohl weniger um eine Bewertung, was der bessere Weg ist, sondern welche Wege es gibt und warum man welchen Weg beschreitet. Ich denke nicht, dass es da ein große Uneinigkeit gibt.

Eine Michael-Jackson-Produktion oder Rihanna wird wohl kaum live eingespielt in einem Take möglich sein, um so zu klingen, wie sie klingen soll. Ich persönlich mag solche Produktionen nicht, auch wenn sie am Ende toll klingen. Das heisst aber nicht, dass sie schlecht sind. Sie langweilen mich nur schnell.
 
Von einer Schlagerproduktion aus den 80'er-Jahren, die ich jetzt lieber nicht nennen will, aber Ihr kennt den Song alle, weiß ich, dass es bis zu 64 Spuren für den Leadgesang gab, aus denen dann das brauchbarste zusammengefieselt wurde. Ist vielleicht ein Extremfall, der mit dem Talent der Sängerin zu tun hat...

Banjo
 
Obwohl ich nichts dagegen habe, wenn jemand nicht in einem Stück singt und das auch überhaupt nicht verwerflich finde. behaupte ich: Ja, das hört man.

Ich bin derselben Meinung. Ohne einen auf esoterisch machen zu wollen, es gibt so etwas wie Vibes in einem Song, die nur dann wirklich rüberkommen, wenn der Song eine Einheit bildet. Alles an einem Stück durchzusingen hat nix mit Angeberei zu tun (naja, bei manchen vielleicht schon... :rolleyes: ). Einen guten Witz erzählt man ja auch am Stück und fängt nicht zwischendrin 50 mal neu an und stückelt irgendwas zusammen. Es geht darum ein entsprechendes Feeling so authentisch wie möglich einzufangen.

Aber wie ich schon angedeutet habe, hängt das auch von der Musikrichtung ab...
 
Immer komplette Takes. Im eigenen Studio, in fremden Studios, überall. Bei gestückeltem Einsingen leidet immer das Feeling. Man macht also komplette Takes und entscheidet dann hinterher, ob man Parts austauschen will. In der Regel ist einer der Takes allgemein am besten. Den nimmt man als Basis und ersetzt dann z.B. den einen Refrain durch einen aus einem anderen Take. Ich bin bei ein paar Projekten mittlerweile dazu übergegangen, nur noch einen einzigen kompletten Take zu machen. Und der bleibt dann so wie er ist. Authentischer geht's nicht mehr und wenn ich's nicht hinbekomme, muß ich halt üben :rolleyes:. Mit der Einstellung von Kenshi kann ich nichts anfangen. Wenn ich einen Song nicht durchhalten kann, dann muß ich mir das halt erarbeiten - sonst schneidet man sich doch ins eigene Fleisch. Aber jeder eben wie er/sie mag...

Der Zeitfaktor, den MatthiasT anspricht, ist auch ein wichtiger Punkt - vor allem bei Profis (die allerdings beim Schnippeln wesentlich schneller sind...)

Unterschreibe ich komplett so. Mein Gesang ist ziemlich dynamisch, das macht es gar nicht so leicht, die gleiche Intensität nochmal hinzubekommen. Allerdings schneide ich auch schon mal nach dem ersten Refrain und singe ab der zweiten Strophe neu, wenn ein Take wirklich verbesserungswürdig war. Das geschieht dann aber wirklich aus Zeitgründen. Wenn ich die Zeit habe, singe ich lieber nochmal alles. Bei Backing Vocals ist das jedoch was anderes.

Ich denke, es kommt auf den Musikstil an. Bei unserem Sound ist ein bisschen Dreck schon erwünscht und vor allem der angesprochene "Vibe" sehr wichtig. Wenn man aber einen komplizierten Metal- oder Math Core-Song hat, muss man wahrscheinlich öfter frisch ansetzen. Zumindest ich müsste es. Ich weiß schon, warum wir Punk Rock machen :D
 
M
  • Gelöscht von Banjo
  • Grund: Crosspost, es genügt, wenn Du einen Thread zu dem Thema im Forum aufmachst.
Wow, so viele Antworten, danke!

Ich merk, genau wie die meisten hier auch, dass das Feeling arg leidet. Ich kann mich dann einfach nicht mehr so in die Passage reinlegen, wie wenn ich die Takte vorher noch gesungen hab.

Falls ihr selber noch ein Instrument spielt: In dem Fall auch immer von vorne durchspielen?
Ich schaffs irgendwie nie, ein Stück perfekt so aufzunehmen, ein Fehler ist bei mir immer drin :D Mindestens.
 
Ich versteh nicht, warum ihr alle findet, dass der Vibe des Songs darunter leidet, wenn man die Parts einzeln einsingt. Zu einem guten Sänger gehört doch auch, dass man die Gefühle auf Abruf bringen kann, wenn sie verlangt werden. :gruebel:

Mich würde mal interessieren wie lange ihr im Schnitt für Vocal-Aufnahmen bei einem 3:30 Song braucht. Wenn möglich mit hörbarer Referenz bitte.
Wie oft wiederholt ihr versungene Takes? Ich kann einen Song von meiner Band vll. 6-7 mal singen, danach ist bei mir stimmlich Schluss. Wiederholt ihr auch, wenn das Gefühl in der Strophe nicht 100%ig stimmt, obwohl die Töne drauf sind? Wie und wo nehmt ihr auf?

Ich brauch das jetzt mal ein bisschen genauer.
 
Wow, so viele Antworten, danke!

Ich merk, genau wie die meisten hier auch, dass das Feeling arg leidet. Ich kann mich dann einfach nicht mehr so in die Passage reinlegen, wie wenn ich die Takte vorher noch gesungen hab.

Falls ihr selber noch ein Instrument spielt: In dem Fall auch immer von vorne durchspielen?
Ich schaffs irgendwie nie, ein Stück perfekt so aufzunehmen, ein Fehler ist bei mir immer drin :D Mindestens.

Man fängt ja auch normalerweise ein paar Takte vorher an ;)
 
Ich versteh nicht, warum ihr alle findet, dass der Vibe des Songs darunter leidet, wenn man die Parts einzeln einsingt.
Möglicherweise, weil da was dran ist? :)

Zu einem guten Sänger gehört doch auch, dass man die Gefühle auf Abruf bringen kann, wenn sie verlangt werden. :gruebel:
Zu einem guten Koch gehört auch, daß er aus allem möglichen was wohlschmeckendes zaubern kann. Wenn man ihm aber sämtliche Gewürze etc. wegnimmt, schmeckt's trotzdem fad. Ein Song ist nunmal eine Einheit, es gibt eine Spannungskurve die sich von Anfang bis Ende erstreckt.


Mich würde mal interessieren wie lange ihr im Schnitt für Vocal-Aufnahmen bei einem 3:30 Song braucht. Wenn möglich mit hörbarer Referenz bitte.
Das kann man so nicht sagen, hängt vom Song und vom Genre ab - und davon, wie gut ich mich vorbereitet hab' :rolleyes:
Referenz ist momentan schwierig, da ich schon eine Weile nix mehr "Nomales" aufgenommen hab'. Der letzte war der hier, ist vom Gesang her aber nur als Skizze zu verstehen. D.h. es gab nur einen einzigen Take (und den auch noch abgelesen, weil ich den Text noch nicht auswendig konnte :redface:) als Probelauf zum Anhören und Ideen sammeln. Selbiges gilt auch für den Background, ich hab' 3x einen kompletten Take gemacht, mit je einer anderen Stimme. Den Background singen mir bei der richtigen Aufnahme dann 2 Schülerinnen von mir ein. Dauer des Ganzen ca. 20 Minuten + Zeit für's Aufbauen und Mikrofonieren. Bei der richtigen Aufnahme schätze ich max. 30 Min. für die Leadvocal, Background bleibt abzuwarten.

Wie oft wiederholt ihr versungene Takes? Ich kann einen Song von meiner Band vll. 6-7 mal singen, danach ist bei mir stimmlich Schluss. Wiederholt ihr auch, wenn das Gefühl in der Strophe nicht 100%ig stimmt, obwohl die Töne drauf sind? Wie und wo nehmt ihr auf?

So oft, bis es stimmt :). Mit der richtigen Vorbereitung geht das aber schnell. Selten mehr als 3 Takes, eigentlich nie mehr als 4-5. Wenn es an's Aufnehmen geht, muß man's halt parat haben. Das lernt man bei Studioarbeit sehr schnell - wenn's mal richtig in's Geld geht. Da bucht Dich niemand mehr wenn Du einen halben Tag an einem Refrain rumgeeiert hast... Ich hatte schon Songs, da war nach einem Take stimmlich Schluß, da muß man halt die Pobacken zusammenkneifen und es beim ersten Mal hinkriegen :D. Macht doch auch viel mehr Spaß, wenn man nicht unbegrenzt viele Versuche hat ;). Gefühl hat Vorrang. Immer. Früher hab' ich so ziemlich überall aufgenommen, mich auch als Studiomann buchen lassen. Mittlerweile mache ich alles selbst, nehme also zu Hause oder im Proberaum auf. Solange ich meine Wohnung noch umbaue, muß ich improvisieren, danach wird's ein eingebautes Studio geben :great:
 
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Mich würde mal interessieren wie lange ihr im Schnitt für Vocal-Aufnahmen bei einem 3:30 Song braucht.

Im Schnitt 2, maximal 3 takes. Das hier ist meine letzte Aufnahme (für den MB Songcontest), hat nur einen take gebraucht, haben wir aber auch schnell machen müssen, weil wir sehr wenig Zeit hatten. Es ist aber ein Jazzstandard und da mag ich eh keine Stückelei, daher haben wir´s so gelassen, auch wenn es sicher verbesserungswürdig wäre. Das denke ich allerdings von absolut jeder Aufnahme, die ich bisher gemacht habe, also ist es auch schon wieder relativ....;)
http://www.box.net/shared/i2bf3lzc44

Bei einer richtigen Studioproduktion oder einem Demo würde ich mir natürlich mehr Zeit lassen, obwohl ich bisher erfahrungsgemäß immer diejenige war, die am wenigsten Zeit zum Vocals-Aufnehmen hatte: bisher friemelten die Herren Instrumentalisten ewig lang an ihren Parts und diskutierten endlos beim Abmischen, wie es denn nun klingen solle, die Studiozeit war fast abgelaufen und der Gesang kommt nun mal zuletzt :mad:
Also sind´s da auch nicht mehr als 2 oder 3 takes.... aber bisher hat das ausgereicht.
Ich kann das schon, dieses "Gefühle auf Abruf". Aber beim fünften oder sechsten take nutzt sich das eben auch ab. sing-it hat schon recht, da gehen mitunter tatsächlich die vibes verloren...dann lieber einen anderen Song einschieben....
Ich beneide jeden, der ein eigenes Studio hat und sich mit der Technik auskennt!
 
Wow, vielen Dank für die umfangreichen Antworten. Und eure Aufnahmen sind auch echt toll *.* Da muss ich sagen, dass ich das mit nem One-Take so nicht hinbekommen hätte.

Kurioserweise mach ich auch selten mehr als 5 Takes für den ganzen Song. Meistens nehm' ich dann das Zweite.
Aber ich mach die Parts halt einzeln. Zu hören gibts das unter "Guten Morgen, Lena", siehe Signatur. Aber unsere Songs sind, wie ihr vll. feststellen werdet, stärker in einzelne Parts unterteilt. Zwischendurch sind lange Instrumentalpassagen usw. Schnippeln ist zumindest da die bessere Option.

Interessant ist aber, dass wohl bei uns allen der Trend zur Auswahl des Erst- oder Zweittakes geht.

Ein großes Problem im Studio ist, für mich zumindest, dass ich mich oftmals da zuerst wirklich gut (im Sinne von perfekt) im Bandverbund höre. Manchmal entscheidet man sich da ja auch spontan noch, Sachen anders zu machen, feinheiten zu ändern usw. Da sing ich dann bestimmte Passagen auch gern ein paar mal unterschiedlich.

Bei mir kommt übrigens hinzu, dass ich bis jetzt kein Geld für Studiozeit bezahlen musste.
 
Joanne und I'm sorry auf unserer Myspace ist komplett einmal durchgesungen, beides 1st take. Das ist zwar nicht 100%ig, aber dafür ist einfach die Attitüde richtig, dann stören auch kleine Unsauberkeiten und Geschnodder nicht so. Das meinte ich mit Dreck und Vibe.
An den Backings habe ich ein bisschen länger rumgebastelt. Allerdings hatte ich, wie eigentlich immer, vorher eine Vorproduktion gemacht, die Stimmen waren also fertig arrangiert. Der Knackpunkt ist halt, wie sing-it schon sagte, die Vorbereitung. Wenn man erst noch ausprobiert (mach ich auch durchaus, wenn mein Knöpfchendrücker oder ich ne dolle Idee habe), ist ein 1st take halt nicht drin. Es geht ja auch nicht darum alles im ersten Take einzusingen (auch wenn man's manchmal meinen könnte :D), sondern darum den Song bestmöglich zu transportieren.
 
Dein Link funktioniert nicht - Du hast das Musikerboard drinstehen... Aber guter Song (Distance Is A Bitch) und gute Aufnahme, sehr authentisch und alles paßt zusammen.


Nix gegen's Ausprobieren beim Aufnehmen - so ist mein erstes Album komplett entstanden :eek:. Aber das geht eben nur, wenn keine Kohle im Spiel ist. Man sollte das also trennen können und auch in der Lage sein, einfach und professionell seinen Job zu machen (auch als Amateur), denn sowas gewöhnt man sich an. Und dann geht man irgendwann mit der Band in ein Studio, bezahlt ordentlich Geld dafür und kann nicht effizient arbeiten, sondern lungert mehr oder weniger herum und verbummelt das eh' schon knappe Budget. In einer solchen Situation ist Vorbereitung alles. Wenn ich im eigenen Studio oder beim Kumpel oder so bin, kann man auch einfach drauflos machen. Eine gute Arbeitsweise hat sich aber auch dort bewährt - denn schließlich soll ja am Ende was bei rauskommen...
 
Hm, editieren kann ich jetzt nicht mehr. Also hier nochmal der richtige Link (ist ja nicht so, als ob ich Doofi das eh in der Signatur hätte :D):
www.myspace.com/jacksbasement

@sing-it: Danke schön! Bei dem Song war nix mit 1st take, der fiel mir ziemlich schwer. Da sind zwei, drei Stellen flat, aber ich denke das ist im Rahmen.
 
Also wenn ich für mich selber aufnehme (also beim Songwriting) wirds gerne gestückelt. Das kommt aber von der Tatsache das ich oft was verändere und viele Songs während dem Songwriting aufnehme :)

Im Studio ist das ganze durchzusingen, wenn möglich, sicher besser.
Ich kann mir bei anspruchsvollen Aufnahmen aber auch vorstellen dass man gewisse Parts mit mehr Intensität und Kraft singen kann wenn mans einzeln macht.
 
Zur Anfangsfrage: Ich nehm immer in einem Rutsch auf, Takt für Takt lässt einfach die Musik mehr und mehr tot wirken. Genauso wie bei Gitarren, Schlagzeugaufnahmen usw... Ausser bei Techno, da is es egal :D
 

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