Das mit dem richtigen Zeitpunkt ist immer ziemlich kompliziert. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du den erwischt!
Generell denke ich, dass alle, die wie wir in den 80ern groß geworden sind und sich damals brennend für Gitarren interessierten, den Namen Charvel noch gut kennen als die absolute Nr.1, die Gitarren waren der Traum schlechthin aller Rock- und Metalgitarristen und viele der großen Virtuosen dieser Zeit spielten sie. Die Gitarren waren etwas völlig Neues (Pickups von oben, unlackierte Hälse, ganz breite aber dünne Hälse mit wenig Radius für die neuen Techniken, Jumbo Frets, irre Lackierungen, nur 1 Humbucker usw.) Für uns Teenager waren sie unerschwinglich.
Alle, die kurz nach uns geboren wurden, erlebten Charvel ab 1986 als Japan-Marke (Fort Worth-Modelle), die in direkter Konkurrenz zu Ibanez, ESP usw. stand. Wer Rock/Metal spielte und 500 bis 1000 DM ausgeben konnte, spielte Jackson, Ibanez, ESP oder Charvel.
1992/93 entwickelte sich der Metal vom Mainstream wieder zurück zur Nische, er war durch die ganzen Poser, Hairmetallbands, gefühlte 1 Mio Rockballaden usw. eh lächerlich geworden, das große neue Ding war Grunge.
Metal entwickelte sich in der Nische weiter, über viele Trends wie die ganzen neuen Metal-Sparten und lustige Zwischenhochs wie New Metal.
Allerdings waren es zu diesem Zeitpunkt schon längst nicht mehr Charvel/Jackson, die den Markt bestimmten, das waren (und sind) ESP mit der unglaublichen Endorseranzahl und als technischer Vorreiter eher Ibanez (7-Saiter etc.). Dazu wurden neue Marken groß wie Schecter (ein sehr klangvoller Name aus den 70ern / frühen 80ern, danach nahezu in der Versenkung verschwunden, bis es in den 90ern wieder steil bergauf ging).
Lange Rede, kurzer Sinn: Nicht ausgeschlossen, dass die Sammler immer weniger werden und die Nachfrage sinkt. Wer heute jünger als etwa 40 ist, hat Charvel nur als eine von vielen ähnlichen Marken erlebt, kennt den irren Hype von 79 bis 85 gar nicht. Die seinerzeit riesige Charvel-Fangemeinde ist heute schon deutlich kleiner, auch wenn es noch einen festen Kern gibt. Selbst die ganz großen Sammler um Tracy Jenkins, Bret Dennis und "den bekannten Schweizer" usw. verkaufen heute bisweilen ihre alte Charvels.
Ob es z.B. in 10 Jahren noch eine große Nachfrage nach frühen Charvels gibt, weiß niemand. Mahnende Beispiele sind für mich frühe Hamer, Kramer, BC Rich, RA Gresco, usw. nach denen kaum noch ein Hahn kräht.
Derzeit ist Charvel in einem Preis-Hoch, aber niemand kann sagen, in welche Richtung das mittelfristig geht.