
Günter Sch.
HCA Piano/Klassik
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Das schmale bändchen Busonis kann ich zwar nicht finden, habe es womöglich irgendwann verliehen, will aber nur im titel darauf bezug nehmen. Busoni war ein grenzgänger in mancherlei beziehung: halb italienisch-halb deutsch, der tradition verhaftet mit Bach-bearbeitungen und -ergänzungen, autor einer "Fantasia contrappuntistica" basierend auf der "Kunst der fuge" und einer freitonalen 2. Sonatine, die ich erwähne,weil ich beides gespielt habe. Die oper "Faust" habe ich gehört, sie zeigt den zwiespalt eines komponisten, der im sommer 1924 starb, dem ich mich verwandt fühle, weil ein teil von ihm metempsychisch mit eben dem zwiespalt und zweifel in mich übergegangen sein könnte. Aber von mir will ich nicht reden.
Ein tonystem, das auf den ersten obertönen basiert mit grundton-oktave-quinte-terz, also in jedem klang vorhanden ist, war dem ohr angenehm, wurde im engeren sinne als harmonisch empfunden, blasinstrumente brachten diese töne mühelos hervor, und alphörner schwelgen bis heute darin. Wenn ich aber eine neuere ästhetik skizzieren will, müssen wir davon abstand nehmen und eher überlegen, was denn zu meiden wäre, um der umarmung einer tradition zu entgehen, sie weiterzuführen oder mit ihr zu brechen.
Gotik baute in die höhe, renaissance suchte die ausgewogenheit von höhe und breite, barock liebte üppig schwellende formen, klassizismus war gradliniig, art déco floral, Bauhaus sachlich. Jede epoche suchte tunlichst zu vermeiden, was die vorhergehende ausgezeichnet hatte.
Was muss musik meiden, um sich neu zu positionieren? Da wäre an erster stelle die kadenz, das skelett jeder musik der letzten jahrhunderte und mit ihr die darauf beruhenden formen. Sonate oder sinfonie sind formal nichts anderes als ausgeweitete kadenzen: hauptthema tonika, seitenthema dominante (oder parallele), durchführung modulation, reprise tonika. Gibt es einen ouverturenschluss, der nicht mit trara und V-I endet?
Wie die sonate ist auch die fuge aus der tonalität gewachsen, und ein opernensemble oder -finale ist auch nicht anders möglich. Ein klotz am bein ist der vierstimmige satz, nicht tonal und homophon ist er ein wahrer ohrengraus.
All das zu vermeidende wird aber an allen lehranstalten fleißig gelehrt, und fast ist es zu verwundern, dass der eine oder andere neue wege aus dem dickicht der tradition findet.
Nun ist uns nicht damit gedient zu wissen, was man alles nicht tun sollte, und so will ich im folgenden versuchen darzulegen, was man statt dessen machen könnte.
Da ich hier ohne konzept gewissermaßen ins unreine schreibe und selbst nicht weiß, was am ende herauskommt, bitte ich um vergebung, wenn nicht alles lupenrein daherkommt, manches noch gärt, so wie meine werkstatt nicht immer aufgeräumt ist, manch werkzeug gebraucht oder als untauglich verworfen wird, und ich einen hang zur etruskischen schaffensweise habe: was nicht schnell geht, wird nichts. Diese mir seelenverwandten werkelten nicht mit michelangelesker geduld am harten marmor, sondern formten geschmeidigen ton, der auch, gebrannt, die zeit überdauerte.
Ein tonystem, das auf den ersten obertönen basiert mit grundton-oktave-quinte-terz, also in jedem klang vorhanden ist, war dem ohr angenehm, wurde im engeren sinne als harmonisch empfunden, blasinstrumente brachten diese töne mühelos hervor, und alphörner schwelgen bis heute darin. Wenn ich aber eine neuere ästhetik skizzieren will, müssen wir davon abstand nehmen und eher überlegen, was denn zu meiden wäre, um der umarmung einer tradition zu entgehen, sie weiterzuführen oder mit ihr zu brechen.
Gotik baute in die höhe, renaissance suchte die ausgewogenheit von höhe und breite, barock liebte üppig schwellende formen, klassizismus war gradliniig, art déco floral, Bauhaus sachlich. Jede epoche suchte tunlichst zu vermeiden, was die vorhergehende ausgezeichnet hatte.
Was muss musik meiden, um sich neu zu positionieren? Da wäre an erster stelle die kadenz, das skelett jeder musik der letzten jahrhunderte und mit ihr die darauf beruhenden formen. Sonate oder sinfonie sind formal nichts anderes als ausgeweitete kadenzen: hauptthema tonika, seitenthema dominante (oder parallele), durchführung modulation, reprise tonika. Gibt es einen ouverturenschluss, der nicht mit trara und V-I endet?
Wie die sonate ist auch die fuge aus der tonalität gewachsen, und ein opernensemble oder -finale ist auch nicht anders möglich. Ein klotz am bein ist der vierstimmige satz, nicht tonal und homophon ist er ein wahrer ohrengraus.
All das zu vermeidende wird aber an allen lehranstalten fleißig gelehrt, und fast ist es zu verwundern, dass der eine oder andere neue wege aus dem dickicht der tradition findet.
Nun ist uns nicht damit gedient zu wissen, was man alles nicht tun sollte, und so will ich im folgenden versuchen darzulegen, was man statt dessen machen könnte.
Da ich hier ohne konzept gewissermaßen ins unreine schreibe und selbst nicht weiß, was am ende herauskommt, bitte ich um vergebung, wenn nicht alles lupenrein daherkommt, manches noch gärt, so wie meine werkstatt nicht immer aufgeräumt ist, manch werkzeug gebraucht oder als untauglich verworfen wird, und ich einen hang zur etruskischen schaffensweise habe: was nicht schnell geht, wird nichts. Diese mir seelenverwandten werkelten nicht mit michelangelesker geduld am harten marmor, sondern formten geschmeidigen ton, der auch, gebrannt, die zeit überdauerte.
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