Diese Argumentation würde stimmen, wenn man von rational denken Kunden ausgeht.
Wir allerdings reden von Gitarristen. Das ist ein himmelweiter Unterschied.
Gute Transistoramps werden nicht gekauft. Es gibt kein Interesse an solcher Entwicklung. Deshalb gilt: Produkte sind immer so blöde wie ihre Käufer.
Ich frage mich schon länger, warum man mich an einem Transistoramp mit DSP drinne nicht einfach bestimmen lässt welche Oberwellen bei der Verzerrung betont werden sollen und mir direkten Zugriff auf das Dynamikverhalten und dazu vllt noch ein paar parametrische Bänder zur Verfügung stellt. Aber nö, analoge und digitale Transistoramps lassen sich wohl nur verkaufen, wenn es alle Fehler, Einschränkungen und veraltete Bedienkonzepte von uralt-Röhrenamps übernehmen.
Da gebe ich dir Recht, und merke an das dies meiner Aussage garnicht mal unbedingt widerspricht. Was du ausführst ist halt der Grund, warum so wenig auf dieser Schiene entwickelt wird.
Und das es offenbar viel einfacher ist einen gutklingenden Röhrenamp zu bauen, als einen Modellingamp zu entwickeln, ist wohl auch zutreffend.
Wie gesagt, ich ergreife da für keine Seite Partei. Ich finde es schön, das es genügend Spinnerte gibt, denen alleine das sanfte Glimmen der Glaskolben ein gutes Gefühl gibt. Die sich darüber Gedanken machen, mit welcher Röhre man den Sound noch einen Tick weicher und mit welchem Speaker man den Sound noch etwas luftiger machen kann.
Ich finde es auch toll, das die Entwicklung voranschreitet, und uns immer günstigere, leichtere, flexiblere und besser klingende Amps bescherrt. Es gibt auch dafür offenbar einen genügend großen Markt, nur scheint es schwer damit in den Hochpreis-Markt vorzudringen. Das es aber offenbar möglich ist, hat zuletzt das Axe-FX gezeigt, das auf so breite Resonanz getroffen ist, das die Anfrage zur Zeit nicht gestillt werden kann. Hängt aber auch damit zusammen, das die Produktionsmenge offenbar sehr gering ist.
Soweit ich weiß war der Hughes&Kettner Zenterra kein Verkaufsschlager, obwohl er verdammt gut war/ist.
Die PCL-Vintage Amps kriegen auch auf breiter Front höchst positive Reviews. Ob das auch bedeutet das die Absatzzahlen stimmen, vermag ich nicht zu sagen. Aber das es offenbar auch Gitarristen gibt, die nach Gehör und Verstand, und nicht nach Bauart kaufen, das ist doch eindeutig eine Tatsache.
Über die Tatsache der geringen Akzeptanz kann man sich zwar aufregen, das geht im Endeffekt aber am Thema vorbei. Der Markt wird eben durch die Nachfrage bestimmt, und wenn nunmal die Mehrzahl die Gitarristen Glimmkolben bevorzugt, dann wird auch das vorzugsweise angeboten.
Nervig sind nur die Kollegen, die sich vollkommen unreflektiert das Dogma Röhre=Gut, Transistor/Modeller=schlecht haben indoktrinieren lassen. Wer dann glaubt das eine Röhre an sich ein Qualitätsmerkmal wäre, und ein Fehlen einer solchen einen Amp schon minderwertig macht, dem verschließen sich viele Möglichkeiten. Besonders schade ist es dann, wenn diese Meinung dann auch noch lauthals verbreitet wird.