Ich versuch's zur Abwechslung mal mit einer halbwegs sachlichen Antwort:
Musizieren ist eine Tätigkeit, die den Körper nicht unerheblich beansprucht und führt zum Verschleiss und zu typischen Belastungsbeschwerden. Unabhängig vom Instrument. (Geiger bekommen z.B. oft Ekzeme und Entzündungen am Hals)
Ob und wie stark diese Beschwerden auftreten, ist unterschiedlich. Ich bleib mal bei der Gitarre. Ein paar Beispiele:
Ein Anfänger, der relativ wenig übt, wird permanent Probleme mit den Fingerkuppen bekommen, weil sich Hornhaut nicht bilden kann. Ein Anfänger, der zu viel übt, bekommt eventuell eine Sehnenscheidenentzündung. Ein Profi-Tanzmucker, der ganze Nächte im Stehen spielt, hat möglicherweise Rückenbeschwerden. Und wer sich vor einem 2-Stunden Gig mit Punk-Powerchords mit Alk vollkippt, darf sich über Krämpfe und Muskelzittern nicht wundern. Wer Blues oder Country spielt mit 2o Ganztonbends pro Minute auf 12er-Saiten oder eine Akustik-Gitarre prügelt mit 2 cm-Saitenlage, hört irgendwann seine Fingerknöchel jubeln. Auch eine falsche Greiftechnik kann in den Händen einigen Flurschaden hinterlassen. Nicht nach 6 Wochen, aber nach 10 Jahren bestimmt. Und ab 30 hat eigentlich jeder Musiker, der was auf sich hält, 'nen Tinnitus.
Ich spiel' seit 25 Jahren, täglich im Schnitt eine Stunde plus Proben und Konzerte. Meine kaputten Bandscheiben vergess' ich komischerweise, sobald ich mir die Gitarre umhänge. Der Tinnitus hat sich inzwischen gottseidank auf ein minimales Mass abgeschwächt. Sehr laute und lange Proben verursachen mir allerdings gelegentlich noch höllische Schmerzen im Gehör. Krämpfe in den Fingermuskeln habe ich kaum noch, seit ich vor Gigs reichlich (Saft und Wasser) trinke und Mineraltabletten kaue. Die Finger, naja: wenn ich morgens aufwache, brauch ich etwa eine Stunde, bis ich sie schmerzfrei zur Faust ballen kann. Auch da hab ich beim Spielen selbst die geringsten Probleme, aber im Alltag schmerzen die Gelenke eigentlich ständig. Am stärksten der Zeigefinger der Greifhand - zu viel A-Dur und Barreé-Griffe.
Damit das jetzt keiner missversteht: ich will nicht jammern. Das ist schlicht und einfach normaler Verschleiss, damit muss man leben. Von solchen langzeit-Abnutzungen hat man halt keinen Schimmer, wenn man Mitte 20 ist. Und dass man das nicht wahrhaben will und sich darüber lustig macht, ist auch normal. Aber wenn ihr nach eurem 40 Geburtstag morgens ohne Schmerzen aufwacht, wisst ihr, dass ihr tot seid.
Und dann kommen noch zwei Sachen dazu: erstens ist jeder Mensch (...in unterschiedlichen Lebensphasen...) verschieden anfällig für gesundheitliche Probleme. Und zweitens sind Gitarristen überwiegend Männer. Und die neigen grundsätzlich nicht dazu, Warnzeichen ihres Körpers ernstzunehmen. Einige nehmen sie nicht mal wahr. Und wieder andere, die gaaaanz Harten und böhsen Jungs halten sich sogar für die absoluten Oberhirsche, wenn sie völlig hirnlos ihre Gesundheit an die Wand fahren.
Das heisst: viele haben Beschwerden, nehmen sie aber nicht ernst oder reden nicht drüber, weil "Indianer weinen nicht". Und andere haben einfach Glück und haben jahrelang tatsächlich gar nichts.
Ich habe neulich ein Guitar-Player-Interview mit B.B. King gelesen, der angab, überhaupt keine Probleme mit Schmerzen in seinen Fingergelenken zu haben. (Die Tatsache, dass der Interviewer explizit danach fragte, hat mich stutzig gemacht. Das ist also unter US-Gitarristen ein Thema.)
Aber wer über lange Jahre regelmässig Musik macht (Profi-Musiker), hat im Normalfall irgendwann Beschwerden und Verschleisserscheinungen. Und wenn's 'ne Leberzirrhose oder ein Tripper ist.....fragt mal Ozzy Osbourne...