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DJ Nameless
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Der Musikmarkt kann nicht übersättigt sein, da es eine Art FMCG-Markt ist mit einem Einschlag eines SI-Marktes. Das lässt sich anhand der stabilen Preise für CDs und Downloads auch ganz einfach beweisen, auf einem übersättigten Markt findet ein Preiskampf statt, den es im Musikmarkt nicht gibt. Sonderangebote großer Ketten dienen dem Abverkauf von Lagerbeständen oder als Lock-Anbgebote, es gibt aber keine "99 cent CD-Läden", was letztlich der Beweis für Marktübersättigung wäre.
Auch ein FMCG-Markt kann völlig übersättigt sein - und das ist im Musikbereich aktuell ganz klar der Fall. In manchen Musikrichtungen etwa werden hunderte unterschiedliche Songs produziert, die aber einander extrem ähnlich klingen und keinerlei musikalische Weiterentwicklung zeigen. Das war früher anders: Da hatte jeder Star und jeder Song etwas "Eigenes". Zwar verwendeten auch schon in den 60ern fast alle Bands dieselbe Instrumenten-Besetzung, sofern es dieselbe Musikrichtung (z. B. Beat) blieb, aber da die Songs alle ihre "ureigene" Melodie und Gesangsstimme hatten, klang trotzdem jede Band und jeder Song anders. Heute sind z. B. Banaroo und Yoomiii nahezu überhaupt nicht voneinander zu unterscheiden.
Unter kommerziellen Aspekten (weil ja die Plattenfirmen immer am jammern sind) ließe sich gerade bei solchen Bands m. E. viel Geld bei der Plattenfirma einsparen, indem man diese einander doch extrem ähnlichen Songs (sowohl von der Stilistik als auch von den Gesangsstimmen her) besser von ein und derselben Band hätte veröffentlicht. Man jagt jede Woche eine neue, ähnliche Sau (Band) durchs Dorf, was einfach unglaublich viel Werbebudget kostet, und heraus kommen hunderte einander ganz ähnliche Bands, die kein Mensch mehr alle auseinanderhalten kann, und somit der "persönliche" Bezug zu ihnen verloren geht, und damit die Musik quasi entwertet wird. Genauso die ganzen Boygroups ab den 90ern: Da waren und sind zwar etliche nette Songs dabei - aber alle auf einzelne Singles unterschiedlicher Bands verteilt, und die Alben jeweils mit minderwertigerem Füllmaterial versehen, das aber auch produziert und über den Verkauf finanziert werden muss. Hier wäre eine Konzentration auf weniger Bands, die dann jeweils eine größere Zahl interessanter Titel (eben die ertragreichen Alben) auf den Markt bringen, sicherlich überlegenswert. Dann hätte man eben EINE Band, die den typischen "Boygroup-Sound" repräsentiert, und die würden dann über die Jahre hinweg eine schöne Discografie à la Abba oder Peter Alexander zusammenkriegen. Die derzeitige Situation, eine Band nach einigen wenigen Songs fallen zu lassen und dann wieder mit gigantischem Werbeaufwand eine neue, praktisch identische Gruppe am Markt zu positionieren, kommt einfach viel teurer, als die langjährigen Fans einer beliebten etablierten Band über ein neues Album zu informieren.
Allerdings kann man die Zeit wohl schlecht wieder zurückdrehen, und heutzutage leben wir offenbar in einer Welt, in der Künstlernamen wie Schall und Rauch sind. Und damit hat die Plattenindustrie ein Problem, denn im Wochentakt neue Marken/Stars am Markt zu etablieren, ist offensichtlich nicht rentabel.
"Angebot und Nachfrage" sind in einem Markt, der nicht übersättigt werden kann, da er sich zu schnell mit Innovationen selbst erneuert, einfach kein Thema.
Die letzte wirklich große Innovation in der Popmusik war Mitte der 90er die Möglichkeit, auch den PC als Soundmaschine zu nutzen. Das ist jetzt über 15 Jahre her. Seit der Jahrtausendwende, also in den letzten zehn Jahren, hat es keine musikalische Innovation mehr gegeben, die auch wirklich vom breiten Publikum angenommen wurde. Egal ob Rock, Latin oder House: Das Zeug hört sich größtenteils genauso an wie in den 90ern. Ganz zu schweigen von den ganzen Cover-Versionen heutzutage.
Ich kann dir eh nur raten, dich wenigstens mal im Ansatz über den Musikmarkt zu informieren, dass deine Posts wenigstens ein kleines Bisschen Wahrheitsgehalt haben. Irgendwie habe ich das Gefühl, du lebst in einer anderen Realität.
Ich informiere mich sehr wohl über den Musikmarkt - allerdings querbeet durch alle Genres. Und ich stelle halt fest, dass es zwar derzeit viel durchaus recht hochwertige, anspruchsvolle Musik gibt (sowohl kompositorisch als auch soundtechnisch). Aber da heutzutage jeder Newcomer/Hobbyist soundmäßig nahezu alles machen kann - und das auch in einer bemerkenswert hohen Soundqualität - verliert die Musik an Seele. Früher, als es diese ganze Sampling-Technik noch nicht gab, haben z. B. die Beatles in "Yellow Submarine" Funkverkehr imitiert, indem sie in einen leeren Yoghurtbecher gesprochen haben, und haben Meeresrauschen durch Herumrühren in einer Wasserschüssel nachgeahmt. Heute besorgt man sich solche Sounds in perfektester Qualität auf Sample-CD's. Fast schon krankhaft finde ich auch diese Fragen in den Musiker-Foren (auch im Musikerboard): "Wie komme ich dem Sound von XY am nächsten?" Vor 20 oder 30 Jahren gab es kein Internetforum, wo man nachfragen konnte, und jeder musste selber probieren. Und damals kamen die Leute dann auf wirklich originelle Ideen - wie z. B. Jimi Hendrix, der neuartige Gitarrensounds "erfand", indem er z. B. die Saiten mit den Zähnen anschlug. Auf solche Ideen kommt heute keiner mehr.
In einem Interview schreibt DJ Quicksilver im Prinzip dasselbe:
Und diesem Statement stimme ich uneingeschränkt zu.Kann man Ihren Stil und die aktuelle elektronische Szene vergleichen?
Quicksilver: Die Musik der 90er war einfacher gestrickt. Sie hatte mehr Eier, mehr Wiedererkennungswert. Heute sind die Songs zwar qualitativ besser, aber die Musik selber hat gelitten. Da gibt es nichts Neues, alles ist monoton. Die Musik hat ihre Seele verloren.
Also sorry, aber wo legst du denn bitte auf? [...] Als DJ arbeitet man nicht im Musikmarkt, sondern auf einem Event. Events werden niemals im Internet stattfinden, Versuche gab es schon genug und funktioniert hat keiner. Ich habe den Verdacht, dass "DJ" in deinem Usernamen steht für "Dirk Jürgen" und nicht für "Disc Jockey".
Mein "DJ" steht schon für "Disc Jockey". Mein Haupttätigkeitsfeld liegt schon im Internet, und zwar beim Webradio *gelöscht*. Das Interesse fürs DJ-ing kam bei auch nicht in einer Disco (ich war nie ein Discogänger), sondern durch die - mittlerweile nicht mehr existente - Radiosendung "Partyservice" auf Eins Live. Diese Sendung habe ich früher regelmäßig gehört und fand so Interesse an DJ-Sets. Ohne jemals in einer normalen Disco gewesen zu sein, legte ich mir dann 2002 einen Doppel-CD-Player und ein Mischpult zu, und fing an, wie damals Piet Blank und Mike Litt, zu mixen. Mein Ziel waren eigentlich dann auch weniger Live-Events, sondern DJ-Radiosendungen. So bin ich dann beim Webradio gelandet. Zusätzlich bin ich aber auch noch auf diversen Partys als DJ anzutreffen, aber das läuft eher "nebenher".
DJ Nameless
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