Ich habe mir das L-20 in den letzten Tagen etwas genauer ansehen können. Hintergrund war, dass ich mir ein kleines, kompaktes Teil besorgen wollte, mit dem ich so einfach wie möglich Mehrspuraufnahmen machen kann, ohne gleich das große Zeug auszupacken. Allerdings war der Plan, es als Audiointerface für Reaper zu benutzen. Die konkreten Vorteile, die ich für mich sah, ist eben dass es relativ klein und leicht ist, dass es direkt die Möglichkeit bietet, mehrere Kopfhörer-Mixe zu generieren, und dass es genug Eingänge hat, um auch mal etwas mehr als Gitarre und Stimme gleichzeitig aufzunehmen. Soweit im Groben das was ich aufgrund der technischen Daten heraus finden konnte.
Also habe ich mir das Teil mal geholt und etwas damit herum gespielt. Und weil Standard ja jeder kann, habe ich mir das Teil in Hinblick auf akustische Instrumente und einige nicht so übliche Mikros angesehen. Das nun folgende ist durchaus auch als subjektiv zu bewerten, andere haben vielleicht mehr positive Erfahrungen gesammelt mit dem Zoom.
Das Ergebnis in Kurzform: ist nicht meins, nicht für das Geld und nicht mit den vorhandenen Möglichkeiten.
Das Ergebnis etwas genauer:
1.) Mic Preamps. Ich habe meine Akustik-Gitarre ausgepackt und etwas darauf herum gezupft bzw auch Akkorde geschrumpelt (mehr lassen meine sehr, sehr bescheidenen Gitarrenkünste nicht zu). Abgenommen habe ich die Gitarre mit Condenser (AKG C414, Lewitt LCT 441 FLEX, Beyer CK 703 und Sennheiser MKH 40) und Bändchen (Beyer M160 und Audio Technika AT 4081) Bei den beiden Großmembranern habe ich mal mit den Richtcharakteristiken herum gespielt, speziell auch das Achter-Pattern. Ich habe auch etwas mit dem Abstand der Mikros experimentiert. Dabei ist mir aufgefallen dass man schnell schon deutliches Rauschen mit dem Gain erzeugen kann. Das selbe Setup mit einem Focusrite Clarett Octopre aufgenommen, hat deutlich weniger Rauschen bei mindest gleich guter Aussteuerung ergeben.
2.) Qualität als Audiointerface. Man kann ja mit dem Teil direkt Mehrspuraufnahmen machen, das hat mich eigentlich nicht wirklich interessiert, daher konzentrierte ich mich auf deie Nutzung mit einem Computer (Windows PC) und Reaper. Zwei Dinge, die ich nicht so prickelnd finde. a) es hat nur vier Retour Wege (2x Stereo um genau zu sein) und b) es lässt sich nicht mit 96 kHz verwenden. Letztere Tatsache ist auch ziemlich gut versteckt in Manual während Audiointerface und 96 kHz erst mal prominent in den Highlights genannt werden. Nur geht das eben nicht gleichzeitig. Dazu kommt, dass man die Kanäle nur nach dem Kompressor aufnehmen kann. Beim SD Card Recording kann man noch auswählen ob man vor oder nach dem Kompressor aufnehmen will, aber beim Audio-Interface geht das nicht. Daher kann man den Kompressor auch nicht für den Monitor-Mix verwenden.
3.) Monitor Mixe. Ok, das mit den fehlenden Motorfadern hat mich beim Layerwechsel schon beim Presonus Studiolive gestört, aber geschenkt. Was ich aber nicht toll finde ist dass sich alle Mixe das selbe Stereobild teilen müssen weil es nur den Pan für den Main Mix gibt aber nicht einen individuellen Pan für die Monitor Mixe. Ich kenne einige Musiker, die sich gerne in der Mitte hören wollen und den Rest der Band etwas nach links und rechts versetzt. Das geht hier nicht.
4.) "Control Room" Abhöre. An sich hat man ja mal gerne ein paar Studiomonitore UND Kopfhörer im "Control Room". Das wäre ja beim L-12 nicht so übel gelöst:
Da hat man also zwei getrennt regelbare Ausgänge (einmal L und R getrennt, und einmal den Phones Ausgang). Ich denke dass da auch der Solo-Bus auf beiden Wegen ausgegeben werden können.
Beim L-20 ist das anders gelöst:
Da hat man neben den Monitor Ausgängen A-F noch den "Control Room" Monitor, wie er im Bild ersichtlich ist. Toll ist dass ich da einfach mal Main/Master oder alle Monitor Mixe sowie den Solo-Bus anwählen kann. Aber es gibt da nur den Phones out. Will ich Studio Monitore und einen Kopfhörer mit dem selben Signal versorgen, brauche ich zusätzlich einen externen Monitor Controller.
Dinge wie ein Summen Processing, mit EQ und Kompressor usw, für die ganzen Bus Master (z.B wenn man, wie angepriesen, damit auch mal Live arbeiten will) fehlen halt auch, aber gut. Auch sind da noch einige andere Kleinigkeiten, die mir nicht so gefallen, aber die wären keine Showstopper für mich, so wie die oben genannten.
Unterm Strich sind die Möglichkeiten für mich bei einem Preis von gut 870 € derzeit einfach zu wenig. Schade eigentlich, aber da einige Dinge aus meiner Liste nicht via Firmware gelöst werden können, werde ich mich wohl noch weiter umsehen und inzwischen auf altbewährtes zurück greifen.