Ich fürchte, ich wiederhole in meinem Post jetzt vieles - weil schon so viel richtiges gesagt wurde.
Das eine ist erstmal das Erwartungsmanagement - wie viel Individualität man jetzt gerne auf seinem persönlichen IEM-Mix hätte, und der harten Realität andererseits:
Wieviel weniger Individualität in der Praxis ausreicht, um alle Quellen sauber zu hören, um vernünftig performen zu können.
In jedem Kanalzug/Input gibt es halt NUR einen EQ/COMP/GATE, und ich wundere mich schon über mich selbst, dies so zu schreiben, denn in meiner Gedankenwelt ist es eher so: Es gibt SOGAR in jedem Kanalzug einen EIGENEN EQ/COMP/GATE
(Muss so ein Generationen-Ding sein).
Jetzt ist es ja so, daß man z.B. im UI24r vier "Stufen" an EQ/COMP/GATE hat - einmal im Kanalzug, einmal in der Subgruppe, einmal in der Matrix, einmal im Ausgang.
Sagen wir mal, jede der Stufen wird systematisch "richtig" genutzt, von "hinten" nach "vorne" (im Signalflow gesehen) also ungefähr so:
- In der L+R Matrix sind alle Anpassungen so gemacht, damit die Referenzmusik im Soundcheck, und später der FoH-Mix über die Anlage im Raum in sich gut klingen.
- Die Aux Busse sind so EQ'ed, daß die Monitore in sich gut klingen, und High-Pass-Filter gesetzt um kleinere Wedges nicht mit zu tiefen Low-End zu quälen, und Limiter zum Schutz.
- Im Main L+R ist vermutlich gar nicht viel gemacht - den könnte man z.B. als Stereosumme aufm USB-Stick aufnehmen, und der sollte in sich passen
- In den Bussen wird Klangästhetik betrieben, "shine/air" auf den Vocals, Bus-Kompression für die Instrumente, Ducking
- In allen Inputs werden zunächst mal die notwendigen Basics gemacht
- die High-Pass-Filter gesetzt, um jeweils erst ab der Frequenz zu übertragen, wo nicht nur undefinierter Matsch von der jeweiligen Quelle kommt.
- "nervige" Frequenzen gezogen
- transparenz hergestellt - also Frequenzen gezogen, die einem anderen Instrument im Weg stehen.
Dann hat man auf jeden Fall einen Fehler vermieden - nämlich z.B. in jedem einzelnen Vocalkanal und Instrumenten die exakt gleiche Frequenz gehoben oder abgesenkt zu haben, nur weil sie im FoH-Mix nervte -> und dann folgerichtig im IEM-Mix fehlt, oder umgekehrt.
An dieser Stelle hat man einen soliden Mix, der für die meisten Musiker passen sollte. Und für die anderen Musiker eigentlich auch, wenn sie denn mal in sich gehen und sich fragen, was sie wirklich "brauchen" (vs. "wollen").
Als Sahnehäubchen obendrauf kann man jetzt noch bestimmte Kanäle doppelt patchen, also zwei Kanäle damit belegen, und unterschiedlich EQen (vielleicht) und viel eher: komprimieren.
Kompression von Gesangsvocals im Monitorweg ist nämlich so ein zweischneidiges Schwert. Sänger singen nämlich zuweilen intuitiv gegen den Kompressor an und stressen ihre Stimme mehr als nötig wäre.
Während der Tontechniker sich unschuldig wähnt, und versucht das immer schlimmer werdende Mikrofon-Aufessen-und-gleichzeitig-reinschreien mit mehr Kompression einzudämmen - ein Teufelskreis.
Es gibt ja Konzerte, wo alle Signale auf gleich drei Pulte geplittet werden: Ein FoH-Pult, eins für die Monitore, und nochmal eins für die eine Diva, die ihren eigenen IEM-Mix nochmal ganz anders braucht. Ich mein - wer's sich leisten kann, soll ja ruhig. Aber wir anderen dürfen auch mal mit weniger zufrieden sein.
EDIT: Zwei statt drei Mischpulte ist jetzt auch gar nicht so abwegig, das wäre ja das typische von der Band mitgebrachte "self-contained" IEM-Rack, wo dem Haustechniker/FoH die Splitterpeitsche mit allen Einzelsignalen in die Stagebox übergeben wird, und die Band sich jetzt nur noch untereinander um den richtigen EQ streiten muss, und nicht auch noch mit dem FoH.