HÖFNER - Longscale- Violinenbass um 1985
Vor einigen Wochen erwarb ich diesen Bass, ohne zu wissen, ob es tatsächlich ein Höfner- Violinbass ist. Angefügt der Beitrag, den ich in der Facebook Höfner Guitar Group veröffentlichte, in der Hoffnung, Licht in Dunkel zu bringen.
"Die Geschichte dieses Basses ist ungewöhnlich und zum größten Teil noch im Dunkeln.
Laut eines Vorbesitzers soll dieser Bass eines von 20- 30 Instrumenten einer Kleinstserie von HÖFNER sein. Auch ist die Rede davon, das es sich hier um einen Prototypen von HÖFNER handeln könnte. Longscale- Violinbässe von HÖFNER sind mir nicht bekannt. Im Laufe der Jahrzehnte hat Höfner jedoch im Rahmen seiner normalen Geschäftstätigkeit zahlreiche Prototypen und Sonderbestellungen hergestellt, die in keiner offiziellen Auflistung genannt sind. Eine Antwort von HÖFNER steht noch aus.
Andere meinten, das dieser Bass wohlmöglich aus Bass- Einzelteilen des Nachlasses der Firmen FRAMUS und KLIRA zusammengesetzt worden sein könnte. Dagegen spricht, das beide Firmen keine Modelle hatten, zu denen die Einzelteile passen.
Einige Male wechselte der Bass in den vergangenen 30 Jahren den Besitzer, keiner vermochte es die genaue Herkunft zu ermitteln und viele Diskussionen wurden seitdem geführt. Selbst HÖFNER- Fachleute waren zu keiner abschließenden Meinung imstande, weder ein klares JA, noch ein NEIN.
Der Bass hat die typische Violinenform und Bemessungen des 500/1, die man bei HÖFNER findet. Er könnte jedoch auch aus der 5000/1 Modellreihe stammen. Das Inlay auf der Kopfplatte wird und wurde nur von HÖFNER verwendet, so zum Beispiel auf dem HÖFNER- Bass 187 von 1970. Die Kopfplatte ist HÖFNERtypisch. Die Inlays auf den Bünden findet man bei keinem anderen HÖFNER- Bass, jedoch vereinzelt auf den Gitarren des Herstellers. Statt, wie gewohnt beim 500/1, hat dieser 19 statt 22 Bünde, der Saitenhalter ist verkürzt, die Brücke dementsprechend nach hinten verlagert. Der Saitenhalter ist vom deutschen Hersteller ABM, der HÖFNER lange Zeit belieferte. Die Buchse für den Klinkenstecker ist mit einer Mutter verschraubt und in keiner außen befestigten Metallplatte gelagert. Wohl nicht original scheint die Bedienplatte, die schwarz ist, überdimensioniert erscheint und nur 2 Regler (Volume und Tone) hat. Die Pickups sind die von HÖFNER verwendeten. Der Hals ist geleimt, nicht geschraubt, die 4 Einzelmechaniken sind wie die eines HÖFNER- Basses von 1963, erscheinen aber neuer. Die Lackierung in 3- Farb- Sunburst scheint original, ist jedoch auch nicht HÖFNERtypisch. Das HÖFNER auch in den Lackierungen variierte, zeigt auch das Angebot heutiger Bässe aus des Instrumentenbauers. Verarbeitung und hochwertige Materialien sprechen durchaus für HÖFNER als Hersteller dieses Basses.
Hat jemand weitere Informationen zu diesem Bass?"
Hier nun die Auflösung des Rätsels. Vor einigen Tagen schrieb mir Herr Christian Benker, ehemals Inhaber der Firma Höfner:
"Grüß Gott sehr geehrter Herr Bera,
Gleich vorab, ja, es ist ein Prototyp, vermutlich der einzige dieser Art......
.....Anfangs machte Höfner die E-Bässe mit der kurzen Gitarren-Mensur und später auch mit der langen 86 cm Mensur. Und da kam ein Mitarbeiter oder Team, auf die Idee einen Beatles Bass Korpus mit einer langen (86cm) Mensur zu bauen. Ich kann mich nur dunkel erinnern. Sie bastelten aus vorhandenen Material einen Korpus und einen langen Hals zusammen. Das Resultat sehen sie aus ihren Bass. Es ist ein Fusion Bastel Bass. Mit der Mensur 76cm. Bei der Mensur ist ja immer beim 12. Bund die Hälfte. Also wenn sie nachmessen, ist der Steg sehr weit unten. Und es war kein Platz für einen normalen Saitenhalter. Und durch die Deckenwölbung müsste der Steg sehr hoch werden. Denn wenn die Saiten auf der Griffbretthöhe über die Tonabnehm parallel laufen, kommen sie seh hoch über der Decke unten an. Also, Pech gehabt, geht nicht. Es gab keine entsprechenden Teile. Ich weiß nicht. ob der Bass jemals spielbar war. Würde mich interssieren. Deshalb wurde auch kein Aggregat (so nannten wir die Bedienplatte) eingebaut. Kostet ja alles Geld. Zusammengefasst, oben scheint alles Original zu sein, ab Steg, Saitenhalter, Aggregat nicht......
Mit herzlichen Grüßen
Christian Benker".
Ich bedanke mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Herrn Benker und natürlich auch bei Herrn Lemme, durch dessen Kommentar zu meinem Beitrag ich auf die richtige Spur kam.
Nun ruht der Bass und ich mag gar nicht mehr auf ihm spielen, aus Angst, ihn zu beschädigen, den einzigen Höfner Violin Longscale Bass der Welt. Soll er ins Museum? Was meint ihr?