Urlaubstip (nicht nur) für den Sommer: Wie man auf einem Musik-Workshop nebenbei Fremdsprachen lernt, nette Leute trifft und in andere Kulturen taucht

mk1967
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Heute möchte ich euch zur Vorbereitung auf den Sommer von meiner liebsten Urlaubs-Form erzählen. Sie schlägt gleich drei oder sogar vier Fliegen mit einer Klappe, siehe oben.

In meinem Falle ist der Schauplatz Frankreich. Die Methode läßt sich aber natürlich mühelos noch auf etliche andere Länder (Spanien, Polen, Italien, Ungarn, Tschechien...) übertragen - wo auch immer es einen persönlich hinzieht. Und wohl auch auf andere Betätigungen als das Musikmachen (auch Tanz, Theater, Malerei, was weiß ich).

Alles begann damit, daß ich meine mühsam zusammengebüffelten Französisch-Kenntnisse verbessern wollte. Zudem mag ich die Kultur unseres Nachbarlandes und wollte (nach über 25 Jahren) endlich wieder nach Kräften in sie eintauchen - nun erstmals mit mehr als nur den aller-rudimentärsten Sprachkenntnissen.

Viele Leute machen in solchen Situationen einen Sprachurlaub. Aber dort sitzt man in einem Klassenraum in Marseille oder Toulouse dann (womöglich) vormittags auch wieder nur mit denselben Leuten zusammen, die man zuvor in Köln, München oder Castrop-Rauxel im abendlichen VHS-Kurs getroffen hat. Nachmittags dann ein sicher gut organisiertes, aber eben doch nur Touri-Programm.

Die Alternative zum Sprachurlaub

Das muß doch anders besser gehen, dachte ich mir, und erinnerte mich zum einen an den bekannten jährlichen Jazzworkshop von Remscheid (Jazzemble), zum anderen an eine Mitte der 80er Jahre mitgemachte "Internationale Jugendmusikwoche", damals organisiert vom "Arbeitskreis Musik in der Jugend" im "Internationalen Haus Sonnenberg" im Oberharz - von der ich bis heute noch Kontakt zu jemandem habe: höchst angenehme Atmosphäre auf beiden Veranstaltungen.

Und so was gibt es sicher nicht nur in Deutschland, oder?

Das Rezept:

Man packt sein Instrument ein und fährt zu einem Musikworkshop im Land seiner Wahl (in meinem Falle also in Frankreich), auf dem man voraussichtlich viele Leute trifft, die

1. gemeinsam haben, daß sie gern Musik machen, dabei aber
2. keine zu hohen Ambitionen hegen, sondern vor allem
3. eine gute Zeit miteinander verbringen wollen und
4. so weit wie möglich nicht aus dem deutschsprachigen Raum kommen.

Es geht also keineswegs um eines der bekannten Angebote für gutbetuchte Deutsche, die unter deutschsprachiger Anleitung in der Toskana oder in der Provence eine Woche lang ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Das wäre dann doch wieder nur das "Raumschiff Deutschland" ohne echte Berührung mit dem anderen Land.
Sondern es soll umgekehrt ähnlich laufen, wie wenn z.B. auf dem besagten Remscheider Jazzworkshop ein Franzose auftaucht: Der kann sich dort bis zum Hals in unserer hiesigen Musik-Mach-Szene tummeln.

Die Suche nach der passenden Veranstaltung

Das Internet bildet in diesem Falle natürlich die Suchmöglichkeit Nummer eins. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich gesucht habe, um was Passendes zu finden - ich habe mich aber danach gerichtet, wie sich die Workshop-Initiativen auf ihren Seiten präsentierten: dort kann man ziemlich schnell riechen, ob die genannten vier Kriterien erfüllt sind. Zusätzlich habe ich natürlich nach was musikalisch Passendem gesucht.

Der Plan B: Im "Katastrophenfall" (mein Französisch versagt komplett) hätten sich die Leute sicher immer noch gefreut, einen Bassisten mehr zur Verfügung zu haben - und die Beispiel-Stücke, die auf der Internetseite genannt wurden, kannte ich gut.

Meine Auswahl (um sie nur als typisches Beispiel zu nennen) entpuppte sich als 100%iger Volltreffer :juhuu::
eine Workshop-Initiative, die seit fast 30 Jahren aktiv ist und Veranstaltungen in derjenigen Hälfte Frankreichs veranstaltet, die mir von jeher besonders zusagte: also grob gesprochen südlich der Loire-Linie.

Nette Leute.
Heiter-gelassene Atmosphäre.
Buchstäblich freudevolles Musikmachen.
Gutes Essen (Noch Fragen? Wir waren schließlich in Frankreich :cool: ).
Die persönliche Kreativität anregende und doch entspannte Tagesabläufe.
Viel zu lachen.
Und alles in der fremden Sprache, die man lernen wollte.
Was wollte man mehr?

Ich könnte Euch jetzt den Namen der besagten Initiative nennen - das mache ich aber bewußt nicht. Denn wenn über die Jahre nach und nach 600 Leute diesen Beitrag anklicken, 60 davon auf das zugehörige Workshop-Portal gehen und 20 sich bei der nächsten Gelegenheit anmelden, bestünde dort ratzfatz ein nennenswerter Teil der Teilnehmer aus einer deutschen Kolonie - damit wäre der Sinn und Zweck der ganzen Unternehmung für die Katz und obendrein die besondere landestypische Atmosphäre vor Ort futsch: der Teutonengrill im übertragenen Sinne.
Besonders tödlich auswirken würde sich das gerade bei dieser Sorte Workshops: denn sie laufen in der tiefsten Provinz ab - wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen: 30 bis 60 Leute aus ganz Frankreich kommen dort zusammen und machen in verschiedenen Ensembles Musik. Das ist ganz was anderes und viel schöner, als wenn man sich z.B. mitten in Paris träfe.

Ihr müßt also schon auf eigene Faust auf die Suche gehen :). Aber ihr werdet garantiert was Passendes finden.

Dazu nur ein paar Suchtips, bezogen auf die obigen Kriterien:
  • Aus den Internetauftritten der Workshops werdet ihr schnell herausfiltern, wie es dort musikalisch zur Sache geht oder nicht. Mitunter findet man auch Videos von Konzertabenden. Man sollte sich dringend eher für Hobby- als für Semiprofi-Niveau entscheiden. Denn zum einen darf eines nicht passieren: daß man musikalisch überfordert ist. Dann gibt es schnell Schwierigkeiten innerhalb der Band - ihr kennt das von Sessions o.ä. in Deutschland. Und zum anderen hat man bei ambitionierten Workshops schnell eine Atmosphäre um sich herum, in denen alle verbissen in den Ecken hocken und ihre Zweiunddreißigstel-Licks über Fünfsiebteltakte oder die Melodie von "Donna Lee" üben: Es geht ihnen nur noch darum, musikalisch zu wachsen - was um sie herum passiert, ist ihnen egal. Mal überspitzt gesprochen. Das wäre dann eine ungeeignete Atmosphäre, wenn man Land und Leute von ihrer angenehmen, ungezwungenen Seite kennenlernen will.
  • Am Internetauftritt könnt ihr auch schnell sehen, wie es mit der Herkunft der Teilnehmer aussieht: Ist er nur in der Landessprache gehalten? Bestens. Oder auch in Englisch? Dann sollte man herauszukriegen versuchen (ggf. mit einem Anruf bei den Veranstaltern - man kann ruhig ehrlich von seiner Motivation erzählen, sollte natürlich klarstellen, daß man in erster Linie als Musiker kommt, nicht als Sprachschüler), woher die Leute kommen und welche "Verkehrssprache" vor Ort gesprochen wird. Oder besser gleich weitersuchen nach einem Workshop, dessen Internetauftritt sich auf die Landessprache beschränkt.
  • Was für die Musik gilt, gilt auch für die Sprache: Überfordern sollte man sich auf keinen Fall. Bevor man sich in ein solches Workshop-Abenteuer stürzt, sollte man also ein gewisses Niveau in der Sprache erreicht haben. Anderenfalls wird man vor Ort eher zum nervenden Störfaktor - stellt euch vor, ihr wäret in Remscheid oder Ettlingen oder müßtet für einen aus eurer Band permanent die simpelsten Dinge übersetzen. Mehr als nur punktuell zum Englischen Zuflucht zu nehmen, wäre auch nur ein Notnagel und letztlich für alle Beteiligten eine Spaßbremse erster Klasse. Ich meine mich zu erinnern, daß ich vor meinem ersten Workshop dieser Art ohne größere Schwierigkeiten einen Französischkurs auf Niveau B1 absolviert hatte - damit ging es dann vor Ort gerade so insoweit, als ich drauf aufbauen konnte. Mit der Zeit hat sich das natürlich deutlich gebessert. Ich war insgesamt sechsmal dort, und jedesmal gab es einen Schub.

Erfahrungen vor Ort

Natürlich ist es keine repräsentative Untersuchung, die ich angestellt habe - sondern es sind nur meine persönlichen Erfahrungen auf diesem einen Workshop.

Die aber waren noch besser als erhofft :prost:.

Ich wurde überaus freundlich empfangen, das Klima war entspannt, keine Spur von Konkurrenzdenken o.ä. Und auch wenn viele Teilnehmer einander erst kennenlernen mußten - die Veranstalter wußten, wie das ging: 1. schon zwei Stunden nach dem ersten Treffen: leckeres Abendessen (keineswegs aufwendig, sondern einfach und einfach gut) - 2. danach den ganzen Abend Zeit für spontane Jam Sessions in allen Räumen, die uns zur Verfügung standen. Beim Frühstück am nächsten Morgen um acht ("Bonjour." "Salut." "Ca va?" "Ahhh ouais.") kannte man sich schon ein bißchen. Beim Mittagessen dann noch besser, und beim Abendessen... usw.

In meinem Falle bildete Jazz einen der Schwerpunkte des Workshops (beste Voraussetzungen natürlich zum Jammen), es gab aber auch Gruppen, die sich mehr oder weniger Richtung Rock, Pop, Chanson und Weltmusik orientierten. Auch weil "les intérvenants", also die fünf bis sieben Dozenten, mit ihren eigenen Aktivitäten ein äußerst breites Stil-Spektrum abdeckten. Von der Chansonnière über den Jazz- und Rockgitarristen und den Hard-Bop-Saxophonisten bis hin zum begeisterten Steely-Dan-Fan, der neben Schlagzeug auch noch Keyboards und E-Bass spielen konnte und beruflich vor allem im Musiktheater-Genre unterwegs war.
Es paßte zur Atmosphäre vor Ort, daß diese so verschiedenen Charaktere eben auch menschlich-musikalisch auf einer Wellenlänge waren und ihre verschiedenen Vorlieben als Ensemble schlüssig auf einen Nenner brachten. Das zeigte sich nicht zuletzt beim gemeinsamen Dozentenkonzert.

Das Repertoire der Stücke, die die einzelnen Bands spielen sollten, wurde im Vorfeld bekanntgemacht: Demo-Aufnahmen, Noten-PDFs, Gesangstexte - alles konnte man sich von einem Server herunterziehen und schon mal überlegen, in welche Bandprojekte (standardmäßig zwei) man am liebsten hineinwollte. Ob das dann klappte, stellte sich am zweiten Tag vor Ort heraus und wurde im Dialog festgelegt.

Konzerte

Neben den von Workshops hierzulande bekannten Elementen wie eben jenem Dozentenkonzert, Abschlußkonzert der Teilnehmer, Instrumentalunterricht und Bandprojekten gab es so ca. auf halber Strecke auch noch ein zusätzliches Teilnehmerkonzert ("le concert es élèves"), das von uns selber organisiert wurde und bei dem jeder Ideen beisteuern, Leute für ein Projekt zusammensuchen etc. konnte.
Da reichte die Skala dann von Herbie Hancocks "Chamaeleon" (zwei Tenorsaxophonisten aus Paris und Bordeaux lieferten zweistimmig bretthart das Thema ab, klasse :great: ) über Sachen von den Dire Straits (angereichert um eine höchst kultivierte Gitarrensäge aus Paris und eine trockene Funkgitarre aus Nizza) bis hin zu Bossa Nova (was bin ich da aus der Form geflogen :embarrassed: , zum Glück waren die Mitmusiker aus Bordeaux, Paris und Lyon geduldig...), Chanson (la Piaf, bien sûr, kurioserweise dargeboten von einer österreichischen Sängerin, die aber fließend französisch sprach) und französischem Pop (Comme un boomerang von Gainsbourg, "Tandem" von Vanessa Paradis, die Musik aus dem Film "Voyage in Italie" ... hey, wir sind im Land der Lebenskunst! :mmmh: ).

Der musikalische Fortschritt

Sich als Musiker quantenspringend weiterzuentwickeln, sollte man wohl nicht beabsichtigen - wie gesagt, da es um die Sprache geht, sollte man sich hier unbedingt eher was musikalisch Unterforderndes aussuchen, auf keinen Fall was Überforderndes.
Meinen Horizont erweitern und Neues kennenlernen aber konnte ich bei jedem dieser Workshops: gerade französische Musik ist bei uns ja alles in allem doch weit weniger bekannt als angloamerikanische. Und da gibt es jede Menge zu entdecken, was wirklich Spaß macht. Schon mal was gehört von Les dégâts von Paul Personne, Larmes à paillettes von Rose, Donnez-moi von Les Frangines, von Pourvu qu'elles soient douces von Mylène Farmer oder von Suivre le soleil von Vanille?

Savoir vivre

À propos: Spaß macht es wirklich. Gleich ob Musikmachen, Essen oder Freizeit - alles wurde mit einem guten Vorrat an Humor durchlebt. Alle konnten auch über die eigenen Schwächen und Fehler lachen - niemand nahm sie einem übel.

Und das Klischee von der französischen Arroganz gegenüber Ausländern? Habe ich nirgends angetroffen - im Gegenteil: Auch wenn ich am Anfang wirklich radebrechen und nach Worten, Konjugationen, Zeiten suchen mußte, waren die Leute äußerst geduldig und entgegenkommend. Sie freuten sich, daß ich mir die Mühe machte, ihre Sprache zu sprechen, so gut ich es halt konnte. Läßt sich auch erklären: Die Franzosen sind nun mal tendenziell stolz auf ihre Sprache. Einige haben mir dann auch speziell und besonders ausdauernd weitergeholfen - unter anderem mit dem Tip, daß ich bestimmte Satzformen so und so bilden solle - anderenfalls höre es sich bei mir an "comme le Maître Yoda de Star Wars" :rofl: .

Gefaßt sein sollte man lediglich darauf, beim Hören sein blaues Wunder usw.: Es wurde natürlich in authentischem Tempo gesprochen. Für Leute wie mich, denen das Lesen und Schreiben bedeutend leichter fällt als das Hören und Sprechen, kann das ein ausgesprochenes Problem darstellen: das ist so ungefähr, wie wenn ein französischer Regionalzug TER von einem TGV überholt wird. Da hilft nur: ins Wasser springen und zu schwimmen versuchen. Mit der Zeit klappt das dann auch immer besser... ;)

À propos nette Leute...

Auch das Kennenlernen hinterließ über den Tag hinaus Wirkung: Fast schon unausweichlich kennt man hinterher Leute aus Toulouse und Antibes, aus Limoges, Paris und aus dem tiefsten Aveyron (schöne Mittelgebirgslandschaft im Süden).
Leute, mit denen man sich dann auch hinterher wieder treffen kann. Um zum Beispiel bei der nächsten Frankreich-Reise mit ihnen und mit deren Mitmusikern in einem Proberaum in der Rue de petites écuries in Paris nachmittags ein paar Stunden zu jammen - natürlich nicht ohne zuvor zusammen in der nächsten Brasserie zu Mittag gegessen zu haben - in aller Ruhe, schließlich ist man ja in Frankreich... :cool:

Michael
 
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Wahnsinn, das ist eine ziemlich coole Idee. Vielen Dank dafür und die Ausführungen Deiner Erlebnisse!!!

:keks:
 
Wow, das ist mal eine tolle Inspiration. Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung :keks:
Frage zu den sprachlichen Voraussetzungen: Einkaufen, Restaurant, Small-Talk sind ja eine Sache, aber wie sieht es denn bezüglich der musikalischen Fachbegriffe aus? Da bin ich z.B. völlig blank. Kann man sich darauf speziell vorbereiten, z.B. indem man verstärkt französisch-sprachige Tutorials anschaut?
 
Gut daß du das fragst.
Das mit dem Tutorials wäre bestimmt keine schlechte Idee :w00t:. Man kann ja z.B. mit Filmen über ein Instrument anfangen, das man kennt - Bassisten würde ich z.B. die Serie des Ladens BassClub Paris empfehlen...


View: https://www.youtube.com/watch?v=vhyV-ziEits

Da lernt man dann z.B., daß "micros" nicht nur Mikros sind, was in unserem Fall eine "touche" ist usw.

Darüber hinaus aber sprichst du mit Blick auf Frankreich (vermutlich auch auf Italien) ein nicht zu unterschätzendes Spezialproblem an - unsere Nachbarn bezeichnen nämlich die Töne anders als wir. 👆

Dazu fällt mir gleich die hübsche Anekdote ein, daß ich während des ersten Workshops dort am Ende eines gepflegt-opulenten Mittagessens wie immer meiner Fromage-Leidenschaft gefrönt, bei diesem Mal aber ausnahmsweise auch ein wenig Rotwein dazu genommen hatte. Wenn man nichts gewohnt ist, machen sich schon kleine Alkoholmengen bekanntlich schnell bemerkbar. Jedenfalls hatten wir nach dem Essen eine Sonder-Jazz-Probe, bei der experimentierweise und spielerisch ein Blues nach und nach mit einem Haufen Akkordsubstitutionen angereichert wurde - bis alles halbtaktig vollgepflastert war, teilweise mit wüsten Wechseln und Kombinationen. :spicy:

Natürlich wurden diese Akkorde mit ihren französischen Bezeichnungen angesagt, mündlich, im TGV-Sprechtempo unseres damaligen, von mir bis heute hochgeschätzten Dozenten: statt As-moll-sieben und Dis-vermindert heißt es dann z.B. "La-bémol-mineur-sept" und "Ré-dièse-diminué".

Das versuch mal nach einem Glas Rotwein und mit randvollem Magen im Frühnachmittags-Verdauungskoma (was hatte das aber auch wieder gut geschmeckt...) ratzfatz auf dem Baß in eine mittelschnelle Walking-Linie umzusetzen... :stars: Ich kam halbwegs zurecht - aber zur Hälfte bis zwei Drittel durch Musik-Gehör, denn die Akkordbezeichnungen konnte ich so schnell im Kopf nicht "adaptieren".


Langer Rede kurzer Sinn: Man ist natürlich richtig gut bedient, wenn man - anders als ich damals - sich schon vorher die französischen (oder auch, je nachdem, italienischen, tschechischen, polnischen...?) Bezeichnungen für Töne und Akkorde draufschafft.

Außerdem so Kleinigkeiten wie die, daß "les quatres-quatres" [gesprochen wie "leh katt-katt"] viertaktige Wechsel bezeichnet, "la partition" das Leadsheet oder die Noten, "la grosse caisse" die Bass Drum, "la housse" die (Baß-)Tasche, "la grille" das Akkordschema - und wenn während einer lauten Fusion-Probe plötzlich von "le charleston" die Rede ist, dann ist damit nicht der Tanz gemeint, sondern die HiHat... ;)
In anderen Sprachen dürfte es ähnliche Spezifika geben.

Zusätzlich haben die Franzosen bekanntlich die Angewohnheit, englische Musikernamen knüppelhart auf ihre eigene Art zu sprechen, einschließlich Silbenbetonung. Sodaß man also mitunter nicht sofort kapiert, von wem da eigentlich die Rede ist. Das kann man sich allerdings schon im Vorfeld im Radio anhören - das Härteste, was ich da gehört habe, war ein Name, der wie "Patt Mätt-Nieh" ausgesprochen wurde. Dahinter verbarg sich ein gewisser Pat Metheny :rofl: .

Ich selbst hatte allerdings vor meinem ersten Workshop von alledem keinen Schimmer und bin da mehr oder weniger blauäugig reingestolpert. Man hatte Geduld mit mir und erklärte es mir auf Nachfrage gern :) .

Michael
 
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Hallo zusammen,

dieser Thread hat mich auf die Idee gebracht, nach einem Workshop in Italien zu suchen, vor zwei Wochen war ich dort, war einer meiner besten Kurzurlaube überhaupt. Nette Leute kennengelernt, viel Spass gehabt.
Es gab relativ viel Musiktheorie, die ich im Prinzip kannte, aber halt bisher nur auf Deutsch und auch wenn man versucht, die italienischen Notennamen (do, re, mi,...) vorher zu lernen geht das noch lange nicht automatisch.
Außerdem wurde "do" gesagt und "C" geschrieben. :eek2:
Insofern habe ich musikalisch außer den Begriffen nicht viel neues gelernt, aber das war auch nicht mein einziger Grund für den Workshop.
Es ist auf alle Fälle eine gute Möglichkeit, Leute kennenzulernen und die Sprache zu sprechen, in einem "normalen" Urlaub hat man dazu viel weniger Gelegenheiten. Und in einem Sprachkurs hockt man im Vergleich zu einem Musik Workshop ja immer mit lauter nicht-Muttersprachlern zusammen, in Italien wahrscheinlich nach wie vor hauptsächlich mit anderen Deutschen...

Nochmal danke für den Tipp!

Viele Grüße,
Susanne
 
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