Unterstützung bei Analyse - das G klingt in G-Dur plötzlich unpassend ?

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Hallo liebe Leute,

zuerst einmal : das hier ist ja mein persönliches Große Augen-Forum ;-) … find ich immer krass, auf welchem musiktheoretischen Level sich einige hier bewegen, da hat mir das schlichte Mitlesen a) schon viel gebracht und b) auch immer wieder „Öl ins Feuer meines Interesses“ am Thema gekippt – ich hab zwar ´ne gute Know How-Grundlage für meinen Hausgebrauch, bekomme hier aber immer wieder mit, wie viel dann doch noch fehlt … vielen Dank also mal an alle Profis hier, die sich immer wieder so viel Mühe machen !

Zum Thema: hab mich gestern gewundert, als ich Bass zu meiner Harmoniefolge gespielt habe, die ich vorab schon als an einer Stelle wunderlich empfunden habe – meine Deutungen der Akkorde passten nämlich nicht mehr, als ich dann die vermeintlichen Grundtöne dazu aufm Bass gebrummelt habe …
(... ich hab´s gestern versucht aufzunehmen, dann ist aber mein Reaper vor dem Speichern des Projektes abgeraucht :mad: – hole ich noch nach, vielleicht geht´s ja analytisch auch erst mal ohne Höreindruck ?)

So geht´s – Griffdiagramme :

1.)
2.)
3.)
4a)
4b)
0
0
9
12
0
12
7
9
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10
13
8
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11
14
9
7
10
12
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0
0
0
0
x
x
x
x
x

Das Ganze wird wiederholt, dabei ist 4a) Endung 1 und 4b) Endung 2 – ganztaktige Akkordwechsel …

Meine ursprüngliche Deutung:

1.) A-E-G#-H-E -> E/A (oder ein Amaj9 ohne Terz ?)
2. )A-H-D#-F#-E -> H7add11 (oder Hadd11/A)
3.) A-G-D-F#-H -> Gmaj9 (oder Gmaj7/A)
4a) A-C-G-H-E -> Cmaj7/A
4b) A-D-F#-A-E -> Dadd9/A

Mit Bass stellt sich jetzt aber heraus, dass bei

1.) A als Grundton nicht wirklich hinhaut, sondern das E – ok, deute ich das Ganze um in einen Eadd11
und bei
3.) das G als vermeintlicher Grundton sehr seltsam klingt, A passt auch nicht so richtig, stattdessen "drängt" sich das D auf -> Dadd11/13 ?!?
und
4.a und 4.b) sich das A auf dem Bass auch nicht gut macht, sondern hier wirklich C und D passen

Ich finde es jetzt erst mal erstaunlich, dass die leere A-Saite sich so wenig „auswirkt“ – auf dem Bass klingt das A dann irgendwie immer komisch, von daher bin ich auch eher von der Akkordbezeichnung als Slash-Chords weg. Warum aber eigentlich ?
Eadd11 / H7add11 ist ja soweit o.k., steht für mich dann in E-Dur; das Gmaj9 (bzw. Dadd11/13) | C und Gmaj9 (bzw. Dadd11/13) | Dadd9 in G-Dur … komisch nur, dass hier das G als Grundton auf dem Bass gespielt „komisch“ klingt (hörpsychologisches Problem wegen dem E-Dur mit einem G# vorher ?) :gruebel:

Nicht erstaunlich ist, dass das Ganze dann irgendwie „schwebt“ und keinen wirklich Schluss findet – der kommt dann über den zweiten Teil, wenn auch nicht unbedingt wie zu erwarten (?) - nämlich :

E | C#m7 | Dadd11 | G …
E | C#m7 | Dadd11 | A …

Jeweils Takt 1+2: A-Dur / Takt 3+4: D-Dur ? … wobei das A am Ende dann aber eigentlich für mich schon ziemlich nach Tonika klingt und alle Spannung von vorher aufgelöst klingt !? (wobei ich jetzt im Büro nicht noch mal ausprobieren kann, ob ein D am Ende noch passender wäre …)

Zusammengefasst :

Teil I
Tonart : E-Dur G-Dur E-Dur G-Dur
Stufen : I – V I – IV I – V I – V

Teil II
Tonart : A-Dur D-Dur A-Dur D-Dur
Stufen : V – III I – IV V – III I – V

Passt das so zusammen ? Was meinen die Profis zu meinen Überlegungen ? Haut in die Tasten, ich lese euch so gerne ! :)

Vielen Dank & molldominantische Grüße
Frank
 
Eigenschaft
 
Das dritte Griffbild stimmt nicht mit den angegebenen Tönen überein. Ich gehe mal davon aus, das die Noten richtig sind...

Harmonisch schlüssig sind die Akkorde, wenn du den Baßton der Gitarre nicht beachtest. Dann stimmt auch deine Analyse. Ich würde die Leerseite auch eher weglassen, wenn ein Baß mitspielt, da sie sich höchstwahrscheinlich mit dem Baß beißen wird.

Mit einem anderen Baßton kannst du den Klang auch leicht abwandeln.

Die obenen 4 Seiten entsprechen ungefär dem:
E | B(add11) | Gmaj7 | Cmaj7 | E | B(add11) | Gmaj7 | Dadd9 |

Legt man beispielsweise diese Baßlinie drunter: e | g# | g | a | b | b | g | f# |,

entsteht beim 2. Akkord ein G#m7 bzw. Emaj9/G# und der 4. Akkord ein Am9.

Die tonartfremden Akkorde hier lassen sich gut mit Modal Interchange erklären. Das bedeutet soviel wie, daß du dir aus einem anderem gleichnamigen Modus Akkorde ausgeliehen hast. Man denkt dann nicht in verschiedenen Tonarten, sondern in verschiedene Modi. Typischerweise kehrt man gleich wieder in den Ursprungsmodus zurück.

G und D würde ich von e-dorisch ableiten, C von e-äolisch. Das wäre im Prinzip mein Improvisationsmaterial über die Passage mit diesen Akkorden.

Der zweite Teil klingt für mich eigentlich auch nach E-Dur. Wobei die zweite Zeile schlüssiger klingt als die erste. Ich würde aber D ohne add11 spielen. Das A am Ende klingt für mich nach Subdominante und die erwartete Auflösung wäre E.
 
Hi MaBa, du hast Recht : 3tes Diagramm ist 2 Bünde zu hoch dargestellt (richtig: x05777), die Noten stimmten - Danke dir schon mal für´s Feedback, gebe ich mir später noch mal in Ruhe und probiere das E am Ende aus ... jetzt aber erst mal Viertelfinale ;-)
 
Hi MaBa,

vielen Dank noch mal ! Coole Sache, diese MI-Geschichte … passt ganz wunderbar, wieder was gelernt, was ich lernen muss ;)

Hab gestern noch mal nachgehorcht:
das Bass-G passt dann plötzlich doch zum dritten Akkord, wenn man die leere A-Saite auf der Klampfe weglässt;
das G# unter dem B(add11) und A unter Cj7 hab ich jetzt noch nicht probiert, klingt aber nach ´ner weiteren Option.

Und auch mit dem A als Subdominante am Schluss hast du völlig recht, das haben meine Ohren dann jetzt auch erkannt - hab ich also Anlass an ´nem dritten Teil zu basteln, der dann irgendwie zum E-Dur-Schluss führt :)

Eine Frage dann aber noch zur Stufen-/Funktionstheoretischen Einordnung der MI-Passagen - hätte ich dann (in E) :

Akkorde: E | H(add11) | Gmaj7 | Cmaj7 | E | H(add11) | Gmaj7 | D(add9)
Auf den Stufen: I - V - bIIImaj7 - bVImaj7 - I - V - bIIImaj7 - bVII

die Funktionen: T - D - tp - sp (oder tG?) - T- D - tp - dp (wären ja quasi Dur- und Moll-Funktionen gemischt !?) ?

und in Teil II (in E) dann :

Akkorde : E | C#m7 | D(add11) | G | E | C#m7 | D(add11) | A
Auf den Stufen: I - VI - bVII - bIII - I - VI - bVII - IV

die Funktionen : T - Tp - dp - tp (oder dG ?) - T - Tp - dp - S (auch wieder gemischt ?) ?

Oder kann man hier gar nicht über die Funktionen dran ?

lg,
Frank
 
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die Funktionen: T - D - tp - sp (oder tG?) - T- D - tp - dp (wären ja quasi Dur- und Moll-Funktionen gemischt !?) ?
T - D - sP - tP - T - D - tP - dP

Das große P steht für die Dur-Parallele.

die Funktionen : T - Tp - dp - tp (oder dG ?) - T - Tp - dp - S (auch wieder gemischt ?) ?
T - Tp - dP - tP - T - Tp - SS - S - T

Man muß sich im klaren sein, daß mitunter Funktionen verschieden gedeutet werden können. Beim vorletzten Akkorde würde ich die Doppelsubominante bevorzugen. Der Akkord löst sich in die Subominante genauso auf, wie die Subominante in die Tonika. Da diese beiden Auflösungen direkt aufeinander folgen, höre ich das auch so.

Oder kann man hier gar nicht über die Funktionen dran ?
Im Prinzip kann man das machen, wenn man will. Ist ja nicht verkehrt, wenn man weiß, welche Rolle die Funktion in der anderen Tonart spielen würde. Man muß sich aber auch im Klaren sein, daß es auch mehrdeutig sein kann.

Viel wichtiger für mich ist zu erkennen, wohrer eine Funktion stammt und was ich drüber spielen kann. Und da reichen mir die Stufen. Bei der bIII Stufe als MI-Funktion in Dur würde würde man für diesen Akkord lydisch nehmen. (Die bIII Stufe in Moll wäre ionisch).


Das kann man auch ganz leicht ableiten. Man paßt im Prinzip die Tonleiter der Tonart an die tonartfremden Akkorde an.

Du bist in E-Dur: e - f# - g# - a - b - c# - d# - e
Gmaj7 steht auf der bIII Stufe und er benötigt g - b - d - f#. Das heißt es müssen minimal g# zu g und d# zu d geändert werden.

Ergebnis ist die e-dorische Tonleiter (mit der charakteristischen großen Sexte im Unterschied zum reinen Moll).
e - f# - g - a - b - c# - d - e.
Bezieht man die Töne der Tonleiter auf den Akkord Gmaj7, also keht die Tonleiter um, so ergibt sich ein lydischer Klang für Gmaj7: g - a - b - c# - d - e - f# - g

So eine Ableitung macht man jetzt nicht jedes mal von neuem. Wenn man das einmal gemacht hat kann man das auf jede Tonart übertragen. Interessant ist das Ergebnis, wenn man das mal mit allen üblichen MI-Funktionen durchgespielt hat...

Sehr gut und verständlich erklärt das alles Frank Sikora seiner Harmonielehre ("Neue Jazz-Harmonielehre).
 
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