Hi Leute,
'tschuldigung, dass ich so in eure vertrauliche Unterhaltung reinplatze. Ich bin zufällig auf diesen Fred gestoßen, der ja bald Geburtstag feiert. Ich würde mal gerne ganz grundsätzlich was zum Thema anmerken.
Wenn man Fragen falsch stellt, bekommt man falsche Antworten.
Die erste Frage kann man wohl nicht falsch stellen: Gruppenunterricht am Klavier - geht das? Man kann sie allerdings - unbedarft - falsch beantworten. Das Thema ist längst durch, und zwar seit Jahrzehnten: Das geht! Lest euch nochmal durch, was Alma dazu geschrieben hat. Sie hat recht, und zwar zu 100%!
Nächste Frage: Was ist besser - Einzelunterricht oder Gruppenunterricht?
Falsche Fragestellung! Richtig gestellt lautet sie: Wann ist Einzelunterricht angezeigt, wann Gruppenunterricht? Und weiter: Wenn Gruppenunterricht - Welche Bedingungen müssen gegeben sein, damit er optimal läuft? Und noch weiter: Was muss der Lehrer "draufhaben", umd die darin verborgenen Chancen (!) zu nutzen?
Da gibt es so einige Rahmenbedingungen, z.B. Zeit, Raum und Ausstattung. Mit 30 Minuten Unterrichtszeit wird man einfach nicht hinkommen, und bei 3 oder 4 Schülern (jawohl!) braucht man zwei Klaviere und noch anderes Gerät, z. B. Schlagwerk. Und ja - auch hier hat Alma recht: Die meisten Klavierlehrer sind nicht in der Lage, Gruppen zu unterrichten. Deshalb hört man davon so selten. Wer guten Gruppenunterricht gibt, gibt auch guten Einzelunterricht. Umgekehrt gilt das nicht ...
Möglich ist Gruppenunterricht, weil Musizieren nicht vorrangig mit den Fingern geschieht (wie die meisten Menschen annehmen), sondern im Kopf beginnt. Wer also vorrangig am Klavier sitzt, vertrödelt viel Zeit, weil er den Grundsatz verkennt: (Nur) was ich lesen kann, kann ich spielen. Wer (Noten) lesen will, muss erst (Noten) lesen lernen. Das ist schon ein Thema für sich. Die Arbeit am Klavier kommt erst danach: Das Umsetzen des Gelesenen (und Verstandenen!) in Spielbewegungen, Technikarbeit, musikalische Gestaltung ...
@Moti:
Du bezeichnest dich als "ziemlich faul". Damit hast
Du ein Problem, das weder der schönste Flügel in deinem Wohnzimmer noch der beste Lehrer der Welt lösen kann. "Faul" ist ein Begriff, der nicht erklärt, sondern vernebelt. Es stellt sich die Frage nach den Ursachen der "Faulheit", und damit sind wir im psychischen Bereich. Wenn du das Problem mit deinen gut 3 Jahrzehnten nicht in den Griff kriegst und trotzdem Klavierunterricht nimmst, kannst du dein Geld auch gleich verbrennen, das erspart dir Zeit und den Frust. Oder besser: Kauf dir für das gesparte Geld einen Haufen CDs und träum weiter davon, das spielen zu können. Jeder, der schön klavierspielen kann, hat dafür gearbeitet. Klavierspielen "light" gibt es nicht!
Falls du weiter an Unterricht interessiert sein solltest: Mach nicht
eine Probestunde bei
einem Lehrer/
einer Lehrerin, sondern bei möglichst vielen, auch bei verschiedenen einer Musikschule. Besprich vorher deine Situation, deine Wünsche, deine Probleme ... Wenn ein Klavierlehrer eine Probestunde nicht kostelos anbietet, wäre ich etwas skeptisch. Und Improvisieren kann man lernen, ohne vorher jahrelang klassischen Unterricht gehabt zu haben. Der Jazz ist so entstanden ...
Ach ja - Erwachsenenunterricht ... Auch hier hat Alma völlig recht. Die Frage lautet nicht, ob auch Erwachsene klavierspielen lernen können, sondern was sie tun müssen, um es zu lernen. Auch hier lautet die Standartantwort: üben. Üben kostet Zeit. Jeder Mensch hat 24 Stunden am Tag. Üben findet in der Freizeit statt. Wer davon nicht genügend hat, sollte das Klavierspielenlernen lassen, denn es wird nichts draus werden. Nach meiner Erfahrung ist allerdings meistens nicht echter Zeitmangel das Problem, sondern a) die Setzung von Prioritäten, und das ist im Zusammenhang zu sehen mit b) "Faulheit" (Siehe oben). Und die allerallermeisten Schüler - Erwachsene wie Kinder - wollen eins: Sie wollen nicht Klavierspielen
lernen, sie wollen Klavierspielen
können.
So, das sollte erst mal reichen. Schöne Grüße sendet und viel Freude am Klavierspielen wünscht euch
Wolfgang
PS: Ganz spezielle Grüße noch an Alma. Deine Einstellung zum Klavierspielen ist mir sehr sympathisch!