Boerx schrieb:
Wenn ein Veranstalter nicht bereit ist ein Vetrag zu machen, ist er nicht als seriös eimzustufen.
P.S. auch mündliche Absprachen sind ein Vertrag.
Richtig - auch mündliche Absprachen sind ein Vertrag. In vielen Jahren Musikmachen hatte ich z.G. selten so schlechte Erfahrungen gemacht wie ihr. Ihr solltet Euch davon nicht zu sehr abschrecken lassen. Das mit dem "schriftlichen Vertrag" ist sone Sache. Sie sind selten Gang und Gebe und für viele Veranstalter unüblich. Wenn man eine Agentur hat, ist das kein Problem. Wenn man ohne Agentur arbeitet, hilft oft nur "Vertrauen". Gerade in der "Nachbarschaft" sind Verträge selten. In der Regel ist der Veranstalter aber selbst an einem runden Ablauf seiner Veranstaltung interessiert, deswegen sollten solche Vorfälle eher die Ausnahme sein.
Ich vermute, es wär auch Okay gewesen, wenn ihr einfach gegangen wärt. Von den "abwesenden" Bands hätte er im Grunde auch ein Konventionalstrafe verlangen können. Aber, so wie Du die Geschichte erzählst, hat der Mann wohl ganz andere Sorgen gehabt.
Was allerdings üblich ist, sind solche Probleme:
- übertrieben frühe Ankunftzeiten. Man soll um 14 Uhr da sein. KOmmt pünktlich, kein Anwesender wieß von irgendwas und man wartet erstmal zwei Stunden, bis der PA-MAnn kommt und erstmal noch ne Stunde braucht bis zum Soundcheck. Der Grund ist meist schlechte Absprache zwischen Veranstaltungsorga und Personal. Leider nicht zu ändern.
- Gerade Hobby-Veranstalter (IGs, KulturVereine, private Organisationen u.ä) unterschätzen oft den Aufwand bei Live-Veranstaltungen. Ergbnis: unzureichendes Equipment, falsches Timing, fehlende Verantwortliche. Unbedingt vorher Stageplan per Mail schicken und bestenfalls selbst mit der beauftragten PA Firma kurzschließen
Ich selbst hatte erst einmal wirklich Stress. Ein örtlicher Kulturverein wollte ein Freiluft-Fest starten und hatte uns als Band (mündlich) engagiert. Das Fest wurde einen Tag vor der Veranstaltung wg schlechtem Wetter abgeblasen. Ich bat um eine "Aufwandsentschädigung" (Probentermine, zusätzlich gebuchte Musiker zur Verstärkung (Bläser, Backgroundsänger)) mit der Option, die Entschädigung bei einem eventuellen Ersatztermin zu verrechnen (falls wir an jenem Zeit haben). Er wollte uns das Geld aber nur unter der Bedingung auszahlen, wenn wir uns
verpflichten, diesen Ersatztermin auf jeden Fall wahrzunehmen (das wiederum wollte er dann doch vertraglich abgesichert haben)...
Wir lehnten ab und nahmen uns einen Anwalt. Auch ohne Vertrag musste er letztendlich 50% der ursprünglichen Gage (1000 Euro) zahlen, was das Doppelte von dem war, was ich ursprünglich als "Aufwandsentschädigung" (250 Euro) vorgeschlagen hatte.
Ergo: auch ohne schriftlichen Vertrag ist noch nichts verloren. Obwohl - wie oben von Rockbürosüd vorgeschlagen, eine kleine notierte Übereinkunft sicherer ist.
Ist manchmal aber auch eine Frage der Sensibilität. Oft sind die Tipps von "Band-Hilfsorganisationen" zwar gut gemeint, aber fern der Realität (nicht persönlich nehmen, ich schätze Eure Arbeit). Gibt auch "gute" Veranstalter, die Verträge unnötig finden. Und dann ist halt die Frage "wer es nötig hat". Denn Auftrittmöglichkeiten sind für unbekannte Bands immer noch Mangelware. Die Veranstalter können sich die Bands aber oft aussuchen. Und wenn da ein Haufen Punkrocker mit nem Vertrag kommen ... kann man auch gerne mal ein "ihr müsst hier nicht spielen, wenn ihr hier wollt" zu hören kriegen.
Ich selbst habe mal ein Seminar zum Thema "Booking" bei der geschätzten Elke F. vom Rockbüro Hannover besucht. Da wurde blutigen Anfängern vermittelt, dass doch jeder Band vertraglich passende Hotelzimmer mit jeweils einem eigenen Handtuch pro Perosn zustehen muss. Rock n Roll spielt sich aber oft gern in Schlafsäcken hinter der Bühne ab..
Auch erfahrene Veranstalter können bei saloppen Absprachen mal die Arschkarte ziehen:
Wir wurden für ein Konzert gebucht. Es sollte 1400 (damals noch DM) geben und freie Getränke. Das Konzert war gut besucht - die Veranstaltung im Grunde ein Erfolg. Der Veranstalter hat allerdings unsere Trinkfreude unterschätzt. Wir haben ca. 1500 DM versoffen. Finanziell dadurch für ihn ein Verlust. Sorry nochmal, Rainer Ehrsam - war nicht bös gemeint.