Wäre mehr Zeit, dann wäre das kein Problem gewesen, denn dann hätte ich mein Gefühl so langsam aber sicher auf den doch exakt spielenden Kopfhörermusiker anpassen können.
Es ist aber auch zusätzlich noch ein riesiger Unterschied, ob man "in Echtzeit" mit Menschen zusammenspielt - dann werden nämlich in der Regel
beide aufeinander eingehen und reagieren.
Sobald man zu einer Aufnahme spielen muss, ist die eine Seite schonmal stur, taub und "eingefroren". Klar, rhythmisch muss das schon grundsätzlich passen.
Ich bin z. B. in dieser Corona-Saison arg ins Schwitzen gekommen und habe
einige Versuche gebraucht, eine relativ frei agierende Solistin
nachträglich zu begleiten. Mann, mann, dann den Einsatz nach einer Fermate zu genau erwischen, war ganz schön übel, vor allem, wenn ich noch vorher unbedingt einen Auftakt spielen wollte (selber schuld!).
Im echten Leben kommuniziert man, auch und vor allem non-verbal, man gibt sich Zeichen, man sieht, wie sie vor dem Einsatz einatmet. In der Audio-Aufnahme: nix. Mist!
Ich habe dann irgendwann auf die Wellenform geachtet, um zu sehen, wann der nächste Berg anrollt und es weitergeht, dann ging's besser.
Der Endspurt naht: einspielen mit Video und an Klangbutter schicken ... für altgediente Smartphonenutzer kein Problem .. machen die mit links...
Das mag einfach sein (abgesehen von den unerwarteten technischen Folgeproblemen).
Aber - obwohl sie teilweise erstaunlich gut sind - haben Audio-Aufnahmen über Smartphone-Mikrophon auch so ihre Tücken.
Spätestens, wenn man 10 Spuren übereinanderlegt und sich das Rauschen aufsummiert, kann's auch lustig werden...
Ist auf jeden Fall für alle Beteiligten und Interessierten äußerst erhellend, von Euch Hintergrundberichte über die Arbeit im Verborgenen mit all ihren Fallstricken und persönlichen Erfolgs- und Misserfolgserlebnissen zu lesen. Das macht dieses Gemeinschaftsprojekt noch sympathischer und menschlicher.
Und für alle, die sich nicht vielleicht nicht getraut haben, mitzumachen, ist es ermutigend, zu lesen, dass andere auch nur mit Wasser kochen und mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Am Ende sieht immer alles viel müheloser aus als es in Wirklichkeit war. Aber bei so einem Ergebnis lohnt sich die Mühe.
Deshalb an alle Beteiligten: auch und vor allem unter Berücksichtigung der zeitlichen und technischen Beschränkungen eine reife Leistung.
Wie unser ehemaliger Bundeskanzler Helmut Kohl so treffend formulierte: "Wichtig ist, was hinten rauskommt!".
Viele Grüße
Torsten