So, jetzt kann ich Erfahrung nachliefern, und die ist leider nur mit deutlichen Einschränkungen für andere verwertbar. Zunächst einmal: ich habe keine Hammondorgel, sondern ein sogenanntes V-Akkordeon (Roland FR-1b, das kleinste Modell der ersten Reihe) am Solton-Leslie. Das hat zwar ein paar Orgelklänge (jeweils mit langsamen und schnellem Rotor, was ich nun überhaupt nicht gebrauchen kann), und Orchesterklänge ("Streicher", Saxophon, Klarinette, Voice) aber hauptsächlich sind Akkordeonklänge verbaut. Wenn man dem V-Akkordeon seine eigene Idee von "Chorus" und "Hall" abgewöhnt hat (wozu habe ich denn das Leslie), sind die Akkordeonklänge von der Grundidee her ein sehr trockenes Knattern, da der Klangerzeuger ja metallische Stimmzungen mit (bei guten Instrumenten) sehr kleinen Luftspalten sind.
Und da sind Lesliehorn und zugehöriger Hochtontreiber ein Problem, weil sie den Frequenzgang doch so weit formen, daß praktisch alle Akkordeons klingen, als kämen sie durch die gleiche Blechdose. Die Orgelklänge sind dagegen relativ immun.
Meine ersten Versuche bestanden darin, den Original RCF-TW101 (mit seinen 103dB) durch einen Kenford Comp-50b zu ersetzen (Experimente mit dem Ramtronics MD349, 500-12000Hz, 95dB?!?, waren keine Verbesserung). Der ist spezifiziert mit 106dB, 800-18000Hz. Ich habe ihn im Endeffekt noch im Inneren seines geschlossenen Gehäuses mit Sanitärdichtmasse und einem Filzpad bearbeitet, um Nachschwinger rauszunehmen. Das half auch ein wenig gegen Verzerrungen, da der Treiber mit den tiefen Tönen nur mäßig glücklich war und ich damit hoffentlich seine Resonanzfrequenz etwas bedämpft habe.
Auch Diffusoren haben nicht den Durchbruch gebracht. Also Frequenzweiche. Die sind ganz schön teuer, also war ich froh, eine mit 800Hz Trennfrequenz für 20EUR in einer Kleinanzeige. Die stammte aus einer Monitorbox mit Horn (konnte also nicht allzu falsch sein). Allerdings ist mir erst später klar geworden, daß diese Weiche mehr veranstaltet, als bei 800Hz zu trennen. Das sieht auf Peavey's Webseite etwa so aus:
Und diese Frequenzgangkorrektur, um dem Höhenabfall (weil der Frequenzgang des Treibers von einer stärkeren Bündelung in der Höhe ausgeht) entgegenzuwirken und den Pegel an den Baßlautsprecher anzugleichen, hat es schon gebracht: das Ergebnis ist neutral genug, daß die Akkordeons ihren eigenen Klangcharakter behalten und bei Mehrfachinstrumenten die Klänge auch halbwegs trennen.
Leider ist der Nährwert für die Allgemeinheit gering: solche Frequenzweichen sind im Handel schlecht aufzutreiben, bestimmt nicht in bezahlbarem Rahmen. Die Abschwächung für TW101 und was sonst so in Leslies verbaut wurde wäre ohnehin zu groß.
Also... Das Vorgehen für jemand, der vergleichbares mit Neuteilen basteln wollte, wäre vermutlich ungefähr wie folgt: Abschwächung überlegen. Geeigneten Spartransformator mit vielen Abzapfungen holen (habe ich als "Autotransformator" für diesen Zweck auch schon auf Ebay gesehen) oder selbst wickeln. Passende Anzapfung für die Abschwächung wählen und Treiber anklemmen. Impedanz des Resultats messen (sollte deutlich über der Treiberimpedanz liegen, da die Treiberimpedanz durch den Spartrafo hochtransformiert wird). Frequenz für die Höhenanhebung festlegen, passende Imduktivität berechnen und vor den Trenntrafo schalten. Spartrafoanzapfung für den Endpegel der Höhenanhebung festlegen, Impedanz messen, passende Kapazität an die entsprechende Anzapfung, so daß ab der Höhenanhebungsfrequenz der Spartrafo die Primärwicklung verkürzt nutzt.
Wobei: was dabei rauskommt, eiert in der Impedanz in der Weltgeschichte herum, weil es die Pegel über den entnommenen Strom aus dem Verstärker anpaßt. Das ginge also nur mit einem Transistorverstärker gut: ein Röhrenverstärker braucht verläßlichere Belastung. Da würde man dann statt Spartrafo zu Anpassungswiderständen greifen müssen. Was zwar energetisch unfreundlicher ist, aber vermutlich das Portemonnaie glücklicher macht, zumindest wenn man den Trafo nicht selbst wickeln will.
Lange Rede kurzer Sinn: ich habe jetzt eine für mich verwendbare Lösung, aber sie ist nicht mit vergleichbarem Aufwand wiederholbar. Der Treiber Kenford Comp50b ist aufgrund der unteren Grenzfrequenz nur grenzwertig geeignet, weswegen eine aufwendige/teure Lösung mit ihm nicht allzu viel Sinn zu machen scheint. Von den Pegel- und Frequenzgangreserven scheint der KU-516 von Monacor, den ich nie in Händen hatte, geschickter.
Der wird ja bereits von einigen Leuten mit Widerstandnetzwerk zum Abschwächen eingesetzt. Da kann es vielleicht sinnvoll sein, dem Serienwiderstand einen passenden Kondensator für die Höhenanhebung ab 3kHz oder mehr parallelzuschalten, und/oder den Parallelwiderstand mit einer Serieninduktivität ab ähnlicher Frequenz lahmzulegen.
Das dürfte vom Mehraufwand recht klein sein und könnte zumindest beim Betrieb der Box mit gesampelten Instrumenten das Ergebnis verbessern. Ob eine "echte" Hammondorgel dadurch zu grell würde: keine Ahnung.