
msoada
Mod Emeritus

Tracklist:
1) Drown Within (6:42)
2) We are Nil (5:41)
3) Withered & Obsolete (6:10)
4) Caecus (6:26)
5) Tyranny (5:22)
6) The World At Its Knees (5:45)
7) Soullessness Embraced (6:36)
8) Everything Is Fire (7:52)
Total: 50:34 Minutes
Label: Willowtip
Rezension, wenn man so will...
...vieles langweilt mich wirklich schnell, aber kaum etwas hat mich in den letzten Jahren so gelangweilt wie die Technical Death Metal Szene. Mir drängte sich da des Öfteren die Parallele zu den stereotyp Machos unserer Gesellschaft auf. "Ich hatte gestern drei auf einmal", "Dafür hab ich den Längeren". Originalgetreu übersetzt in Technical- Death - Slang, wäre das dann: "Ich spiele meine Blastbeats auf 300bpm", "Dafür kann ich so schnell sweepen, dass man einzelne Noten schon nicht mehr hört"! Toll! Großartig! Langweilig!
War es das worum es damals ging als Death Metal aus der Wiege sprang? Oder ging es darum einfach böse, harte und vor allem brutale Musik zu machen und gleichzeitig dem geneigten Hörer ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern? Ich erinnere mal gelesen zu haben, dass es um so etwas ging. Jedoch ist die Musik um die wette sweepender, grimmig drein schauender Gewichtheber für mich genauso böse, wie Megan Fox im Bikini unattraktiv.
So hatte ich dem technischen Death Metal schon beinahe die letzte Ölung verpasst, als mir ein Album von einer aus Neuseeland stammenden Band in die Hände fiel, welche mich das Öl zurück in den Schrank stellen lies.
Da denkt man in seiner selbstgefälligen Arroganz, dass man schon alles gehört hat was der Death Metal einem bieten kann, doch dieser Mix aus Atmosphäre und Geknüppel ist mir so noch nicht untergekommen.
Es gab für mich immer Necrophagist und Asphyx, aber nie Necrophyx. Wie ich nun lernte heißt Necrophyx in Wirklichkeit Ulcerate und spielt nicht ordinären Death Metal. Das Quartett verbindet so vieles miteinander auf dieser Scheibe, dass es mir schwer fällt irgendetwas gesondert zu erwähnen.
Da ein Review aber immer ein Album auch beschreiben soll, werde ich mir mal ein paar Aspekte aus diesem nahezu unendlichen Kreativpool herausnehmen und sie näher erläutern.
Zum einen gibt es hier technischen Death Metal, der ohne ein Solo auskommt- jap, das soll es noch geben! Technisch ist hier also ambivalent zu verstehen. Zum einen ist es verdammt hartes Zeug, was vor allem Drummer und Kopf der Band Jamie Saint Merrat hier zurecht prügelt, groovt, streichelt und zum anderen ist es das technische Songwriting. Zwei Gitarristen, die fast nie identische Noten spielen, aber trotzdem nicht zerfahren klingen, gehören für mich viel mehr mit Respekt besudelt, als der nächste Geschwindigkeitsrekord.
Mit der Zahl zwei sie an dieser Stelle mal untertrieben. An der einen und anderen Stelle gibt es noch weitaus mehr Gitarrenspuren, die nicht Deckungsgleich mit den anderen spielen. Es baut sich eine kakophonische Soundwand vor einem auf, die ich seit Gorguts "Obscura" nicht mehr hören durfte.
Zum anderen ist es dann noch die düstere Atmosphäre, die diese Platte so speziell macht. Besonders die immer mal wieder eingeschobenen ruhigen Parts kreieren das Gefühl von Unwohlsein und Furcht. Oft kommt es mir so vor, als hätte David Lynchs Mystery Man Charakter aus "Lost Highway" Gitarre spielen gelernt und jagt uns nun damit Angst und schrecken ein.
Die beste Neuerung im Sound der Kiwis zum schon exzellenten Vorgänger "Of Fracture and Failure" ist die nicht wirklich neue Besetzung am Mikrophon. Anstatt vom kreischenden Ben Read ist nun der mehr growlende Paul Kelland zurück am Mikrophon. Dieser war bereits zu Beginn von Ulcerate für die stimmliche Abteilung verantwortlich.
Wer wirklich wissen will, wie eine lange Death Metal Bombe klingen soll, schiebt jetzt brav die CD in den Laptop und hört sich den Titeltrack an! Es riecht nach Unsterblichkeit! Mehr fällt mir zu dem Song nicht ein!
Ich hab mich lange davor gedrückt zu dieser Platte etwas zu schreiben. Ich fühlte mich nicht wirklich dazu fähig das hier Gebotene in Worte zu fassen und ich glaube auch jetzt noch, dass dieses Review nicht wirklich vermittelt, was mir die Platte bedeutet. Jedoch sind Ulcerate so kriminell Unbekannt, dass dieses Review vielleicht hilft den Namen Ulcerate anderen Menschen zumindest mal auf den Bildschirm gerufen zu haben. Sollte das der Fall sein, habe ich meine Ziele schon erreicht.
Mein Tipp daher:
Vergesst dieses Review, verbrennt eure Death Metal Sammlung, kauft euch "Everything Is Fire" und erzählt später euren Kindern, dass ihr die Platte schon hattet, als sie noch nicht als unsterblicher Klassiker galt!

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