der OR120 ist doch ein NON Master Amp, oder? da liegt doch eh am Ende stets Volle Ausgangs Leistung an.
Hi,
der Speakerkiller war hier kein OR120, sondern ein Orange Crush CR120, sprich ein Transistoramp mit Master Volume und zwei Kanälen. Die andere Aussage, dass bei einem Non Master-Amp immer die volle Ausgangsleistung "anliege", ist aber sowieso falsch. Vom "Anliegen" spricht man bei Spannungen - was bei Lautsprechern natürlich auch der Fall ist) aber in Verbindung mit einer Leistungsangabe ein schiefes Bild vermittelt.
Die tatsächlich erzeugte Ausgangsleistung eines Verstärkers variiert permanent, und das hat nichts mit dem Vorhandensein eines Master Volume zu tun. Spielst Du über einen Amp und veränderst Parameter, die dazu führen, dass das Signal leiser wird, sinkt auch die Leistung, die die Endstufe an die Speaker ausgibt, selbst wenn Du am Amp nichts machst, aber das Poti der Gitarre abdrehst. An einen 100er Non-Master-Plexi kannst Du theoretisch unfallfrei einen kleinen Achtzöller mit 10 Watt-Rating hängen, solange die Impedanz passt und Du sehr (wirklich sehr) leise spielst.
Habt ihr Ideen wie man (möglichst passiv) eine Box vor Überlast schützen kann?
Ja. Die einzige wirkliche Versicherung gegen beschädigte Lautsprecher ist es nach meiner Erfahrung leider, keine Fremden über sie spielen zu lassen.
Ich weiß, das Auf- und Abbauen verzögert bei einem Konzert die Wechsel zwischen den Bands, aber es ist nun mal so, dass es zu viele Faktoren gibt, die hier Amp und Box gefährden:
- Der Gitarrist kennt den Amp nicht. Er hat nie in kontrollierter Umgebung (Proberaum) die Einstellungen variiert und ein Gefühl dafür bekommen, wann der Amp anfängt "komisch" zu klingen.
- Er hat idR einen anderen Amp und ganz andere Klangvorlieben, die er nun aus einem Amp rauszuquetschen versucht, der die vielleicht überhaupt nicht erfüllen kann, was zu Extremeinstellungen führt.
- Er ist voller Adrenalin. Das macht unvorsichtig, und es verführt zu "Ich will mehr Lautstärke, mehr Bass, mehr, mehr, mehr....!!"
- Womöglich ist er noch sehr unerfahren und spielt eines seiner ersten Konzerte (es gibt ja nicht mehr so viele...). Er hat so viel mit sich zu tun, dass er gar nicht hört, wie scheiße es klingt.
Anderes Equipment ist mMn eh ein unnötiger, extremer Stressfaktor bei einem Gig. Allenfalls kann man erprobtes, sturmsicheres Zeug hinstellen, das extrem laut und widerstandsfähig ist. Deshalb findet man, wenn es kein "Was, ihr spielt
nicht mit Line Out und In Ear?"-Veranstalter ist, immer wieder Marshalls mit 300 Watt-Boxen als Backline. So eine Kombination ist 1. so tödlich laut, dass sich heutige Gitarristen noch vor Erreichen der Leistungsgrenze in die Hosen scheißen, 2. selbst im Bereich der Endstufenverzerrung ziemlich unkaputtbar und hat 3. ein Verhältnis Ausgangsleistung/Box, das ein Durchschießen der Speaker extrem schwer macht. Dazu kommt, dass die meisten Gitarristen die Teile mindestens oberflächlich kennen, weil sie in jedem Laden zum Antesten stehen. Da lernt man schon ein wenig Respekt.
Tur mir leid, dass Du diese Erfahrung machen musstest. Ich will auch nicht besserwisserisch klingen, aber eine der ersten Lektionen, die ich am Anfang von erfahreneren Mitmusikern mitbekommen habe, war die, das die Box immer mindestens die doppelte Leistungsangabe haben sollte wie der Amp, besser mehr - und ganz besonders bei Transistoramps, denn die hatten damals noch viel seltener Schutzschaltungen gegen Sub-Lows und Clipping.
Mit einer 60 Watt-Transe haben wahrscheinlich schon mehr Leute einen 100 Watt-Speaker zerschossen als mit einem 200 Watt-Amp, einfach weil der vor dem Clipping-Bereich so unerträglich laut wird, dass man schon aus Selbstschutz leiser dreht. Und von einer unverzerrten Endstufe halten LS oft erstaunliche Leistungsspitzen aus, die um einiges über die Belastbarkeitsangbe hinausgehen. Eine Lösung wären natürlich ab Werk abgestimmte Limiter in der Endstufe, wie sie als wohl erster Peavey bei Bass- und PA-Amps flächendeckend eingeführt hat, das nannten sie "DDT-Limiter", was für "Dynamic Detection Technology" stand, also eine dynamische Kontrolle des Ausgangssignals. Würde den Orange aber 10 € teurer machen oder die Marge entsprechend verringern, und das geht natürlich gar nicht...
Mein Fazit: Eine 120 Watt-Box hat mMn an einem 120 Watt-Top schlichtweg nix verloren. Sowas kann man machen, wenn nichts anders zur Hand ist und man selbst alles unter Kontrolle hat (und auch im Konzert kühlen Kopf bewahrt, s.o.). Ich würde mir zumindest Live nicht mal selbst genügend über den Weg trauen, um das zu machen. Als Backline für andere ist es erst recht ein unkontrollierbares Risiko.
Gruß, bagotrix