Trend zu weniger EQing?

Mir fällt gar nicht wirklich auf ob ich viel oder wenig EQing betreibe...

Das ist bei mir normalerweise auch so. Ich weiß nur mit Sicherheit, dass bei mir der Gesang neben dem LoCut üblicherweise keinen oder kaum EQ bekommt. Und das ungefähr, seit ich vor knapp zehn Jahren angefangen habe, routinemäßig den Raum mit etwas Musik, die ich gut kenne, "auszumessen" (das ist zwar weniger genau als mit rosa Rauschen, aber dafür wesentlich nervenschonender, insbesondere, wenn bereits Publikum vor Ort ist, was bei mir immer mal wieder der Fall ist).

Ich schätze, zwischen "schnell mal die schlimmsten Resonanzen herausgezogen" und "drei Stunden lang den Raum und die Anlage eingemessen" besteht dann doch nochmal ein gewisser Unterschied im Endergebnis, welcher dafür sorgt, dass aus ca. "25% der Kanäle ohne EQ" plötzlich "66% der Kanäle ohne EQ" werden. Voraussichtlich im Sommer mische ich in derselben Location eine große Coverband, bei der ich zwar auch keine krassen Eingriffe per EQ vorzunehmen habe, wo ich aber manchmal ein paar Frequenzen auf einzelnen Kanälen leicht absenke, damit die einzelnen Signale sich nicht gegenseitig in die Quere kommen. Ich werde berichten.
 
routinemäßig den Raum mit etwas Musik, die ich gut kenne, "auszumessen" (das ist zwar weniger genau als mit rosa Rauschen, aber dafür wesentlich nervenschonender, insbesondere, wenn bereits Publikum vor Ort ist, was bei mir immer mal wieder der Fall ist).
Rosa Rauschen ist mir immer zu abstrakt gewesen, zumal ich zu einer Zeit begonnen habe in der brauchbare EQs richtig teuer waren, leistbare RTAs extrem ungenau und von den „Messmikrofonen“ brauchen wir gar nicht reden. Also habe ich immer schon mit Referenzmusik gearbeitet. Und dabei bin ich eben geblieben. Zuerst arbeite ich mit meiner Referenzmusik und danach mit einer der Gelegenheit passenden Nummer, die ich dann auch mal vom Pegel im Zielbereich abspiele. Das zeigt mir ganz gut wo die Problemzonen sind.
Und stur nach einer Messung grade ziehen muss auch nicht zwangsläufig bessere Ergebnisse bringen.
 
RTAs erzählen sowieso nicht mal die halbe Story - sondern sie zeigen eigentlich nur ein Symptom (Amplitudenverlauf). Seit dem 2-Kanal FFTs bezahlbar sind (z.B. SMAART) ist "rosa Rauschen plus RTA" endgültig obsolet.
 
Seit dem 2-Kanal FFTs bezahlbar sind (z.B. SMAART) ist "rosa Rauschen plus RTA" endgültig obsolet.
Nun ja, „A fool with a tool...“ ist auch im bezahlbaren Bereich immer noch gültig;-)
 
Seit dem 2-Kanal FFTs bezahlbar sind (z.B. SMAART) ist "rosa Rauschen plus RTA" endgültig obsolet.
Also ich nutze auch immer noch gerne Pink Noise in Verbindung mit FFT Analyzern (wie übrigens auch viele Kollegen) - "endgültig obsolet" würde ich so nicht unbedingt sagen in Bezug auf Pink Noise.
 
Also habe ich immer schon mit Referenzmusik gearbeitet. Und dabei bin ich eben geblieben.

Ja, das hat sich bei mir auch bewährt und geht am schnellsten.

rosa Rauschen plus RTA" endgültig obsolet.

Würde ich nur bedingt ja dazu sagen. Für Live verwende ich es nicht mehr (siehe oben).
Wenn ich allerdings neue Lautsprechersysteme (eigenes Material) zum Einsatz bekomme, dann ermittle ich ohne Zeitdruck in möglichst optimaler Umgebung gerne mal den Frequenzverlauf und entzerre schonmal den Lautsprecher selber mit dem EQ und speichere das als Grundprogramm ab. Mit der Basis gehe ich dann bei Veranstaltungen ins Rennen für die Raumentzerrung.
War aber früher nötiger als heute. Selbst die 500 EUR klasse der Tops hat keine allzugroßen Ausreißer im Frequenzverlauf.
 
Man kann auch mit Musik als Anregungssignal messen, zumindest auf RTA-Level und natürlich etwas abhängig von der spektralen Zusammensetzung des Materials.
 
Ich halte es wie die meisten von euch. Wenn die PA gut und ordentlich eingepfiffen ist, die Mikros dazu passen, mache ich in der Regel nicht viel mit dem EQ.
Klar, Hochpass wo es nötig ist, bei den Vocals etwas in den Höhen anheben.
Am meisten mache ich da noch an der Bassdrum. Ich mag es wenn die ordentlich Druck hat.
Aber es kommt natürlich auch auf die Situation an. Bei akustischen Bands sieht die Sache ganz anders aus. Da lasse ich es meistens so natürlich wie möglich.
 
Das Material - insbesondere die Mikros, aber auch Lautsprecher und Mixer - hat sich im Lauf der Jahre massiv weiterentwickelt. Selbst absolute Billigstmikros für unter 20 Euros wie T.Bone MB60 sind bei vernünftiger Selektion schon seit einigen Jahren durchaus brauchbar, aber auch eine Aktivbox für 300 Euro klingt heute u.U. weit transparenter als ein 1000€-Lautsprecher 1995.

Außerdem haben sich die Hörgewohnheiten verändert.

Die Generation Smartphone ist m.E. etwas weniger audiophil, kommt mit weniger fettem Tiefbaß und mehr Kälte im Klang klar - das spiegelt sich auch im Klangstil heutiger Musikproduktionen wieder. Bei den Höhen bin ich mir nicht so sicher, einerseits hat der Klirr durch das bessere Material deutlich abgenommen, andererseits sind die Leute durch MP3s, Piezo-Tweeter in Smartphones und teure aber klanglich schon aufgrund unzuverlässiger Positionierung oft mehr als lausige Ohrstöpsel schlimmeres gewohnt.

Wir(tm) hatten zwar auch die 600-Ohm-Ohrhörer aus dem Kosmos-Elektronikbaukasten, aber zum intensiv und stundenlang Musik hören wars dann doch mindestens ein außenaufliegender Walkmann-Hörer, der wenigstens immer gleich miesen Baß liefert ;) - oder halt für audiophilere Leute der HiFi-Turm.

Sieht man auch daran, daß die HiFi-Abteilungen bei Media-Markt und Saturn praktisch komplett verschwunden sind. Früher gabs da noch ein "High End Studio" mit Standlautsprechern von MB Quart, Quadral, JBL und vielleicht sogar Dynaudio oder Infinity - heute findet man dort praktisch nur noch Brüllziegel in unterschiedlich blinkender Ausführung mit und ohne Alexa. Oder halt Heimkino"systeme" mit in den Tiefmitten kastriertem Badewannensound Marke "Bose" aus gefühlt einem Lautsprecher pro Wandfliese.
 
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