Hi,
um also nochmal auf das Ausgangsproblem zurück zu kommen: Mehr Federn bringt schon mal was, einfach weil die Federkonstanten sich addieren. Eine Alternative sind übrigens härtere Federn, die gibt es auch zu kaufen. Allerdings habe ich festgestellt, dass mehr Federn besser klingen, sprich etwas mehr Tonsubstanz und Sustain bringen.
Das Tremolo durch mehr Federn oder tieferes Einschrauben der Federkralle aufliegend einzustellen, beseitigt das Problem mit der Tonerhöhung bei Bendings natürlich. Allerdings hat das seinen Preis: man kann nicht mehr aufwärts ziehen (was bei einem Vintage-Trem aber eh nur in einem kleinen Bereich möglich ist), aber vor allem nicht mehr sanft "um den Ton herum" tremolieren. In manchen Musikrichtungen ist das halt doch öfter mal gefragt, teils schon stilprägend. Selbst wenn es nur abwärts gehen soll, erschwert die Überwindung des höheren Widerstands am Anfang des Hebelwegs eine kontinuierliche Absenkung der Tonhöhe. Der "Dive Bomb" wird fast zwangsläufig etwas grober - kann man aber natürlich auch zu einem Stilmittel machen.
Nicht zuletzt musste ich aber feststellen, dass gerade Strats mit Vintage-Tremolos durch ein aufliegendes Trem einiges von ihrem typischen Ton verlieren, mitunter sogar Sustain. Man darf ja nicht vergessen, dass bei der leicht schwebenden Einstellung, wie sie Fender schon in seinem Patent vorsah, bei jedem angeschlagenen Ton die ganze Einheit Saiten - Tremolo - Block - Federn schwingt. Und dieses Schwingungssystem hat natürlich etwas andere Eigenschaften als eine relativ zum Korpus starr aufgehängte Saite. Vorteile bei der Stimmstabilität habe ich beim aufliegenden Trem übrigens auch nicht feststellen können, bei Vintage-Trems ist oft sogar das Gegenteil der Fall.
Will man also grundsätzlich nicht auf die mindestens leicht schwebende Einstellung verzichten, muss man
spieltechnisch gegenhalten, und zwar ganz buchstäblich. Mit etwas Übung kann man es durchaus hinbekommen, das Tremolo mit dem Handballen auf dem hinteren Bereich zu stabilisieren, indem man zeitglich zum Saitenziehen einen leicht ansteigenden Gegendruck erzeugt. Da muss man natürlich etwas Mühe investieren, aber wenn man Gehör und Koordination genug trainiert, automatisiert sich das mit der Zeit. Nebenbei fördert das auch ganz allgemein die Kontrolle und letztlich die Musikalität im Spiel.
Als Gitarristen neigen wir ja mitunter dazu, zu "optisch" oder "graphisch" zu spielen- man hat das Griffbild im Kopf, und die Position der Bünde wirds schon richten. Geiger können sich das logischerweise gar nicht leisten, die wirklich guten Leadgitarristen nutzen ihr Gehör aber in ähnlicher Weise wie diese. Bendings und Vibrato klingen bei einem Santana, Gary Moore oder Steve Vai schlicht deshalb so gut und charakteristisch, weil sie genau hinhören und eine sensible "Rückkopplung" zwischen Ohren und Hand entwickelt haben.
Da ist das Problem mit den Double Bends und dem Tremolo ein guter Baustein, mit dem man anfangen kann. Muss ich dringend auch mal wieder üben...
Gruß, bagotrix