Jetzt mal ein kleiner Bericht von meinen Basteleien:
Gleich mal vorneweg, das Ziel war, die einzelnen Schritte mal auszuprobieren und möglichst rasch das Instrument in einen spielbaren Zustand zu bringen - und keine fundamentale Renovierung (das kommt dann beim nächsten mal, wenn es ein solches gibt)
1. Gehäuse geklebt, Bassknöpfe wieder in die entsprechenden Löcher gesteckt, "Zwischenwand" auf der Bassseite dicht gewachst, Balgdichtung erneuert: Instrument schaut wieder gut aus und funktioniert mechanisch einwandfrei; dicht ist es außerdem.
2. Stimmplatten wieder einwachsen: Ich habe alle Stimmplatten im Bass und einzelne im Diskant eingewachst, Ventile nach Bedarf getauscht.
Zum Wachsen habe ich einen Lötkolben (regelbare Mini-Lötstation) und Hohner-Wachs verwendet - hat alles gut geklappt. Löffel und auch den in einem Video gesehenen Pinsel habe ich probiert, ging nicht so gut. Beim Löffel kam für den ungeübten Anfänger wie mich zu schnell zu viel Wachs, beim Pinsel war es zu schnell kalt (klebt dann mitsamt Pinsel fest); aber ich kann mir vorstellen, dass der Löffel für die Profis das beste Werkzeug ist.
Einige Stimmplatten waren schon von jemand anderes wieder reingewachst, und zwar sogar für meine Verhältnisse sehr dilettantisch (sehr gelbes, klebriges Wachs, mehr so wie mit Kaugummi gestgeklebt). Eine Stimmplatte war definitiv nicht original.
Die Ventile habe ich mit einem Universal-Reparatur-Set (Vileda + Vinyl) erneuert, jetzt sieht es ziemlich "bunt" aus in meinem Akkordeon. Blöd ist bei der "nach Bedarf"-Methode das Erneuern von innenliegenden Ventilen, ist eine ziemliche Feinarbeit. Naja und Rost bleibt einem auch verborgen.
3. Stimmen
Im Diskant habe ich einige Töne nachgestimmt - oder sagen wir mal den Ton in die richtige Richtung verändert. Es sind jetzt alle Töne im Bereich von ca. -3 Cent bis +5 Cent, das genügt mir erstmal.
Dieses Stimmprogramm ist recht hilfreich:
http://code.google.com/p/ctuner/ man kann mir Strg+C die Werte kopieren und in eine Tabellenkalkulation einfügen. Mit einem kleinen Skript kann man das auch automatisieren.
4. Soweit so gut, Problembereich bleibt der Bass
Derzeit funktioniert alles ganz ordentlich, nur die Ansprache im Bass ist schwach und unterschiedlich, der Klang auch irgendwie flach bzw. dumpf. Allerdings sind die Arbeiten dort etwas schwierig, weil a) die Stimmstöcke innerlich nicht durchgehend geteilt sind (man kann also nicht ein duch Abdecken der Luftlöcher nur den Klang einzelner Stimmzungen überprüfen) und b) einer der beiden Stimmstöcke als ganzes auf die Holzplatte aufgewachst ist (Ausbauen geht also nicht). Kann es sein, dass das Problem hier nicht ganz dichtes Wachs ist? Kann man das überprüfen?
Fazit (soweit mal)
Zum einen bin ich stolz, das Instrument soweit in Schuss gebracht zu haben, zum anderen habe ich das Gefühl, dass mir für die Perfektion des Ergebnisses, die ich gerne hätte, dann doch Geduld und Erfahrung fehlen.
Die Akkordeonreparatur braucht m.E. vor allem Zeit (sowohl für das einzelne Instrument als auch im Sinne von Erfahrung). Das macht sie zum einen "einfach", weil Zeit prinzipiell ja jeder hat, zum anderen aber auch schwierig, weil man vielleicht auch noch was anderes mit seiner Zeit machen will - und hier kommt natürlich der Profi ins Spiel, der die Erfahrung schon hat und dadurch effizienter ist. Ich denke, es kann sich auch ziemlich jeder selbst einen Tisch bauen, den man auch benutzen kann, aber wie lange er dazu braucht und ob er dann auch gerade ist, ist dann eben das Können. Es scheint mir aber durchaus auch Dinge zu geben, die sind nochmal auf einer anderen Stufe der Schwierigkeit, zum Beispiel eine medizinische Operation oder die Raumfahrt - da kommt man mit Zeit allein definitiv nicht weiter.
Und jetzt wird es erst mal Frühling, da werde ich die Zeit wieder anderweitig verwenden müssen
Gruß,
Christian