Also, bei einem einpoligen Tonabnehmer teilt sich der Magnetfluß über dem Pol nach Rechts und Links auf. In der Saite entstehen daher zwei "Stab"-Magnete, deren gleichnamige Pole sich gegenüber liegen. Die Induktionsspannung entsteht durch die Bewegung dieser beiden temporären Dauermagneten. Das statische Feld des Permanentmagneten im Pickup hat damit nichts zu tun, da es ja eben statisch ist.
Der horizontale Verlauf der Empfindlichkeit läßt sich sehr gut durch eine Glockenkurve (ja, die von Herrn Gauß) beschreiben und hat ein Tiefpaßverhalten zur Folge. Die entsprechende Grenzfrequenz ist im Normalfall jedoch so groß, daß man diesen Einfluß vernachlässigen kann (Hat der Onkel selber ausgerechnet).
Für den Humbucker lassen sich zwei gegeneinander verschobene Glockenkurven messen, was zu den Schluß führt, daß der laterale Humbucker diesbezüglich wie zwei Single-Coils behandelt werden kann.
Auch beim lateralen Humbucker wird die Saite in Längsrichtung magnetisiert. Bisher bin ich davon ausgegangen, daß in der Saite insgesamt drei "Stab"-Magnete erzeugt werden. Was zu den von Zollner gemessenen Fensterfunktionen des Humbuckers passen würde. Gerade in diesem Moment entdecke ich da jedoch ein paar Dinge die noch nicht so recht mit den bekannten Feldlinienbildern zusammen passen. Ich werde da noch einmal drüber nachdenken und mich ggf. schlau machen.
Wenn man in einem Strat-Pickup die Magnete mit unterschiedlicher Polarität einsetzt, funktioniert der Tonabnehmer trotzdem wie gewohnt. Es entstehen lediglich "taube" Stellen zwischen den Polen, was beim Bending hörbar wird. Brian May hat diesen Effekt bei seinen ersten eigenen Tonabnehmerversuchen ebenfalls schmerzlich festgestellt. Wer das ausprobieren möchte, sollte keinen Fender-Single-Coil nehmen, denn nach dem Entfernen eine Magneten ist mit großer Wahrscheinlichkeit die Spule beschädigt und wenn nicht, wird das spätesten beim Einsetzten des Magneten geschehen. Also Vorsicht!
Übrigens warte ich heute noch (nach mittlerweile zwei Jahren) auf die Erklärung von Ulf zum Soundunterschied mit Gibson vs. Epi Magenten im selben Pickup, den er zuerst für unmöglich hielt, bis er ihn selbst erleben durfte
Was war eigentlich mit dem versprochenen Artikel dazu?
Vorsicht, ich habe den Soundunterschied nicht erlebt, denn ich habe lediglich die Induktivitäten gemessen!
Die Unterschiede zwischen den beiden Magneten und dem Humbucker ohne Magneten waren marginal und erklären keinesfalls einen wie auch immer aussehenden Klangunterschied!
Meine aktuellen "Forschungen" deuten daraufhin, daß die durch den Permanentmagneten erzeugte Ruheflußdichte Einfluß auf die Wiedergabe der tiefen Frequenzen und auf die Apertur nimmt. Das ganze ist leider immer noch nicht spruchreif, wird dann aber im Rahmen der neuen Version von Guitar-Letter I enthalten sein.
Ulf