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Gast 23432
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Das Fazit zuerst: nein, dieses Mikrofon ist nicht empfehlenswert, auch unter dem Aspekt, daß es nur 59€ kostet.
Ich bin so neutral wie möglich herangegangen, es hätte mich sogar gefreut, wenn ich dem Mikro positive Seiten abgewinnen hätte können. Deshalb habe ich auch das Mikro nur getestet und nicht verglichen, z.B. mit einem Rode NT1-A, das wäre ja unfair gewesen und unfair wollte ich nicht sein.
Das Mikrofon wird mit Spinne und 2,5m langem, mittelwertigem USB-Kabel in einem stabilen Formkoffer gut gepolstert geliefert, alles macht einen robusten, soliden und unkaputtbaren Eindruck:
Das USB-Kabel überrascht positiv durch seine Weichheit und Flexibilität, die Biegungen durch die zusammengerollte Lagerung geben sich höchstwahrscheinlich sehr schnell. Leider wird das Kabel nicht, wie auf dem Produktfoto so schön rundgewickelt geliefert, sondern wie auf meinem Foto zu sehen ist, in eng gewundenen, etwa 20cm langen 8ter-Schlaufen .
Die Spinne ist recht klein, dadurch sind die Gummilängen und damit der Federungsweg kurz, aber das soll nicht stören. Eher stört die schlecht zu greifende Klemme, die sehr schnell am Gehäusering anstößt und deshalb den Spannring nicht sehr weit öffnet. Auch ist die Polsterung in dem das Mikro aufnehmenden Spannring auffallend dünn:
Beim Abschrauben vom Stativ passierte, wie bei preiswerten Alternativen so oft: der Gewindeadapter blieb nicht in der Spinnenhalterung, sondern saß fest auf dem Stativ - fast hätte ich eine Zange gebraucht, um ihn wieder zu lösen. Immerhin gut: so ein Adapter ist dabei, das ist (oder war?) nicht immer so. Blöd, wenn man solch Kleinzeug extra bestellen müßte...
Aber das sind alles noch keine Argumente, damit kann man leben, auch wenn die sehr dünne Polsterung vermuten läßt, daß nach häufigerem Gebrauch dann gar keine Polsterung mehr vorhanden ist...
Doch das Rauschen, welches das Mikro (oder dessen integriertes Interface) produziert, ist dann der Moment, wo "Schluß mit Lustig" ist.
Ich hab es an zwei PCs probiert, weil ich an einen Fehler in meinem Tonstudio-Rechner dachte, denn die Hörproben auf der Thomann-Site sind rauschfrei. Nein, an meinem PC liegt's nicht, das Rauschen ist auch unabhängig von den Pegeleinstellungen, die man in der Systemsteuerung/Sounds/Mikrofon/Pegel machen muß. Auch bei Pegel ganz zu gedreht, rauscht es... mit etwa 56dB unter Maximalpegel. Um Nebengeräusche auszuschließen, hab ich das Mikro in eine Rolle Akustikschaum gestopft:
Der nächste Punkt ist die Latenz, da bitte ich aber gleich mal um Nachsicht, weil meine Erfahrungen in dieser Hinsicht nur marginal sind. Ich kenne durch mein gewohntes Setup solche Probleme nämlich nicht.
Mit dem in Magix Music Studio 17 voreingestellten MME-Treibern war die Latenz unerträglich, ein Echo. Also den ASIO4all verwendet und auf die niedrigste Einstellung 64 Samples geschoben. Für Sprachaufnahmen mag das notfalls gehen, musikalische Sachen kann ich mir damit nicht vorstellen.
Zum Klang noch kurz, mir sind aus unerfindlichen Gründen sämtliche Aufnahmen von dem Test im Tonstudio nicht auf den Rechner gespeichert worden.
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Edit by ts2, 12.08.2013: in Post #48 habe ich den Test wiederholt, dort befinden sich nun auch die Soundsamples
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Der Klang ist nicht schlecht, man erkennt die (meine männliche) Stimme und versteht die Worte. Etwas baßlastig scheint das Mikro zu sein, wenn auch nicht so wie das NT1-A. Die Höhen sind nicht unangenehm zischlig, das "s" wird nicht überbetont. Die Kapsel scheint ganz brauchbar.
Allerdings ist ein Ploppfilter absolute Plicht, ohne gehts gar nicht.
Was mir hier also total fehlt, sind zwei Dinge: ein Hardware-Monitoring und ein Pegelregler, der halbwegs fein und nicht so grob und hakelig wie der in der Systemsteuerung/Sounds/Mikrofon/Pegel-Registerkarte...
Wie ein Neebie (für den knapp 60€ sicherlich viel Geld ist) mit einem solchen Gerät ein Erfolgserlebnis bekommen soll, ist mir nicht vorstellbar. Unter diesen Umständen sehe ich die Vorteile (alles in einem, außer einem Stativ wird nichts weiter benötigt) ganz schnell den Bach runter gehen.
2,5m Kabellänge sind auch nicht besonders viel, wenn man mit höherer Mikrofonempfindlichkeit arbeiten muß und keinen superleisen Rechner hat. Und Audio über ein 5m-USB-Kabel...naja...
Die Nichterweiterbarkeit eines USB-Mikrofons sollte allgemein bekannt sein, da gibt es meines Wissens kein "und", sondern nur ein "ent- oder weder".
Also, negativ:
- Rauschen
- Latenz
- schwierig einzupegeln
- nicht erweiterbar
positiv
- besser als ein Headset-Mic an der Onboard-Soundkarte dürfte es alle mal sein
(Aber da fehlt mir der Vergleich, vielleicht mache ich das mal mit einem SM58 an einer AC97 )
Anbei noch zwei Bilder des Innenlebens. Das Teil ließ sich derartig leicht aufschrauben, daß ich nicht widerstehen konnte und reinschauen mußte:
Und hier ein Foto von der Kapsel, seitlich aufgenommen. Nach der Diskussion um die "schiefe" Kapsel im Rode NT1-A hab ich auch darauf geschaut und finde, daß diese Kapsel ganz leicht nach unten geneigt steht
Also, liebe Hobby-Musiker, es tut mir leid, aber spart lieber noch ein bißchen, lest Euch in der Zwischenzeit ein paar Grundlagen an und kauft Euch dann etwas nur wenig teureres, mit dem Ihr dann aber sehr viel mehr Spaß haben werden .
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