Misfits - American Psycho
Veröffentlichung: 1997
Lable: Geffen
Tracklist:
Abominable Dr. Phibes
American Psycho
Speak Of The Devil
Walk Among Us
The Hunger
From Hell They Came
Dig Up Her Bones
Blacklight
Resurrection
Dead Kings Rise (Nur auf der LP)
This Island Earth
Crimson Ghost
Day Of The Dead
The Haunting
Mars Attacks
Hate The Living, Love The Dead
Shining
Don't Open 'Til Doomsday
Misfits ohne Danzig...geht denn das? So oder so ähnlich ging es wohl jedem altgedienten Fiend als bekannt wurde, dass es ein Comeback-Album der legendären Horror-Punk Band Misfits geben würde.
Voller Skepsis legte ich damals den Silberling in den CD-Spieler und machte mir eigentlich keine allzu großen Hoffnungen, dass da etwas Brauchbares aus den Boxen dröhnen würde.
Das Intro "Abominable Dr. Phibes" ertönt und irgendwie klingt es tatsächlich nach den Misfits; das Gefühl ist nicht schlecht. Warten wir also ab, was noch kommt.
Plötzlich erklingen räudige Punk-Akkorde und die ersten Hooks lassen einen jetzt schon nicht mehr los. "American Psycho", das Titelstück kommt energiegeladen und mit einem tollen Refrain daher, als ob die vier Herren nie eine Pause gemacht hätten.
Danach geht es gleich weiter mit "Speak of the Devil", eines der stärksten Stücke der Platte mit einem genialen Mitsing-Chorus und endgeilen Hooklines.
Wer denkt, er könne verschnaufen hat sich geirrt, denn schon bald erklingt "From hell they came" und angesichts des bisher gehörten glaubt man tatsächlich, dass dieses Gespann nur eine Ausgeburt der Hölle sein kann, gesandt um allen anderen zu zeigen wo der Horror-Punk- Hammer anno 1997 hängt!
Munter geht es mit "Dig up her bones" weiter einem tollen Song, der geradzu zum Mitgrölen einlädt und wieder ein Mal mit einer fantastischen Hookline ausgestattet ist.
Aber nun zum eigentlichen "Hauptproblem" der "neuen" Misfits: Michael Graves.
Wie eingangs schon erwähnt traute man den ein erfolgreiches Comeback ohne Glenn Danzig kaum zu, war seine Stimme stets charakteristisch für diese Band und einen anderer Sänger nahezu undenkbar.
Doch Michael Graves straft uns Lügen; er macht seinen Job hervorragend und lässt einen Danzig schnell vergessen. Dass Graves mittlerweile nicht mehr bei den Misfits ist und sich neuerdings mit der sehr zweifelhaften "konservative Punk" Bewegung identifiziert sei mal hinten angestellt. Diese Scheibe und auch das Nachfolgealbum hat Graves mit seinen Vocals definitiv veredelt und stellte eine der Trademarks des neuen Misfits-Sounds dar.
Was ebenfalls positiv auffällt ist die gute, druckvolle Produktion des Albums, welche im Gegensatz zu früheren Misfits-Produktionen beinahe einen Quantensprung darstellt. Wer kann sich schon an ein Misfits-Album erinnern, bei dem man tatsächlich einzelne Instrumente heraushören konnte?!
Zurück zu den einzelnen Songs: Den Mittelteil des Albums bilden schnelle Punk-Kracher, die beinahe restlos überzeugen können. Einzig und alleine "Crimson Ghost" reißt mich nicht allzu sehr vom Hocker, aber dafür gibt es am Ende mit "Don't open til Doomsday" einen Rausschmeißer allererster Sahne.
Textlich fühlt man sich in irgendeinen Horror-B-Movie hinein versetzt, wo es von Aliens, Zombies, Killern und ähnlich netten Zeitgenossen nur so wimmelt und die sich bevorzugt auf Friedhöfen, dunklen Ecken oder in der Hölle selbst die Klinke in die verfaulte, blutleere Hand geben. Horror-Punk at it's best!
Die Misfits lieferten mit "American Psycho" ein grandioses Comback-Album ab, das ihnen nur die wenigsten zugetraut hätten. Auch wenn die eingefleischten Fans der Danzig-Ära es wohl nie zugeben werden, "American Psycho" steht den alten Großtaten der Misfits in nichts nach und gefällt mir sowohl stimmlich, als auch songtechnisch noch besser als die alten Klassiker.