Zunächst mal kann ich mich meinem Vorschreiber nur anschließen. Kopfhörer sind eine gute Sache, um Vorarbeiten wie Schnitte o.ä. zu machen, Takes auszuwählen - und das auch noch nachts um 3, wenn alle anderen schlafen wollen. Oder um in einer mobilen Situation eine Vorabkontrolle zu haben.
Aber grundsätzlich würde ich (halbwegs gute) Boxen immer vorziehen.
Twonk schrieb:
Wer mit HiFi-Kopfhörer mischt und sich nachher wunder warum es so sch... klingt ist selber schuld denn diese HiFi-Kopfhörer sind nicht ohne Grund keine Studiokopfhörer. Sie haben nämlich keinen linearen Frequenzverlauf. Bei den Bässen sind sie leicht angehoben und die meisten auch noch bei ca. 3kHz. Du bekommst also ein verfremdetes Signal zu hören. Und dann braucht man sich auch nicht zu wundern warum es sich auf normalen oder schlechten Kopfhörer mist anhört.
Das, was du schreibst trifft 100% auch auf Hifi-Boxen zu. Da ist der Unterschied zwischen Studiomonitor (linear) und Hifi-Box ("gesoundet") noch viel dramatischer.
Das Problem ist: lineare Kopfhörer gibt es nicht. Die kann es auch nicht geben, weil man im Ohr desjenigen messen müsste, der ihn trägt. Selbst wenn man das könnte, und man würde den KH für diese Person linearisieren, wäre der gleiche KH bei anderen Menschen auch wieder "verbogen". Das liegt in der Natur der Sache (unterschiedliche Ausgestaltung der Ohren und Gehörgänge bei jedem Menschen). Daher sind Aussagen wie "linearer Frequenzgang" bei Kopfhörern nicht wirklich ernst zu nehmen. Die sind dann halt von einer Reihe von Probanden als "neutral" eingeschätzt worden - mehr nicht.
Die "neutralsten" KHs sind diffusfeldentzerrt - was aber genaugenommen schon Unsinn ist, weil man beim KH eben nicht den Diffusschall hört, sondern den Direktschall. Nahfeldentzerrung macht aber aus den o.g. Gründen ebenfalls keinen Sinn. Fazit ist nur: KHs sind klanglich immer ein Kompromiss.
Das viel entscheidendere ist tatsächlich die Stereowiedergabe. Es gibt einen prinzipiellen Unterschied zwischen Kopfhörer- und Lautsprecherwiedergabe. Bei letzterer hört jedes Ohr beide Lautsprecher, bei KH-Wiedergabe jedes nur einen Kanal. Eine Mischung, die auf Lautsprechern schön räumlich klingt, kann auf KHs furchtbar unnatürlich und zu den Seiten "gezerrt" klingen, eine Kunstkopfaufnahme dagegen kann man sich eigentlich nur mit KHs anhören, wenn der Raumeindruck stimmen soll.
Wenn man eine Räumlichkeit über KH beurteilen will, dann geht das eigentlich nur mit Hilfe von HRTF-Umsetzern, die es mittelmäßig auch in Software gibt, die aber normalerweise viel Geld kosten - dann aber auch mit individueller Anpassung der Transferfunktion.
Wenn du weißt wie es in den K-271 klingen muss damit es sogar auf dem Küchenrecorder deiner Oma noch gut klingt sind diese Kopfhörer eine krasse Bereicherung. Immerhin produziert man die Musik nicht damit sie sich im Abhörraum geil anklingt sondern damit sie auch auf dem cd-player im Auto gut klingt.
Bist du sicher, dass das kein Wunschdenken ist? Wieviele Mischungen hast du damit schon gemacht?
Ausgerechnet der K-271 ist nämlich eigentlich der völlig falsche Kopfhörer zum Mixen. Man darf sich von der Bezeichnung "Studio" da nicht irritieren lassen: Das ist ein reinrassiger Monitorkopfhörer, soll heissen: Der ist dafür gebaut,
während der Aufnahme einem Musiker das Backingsignal zu geben. Er ist relativ mittenbetont (was für's funktionelle Hören wichtig ist, aber keine neutrale Klangbeurteilung zulässt), er ist geschlossen (für's Mischen sind offene deutlich besser - und sie lassen sich zumindest neutral
er zurechtbiegen) und er hat einen hohen Schalldruckpegel (was sich mit Linearität nur begrenzt verträgt).
Wenn ein KH zum Mischen, dann wäre von AKG der K-240DF die Wahl gewesen.
Der Vorteil an den Kopfhörer ist da jede Box anders klingt und auch jedes Studio was akustisch perfekt ausgerichtet ist auch immer anders klingt nehme ich meine Kopfhörer und hör darüber und voilà ich weiß wie es dann in "echt" klingt.
Was ist "echt"?
bei der Frage ob auf Boxen zu mischen oder Kopfhörer stellt sich eigentlich eine ganz andere Frage auf die wichtiger ist. Kennst du denn Sound deiner Boxen und Kopfhörer?
Das gilt allerdings in der Tat immer und ohne Ausnahme.
Deswegen möchte ich auch nochmal betonen, dass ich keineswegs die Meinung vertreten würde, man könne auf KH überhaupt nicht mischen. Das geht schon, erfordert aber wesentlich mehr Übung und häufigeres Gegenhören auf verschiedenen Lautsprechern als wenn man von vornherein mit guten LS arbeitet. Und eine wirklich saubere Beurteilung des endgültigen Mixes sollte man immer auf LS machen.
Jens