Tenor-Banjo Halsneigung korrigieren, brauche Rat.

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Hallo zusammen,
ich möchte mein altes Banjo auf Vordermann bringen. Es ist wohl Baujahr 1980 .. 1982, so genau weiß ich das nicht mehr. Ich war noch Schüler.
Die Saitenlage war katastrophal.
BanjoTotale.jpg

Ich habe das damals mit meinen Mitteln gelöst: den Sattel mit der Schlüsselfeile gekerbt (man sieht immer noch den Bleistiftstrich, den ich mir als Tiefenmarkierung eingezeichnet hatte). Man sieht auch, we viel notwendig war und dass "katastrophal" den Zustand durchaus trifft.
Sattel.jpg


Außerdem habe ich den Steg durch einen flacheren ersetzt, den ich zusätzlich oben und an den Füßchen so weit abgetragen habe, wie es irgendwie möglich war, ohne die Stabilität zu verlieren. Das war gut 5 mm, also recht viel!
Steg.jpg

Mit dieser Operation war das Banjo soweit spielbar.
Jetzt steht ein Saitenwechsel an, und ich würde gerne auf den Originalsteg zurück, und dafür lieber den Halswinkel korrigieren.
Daher die Frage, ob das so möglich ist, wie ich mir das vorstelle.

Ich nehme an, mit den Rändelmuttern kann man den Resonator lösen, oder liege ich damit falsch?
Raendelschrauben.jpg

Dann müsste man an die Halsbefestigung kommen und den Hals entfernen. (Beim Filz müsste der ja lose sein und nur am Kessel befestigt sein.)
Halsansatz.jpg


An der Aufnahmestelle entsprechend keilförmig abtragen, um die Halsneigung zu korrigieren, danach alles wieder zusammen bauen (ok sicher mehrere Iterationen, bis alles passt).

Oder habe ich etwas übersehen, und mir fliegt alles um die Ohren? (Ja, die Saiten mache ich vorher runter und arbeite nicht unter Saitenzug).
 
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Nur Mut:)

Ja. mit den Rändelschrauben kannst Du den Resonator lösen und vermutlich im Inneren eine Stange entdecken, die längs durch den Kessel geht. Durch Verlängern/Verkürzen dieser Stange (in der Regeln sind an den Enden jeweils Muttern, am hinteren Ende kann man dann die Länge variieren) kann man die Saitenlage auch beeinflussen.

Bei einem wertigen Banjo bin ich da zurückhaltend mit der Spannung auf der/den Stange(n) durch den Kessel, da allzuviel Verspannung einem Holzkessel klanglich schadet, aber hier haben wir ja nur einen Alukessel, da ist das ziemlich egal.

Wenn Du nicht klar kommst mit den Stangen, schick mal ein Foto der selbigen.

Alternativ lässt sich der Halswinkel auch durch Unterlegen dünner Materialien zwischen Halsferse und Kessel ändern.

Material an der Halsferse abnehmen wäre eher mein Plan C.

Banjo
 
Ich würde zuerst versuchen, die Stange im Kessel etwas zu spannen, dass sie kürzer wird, dann zieht es den Hals in der Regel auch runter.

Banjo
 
Also hier mal die Innenansicht.
InnenRueckseite.jpg


In der Mitte die lange Doppelmutter(3) ist wohl die Spannmutter. Und ein Gewinde ist Rechtsgewinde und das andere ein Linksgewinde. Wäre also möglich.

2 und 4 sind Kontermuttern. 2 müsste ich vermutlich nachziehen, wenn der Hals angezogen ist bzw. lösen, wenn ich Spannung wegnehmen wollte.

Woraus ich nicht schlau werde: Was ist die Schraube 1? (hier im Detail)
SchraubeHalsansatz.jpg

Ist das das Ende eines Bolzens wie in manchen Möbeln oder ein Schraube, die durch ein Loch in der Gewindestange geht (oder noch was anders)?

Und ich sehe etwas schwarz beim reinen Anziehen der Innenstange, weil ich nicht sehe, wo der Hals näher ran gezogen werden kann:
HalsAuflage.jpg

Das liegt unten, wo es reingezogen werden könnte schon voll an. Man müsste oben was zwischenlegen.
Das Griffbrett liegt voll unter Spannung an. Ich habe den Eindruck, dass sich die ersten 5mm Auflage auf dem Hals (nach der Aussparung) vom Hals ablösen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich würde hinten die innere Mutter etwas lockern und die äußere anziehen. Es geht nicht darum, den Hals näher an den Kessel zu ziehen, sondern den ganzen Kessel zu verformen. Der ist vermutlich im Laufe der Jahre etwas aus der Form gegangen, wodurch sich der Hals gehoben hat. Wenn Du jetzt den Kessel unten etwas zusammen ziehst, wird der Hals wieder flacher.

Banjo
 
Der ist vermutlich im Laufe der Jahre etwas aus der Form gegangen,
Nein, der ist im Laufe der etwa 35 Jahre stabil geblieben. Den Umbau habe ich ganz zu Anfang gemacht und seither hat es keine nennenswerte Veränderung gegeben.
Wenn ich die innere Stange verkürzen will, muss ich nur an der langen Mutter (3) drehen. Da brauche ich hinten nichts schrauben.
Da ich nicht weiß wie die Aufnahme im Hals ist, bin ich auch eher vorsichtig mit Anziehen.

Der Knackpunkt ist jetzt die unbekannte Halsbefestigung.

Das Banjo ist ein "Luxor" , "Made in Japan"
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich würde den Kessel nicht verformen, sondern - wie du schon sagtes - mit Unterlegen an der erwähnten Stelle den Halswinkel ändern. Ich habe das an meinem Banjo gemacht mit dünnem Holzfurnier. Es gibt z. B. im Baumarkt Echtholz-Bügelfurnier: gerollt, ca 0,8 - 1 mm dick; als Kanten-Umleimer z. B. für Küchen. Oder 1 mm dickes Holzfurnier im Modellbauhandel zum selbst aufleimen.
Und mit der Schraube fällt mir nichts anderes ein als Hals komplett abschrauben und Schraube herausdrehen. Dann wird man sehen, was die für einen Sinn hat. No risk, no fun! Das Banjo sieht doch total solide und gut gebaut aus.
 
Nichts überstürzen! Gaaanz langsam! Wie @Banjo geschrieben hatte:
1. Gewindestange anziehen, nur ganz wenig und die Saitenlage beobachten bzw. genau ausmessen. Der Kessel wird bei leichtem Anziehen nicht dauerhaft verformt, das ist reversibel.
2. Plan B: etwas Furnier unterlegen, wie oben geraten wurde

Das sind zwei Optionen, bei denen man kaum etwas kaputt machen kann. Wenn beides nichts nützt, dann nochmals melden.
 
Wie Sanke-Jo schon sagt, es geht hier nicht um viel.

Miss doch mal spaßeshalber den Kessel längs und quer aus, einmal oben am Fell, einmal am unteren Rand, ob der überhaupt noch richtig rund ist. Und selbst wenn, es macht dem Banjo überhaupt nichts aus, wenn die Stange eine wenig mehr Zug drauf hat. Gibson hat das zum Beispiel in seinen Owner Manuals in den 30'er-Jahren so empfohlen, um die Saitenlage einzustellen.

Und der normale Weg wäre es, die Mutter 4 zu lockern und die gegenüberliegende Mutter außen anzuziehen. Also so würde ich es machen, wenn es mit der Langmutter auch geht, meinetwegen.

Schraube 1: kein Ahnung:)

Banjo
 
Wenn man der Stange innen Zugspannung gibt, dann muss die auf der Halsseite einen Gegenanker haben. Das wäre außen im Holz, das Gegenstück zu Schraube 2) also eventuell diese ominöse Schraube (1), von der keiner weiß, was sie macht.
Der Kessel ist ziemlich massiv und durch sein Profil ziemlich gut gesperrt.
Wenn ich jetzt einfach anziehe, habe ich Angst, dass auf der Halsseite was durch zuviel Zug kaputt geht.
Ich denke, ich werde erst mal Zug rausnehmen (2 und 3) und die ominöse Kreuzschlitzschraube (1) erkunden.
Der Kessel ist komplett rund und nirgends eine Delle. Also nicht mal 1mm verformt.
 
Auflösung: Die Operation ist gelungen.

Hier noch der Austausschteg (hell mit schwarzer Einlage) vor dem Original (dunkelbraun). Man sieht den großen Höhenunterschied.
StegAltNeu.jpg


Ich habe den Hals glockert und eine Unterlage drunter gepackt.
Unterlage.jpg

Nur so konnte ich mit mehr Spannung tatsächlich eine Halsneigung erreichen.
Die ominöse Schraube 1 ist tatsächlich der Sicherungssplint für die Gewindestange. Es war wohl gut, dass ich die nicht mit Gewalt angezogen habe, denn die macht keinen so stabilen Eindruck.
Bevor sich am Kessel nur ansatzweise was verformt, ist die Sicherungsschraube ab.

Jetzt kann ich tatsächlich mit der langen Mutter 3 die Halsneigung bequem einstellen und Mutter 2 anziehen.

Die aktuelle Unterlage ist noch etwas zu dick. Ich schaue noch nach etwas dünnerem Material, aber dann wird es perfekt (wahrschienlich dünne Pertinaxplättchen).
Jetzt wo ich weiß, wie es funktioniert ist das dann schnell ausgetauscht und justiert.

Danke an alle Hilfegeber!
 
@chris_kah Ja, sehr schön! Ich finde es gut, wie Du systematisch an die Sache herangegangen bist. :great:

Noch ein Hinweis: Der Originalsteg muss nicht unbedingt das Gelbe vom Ei gewesen sein und man muss das Banjo nicht auf den Steg ausrichten, eher umgekehrt.
Und ganz klar: Die Saitenlage sollte stimmen, sonst macht das Ganze keinen Spaß. ;)

Und: Gruß nach Tübingen; ich habe dort 12 Jahre gewohnt.
LG,
Jo
 

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