Epiphone 50th Anniversary 1960 Les Paul Standard V3 (Teil 2)
Praxis & Sound:
Im Finetuning ließ sich eine Saitenlage von 1.7mm für die E1st bzw. 1.8 mm für die E6th realisieren, mit einer Ausschwingreserve für den kräftigeren Anschlag, was dem Sound immer förderlich ist.
Unverstärkt zeigt sich ein sehr transparenter und überraschend lauter Sound, der gleichmäßig und langsam ausklingt, crisp, brilliant und ausgewogen. Sicher hat hier das Tonepros Tailpiece sowie das Epiphone-Locksystem einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran.
Die Bespielbarkeit ist fantastisch, Griffbrett, Hals und Bünde erlauben komfortables und bequemes Spiel inklusive fetter Bendings in allen Lagen, nichts behindert die Spielfreude. Sehr schön.
Nach dem Aufziehen neuer Saiten gehört auch ein anfängliches Stimmproblem der H-Saite der Vergangenheit an.
Verstärkt zeigt sich der BB1 am Hals von einer jazzig-bluesigen Seite, warm und tief, dabei aber in allen Parametern transparent. Auffallend ist, dass der Pickup cleaner als gewöhnlich agiert, was in der Mittelstellung beider Pickups noch deutlicher zutage tritt: Vintage läßt grüßen, hier lassen sich im Cleanbereich durchaus Stratähnliche Sounds realisieren, was die 1960 sehr variabel für verschiedenste Stilrichtungen macht. Alle Saiten werden gleichmäßig und ausgewogen übertragen, nichts mumpft zu und das Klangbild bleibt stets transparent, obertonreich und wohlig langsam und gleichmäßig ausklingend. Der BB2 am Steg klingt im Cleanbereich erwartungsgemäß spitz und etwas grell, okay, sein Ressort ist auch eher im Zerrbereich zu suchen.
(Foto: Gibson)
Mit "Gas" gespielt erfreut der Halspickup durch wärmste, singende Sounds mit kräftigem Sustain, die selbst im High-Gainbereich stets transparent bleiben, selbst Akkorde müllen nicht zu. Der BB2 zeigt sich entsprechend frecher, stehende Töne singen schnell im Obertonbereich und Sounds von Crunch bis Brett erfreuen durch Charakter und Pfund. Trotzdem fällt bedingt durch den reduzierten Output der Unterschied zu modernen Humbuckern sofort ins Ohr- alle Sounds sind etwas zurückgenommener und weniger "arrogant", die Burstbucker fördern und fordern akzentuiertes Spiel sowohl auf der Anschlags- als auch der Greifseite. Das Umschalten von Hals zu Stegpickup in der Zerrabteilung bringt somit keinen erheblichen Lautstärke-, wohl aber Soundunterschied, was manchen Spieler zunächst überrraschen mag.
(Abbildung: Gibson)
Durch die hochwertigen Potis und den Mallory-Kondensator lassen sich über die Volumeregler die Klänge trefflich und verlustfrei steuern, so dass die Epiphone 1960 dynamisches Spiel perfekt unterstützt bzw., wie beschrieben, auch fordert.
Der Sound ist in allen Facetten überzeugend, durchsetzungsfähig und hochkarätig, jedoch nie brachial, sondern immer cremig und sensibel. Der Vintagecharakter steht dabei stets im Vordergrund- gerade der Cleanbereich, sonst sicher nicht die typische Les Paul-Domäne, überzeugt hier mit überraschender Frische und seidiger Brillianz.
(Fortsetzung folgt)