Taktgefühl

  • Ersteller Klangbutter
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Jo !!! Drummerle 10 Points!
Das letzte Spiel ist genial. Thanks!

7/8 oder höher werde ich mir wohl verkneifen... ich meine, das sind mittelmäßig begabte Anfänger und ich habe nicht viel Zeit dafür.

Aber das Spiel macht wunderbar klar, warum eine von allen persönlich aber gleich gefühlte übergeordnete Instanz nötig ist.
Das Metrum ist ein Leitfaden, ein Gesetzbuch, das nützlich ist, wenn sich alle daran halten.
 
@ Klangbutter

Stichwort Midi: Bei mir gibt es keine Midi-Dateien als Übungshilfe.
Wenn die Einspielung am Clavinova fertig ist, exportiere ich sie über Audio-Ausgang. Das ergibt eine völlig andere Qualität.
So wie ein Dirigent sein Orchester auf eine bestimmte Interpretation eines Musikstückes "einschwört" mache ich das logischerweise als Lehrer einer Musikgruppe auch. Wenn ich im Ergebnis eine gute Qualität haben will, zu der unter anderem an bestimmten Stellen der Musik kleine Agogische Veränderungen gehören, dann muss ich das in der Trainingsmusik alles mit einarbeiten. Ich darf also nicht wie eine Maschine spielen oder (noch schlimmer) die Noten am PC eingeben und dann abnudeln lassen.

Wenn Zusammenspiel nicht funktioniert, kann das an vielen Dingen liegen. Beim einstimmigen Musizieren kommt es ja nicht nur darauf an, dasselbe Tempo zu schaffen, bzw. den Takt zu halten. Es kommt auch darauf an, dieselbe Bogenspannung, dieselbe Phrasierung und zueinander passende Artikulation zu erarbeiten. Genau dafür braucht es mindestens ein gutes Vorbild, das ebenfalls von der Trainingsmusik vermittelt werden muss. Wer in der Lage ist, sich im einstimmigen Spiel mit der Gruppe/dem Spielpartner zu synchronisieren, kann deshalb noch lange nicht mehrstimmig spielen. Denn beim mehrstimmigen Musizieren muss man erst einmal die sich verzahnenden Rhythmen und Stimmen "aushalten" lernen, ohne durcheinander zu kommen. Wenn das geschafft ist, kommen weitere Lernschritte.

Voraussetzung für all das ist, dass der Schüler seinen Part grundsätzlich beherrscht.

In der Arbeit mit den Musikschülern muss ich also ganz verschiedene Lernschritte unterscheiden, die mehr oder weniger voneinander abhängig sind bzw. aufeinander aufbauen. Ich frage mich nun, von welcher Lernsituation Du ausgehst. Das Tonbeispiel gibt für mich die Unterrichtssituation mit einem Schüler wieder, der entweder nicht geübt hat und einfach nicht weiß, wo er den nächsten Ton finden soll oder bei dem die rhythmische Grundausbildung vollkommen versagt hat. Ganz egal, was nun der Grund für diese wenig begeisternde Situation ist, dieser Schüler ist mit dem Metronom in jedem Fall völlig überfordert und die genervten Ermahnungen des Lehrers machen die Situation nicht besser. Im Gegenteil.
Meine erste Reaktion auf arhythmisches Spiel ist: Konzentration auf die nicht funktionierenden Tonfolgen. Die werden dann erst einmal ohne Rhythmus als rein motorische Übung also als Bewegungsfolge erarbeitet. Dann werden unabhängig von der geforderten Endform verschiedene rhythmische Varianten ausprobiert (ohne Noten!). Dabei stellen wir uns verschiedene Bewegungen vor: schleichen, laufen, hüpfen usw. Bei einem Nachahmungsspiel wird der Schüler dann aufgefordert, sich genau an ein Vorbild zu halten. Bei so einem Wechselspiel sind allerdings noch Abweichungen möglich. Der nächste Schritt ist dann das Synchronspiel.
Ein Schüler mit den im "Hörspiel" veranschaulichten Problemen kann für eine ansonsten möglicherweise deutlich bessere Gruppe untragbar werden, wenn man sich da nicht ganz schnell was einfallen lässt. Der Nachzügler braucht Aufgaben, mit denen er sich so in die Gruppe integrieren kann, dass diese in ihrem Spieltempo nicht gestört wird. Das kann bedeuten, dass das Melodieinstrument erst einmal gegen ein Percussioninstrument ausgetauscht wird, das seinen motorischen Fähigkeiten entspricht. So kann sich der Schüler ganz auf die rhythmische Aufgabe konzentrieren und erleben, was Takt/Tempo halten bedeutet. Die oben angedeuteten Aufgaben kann man in leicht abgewandelter Form auch in Gruppen machen, wenn diese mit ihren spieltechnischen Fähigkeiten zusammenpasst. Die komplexen Möglichkeiten oder auch Anforderungen eines differenzierten Unterrichts mit Schülern auf sehr unterschiedlichem Ausbildungsstand lasse ich hier mal bewußt unerwähnt.

Schüler, die Ihren Part melodisch wie rhythmisch "drauf" haben und bei denen es nun darum geht, zusammen zu finden, überlasse ich hin und wieder wechselweise Dirigieraufgaben. Zunächst beschränkt sich diese auf das Anzeigen von Einsätzen. Dabei lernen sie ganz wesentliche Dinge wie z.B. auf Körpersprache zu achten und sie zu lesen bzw. sie bewußt einzusetzen. Dabei wird z.B. erarbeitet, wie man einen leisen oder lauten Einsatz anzeigt bzw. erkennt, einen weichen oder einen harten Einsatz vorbereitet usw. Hierbei spielen nicht nur Haltung und Köperspannung eine Rolle. Ob ein Einsatz funktioniert, hängt in entscheidendem Maße von der Stimmigkeit der Atmung ab und ob der Dirigent es schafft, die Musiker über die Atmung zu synchronisieren. Wer verstanden hat, wie eine Gruppe über die Atmung synchronisiert werden kann (auch ohne dass ihr das bewußt ist), weiß dann auch, was durchatmetes Zusammenspiel bedeutet und wie es funktioniert. Dann kann man auch mit jemandem, der neben einem sitzt und dem man nicht ins Gesicht sieht, sehr intensiv zusammen spielen. Es gehört zu den Aufgaben des Lehrers, dieses "Wie" durch Vorbild, Erklärung und Korrektur zu vermitteln. Das sollte in der Regel live sein. Für bestimmte Zwecke macht es aber auch Sinn, dem Schüler das ein oder andere Detail als "konservierte" Variante zu überlassen, damit er sich an das im Unterricht erarbeitete besser erinnert. Darin kann ich keine Behinderung einer Entwicklung zur Selbständigkeit sehen. Voraussetzung für das selbständige Musizieren ist die Beherrschung des Handwerkszeugs. Und die erwirbt man nur, wenn man regelmäßig übt und dabei guten Vorbildern nacheifert.

Die Vermittlung der Grundbegriffe Metrum, Takt und Rhythmus ist Basisarbeit, die bei mir grundsätzlich mit Bewegungsaufgaben verknüpft ist. Wer die nicht beherrscht, wird sich an eine noch so gute und vorbildliche Musikaufnahme einfach nur "dranhängen" und nichts davon begreifen. Meinst Du das mit dem negativen Effekt?

Es ist halt wie mit der Medizin. Im richtigen Maße wirkt sie stärkend. Zu viel des Guten macht krank.

Gruß
Lisa
 
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Liebe Lisa,

Du schreibst ziemlich viel und alles ist löblich und hilfreich. Respekt vor Deiner Arbeit!
Bei den meisten Punkten gehst Du aber auf spätere Entwicklungsstadien ein. Phrasierung und so ... das interessiert erst einmal nicht.

Du schreibst, Voraussetzung ist, das der Schüler seinen Part beherrscht. Das ist das, was ich eigentlich erst einmal nur erreichen will.
Da ich davon ausgehe, dass nie alles perfekt ist, möchte ich zuerst einen Fluss der Musik voraussetzen, obwohl vielleicht nicht eine einzige Note richtig ist. Weißt Du was ich meine?
Mit dem Üben (mit allen möglichen Methoden) erhöht sich Schritt für Schritt die Trefferquote bis nahezu jederzeit 100% und zusätzlicher emotionaler Verbindung.
Aber mich interessiert im Moment nur jener Punkt der Überwindung, trotz Fehlens jeglicher Beherrschung von technischen Schwierigkeiten schon ein Empfinden für den Durchfluss zu bekommen.
Damit sie nicht auf meine Aufnahmen angewiesen sind, damit sie selbst einschätzen können, wie nah oder weit sie vom 100% Ziel entfernt sind. Ob in der Gruppe oder allein.

Deine Beschreibung der im Beispiel dargestellten Unterrichtssituation ist richtig, der Schüler sucht die Töne zusammen und kann überhaupt nicht auf Zusatzreize reagieren. (Das ist natürlich nur ein Scherzbeitrag, aber trotzdem nicht ganz unrealistisch, bis auf meine Reaktion als Lehrer darauf)

Du scheinst dann mit dem Schüler zu üben und beleuchtest alles von allen Seiten mit ihm und für ihn. Das braucht Zeit. Ich weiß, ich mache das auch! Die Frage ist nur, wo ist die Grenze und was kann man an selbstständiger Arbeit erwarten.

p.s. und etwas OT:
In Deiner ersten Post schriebst Du auch, dass Du den Guide-Track in mehreren Tempi erstellst. Da ging ich einfach davon aus, dass Du es programmierst und schließlich exportierst. Das ist gewissermaßen Midi, auch wenn es ein Clavinova spielt. Eine Interpretation in einem langsamen Tempo unterscheidet sich aber von einer Interpretation im schnellen Tempo, was bei in verschiedenen Tempi abgespielten Sequenzen aber nicht der Fall wäre.

Aber ist auch egal. Ich finde, das driftet ziemlich ab.
Nur mal als Beispiel, dass wir uns da sehr ähnlich sind... ich habe im September schon den Weihnachtsauftritt geplant und alles mögliche an Material hergestellt:
https://www.musiker-board.de/hoerproben-akk/549677-es-weihnachtet-schon-wieder.html#post6672191

Video, Audio, mit Metronom/ohne, einzeln, zusammen, Fingersätze erläutert, Noten sowieso...
Phuuu

Ich meine, wo kommen wir da hin? Diese Art kann und will ich nicht durchhalten.

Hältst Du den Ansatz, einen Workshop für Metrum zu machen in dem Stadium für falsch?
Es ist ein "Orchesterlager" und ich möchte die Gelegenheit nutzen, um nicht mit jedem einzeln die selbe Basisarbeit zu machen.
 
Hallo Klangbutter

Wenn Du ein Orchesterlager machen möchtest, bei dem Grundfertigkeiten des Zusammenspiels erarbeitet werden sollen, dann mußt Du dafür Noten-Material einsetzen, dass von den Teilnehmern quasi vom Blatt gespielt werden kann, also keinerlei technische Schwierigkeiten bereitet. Wo dieses Niveau anzusetzen ist, hängt vom aktuellen Leistungsstand Deiner Gruppe ab. Deine Dateien und den dazugehörigen Thread kann ich jetzt nicht angucken/durchlesen, um davon eine Idee zu bekommen.
Ich gehe mal davon aus, dass die Gruppe nicht total bei Null steht. Das ist aber unerheblich. Denn um z.B. die über die Atmung funktionierende Einsatzübung zu machen, die ich bereits beschrieben habe, ist es eigentlich ganz egal, auf welchem Niveau die Gruppe musiziert. Diese Übung läßt sich mit schräger Chaosmusik genauso gut üben wie mit reiner Percussionmusik oder einer schönen Melodie, die gut sitzt usw.

Das sich Einfinden in einen gemeinsamen Puls und in einen gemeinsamen Rhythmus kenne ich in einfachen Formen auch in der musikalischen Früherziehung. Ein "zu früh" gibt es daher nicht.

Wenn Du in dem Orchesterlager die Zusammenführung getrennt vorbereiteter Parts erarbeiten willst, dann muß jeder Teilnehmer seinen Part können. Anders geht es nicht.

Was man vom Schüler als selbständige Arbeit erwarten kann? Ich erwarte, dass das in der Unterrichtsstunde erarbeitete so geübt und gefestigt wird, dass in der nächsten Stunde darauf aufgebaut werden kann. Solange der Schüler Schwächen hat, nicht klar kommt ... muss der Lehrer stützen, erklären, mit ihm gemeinsam üben und ihm beibringen wie man effektiv übt. Da gehe ich jetzt aber nicht näher drauf ein.

Es gibt auch Schüler, die schaffen das nicht. Denen trage ich auf, Zurückliegendes zu wiederholen, um das Notenlesen, die Fingerfertigkeit, die Auge-Hand-Koordination zu trainieren. An den neuen Aufgaben arbeiten wir so lange gemeinsam, bis der Schüler sie ohne meine Rückendeckung "durchsteht".



Zu den Clavinova-Stücken.
Wenn die von Hand am Clavinova eingespielten Stücke fertig sind, rufe ich die Einspielung in verschiedenen Tempi ab und prüfe, in welchen Tempi sich die Ergebnisse gut anhören. Bei Bedarf wird die Aufnahme dupliziert und für weitere Tempi angepasst, indem nicht gut klingende Spuren neu eingespielt werden. Das alles hat aber Grenzen. Wo soll man denn die ganze Zeit her nehmen? Die Aufnahme soll in erster Linie das Zieltempo überzeugend unterstützen. Ich finde es ganz praktisch, wenn beim Zuhören deutlich wird, dass eine Musik nur dann überzeugend klingt, wenn neben gut ausgeführter Artikulation auch das Tempo passt. Das ist dann der Beleg dafür, dass das Tempo für die Interpretation einer Musik von Bedeutung ist und ein anschaulicher Grund dafür, warum ein bestimmtes Tempo als Ziel gesetzt wird.

Ganz egal, was man sich als Lehrer alles an Unterstützung ausdenkt: Üben müssen die Schüler selbst. Die Frage ist halt, wie sie das tun. Dazu gebe ich ihnen Anleitungen, die sie sich merken und umsetzen müssen, ohne dass es dafür von mir irgendwelche Krücken gibt, die sie einpacken können.
Ein wichtiger Leitsatz ist, dass beim Üben nur so schnell gespielt werden darf, dass auch die schwierigste Stelle rhythmisch sauber funktionioniert. Mißachtet man diese Regel, läuft man Gefahr, die Fehler "einzuüben". Auch wenn der künstlerische Ausdruck des eingespielten Stücks bei starker Drosselung des Tempos leidet, so ist er in einer Phase, in der es zunächst einmal ausschließlich darum gehen kann, die geforderten Griffe in der richtigen Folge spielen zu können, eine hilfreiche Stütze. Im langsamen Tempo hat das Nervensystem die Chance, mehrere ansonsten viel zu schnell und dadurch überfordernde Reize und Reaktionen korrekt zu verknüpfen: Note lesen - Klang erinnern (Klang des Orchesters hören) - Griff erinnern - Zeitparameter erfassen (Tempo/Takt/Metrum/Rhythmus) - mit dem richtigen Griff, Tempo etc. reagieren - kurz und gut: der Schüler muss sich eine saubere Auge-Hand-Ohr-Koordination erarbeiten. Und das braucht Zeit und Ruhe. Damit fängt es an. Im Unterricht nutze ich gerne die Möglichkeit, das Tempo, in dem fehlerfrei gespielt wird, in wirklich winzigen Schritten (z.B. 3 Einheiten 60 - 63 - 66 - 69 ....) nach oben zu "drücken". Dann kann man gut die allmählich anwachsende Spannung beobachten, bis schließlich die Fehler kommen. Dann muss das Tempo so weit zurück genommen werden, bis wieder fehlerfrei gespielt werden kann. Ziel dieser Übungstechnik ist das möglichst saubere und fehlerfreie Spiel, das man am besten und sichersten erreicht, wenn man lange im langsamen Tempo übt.

Fluss in die Musik bringen. - Ja, ich denke, ich verstehe, was Du meinst. Um das zu erreichen, mache ich meinen Schülern klar, dass sie auch schummeln lernen müssen. Voraussetzung dafür ist, dass sie lernen, die falsch gespielte Note sofort "loszulassen", zu hören, wo die Gruppe spielt, Noten zu verfolgen und eine Stelle zu finden, wo sie sich wieder einfädeln können. Das übe ich mit meinen Schülern ganz gezielt im sogenannten "Kettenspiel". Eine von mehreren Varianten ist, dass jeder nur eine Phrase spielt. Jeder muss selbst erkennen, wann er dran ist und sich so an das Spiel des "Vorspielers" anschließen, dass kein Bruch entsteht.
Um nach einem "Stolperer" möglichst schnell wieder hinein kommen zu können, muss man aber auch mit "unmusikalischen" Übungsformen trainieren, also z.B. mitten in einer Phrase auf Kommando "reinspringen", bei jeder Taktbetonung wechseln usw. Solche Spiele mache ich schon mit den Anfängern, auch wenn sie erst zwei Töne können.

Wenn man ganz allein spielt, ist der von Dir gewünschte "Durchfluss" wesentlich schwerer realisierbar. Bis man ein "Metronom im Bauch" hat und diesem dann so folgen kann, dass man Stolperer überwindet, ohne aus dem Takt zu kommen, ist etwas für Fortgeschrittene. Um dahin zu kommen, muss man die Musik, die man spielt, als Idealbild im Kopf haben und diesem dann unbeirrt folgen können. Das ist viel schwieriger, als die Musik tatsächlich zu hören und mit ihr zusammen zu bleiben. Deshalb ist Übungsmusik in einem für Anfänger realisierbarem Tempo meines Erachtens sehr wichtig.

Gruß
Lisa
 
Sehr schöner Erfahrungsbericht!
Weil Du Dich scheinbar noch gut daran erinnerst und auch sensibel genug bist, möchte ich Dich fragen:
Gab es einen bestimmten Moment oder verschiedene bestimmte Erlebnisse, bei denen Du gemerkt hast,

jetzt ist der Klick verinnerlicht - ich brauche ihn nicht mehr...

Wenn ja, wie kam das zustande? Dieser Aha-Effekt ist mein Ziel für diesen "Workshop".

Mhhh hat dieser Moment irgendwann überhaupt eingesetzt?:gruebel:
Meine größte Schwäche ist immer noch die Rythmuss arbeit. Aber ein paar Noten in den Raum spielen kann ja jeder :rolleyes:

Ein "größerer" prägender Moment war sicher bei Candombe en Mi (hier zum hören: http://www.youtube.com/watch?v=DSlNWuhJjy0 ).
Irgendwie lebt das Stück, was von den Griffen echt leicht ist, nur von seinem treibenden Rythmuss.
Es hat den Speed und dann kommt da dieser ruhige Teil. Rythmisch sicher nicht mehr ganz so leicht.
Ich hab es mit meiner Lehrerin gespielt, geübt mit Metronom und wärend der Stunde hat Sie mit mir und Metronom gespielt....
Tja am ende seh ich das Sie ihr mechanisches Metronom mit den Figner gestoppt hat und somit auch nicht mehr spielte.
Also war ich es der im Takt war...... :cool:

Was mir persönlich das Rythmuss Gefühl näher gebracht hat (jedenfalls so na wie es heute ist) war:

Singen - Das hat mir geholften einen überblick über den gesamten Song zu verschaffen. Und das jetzt eher bei Songs aus den Top10, also was jeder kennt.
Da es mir leicht fällt Texte zu merken, hab ich einfach so lange gesungen bis meine Stimme und die des Sängers/ Sängerin (Boah ich sing Frauenstimmen viel lieber :D ) zu einem großen Klumpen wurden.
Als das richtig Sicher gesessen hat, wurde mein Ohr erst aktiv und hat den Gesang von allem anderen los gelöst und gemutet.
Plötzlich hab ich Feinheiten im den Songs gehört die mir vorher nie aufgefallen sind. Sowohl in der Tonführung als auch in der Rythmik.

Metronom - Ja ich muss es leider zu meinen großen Helfern zählen.
Da ich Noten lesen kann hab ich angefangen die Stücke vor dem Spielen erstmal aus zu zählen!
Also z.B. "1 und 2e 3 und 4e und", Dabei ging es mir garnicht um Tonhöhe/Ton irgendwas.... ich musste nur raus bekommen wie der Song im Rythmuss klingt.
Dannach hab ich das Metronom genommen und versucht "auf Klick" zu zählen. Solange biss es eben "passt".
Dann hab ich wieder nur gezählt und einen gegriffenen Ton (als Gitarrist gut weil man seine Dauer durch das Heben des Fingers leicht beeinflussen kann) gespielt.
Also den ganzen Takt, bzw. der Rythmuss des Takts, mit einem einzigen Ton nachgespielt.
Das klang graußsam :D
Dannach wieder MEtronom und nur dieser eine Ton im Rythmuss. So quälend lang bis es eben gepasst hat.

Songs hören - was mir wohl echt am zweit meisten gebracht hat.
Einfach einen Song hören und auf seinen Rythmuss achten. Du hast da ein Song und hörst einfach zu bis du dieses "Mit wipp" Gefühl bekommst.
Und dann halt "mit Wippen!"
Als ich verstanden habe, das ich Rythmuss übungen nicht nur daheim beim blöden Klicken machen kann, ging für mich richtig die Sonne auf :)
Ich sitzt im Büro, irgendein Song im Radio nimmt mich gerade hin und ich klopfe mit meinem Kugelschreiber den Beat auf dem Tisch mit.
Beim Autofahren wippe ich mit dem Fuss zum Radio, wackel mit dem Kopf und "move" da eben so im rythmuss rum (ich glaub wer mich fahren sieht, denkt manchmal ich hab sie nicht alle -.- ).
Für mich am leichtesten ist das eben an meinem Instrument, sprich Gitarre. Wenn ich höre was die Gitarre da spielt, bekomme ich das Gefühl dafür.
Das stimmt zwar nicht immer 100% aber es hilft mir schon wenn ich eine markante Gitarren spur (ein glück das ich den Blues habe :D ) höre.
Meist kommt diese "Wie spielt er das" Frage, jetzt gerade z.B. Bei Blues Brothers - Boom Boom Boom.
Ich höre den Song und hab da die markante Gitarre.... Text: "Bla Bla Blaaa Blaaa Blaaaa" - Gitarre "Na na nana na na naaaaa".
Das ganze ist ja recht simpel unterteil und ich kann mich voll auf die Gitarrenpart konzentriern.

Mit Spielen - definitiv das größe und ich mach es noch garnicht so lange :D
Ist mir bei einer Tv Aufnahme von Muddy Waters passiert.... ich saß da vorm TV, schau mir die Show mit den Rolling Stones an und wärend die Spielen denk ich mir... "Was soll's?".
Ich hab mir nie Konzerte im TV angesehen, weil für mich das ganze einfach nicht zusammen passte.
Aber ich kannte die ganzen Songs und hab mir gedacht, schau mal ob du die Tonlage heraus findest (wollte eben ganz lässig mit der Pentatonika ein wenig solieren^^) und dann kam der "mannish Boy".
Hundert tausend mal gehört und ich hab einfach die Begleitung gespielt aber eben im gewohnten Rythmuss.
Und ich war begeistert das es echt gepasst hat, quasi ich beim "gemeinsame Jammen" nicht vorne mit irgendwelchen blöden Solos oder so stand sondern "hinten" wo ich konzentriert nichts anderes machen musste als das typische
"Na na Na na naaaa!" spielen musste, nur eben passend (wer bringt auch schon gerne die Stones aus dem Takt?! :rolleyes: ).

Manchmal hilft eben dieses "sicher hinten" eher als "Spiel nun da im Scheinwerfer!" weil man seine Ruhe hat und sich irgendwo finden kann.

Weiß jetzt nicht ob das hilft, im gegensatz zu den anderen fehlt mir hier die Lehrer ansicht, aber ich denke mal ganz frech... Schaden kann es auch nicht :D
 
Hi Lisa,

alles was Du schreibst, mache ich auch im Unterricht. Dabei rennt mir die Zeit davon und kaum etwas von den Dingen in so nachhaltig, dass es Erfolge bringt bzw. dem Schüler wirklich zu einer gewissen selbstständigen Entwicklung verhilft. Da scheint es also noch andere Probleme zu geben. Sehr sehr oft muß ich Inhalte im Unterricht wiederholen und kann mich nicht darauf verlassen, dass es an genau dem Punkt weiter gehen kann.
Dein Erfolgsgeheimnis scheint irgendwo irgendwo zwischen den Zeilen zu stehen, ich komme nicht dahinter.
Selbstständiges effektives Üben bleibt bei meinen Schülern aus irgendeinem Grund meistens aus.
Schade. Alles was Du schreibst, hilft mir gerade nicht wirklich und ich weiß nicht, welche Frage ich stellen muss.

Auch Dein letzter Absatz läßt mich an meinem Vorhaben für das Orchesterlager zweifeln, denn es sind beileibe keine Fortgeschrittenen.
 
läßt mich an meinem Vorhaben für das Orchesterlager zweifeln, denn es sind beileibe keine Fortgeschrittenen.
Ach nicht so schwarz sehen!

So wie ich das mitbekomme hast du ein Kinderorchester?!
Mach es einfach.... Übungen die Spaß machen, bleiben den kleinen eher hängen, und Tanzen, klatschen, bewegen, das macht Kindern nun mal Spaß.
Außerdem glaube ich nicht, das dein "Kurs" garnichts bringt!
Das zu schlussfolgern wäre definitiv falsch. Allerdings hast du nur 1 Wochenende und 10 (?!?) Kinder.
Erwarte nicht das die Sonntags von ihren Eltern abgeholt werden und du kleine "rythmussmaschinen" nach hause gehen siehst.
Andererseits, in der kommenden Woche/Wochen wirst du doch selbst sehen, bei wem wieviel hängen geblieben ist.
Und ich bin mir sicher.... selbst bei deinem "schlechtesten" Schüler wirst du eine Verbesserung erleben :)
 
Hi
Die Zeit rennt nicht nur dem Lehrer davon. Den Schülern geht es genauso.
Wieviel Zeit können oder wollen sich die Schüler zum Üben nehmen?
Die einen kommen mit ein wenig Zeitaufwand zumindest in sehr kleinen Schritten weiter, andere treten selbst mit (angeblich?) viel Zeitaufwand auf der Stelle. Ich frage hin und wieder nach, wie es um das Üben Daheim bestellt ist. Ich frage nicht, um zu ermahnen, sondern um zu verstehen, warum der Lernfortschritt so ist wie er ist oder sich ändert. Und wenn die Schüler Zuhause die "Kurve" nicht kriegen und deshalb im Unterricht geübt werden muss, dann habe ich nur zwei Möglichkeiten: den Schüler aufgeben oder mit ihm im Unterricht zu üben. Lehrpläne kann man dann vergessen. Zumindest die normalen. In so einem Fall müssen dann ganz andere her. Wenn das den Eltern nicht gefällt, müssen sie Zuhause dafür sorgen, dass das Kind übt.

Wenn Unterrichtsinhalte wiederholt werden müssen, dann nehme ich an, dass sich der Schüler zwischenzeitlich nicht mehr damit beschäftigt hat (beschäftigen konnte?). Warum das so ist, kann man nicht allgemein beantworten. Gründe dafür gibt es viele. Nicht jeder Schüler hat Eltern wie Garret, die ihrem Kind (so erzählt er es in einem Interview) alles Spielzeug wegnehmen und nur noch die Geige lassen. Soll heißen, sein Spieltrieb und Forscherdrang wurden auf eine Sache focussiert und Ablenkungen nach Möglichkeit ausgeschaltet. Im Normalfall ist das anders. Die Schüler werden mit unzähligen Ablenkungen konfrontiert. Trotzdem müssen sie vielen täglichen Anforderungen gerecht werden und das am besten allein und selbständig, damit niemand mit ihnen Arbeit hat (verstehst Du, was ich meine?). Familie, Freunde, Schule/Arbeitsplatz ... jeder will was. Da kann man sich schon glücklich schätzen, wenn einem die Kursteilnehmer treu bleiben.

Soll ein Schüler selbständig arbeiten, muss er lernen, sich selbst zu beobachten und zu korrigieren. Das sind zunächst (nicht ohne Grund!) Aufgaben des Lehrers. Wenn ich nun will, dass ein Schüler das kann, muss ich ihm beibringen, wie das geht. Aber nicht bei sich selbst, sondern an einem "Versuchskaninchen" (Lehrer oder Gruppe). Vor jeder Beobachtungsaufgabe wird klar definiert, auf was zu achten ist, damit der Schüler sich auf eine Sache konzentrieren kann. Im Grunde sind das Höraufgaben (Gehörschulung, differenzierte Wahrnehmung). Das geht schon bei den Anfängern mit ganz einfachen Unterscheidungsmerkmalen los, die erst einmal gar nichts mit Korrektur sondern ausschließlich mit Erkennen zu tun haben.

Die Idee mit dem Orchesterlager finde ich im Prinzip gut. So etwas ist auch für Anfänger ein tolles Erlebnis. Wenn man es geschickt anpackt, stärkt es bei den Teilnehmern das Zusammengehörigkeitsgefühl. Das ist sehr wertvoll für die weitere Arbeit.
Bei der Planung muss man seine Ziele prüfen und überlegen, ob es eine Chance gibt, diese mit jedem Einzelnen zu erreichen. Sie in der Gemeinschaft zu erreichen, ist ein Schritt weiter. Ob schwerer oder leichter, kann man nicht generell sagen. Es ist immer gut einen Plan B vorzubereiten. Ein Orchesterlager würde ich nicht als Arbeitserleichterung für den Regelunterricht betrachten, indem man "7 auf einen Streich" erledigt. Ich betrachte es in erster Linie als Chance, Erfahrungen im Miteinander zu sammeln. Flexibel auf das Leistungsvermögen der Teilnehmer reagieren, erhöht die Chance für Erfolgserlebnisse. Ohne sie würde niemand gerne wiederkommen.

Gruß
Lisa
 
Als weiterer Tipp:

google mal Take-Tina (Wort-Bewegung-Musik werden zur Einheit) Flatischla und Moderow-Flatischla sind die "ErFinder", wenn ich es richtig in Erinnerung habe
 
Als weiterer Tipp:
google mal Take-Tina (Wort-Bewegung-Musik werden zur Einheit) Flatischla und Moderow-Flatischla sind die "ErFinder", wenn ich es richtig in Erinnerung habe

der Herr heißt Reinhard Flatischler und ist nicht der Erfinder... - Flatischler hat lediglich die komplexen asiatischen Silbensprachen zusammengefaßt und auf das Nieveau eines Mitteleuropäers reduziert.
Das System von Flatischler heißt "Ta ke ti na", noch Jahre zurück hat Flatischler ausgeschlossen, daß sein System für Kinder anwendbar ist - da das andere inzwischen erfolgreich bewiesen haben, ist Flatischler auf den Zug aufgesprungen und arbeitet jetzt auch daran, Rhythmuspädagogen nach seinem System für Kinder auszubilden....
 
Die Zeit rennt nicht nur dem Lehrer davon. Den Schülern geht es genauso.
Wieviel Zeit können oder wollen sich die Schüler zum Üben nehmen?

Aha. Mal abgesehen davon, dass das mMn ziemlich von Thema abkommt möchte ich versuchen, Dir zu antworten, denn es könnte ja sein, dass die allgemeinen Probleme garnicht vom Taktgefühl abhängen, sondern schlicht am Zeitmanagement, an Autorität, an Disziplin oder irgend etwas.
Das ist eine Frage, die nicht nur mir sondern auch den Schülern unangenehm ist. Musik soll Spass machen und macht Spass, wenn man sich mit ihr beschäftigt. Das merke ich in jeder Stunde, mal abgesehen davon wieviel mehr Spass das SELBST spielen macht. Also ist die Frage nach Zeitaufwand nach meiner Auffassung absolut zweitrangig, denn wenn es Spass macht schaut man nicht auf die Uhr. Ich würde mir ein sehr gutes musikalisches generelles Zeitgefühl bescheinigen und hab auch sehr genau im Gefühl, wann 30, 45 oder 60 Minuten um sind. Ich brauche keine Uhr. Trotzdem macht es Spass und wenn da nicht der nächste Schüler an die Tür klopft, könnten mit fast allen Schülern locker aus 30 Minuten 3 Stunden werden.
Wieso also soll ich fragen, ob es Spass macht und wieviel Zeit der Schüler sich zu hause nehmen will.
Das ist auch nicht zu beantworten. Erstens liegen zwischen wollen und sein immer riesige Diskrepanzen, zweitens weiß ein Schüler in der Grundschule nicht so recht, was er darauf antworten soll. Das hängt doch auch vom Ziel und von Prioritäten ab. Es schwankt auch unglaublich hin und her und selbst wenn ein Schüler übt, schaut er dann auch nicht auf die Uhr.




Die einen kommen mit ein wenig Zeitaufwand zumindest in sehr kleinen Schritten weiter, andere treten selbst mit (angeblich?) viel Zeitaufwand auf der Stelle. Ich frage hin und wieder nach, wie es um das Üben Daheim bestellt ist. Ich frage nicht, um zu ermahnen, sondern um zu verstehen, warum der Lernfortschritt so ist wie er ist oder sich ändert.

Ja das mache ich auch, bin mir aber nie sicher, ob ich eine ehrliche Antwort bekomme. Ich glaube es meistens nicht und gehe davon aus, dass kaum etwas gemacht wird. Das schätze ich anhand einer Hochrechnung ab, die sich aus dem Fortschritt innerhalb meiner Unterrichtszeit ergibt. Denn mit manchen schafft man erstaunliche Dinge, mit manchen schafft man auch in der Stunde kaum etwas. Entsprechend stelle ich mich darauf ein. Manche geben auch offen zu, dass sie nicht geübt haben.
Doch die Frage die daraus resultiert ... wie erhöht man die Motivation denn sonst noch? Was hast Du für Sanktionen in der Hand? Oder läßt Dich schon allein das Wort "Sanktionen" erschauern? ... Ich kann mich erinnern, dass mein Unterricht als Kind selten wirklich Spass gemacht hat. Er war von Erfurcht und meinem eigenen Ehrgeiz geprägt, sogar manchmal gegen den Willen der Familie.
In meinem Unterricht macht es immer nur Spass. Vorspiele und Prüfungen sind gehasst und werden wenn nur irgendwie möglich mit tausend Ausreden vermieden oder in Einzelfällen sogar von mir selbst gecancelt, weil es unvertretbar ist, oder ich rette die Situation mit meinem "Hilfs-Mitspiel". Bei Wettbewerben gibt es eher Enttäuschungen als Erfolge. (Wie auch immer ich die Platzierung im Nachhinein darstelle). Gemeinsames Spielen der Schüler miteinander will ich ständig verkaufen, scheitere aber an den geschilderten Vorraussetzungen.
Super aufwändig erstelltes Unterrichtsmaterial wird zum Teil nicht einmal benutzt !!!



Und wenn die Schüler Zuhause die "Kurve" nicht kriegen und deshalb im Unterricht geübt werden muss, dann habe ich nur zwei Möglichkeiten: den Schüler aufgeben oder mit ihm im Unterricht zu üben. Lehrpläne kann man dann vergessen. Zumindest die normalen. In so einem Fall müssen dann ganz andere her. Wenn das den Eltern nicht gefällt, müssen sie Zuhause dafür sorgen, dass das Kind übt.

Ok, meinen eigenen Ansprüchen genügt das alles nicht. Die Schüler und Eltern sind jedoch zufrieden.

Wenn Unterrichtsinhalte wiederholt werden müssen, dann nehme ich an, dass sich der Schüler zwischenzeitlich nicht mehr damit beschäftigt hat (beschäftigen konnte?). Warum das so ist, kann man nicht allgemein beantworten. Gründe dafür gibt es viele. Nicht jeder Schüler hat Eltern wie Garret, die ihrem Kind (so erzählt er es in einem Interview) alles Spielzeug wegnehmen und nur noch die Geige lassen. Soll heißen, sein Spieltrieb und Forscherdrang wurden auf eine Sache focussiert und Ablenkungen nach Möglichkeit ausgeschaltet. Im Normalfall ist das anders. Die Schüler werden mit unzähligen Ablenkungen konfrontiert. Trotzdem müssen sie vielen täglichen Anforderungen gerecht werden und das am besten allein und selbständig, damit niemand mit ihnen Arbeit hat (verstehst Du, was ich meine?). Familie, Freunde, Schule/Arbeitsplatz ... jeder will was. Da kann man sich schon glücklich schätzen, wenn einem die Kursteilnehmer treu bleiben.

Ich verstehe ganz genau.

Soll ein Schüler selbständig arbeiten, muss er lernen, sich selbst zu beobachten und zu korrigieren. Das sind zunächst (nicht ohne Grund!) Aufgaben des Lehrers. Wenn ich nun will, dass ein Schüler das kann, muss ich ihm beibringen, wie das geht. Aber nicht bei sich selbst, sondern an einem "Versuchskaninchen" (Lehrer oder Gruppe). Vor jeder Beobachtungsaufgabe wird klar definiert, auf was zu achten ist, damit der Schüler sich auf eine Sache konzentrieren kann. Im Grunde sind das Höraufgaben (Gehörschulung, differenzierte Wahrnehmung). Das geht schon bei den Anfängern mit ganz einfachen Unterscheidungsmerkmalen los, die erst einmal gar nichts mit Korrektur sondern ausschließlich mit Erkennen zu tun haben.

Eine Bemerkung dazu: riesiger Aufwand. Beim separieren von Problemen geht es meistens ganz gut.
- Stichwort Tonleiter spielen - aber im Stück nicht wiedererkennen.
- Einzelnote lesen mit Stoppuhr in 0,3 Sekunden, im Stück braucht es aber 10 mal so lange, noch dazu polyphon (Akkordeon)... für Blattspiel also unbrauchbar.
- "Spiel mal ne Quarte" - zack ... das gleiche im Stück : großes Fragezeichen was war nochmal ne Quarte?

Aber natürlich Du hast recht - man muss separieren, alles auf einmal geht eben nicht.
Frage: Kannst Du konkretere Beispiele bringen?



Die Idee mit dem Orchesterlager finde ich im Prinzip gut. So etwas ist auch für Anfänger ein tolles Erlebnis. Wenn man es geschickt anpackt, stärkt es bei den Teilnehmern das Zusammengehörigkeitsgefühl. Das ist sehr wertvoll für die weitere Arbeit.
Bei der Planung muss man seine Ziele prüfen und überlegen, ob es eine Chance gibt, diese mit jedem Einzelnen zu erreichen. Sie in der Gemeinschaft zu erreichen, ist ein Schritt weiter. Ob schwerer oder leichter, kann man nicht generell sagen. Es ist immer gut einen Plan B vorzubereiten. Ein Orchesterlager würde ich nicht als Arbeitserleichterung für den Regelunterricht betrachten, indem man "7 auf einen Streich" erledigt. Ich betrachte es in erster Linie als Chance, Erfahrungen im Miteinander zu sammeln. Flexibel auf das Leistungsvermögen der Teilnehmer reagieren, erhöht die Chance für Erfolgserlebnisse. Ohne sie würde niemand gerne wiederkommen.

Ja - sehe ich auch so.
Auch Dein Staffelspiel hatte ich gemacht - Rudolf das kleine Rentier - 8 Zeilen für 4 Schüler. Alle unterschiedlich begabt.
Die Hauptzeile ist sehr bekannt, einfach strukturiert und kommt im Stück 3x vor, hat keine Handversetzung nötig : schlechtester Schüler
Die 2. Zeile ist ähnlich nur von anderem Startpunkt aus.: zweischlechtester Schüler.
Zeile 5 und 6 sind etwas komplexer und kommen nur einmal vor: die begabteren.

1. Effekt: keiner kann das Stück spielen.
Der schlechteste Schüler kann nicht einmal den Vorteil der fixierten Handposition ausnutzen, weil er mit nur einem Finger zu spielen versucht. Außerdem merkt er sich den Startpunkt nicht und kann Noten nur theoretisch lesen. Wochenlang das Gleiche.
2. Effekt: die anderen können ihren Part nach 10 Minuten, üben aber nicht weil sie wissen, der schlechte Schüler wird es beim nächsten mal nicht drauf haben, außerdem ist ihnen bewußt, dass sie es ja in 10 Minuten schaffen können.

Problem, es ist eine Gruppe, die nicht auseinander dividiert werden kann. (Jeki-Projekt - nicht meine Idee!!)
Es bleibt keine Zeit, sich dem Einzelschüler zu widmen, es sei denn ich fahre Sonntag in meiner Freizeit hin und übe mit ihm.
Die Eltern sind relativ desinteressiert. Es soll ja nur ein bischen Spass machen.
Der Typ ist aber andererseits recht unterhaltsam und die anderen kichern oft über ihn, was er sogar genießt.


Bitte nicht falsch verstehen, das ist schon ein extremes Beispiel (wenn auch nicht das extremste), aber es trifft den Kern der Sache sehr gut.

So - nun sind wir vollends vom Thema weg.
 
Wieviel Zeit können oder wollen sich die Schüler zum Üben nehmen?
Auf dem Heimweg von der Schule:
- kommst du mit Fußball spielen?
- hmmm... ich muss jetzt heim: mittagessen, Hausaufgaben machen, Zimmer aufräumen, Klavier üben ...
Geh schon mal vor, in 10 Minuten komme ich nach!

Gruß,
INge
 
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Konkrete Beispiele - Gerne.
Nur beziehen sich meine Erfahrungen auf ganz andere Instrumente. Daher weiß ich nicht, in wie weit sich diese Beispiele auf Deine Situation anwenden lassen.

Motivation - Leistungsanreiz
Zauberwort - Livemitschnitt - Mit dem Einverständnis der Schüler zeichne ich die Unterrichtsstunde auf. Je nach Situation und Gruppe mit Video oder Audio. Meine Schüler spornt das an, aufzupassen und sich anzustrengen. Ziel: "Schnipsel" sammeln, die man für eine MP3-Sammlung od. ä. nutzen kann.

Besondere Lernsituation / Leistungsgefälle in der Gruppe / Zeitrahmen

Ich arbeite nicht im JEKI-Projekt. Doch wenn ich in der OGS Musik-AGs anbiete, finde ich ebenfalls ziemlich ungünstige Voraussetzungen vor. Die Gruppen sind mit Kindern aus verschiedenen Schuljahren (Klasse 2 bis 4) besetzt. Manche haben noch nie eine Note gesehen, hatten aber schon Percussioninstrumente in der Hand, einzelne spielen Klavier, Gitarre, Schlagzeug etc. und andere sind bislang ohne jede Musiziererfahrung. Die AGs dauern 12 bis 14 UE. In diesem Zeitfenster muß ich etwas auf die Beine gestellt bekommen. Danach gehen unsere OGS-Gruppen in der Regel wieder auseinander.
Ein Instrument, mit dem ich das gut hin bekomme, ist die Mundharmonika. Genauer gesagt, die "Speedy". Die hat 8 Töne in 4 weit auseinander liegenden Kanälen.
Den Lehrplan erdachte ich selbst und ließ ihn als Buch drucken. Die Tonraumerschließung geht langsam aber sehr gründlich voran. Ich gehe davon aus, dass niemand übt. In der Stunde tun wir es dafür um so intensiver. Allerdings nicht, indem wir eine Melodie x-mal wiederholen. Dabei würden sich die Schnellmerker ziemlich bald unkonzentriert herumfletzen. Statt dessen arbeiten wir 10 bis 15 kleine Melodien je Stunde durch, die so ausgewählt oder erdacht sind, dass jede Melodie in irgendeiner Form Vorübung für eine der nächsten Melodien ist. Das trainiert das Vom-Blatt-Spiel. Das Spieltempo ist von Anfang an relativ hoch. Wer sich konzentriert und zwei gesunde Augen im Kopf hat, kann das schaffen. Es fängt wirklich ganz leicht an und am Anfang ist auch ohne jegliche Vorkenntnisse mit konzentrierter Mitarbeit jede Aufgabe zu schaffen. Die einzige Herausforderung sind Tempo und exaktes Timing. Das verlange ich vom ersten Ton an! Ein "cooler Typ" meinte in der ersten Stunde, "Das ist ja viel zu einfach!" "Ok." entgegnete ich, "Beweise es! Spiele die ganze Seite (3 Aufgaben / 6 Notenreihen) mit mir zusammen ohne einen einzigen Fehler vor." Der kam ganz schön ins Schwitzen und hat seine Behauptung nie wiederholt.

Unterrichtssituationen / Vorgehensweisen
Ich werde hier jetzt nicht komplette Stundenbilder beschreiben, jedoch ein paar wichtige Elemente.

Noten lesen - Wir lesen im Chor und als Kettenspiel. Dabei sprechen wir sofort den Rhythmus mit. Und zwar "zackig" ;) Das Kettenspiel organisiere ich so, dass sich der gelesene Abschnitt bei den Wiederholungen ändert. Es wird nicht nur in vorhersehbaren Abschnitten gelesen, sondern auch Reaktionstraining gemacht, indem ich ganz unvermittelt irgendwo mitten im Takt "Weiter" sage. Die Abstände der Wechsel variieren dann ständig. Wer ins Schleudern kommt, wird bei den einfachen Aufgaben gnadenlos übersprungen. Denn der hat "gepennt". Das funktioniert in einer fröhlichen und gleichzeitig spannenden Atmosphäre, wie ein lustiges Wettspiel eben.
Solche Lesespiele trainieren die Augen. Wenn man anschließend zum Instrument greift, ist man schon ein wenig vorbereitet auf das, was kommt.

Die ersten Rhythmen sind so einfach, dass ich kaum etwas dazu erklären muss. Anhand der Notenpyramide wird die relative Dauer der verschiedenen Notenwerte angeguckt/besprochen und mit ein paar Body-Percussion-Übungen praktisch erfahren. Das Notenlayout in meinem Buch ist so gestaltet, dass in der Regel der Abstand zwischen den Notenköpfen die relative Tondauer symbolisiert. Das erleichtert das Wiedererkennen der Notenwerte. Außerdem machen wir ein "Merkspiel", das hilft sich die verschiedenen Zeitwerte der Notensymbole einzuprägen.

Wir musizieren sehr viel und zügig. Ich spiele jede Melodie mit und gebe dabei unerbittlich Tempo und Timing vor. Gleichzeitig dirigiere ich. Dadurch kann ich die Mundharmonika zwar nicht zwischen die Hände nehmen und den Sound modulieren. Doch das ist erst einmal zweitrangig. Mir ist wichtiger, dass diejenigen, die mitten in der Melodie "rausfliegen", weil sie beim Notenlesen auf einmal nicht mithalten können, mit Hilfe meiner Handführung wieder hinein finden. Dazu habe ich mir Handzeichen überlegt, die den Kindern zeigen, welcher der 4 Kanäle geblasen/gezogen werden muss. Diese Handzeichen lesen die Kinder wie Noten. Die Jüngste der Gruppe ist darin besonders fit. Grund: nach etwa 30 Minuten intensiven Musizierens reicht ihre Kraft oft nicht mehr für das Notenlesen. Dann focussierte sie regelmäßig stattdessen hochkonzentriert meine Hand und erwarb dadurch die Fähigkeit, eine von mir spontan erfundene Melodie synchron zu meinem Gesang von der Hand ablesend mitzuspielen. Das haben wir in der letzten AG-Stunde ausprobiert. :) Wenn jemand sich "verstolpert", sage ich den nächsten Zeilenanfang an, damit klar ist wo wir sind. Da ich das Layout der Noten so gestaltet habe, dass die Zeilenumbrüche weitgehend der Phrasierung der kleinen Melodien entsprechen, klappt das Einfädeln in der Regel bei allen recht gut. Es wird in jedem Fall unerbittlich weiter gespielt. Aufhören gilt nicht. Um nicht aufzufallen, wenn man nicht mehr rein kommt, haben manche es gar nicht mal so schlecht drauf, so zu tun, als würden sie noch spielen. Sie schauen konzentriert auf die Noten und bewegen mehr oder weniger passend die Mundharmonika im Mund. Sie sind dann ziemlich platt, wenn ich ihnen sage, wo's gehakt hat. Bei 5 Kindern hat man das ja einigermaßen im Blick. ;) Und wenn nicht, dann sind sie froh, dass sie nicht aufgefallen sind. :D


Vor den Ferien kam die mich begeisternde Frage: "Dürfen wir am Ende des Kurses was vorspielen?"
Na, da bin ich doch gleich ein paar Zentimeter gewachsen vor lauter Stolz. :)

Ich erlebe also eine völlig andere Situation als Du. Eine Situation, die möglicherweise nicht so ohne weiteres auf die Arbeit mit Akkordeons übertragbar ist.
Mit Blockflöte und Stabspielinstrumenten kann man allerdings in mancher Hinsicht ähnlich arbeiten: Tonraumerschließung langsam, rhythmische Schulung von Anfang an sehr fordernd.
Und was auf Stabspielen gelingt, lässt sich bis zu einem gewissen Grad auch auf Tasteninstrumente (Keyboad / Klavier / Orgel) übertragen.

Irgendwann trennen sich dann bei jedem Instrument Spreu und Weizen.
Das ist einfach so und geht nicht anders.

Gruß
Lisa
 
Zauberwort - Livemitschnitt

Aufnahmen mache ich auch manchmal. Einerseits um den Eltern bestimmte Erfolge zu zeigen, andererseits um dem Schüler einen Spiegel zum Erkennen seiner Schwächen vor zu halten.
Eine ganze Unterrichtsstunde habe ich allerdings noch nicht aufgezeichnet. Das kann ich ja mal probieren.
Jedoch ist das wiederum ein Wahnsinns-Aufwand, den man früher auch nicht nötig hatte. Schließlich hast Du dann am Ende des Tages ca. 6 Stunden Videomaterial, welches zu editieren ist. Meine Güte. Aber gut, warum nicht?
:gruebel:

Den Lehrplan erdachte ich selbst und ließ ihn als Buch drucken.

Nach meinen Erfahrungen funktionieren feste Lehrpläne nicht, obwohl sie die Arbeit sehr vereinfachen würden. Jeder feste Lehrplan stellte sich immer eher früher als später als unpassend heraus. Schon bald muss ich davon abweichen, ihn ergänzen oder austauschen und dann doch einen individuellen Plan machen.
Der individuelle Plan ist dann zwar passgenau, aber entzieht sich ziemlich der Leistungskontrolle und Vergleichen.
Wieder scheint die Wahrheit zwischen Deinen Zeilen zu stehen. (Also wie kann man einen festen Lehrplan durchsetzen?)


Statt dessen arbeiten wir 10 bis 15 kleine Melodien je Stunde durch,

10-15 Melodien pro Stunde im hohen Tempo ohne Vorbildung? Und dann noch nach Noten? Das kann ich einfach nicht glauben - ehrlich! Schick mir doch bitte mal privat eine Aufzeichnung Deiner Unterrichtsstunde.
Wenn das wirklich so ist, habe ich einfach zu viele Trottel und Du zu viele Begabte.
:mad:

Ein "cooler Typ" meinte in der ersten Stunde, "Das ist ja viel zu einfach!"

Wenn einer so eine Behauptung aufstellt, dann ist es meist auch einer, der nach mißglücktem Beweis eine noch coolere Maske aufsetzt und nicht zugibt, dass er gerade scheiterte. "Was denn, war doch alles richtig" ...
Außerdem - wie schaffst Du es, dass die anderen in dem Moment nicht über Tische und Bänke laufen, oder an die Tafel malen und der Typ sich deshalb einfach abwendet? Sobald Du Dich mit einem Einzelnen beschäftigst, bricht die Gruppenkonzentration zusammen, denn eigentlich will ja jeder machen was er will, hatte schließlich schon den ganzen Tag Schule.


Unterrichtssituationen / Vorgehensweisen

Dieses Notenlese-Kettenspiel probiere ich aus.
Danke. Ein wertvoller Tipp! (Bin gespannt mit welch "hohem Tempo" ich da anfangen kann...)

Nie aufhören und bei Pannen mittels Zeichen Hinweise geben... Genauso mache ich das auch, es geht ja auch nicht anders. Trotzdem bricht es oft nach und nach derartig zusammen, dass ich nur noch allein spiele.

Also? Wahrscheinlich zu schwer... Nun ja, aber was soll ich machen? Ich kann
sie ja nicht stundenlang mit nur einem oder zwei Tönen auf dem Akkordeon quälen, das halte ich selbst nicht aus. Dann sollen sie lieber
gleich Cajon spielen. Ich kann Ihnen doch nicht einfach das Instrument wegnehmen und Bodypercussion und Sprachunterricht machen, schließlich haben sie Akkordeonunterricht.
Inzwischen baue ich zwar schon alle möglichen Instrumente und Stimme ein und stelle dabei fest, dass zumindest Percussion, Singen, Sprechen und auch Klavier vom Grundsatz her angenehmer zu sein scheinen, denn das halten sie viel länger durch und können sich länger und besser konzentrieren. Akkordeon ist irgendwie lästig, hat Riemen, die Haare können klemmen, es ist schwer, der Balg muss gehalten werden, der rechte Arm muss oben gehalten werden ist vielleicht abgeknickt, man sieht die Tasten nur mit Genickstarre usw. Wenn man sich also beim Üben nicht daran gewöhnt, ist das alles recht anstrengend. Auch das Finden des C Basses dauert bei manchen 3 Minuten, während es der andere in 2 Sekunden hat.
Trotzdem sollte es zumindest bei mir nach den Ausflügen dann doch wieder irgendwann zum Akkordeon zurück führen.
Ja ... und wenn ich die Spreu vom Weizen trennen sollte, dann hätte ich vielleicht noch ein Zehntel der Schüler. Zwei von den neun anderen würden mit einem monophonen Instrument
vielleicht noch einigermaßen klar kommen, aber sieben von den restlichen würden Fern-sehen oder Computer-spielen, reiten oder skaten, was weiß ich.
:nix:

Vor den Ferien kam die mich begeisternde Frage: "Dürfen wir am Ende des Kurses was vorspielen?"

Die Frage "dürfen wir was vorspielen?" wurde sogar auch an mich heran getragen - nämlich ausgerechnet von denen, die in keinster Weise dazu in der Lage sind.
Sie trauten sich sogar zu, drei Tage vor einem großen Auftritt ohne mich ein neues (!!!) Stück aufs Tablett zu holen, das wir zuvor nie gemacht hatten. Ohne Bass und ohne Metrum, aber dafür gleich zu zweit. Ich freute mich dann riesig über den unerwarteten Enthusiasmus, starb aber vor Peinlichkeit, weil ich sie weder beim Üben, noch beim Auftritt unterstützen konnte. Was bilden sie sich ein? Woher kommt diese maßlose Selbstüberschätzung? Die müssen doch merken, dass sie schon im Unterricht nicht mitkommen, geschweige denn in der Lage sind, spontan und ohne Hilfe in drei Tagen etwas konzertreif aus dem Boden zu stampfen...
Ich habe darum gebeten, dies bitte NICHT zu tun und sie haben es offenbar nach einigen Übungsversuchen aufgegeben. Wie gesagt, ich war nicht dabei und weiß auch nicht wie lange sie es versucht haben.

In Familie habe ich kein Problem mit unterirdischen Vorträgen, aber bitte nicht zu einem Schulkonzert!!
:bang:
 
10-15 Melodien pro Stunde im hohen Tempo ohne Vorbildung? Und dann noch nach Noten? Das kann ich einfach nicht glauben - ehrlich! Schick mir doch bitte mal privat eine Aufzeichnung Deiner Unterrichtsstunde.
Wenn das wirklich so ist, habe ich einfach zu viele Trottel und Du zu viele Begabte.
:mad:

Die aktuelle Gruppe besteht aus 5 Kindern. Alles, was ich geschrieben habe, könnte ich per Video oder Audio belegen. Ich werde mich jetzt aber nicht hinsetzen, das ganze Material durchforsten, schneiden und an unbekannte Empfänger verschicken. Wer es sehen/hören möchte, kann gerne einen Termin in meiner Privatschule vereinbaren.

10 bis 15 Melodien - Ich weiß ja nicht, was Du darunter verstehst. Aber ja, mit meinem Buch geht das. Die Lernschritte enthalten mindestens 10 Melodien (am Anfang oft auch selbst geschriebene, wenn ich nicht genügend überlieferte Lieder fand, die methodisch passen). Die kurzen sind in der Regel 8 Takte lang, die langen während der ersten 139 Aufgaben maximal 24 Takte. Nr. 140 ist die erste Melodie mit 32 Takten innerhalb derer allerdings mehrere Wiederholungen auftreten. Die Länge der kleinen Stücke entspricht dem Umfang vieler Kinderlieder, Volkslieder und Tanzweisen. Wenn man das weiß, relativiert sich die Menge von 10 bis 15 Melodien sicherlich. Oder?

Wie bereits geschrieben, ist jede Melodie Bestandteil des übergeordneten methodischen Weges. Vor allem in den ersten 10 Lernschritten ist jede Melodie gleichzeitig eine Vorübung für nachfolgende Aufgaben. Deshalb überspringe ich auch keine. In der ersten UE erreichten wir in der aktuellen Gruppe Aufgabe 15. Ab der zweiten Stunde arbeite ich dann immer mit folgendem Prinzip: Das Leseband liegt beim zuletzt gespielten Lied. Von dort gehe ich 2 bis 5 Aufgaben zurück. Das ist wichtig, damit am Erfolg der letzten Stunde angeknüpft und das bereits Gelernte erinnert werden kann. Vor den Weihnachtsferien hatten wir unsere 8. Stunde und wir erreichten Nummer 81.

Tempo - Was ist ein hohes oder zügiges Tempo? Solche Angaben sind zugegebenermaßen sehr ungenau. Um das zu präzisieren, habe ich gerade mal die Audio-Aufzeichnung der ersten Stunde "angeschmissen" und das Spieltempo der Stücke mit einem Counter gemessen. Langsam war mm=70 schnell war mm = 95. Zuerst habe ich immer wieder auf Tempo 75 und 80 herunter gedrückt weil immer wieder zu schnell gespielt wurde. Gegen Ende der Stunde spielten wir meistens zwischen Tempo 90 und 95. Als es in späteren Lernschritten schwieriger wurde, führte ich mit Tempo 50 bis 60.

Vorbildung - Ich beschrieb ja bereits, dass jedes Kind andere Voraussetzungen mitbrachte. Die Jüngste hat 0 Ahnung, kompensiert das aber mit einer fantastischen Konzentration und klebt mit den Augen an meiner Hand, wenn sie den Noten in dem hohen Tempo nicht mehr folgen kann. Der Schlagzeuger kennt zwar die rhythmischen Notenwerte so einigermaßen, Tonhöhen sind für ihn aber neu. Die anderen können mit Noten schon was anfangen. Die Koordination mit dem Mundharmonikaspiel ist aber auch für sie neu.

Nach meinen Erfahrungen funktionieren feste Lehrpläne nicht, obwohl sie die Arbeit sehr vereinfachen würden. ...
Feste Lehrpläne können in der Tat ein Problem werden. Deshalb liegt bei mir auch immer Plan B im Rechner. Das Buch habe ich mit einer völlig anderen Gruppe aus der Praxis heraus entwickelt. Es ist der langsamste der für mich denkbaren methodischen Ansätze. Sollte er tatsächlich zu leicht sein, könnte ich im Stoff springen. Doch das habe ich bis jetzt bewußt nicht gemacht, da das "Notenfutter" so zusammengestellt ist, dass vom "Könner" bis zum totalen "Neuling" alle permanent beschäftigt sind: die "Könner" damit, zu beweisen, dass sie alles schon können und dementsprechend seitenweise fehlerfrei vom Blatt spielen und die Neulinge damit, die Aufgabe zu begreifen und zu üben. Bei diesem Konzept lernen aber alle mit der Zeit Neues dazu. Die einen früher die anderen scheinbar erst später. Scheinbar! Denn in Wirklichkeit lernen auch diejenigen, die glauben schon alles zu können, von Anfang an dazu und sei es, sich zu konzentrieren.

Der individuelle Plan ist dann zwar passgenau, aber entzieht sich ziemlich der Leistungskontrolle und Vergleichen.
Inwiefern entzieht sich der individuelle Plan der Leistungskontrolle? Jeder noch so individuelle Plan definiert doch (Zwischen-)Ziele. Nur der Weg zu diesen Zielen ist individuell. Aber das kann doch egal sein. Mein Plan ist in klar nachvollziehbaren Lernschritten gegliedert. Jede Stunde hat ein definiertes Zwischenziel. Die Kontrolle ist einfach: Einzeln abhören bzw. die Gruppe beobachten. In den ersten Stunden erfolgt die Einzelkontrolle nur in Form von Kettenspielen, damit die "Unbeschäftigten" nicht "abdriften". Später werden auch komplette Melodien abgehört, wenn ich aufgrund der Gruppenleistung erkennen kann, dass das Sinn macht. Einzeln vorspielen dürfen ist eine Belohnung (Hervorhebung, persönliche Zuwendung), die man sich erst einmal verdienen muss (aufpassen, in der Gruppe Leistung zeigen).

... Also wie kann man einen festen Lehrplan durchsetzen? ... / ... denn eigentlich will ja jeder machen was er will ...
Wie man es schafft, den Plan durchzusetzen? Keine Ahnung. Überzeugungskraft? :rolleyes: In der Gruppe scheint irgendwie Einigkeit darüber zu herrschen, dass in jeder Stunde ein Lernschritt durchgezogen wird. Alles andere wäre ja auch langweilig. Da fallen dann auch schon mal Sätze wie "Nicht erzählen, sondern spielen" oder sinngemäß "Hör auf zu quatschen, wir sind hier um Mundharmonika zu spielen" oder "Wir haben nur noch 10 Minuten. Wenn wir die Nummer xy erreichen wollen, müssen wir uns ran halten" und "Ja los, kommt, das schaffen wir!" Die Erfahrung, dass es einfach ausreicht, sich zu konzentrieren, um das Ziel zu erreichen, stärkt offensichtlich die Zuversicht, dass es auch in der aktuellen Stunde wieder funktionieren wird. Die Freude am Erfolg will sich keiner der Gruppe durch Störungen kaputt machen lassen. So rufen sie hin und wieder selbst einander gegenseitig zur Konzentration auf. Das und auch spontane Hilfsangebote untereinander dürfen nicht ausufern. Dann würde die Arbeitssituation trotz "gut gemeint" kippen. Ich denke, die Kunst liegt darin, die Zügel so zu halten, dass trotz mehr oder weniger großer Freiräume sich alle der permanenten Führung durch den Lehrer bewusst sind, diese akzeptiert wird und alle sofort ohne auffälligen Widerstand zu reagieren bereit sind. Das schließt nicht aus, dass auch mal gejammert oder gemault wird. Aber das hält sich in Grenzen. Dafür, wie man Schüler am besten motiviert und überzeugt, gibt es kein Patentrezept. In einer AG, für die sich die Teilnehmer freiwillig melden, gehe ich davon aus, dass grundsätzliches Interesse am Unterricht vorhanden ist. Nun muss einfach die Chemie zwischen Lehrer und Schüler stimmen und das Interesse wach gehalten werden. Das gelingt nur, wenn es realistische Erfolgsaussichten gibt, für die es sich anzustrengen lohnt.

... Also? Wahrscheinlich zu schwer... Nun ja, aber was soll ich machen? Ich kann sie ja nicht stundenlang mit nur einem oder zwei Tönen auf dem Akkordeon quälen, das halte ich selbst nicht aus. ...
Mit 1 oder 2 Tönen quälen? Naja. Mein erster Lernschritt arbeitet mit 2 Tönen. Es werden 10 Melodien in verschiedenen Rhythmen gespielt. Genau besehen bestehen die verschiedenen Rhythmen aus immer wieder denselben Grundelementen, die aber jedesmal neu kombiniert werden. Der 2. Lernschritt kombiniert einen der beiden Töne mit einem anderen Ton. Diese Kombination wird wieder mit 10 Aufgaben geübt. Es tauchen neue Rhythmen auf. Im 3. Lernschritt kommt wieder ein neuer Ton dazu, der mit den beiden ersten Tönen kombiniert und ebenso mit 10 Aufgaben geübt wird. Im 4. Lernschritt werden dann die 4 nun bekannten Töne unterschiedlich kombiniert .... usw. Ich empfinde das nicht als Quälerei, sondern freue mich, wenn das Konzept aufgeht. Musikunterricht mit Anfängern ist nun mal kein Zuckerschlecken. Da muß man eben durch und das beste draus machen. Geduld zahlt sich zumindest bei willigen Schülern irgendwann aus.

Wie schon geschrieben: Ich kann nicht ermessen, inwieweit meine Unterrichtssituationen für Dich Verwertbares liefern. Vielleicht ist das Akkordeon tatsächlich in seinen Anforderungen zu hoch oder die gängigen Akkordeonschulen steigen einfach mit einem für Deine Unterrichtssituation viel zu hohen Anspruch ein.

Wenn einer so eine Behauptung aufstellt, dann ist es meist auch einer, der nach mißglücktem Beweis eine noch coolere Maske aufsetzt und nicht zugibt, dass er gerade scheiterte. "Was denn, war doch alles richtig" ...
Cooler Typ - .. war doch alles richtig!? ... - Sollen wir uns das Video angucken/anhören? ;) Bei so einer Beweislage, schweigt der "Angeklagte" lieber. :rolleyes:

... starb aber vor Peinlichkeit, weil ich sie weder beim Üben, noch beim Auftritt unterstützen konnte. ...
In meiner Gruppe ist die Situation anders. Wenn Aufführung, dann mit einem Stück, das alle schaffen und mit meiner Unterstützung. Passen die Voraussetzungen nicht, gibt es auch keinen Auftritt.

... Was bilden sie sich ein? Woher kommt diese maßlose Selbstüberschätzung? ...
Da ich Deine Unterrichtssituation nicht einschätzen kann, ist es aus meiner Sicht müßig, da irgendwelche Spekulationen anzustellen.
Selbsteinschätzung muss man lernen. Man darf wohl nicht erwarten, dass sie sich irgendwie von allein einstellt. Vielleicht haben sie auch einfach nur den Schwierigkeitsgrad des Stückes falsch eingeschätzt.

Um auf Deine Ausgangsfrage zurück zu kommen.
Ich denke, Takt- und Rhythmusprobleme resultieren in der von Dir beschriebenen Situation schlichtweg aus der mangelnden Beherrschung des Instruments. Also muss man dort ansetzen und mit allen erdenklichen Tricks die Orientierung im Tonraum - in Deinem Fall auf der Tastatur - schulen. Möglicherweise benötigst Du dafür ein völlig neues Unterrichts-Konzept.

Gruß
Lisa
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Lisa!
Kann man Dein Buch irgendwo käuflich erwerben? Das würde mich echt interessieren.

Gruß grollimolli
 
Hallo grollimolli
Hast ne PN

Gruß
Lisa
 
@ Klangbutter

Der schlechteste Schüler kann nicht einmal den Vorteil der fixierten Handposition ausnutzen, weil er mit nur einem Finger zu spielen versucht. Außerdem merkt er sich den Startpunkt nicht und kann Noten nur theoretisch lesen. Wochenlang das Gleiche.

Kann dein schlechtester Schüler was anderes (besser)? Wie kommt er denn rhythmisch klar? Probier doch einfach mal ein Instrument aus, bei dem er nur eine Hand braucht. Oder nur die Basslinie mit der linken Hand spielt, zuerst nur eine ganze Note/Takt und dann je nach Können schwieriger werdend. Als ich die ersten male in unserem kleinen gemischten Ensemble mitgespielt habe, habe ich anfangs auch nur die Akkord-Grundtöne die darüber standen gespielt. Ich habe mir die Noten sogar selber angepasst, mit Rücksprache unserer Leiterin. Du kannst ihm die Noten ja aufschreiben.

So wie die Situation jetzt ist, ist für alle Seiten unbefriedigend. Spreche doch mal mit den Eltern ob sie ihm mal die ein oder andere Stunde Einzelunterricht gönnen, wo der Lehrer seine Dezifite gezielt angehen kann.


Viele Grüße
Musicanne
 
Gerhard Eichberger


Ein interessantes Thema. Ich hab' ja auch Schwierigkeiten mit dem Rhythmusgefühl.

Kürzlich hat mir ein Musiker gesagt, daß in seine Band einmal ein neuer Gitarrist gekommen ist, der vorher nur Alleinunterhalter war (der hatte als solcher Gitarre gespielt und dazu gesungen). Das Problem mit diesem Gitarristen war, daß der während des Spielens mal langsamer und mal schneller wurde und damit das Zusammenspiel in der Band nicht funktioniert hat. Es war auch gar nichts dagegen zu machen, da der Gitarrist nicht verstanden hat, wieso es da Schwierigkeiten mit ihm gab, da er als Alleinunterhalter ja auch alles spielen und dazu singen konnte. Letztlich hat sich die Band wieder von diesem Gitarristen getrennt, weil der der Meinung war, daß die anderen Fehler machten. Der Musiker erklärte mir, daß die Rhytmusschwankungen des Gitarristen kein Problem sind, solange er als Alleinunterhalter auftritt, weil er ja im selben schwankenden Rhythmus sang wie spielte, dies aber natürlich in einer Band nicht funktioniert.

Zum Thema "Üben mit Metronom", "Einzählen" oder "Dazuklatschen":
Bevor ich meine CD aufnahm, war ich ja im Gesangsunterricht. Da wurde festgestellt, daß ich SOFORT aus dem Rhythmus komme, wenn ich versuche, nach einem Metronom zu singen oder zu meinem Gesang klatsche. Daher wurde mir dann geraten, das nicht zu machen. Es funktioniert auch nicht wirklich, wenn ich versuche, ein Lied ohne die dazugehörige Musik zu singen. Hingegen funktioniert es wesentlich besser, wenn ich zu einem bestehenden Lied dazusinge, daher wurde hauptsächlich auf diese Weise geübt.

Das Singen in einer Band hat bei mir allerdings weit besser funktioniert als das Nachsingen von Liedern zuhause - daheim ist da halt die Unsicherheit, daß ich nicht weiß, ob ich es "richtig" mache.

Meiner Meinung nach ist es falsch, den Schülern vorzuwerfen, daß sie rhythmisch falsch spielen, weil das nichts bringt. Und schon gar nichts bringt es, wenn sich die Schüler gegenseitig vorwerfen, falsch zu spielen. Ich denke, daß es anfangs gar nicht darum geht, richtig zu spielen, sondern darum, zusammen mit anderen spielen zu können, auch, wenn's am Anfang etwas "unrund" ist.

Daher mein (allerdings unbedarfter) Vorschlag:
Laß' Deine Schüler einfach möglichst viel miteinander spielen und schick' sie (wenn in Eurer Gegend vorhanden) auch auf Jam-Sessions. Das wird schon, auch wenn's am Anfang vielleicht nicht so toll klingt. Schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Ganz wichtig scheint mir auch die Motivation Deiner Schüler. Warum machen die Musik? Wollen sie Musik machen oder wurden sie gar von ihren Eltern dazu gezwungen?

Soviel meine (unbedarften) Äußerungen zu diesem Thema. Von einem, der ebenfalls gehörige Probleme mit dem Rhythmusgefühl hat.


Gerhard
 
@ Gerhard

Zum Thema üben mit dem Metronom gebe ich dir mal folgende Tipps:
1. Das Metronom so einstellen, dass es nicht die 1 betont (also 1/4 einstellen) und am besten auf 60 bpm bzw. mm=60 einstellen
2. zuerst viertel Noten (auf jeden Schlag des Metronoms klatschen) mit Metronom, dann halbe und ganze. Suche Dir Lieder raus die nur aus diesen drei Notenwerten bestehen. Volkslieder eignen sich ganz gut dazu.
3. Da zu lernende Stück durchklatschen (zu Anfang am besten erst taktweise vorgehen: das heißt, wenn der erste Takt klappt zum nächsten usw.) zur Kontrolle kannst du es ja einfach mit dem Sprachrecorder des Handys aufnehmen. Wenn das Toc des Metronoms und dein Klatschen eins sind, ist es ok und du kannst du dir den nächsten Takt vornehmen.
4. Notenlesen kannst du? Ansonsten nochmal Gesangsunterricht nehmen um auch die richtigen Töne zu singen. Nicht nur der Rhythmus ist wichtig.
5. Hier findest du auch noch grundlegende Infos in Sachen Noten. Und dann schön von oben nach unten durcharbeiten.

Viele Grüße
Musicanne
 

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