War das ne Einladung zum chatten?
Hauptsächlich eine "Du bist nicht allein"-Anmerkung.
Wieso Pro7? gut ich schau kein Fern, wenn die Glotze mal an ist, läuft Arte, und dann nur solche Sachen wie Tracks oder Karambolage. Komm im Monat vielleicht auf 1h TV?!
Weil Pro7 vor einigen Jahren wie bekloppt Werbung für ihren (meines Wissens Pro7-gebrandeten) ICQ-Client und ICQ als Ganzes gemacht hat. Alle Welt ist drauf angesprungen, und wer nicht von Pro7 überzeugt wurde, der wurde von seinen Freunden überzeugt. Seitdem ist ICQ in Deutschland mit Chat gleichbedeutend und außerdem Deutschland das einzige Land auf der Welt, wo ICQ wirklich noch eine Rolle spielt.
ICQ hatte ich mit damals vor 10-11 Jahren zugelegt, und die Nummer halt immer noch, und nach und nach haben sich halt Nummern von Bekannten oder Freunden da angesammelt, die ich nirgendwo anders habe. Und manche, die ich sonst nur 1-2x im Jahr seh - daher ist das für mich kein K.O. Kriterium. Soll ich echt die 40 Nummern alle auf Jabber/... konvertieren? Das ist nicht machbar....leider. Wobei ich an ICQ per sé nichts aus zu setzen habe, bloß die teilweise Unverträglichkeit zwischen den Clients.
Bingo.
Skype empfinde ich als relativ stylish, aber langsam. Aber perfekt für mich und meine Erasmus-studierende Freundin in Bildkontakt zu bleiben - kostenlos.
(Wobei das interessanter Weise im iChat auch per ICQ geht, das wusste ich noch garnicht - aber halt nur bei gleichen Cients)
Tja, XMPP (Jabber) kann inzwischen auch VoIP und Videotelefonie, je nach Server und Client. Irrerweise hört man viel "Skype ist shice, ich will was anderes, ich mach jetzt SIP", dabei ist das auch nicht besser, während der wohl einzige Nachteil von Jingle (VoIP über Jabber) ist, daß es noch kaum verbreitet ist.
Das ist leider wahr. Aber was wollen die mit meinen Daten bitte machen? Meint jemand ernsthaft, dass die sich hinsetzen, und meine Videotelefonate auswerten? Und selbst wenn....dann haben sie Sachen wie: Wie gehts dir / Wie war dein Tag / Ich liebe dich /...
Das weiß man nie so genau. Und gerade heutzutage sollte man mit einer "Ich hab nix zu verbergen"-Attitüde
sehr vorsichtig sein und gerade undurchsichtigen und gleichzeitig informationsgeilen Konzernen nicht seine Sachen freigiebig in den Rachen werfen.
Das mit der freien Software nervt mich aber auch an. Ich kann es weder auf meinem Blackberry verwenden, noch kann ich es in einem Multimessenger verwenden.
Ja, inzwischen nicht mehr. Und dabei waren sie rigoroser als die Chat-Konkurrenz. Während MSN, ICQ und Konsorten einfach mal das Protokoll geändert und neue offizielle Clients veröffentlicht haben, während alle 3rd-Party-Clients, Jabber-Transports usw. per Hand das neue Protokoll reverse-engineeren und implementieren mußten, hat Skype nicht nur die Verwendung des Protokolls in Nicht-Skype-Anwendungen verboten, sondern das Verbot auch durchgesetzt. Ich meine, laut dem EULA von MSN/WLM ist (zumindest nach amerikanischem Recht) die Verwendung alternativer Clients so was wie Straftatbestand, aber das hat noch nie jemand durchgesetzt.
Jabber & konsorten mögen besser sein, nicht zuletzt wegen der möglichkeit des OTR-chat, aber erst müssen sie sich im markt durchsetzen. Etwas mehr einfachheit würde dabei sicher helfen.
Nur daß die Einfachheit schwer erzielbar ist, besonders ein Einfachheitsgrad, der wirklich Leute in Massen von ICQ weglockt. Nicht, weil hinter XMPP nur ein Haufen Nerds sitzt, die noch mehr Ausschlag als normalerweise kriegen, wenn sie mal was über eine man-page hinaus dokumentieren müssen. Sondern um XMPP so pipieierleicht und für den letzten Doofkopp ohne fremde Hilfe einrichtbar zu machen wie ICQ, müßten einige grundlegende Prinzipien von XMPP über den Haufen geworfen werden.
Problematisches Feature 1: Die Serverauswahl. Wie ich schon sagte: Jabber ist der wohl einzige Chatdienst, wo man sich selbst einen Server aussuchen kann. Das heißt allerdings auch, daß man sich einen aussuchen muß. Damit fängt's denn schon an. ICQ, MSN, AIM, Yahoo!, Skype, alle kauen sie einem die Sache vor, indem es genau einen (1) zentralen Server gibt, wo man ganz selbstverständlich automatisch angemeldet wird, und das ganze Protokoll schon mal von vornherein die Wahl gar nicht zuläßt. Bei XMPP gibt's etliche Server zur Auswahl. Und die Wahl muß man selbst treffen. Und genau das können die meisten Leute nicht. Das Problem ist nicht das Eintippen der Daten eines Servers. Die Leute würden schon scheitern, wenn sie im Psi ein Auswahlmenü mit allen Servern in ihrem Land plus Jabber.org plus GMX/Web.de/1&1/Freenet/..., wenn sie da schon eine Mailadresse haben, vorgesetzt bekommen.
Wie aber kann man das vereinfachen?
- Nur noch einen Server wie bei allen anderen Diensten. Dann muß man nicht mehr aussuchen, dann kommt man gar nicht mehr in die Verlegenheit auszusuchen, dann kann man gar nicht mehr aussuchen. Sprich, das ganze System so umbauen, wie es aussehen würde, wenn ein profit- und machtgeiler US-amerikanischer Medien- oder IT-Großkonzern dahinter stünde. Die radikale Lösung, die wohl am ehesten propagiert werden dürfte von Leuten, die ihr Leben lang auf ihren Rechnern nur proprietäre Closed-Source-Software wie Windows, Microsoft Office, Adobe Reader und ICQ benutzt haben (außer vielleicht Firefox, weil die Bundesregierung gesagt hat, daß der Internet Explorer eine Gefahr für die Nationale Sicherheit ist und jetzt alle Firefox installieren müssen). Tja, damit wäre XMPP aber gleich etliche seiner Vorteile los. Angefangen damit, daß es ein dezentrales System ist und man sich frei seinen Server aussuchen kann, wo der steht und was der kann, und daß eben nicht alle Daten von allen Jabber-Usern auf einem Server geparkt werden. Und aufgehört damit, daß man sich sogar seinen eigenen Server betreiben kann, wenn man weiß wie.
- Vollautomatisierte, vom User gar nicht beachtete Serverzwangsauswahl. Beim Einrichten eines Kontos über den Client wird z. B. automatisch jabber.org gewählt. Der steht aber in den USA, während es in Deutschland vor Jabber-Servern nur so wimmelt. Oder der nächstgelegene Server. Ungeachtet der Ausstattung, vielleicht will man ja Transports, aber gleich um die Ecke steht ein simpler ejabberd-Server ohne Extras, nicht mal mit MUCs, während der nächste Openfire-Server mit allem Schnickschnack 180 km weiter weg steht. Oder irgendein Serverbetreiber schließt mit einem Clienthersteller einen Knebelvertrag ab, daß dieser Client Benutzer aus einem bestimmten Land per default immer an diesem einen Server anmeldet, z. B. wenn du Psi nimmst, wirst du immer bei deshalbfrei.org angemeldet, und wenn du Pidgin nimmst, wirst du immer bei jabme.de angemeldet usw. Um das Ganze doofenfreundlich zu machen, ist diese Automatik per default eingeschaltet, und es gibt keinen separaten Opt-out-Dialog, sondern irgendwo ein Häkchen oder ein Button namens "Experteneinstellungen", oder noch besser, um die Doofen nicht zu verwirren, muß man als Experte dafür den Client mit einer kaum dokumentierten Kommandozeilenoption starten, sonst kriegt man zum Einstellen eines Kontos nur die Optionen für Doofe (Nickname und bis zu zweimal Paßwort), nur damit die Doofen nicht mit zusätzlichen Bedienelementen zum Neugierigdraufrumklicken und Alleskaputtmachenaberichhabnixgemacht, die es im ICQ nicht gibt, verwirrt werden. Die momentane Hauptzielgruppe von XMPP ob ihr's wollt oder nicht, das sind Geeks wird auf die Barrikaden gehen angesichts dieser, man kann sagen, Freiheitsberaubung, auf jeden Fall aber Bevormundung, und definitiv ist das eine ungerechtfertigte Bevorzugung bestimmter Server gegenüber anderen.
Aber das ist wirklich ein Problem. Man sieht das doch immer wieder, wenn nicht IT-affine Leute mit E-Mail anfangen wollen, dem einzigen wirklich populären dezentralen Internetdienst außer dem WWW selber. Die können nicht selbständig entscheiden, wo sie sich ihre Mailadresse registrieren wollen. Ich mußte damals meiner Mutter auch einen Anbieter vorkauen und ihr am Ende ein fix und fertiges Mailkonto nebst fix und fertig eingerichtetem Thunderbird vorsetzen. Nur das Paßwort hat sie selber eingegeben.
Problematisches Feature 2: Clients. Auch den Client kann man sich aussuchen. Das führt zu drei Unterproblemen:
- Man muß sich einen aussuchen.
- Keiner von denen heißt Jabber oder XMPP. Man kann sich also nicht Jabber oder XMPP runterladen und installieren, wie man sich MSN, AIM, ICQ, Y!M und Skype runterladen und installieren kann.
- "was is nen "kleient"?!??!?!!?? HILFEEEEEEE!!!!!!!!!!!!! *doof dreinblick*" Den Begriff braucht man bei allen anderen Diensten gar nicht, weil Dienst, Protokoll, Server und Client eine Einheit sind.
Mögliche Lösungen:
- Wieder die harte Tour nach Fasson der Nutzer proprietärer Software: So, wie sie immer wieder predigen, es sollte nur noch einen (am besten namenlosen) Linux-Desktop und nur noch eine einzige Linux-Distribution (namens "Linux") geben, bei Windows und OS X "muß" man ja auch nicht wählen, so sollte es nur noch genau einen Jabber-Client für alle geben, der dann auch Jabber heißt, damit man als angehender Jabber-Benutzer einfach Jabber runterladen und installieren kann. Nach dem Motto: Auswahl ist doof, Auswahl ist kompliziert, Auswahl ist anstrengend, die Leute wollen alles ohne eigene Anstrengung vorgesetzt kriegen, wie schön war's doch in der DDR, als es nur 4 Autos (Trabi und Wartburg jeweils als Stufenheck und Kombi) und 1 Partei gab[/Polemik]. Die Sache ist aber die: Die Wahlmöglichkeit ist bei Jabber ein Feature. Jeder Client hat seine Stärken und Schwächen. Genau genommen dürfte es nicht mal die Wahl zwischen einem spezialisierten Jabber-Client (Psi, Gajim) und einem Multiprotokoll-Client (Pidgin, Miranda, Trillian) geben, aber genau das ist doch ein Beispiel dafür, daß man eben nicht alles unter einen Hut kriegen kann. Die einen wollen ein Programm für alles. Die anderen haben kein Bock darauf, daß ihr Jabber-Client mit allem möglichen MSN- und ICQ-Kram gebloated ist, den sie eh nicht brauchen. Die meisten Clients sind dann auch noch freie, quelloffene Software, und wenn da im großen Stil Bockmist getrieben oder auch nur zu langsam entwickelt wird, zack, gibt's 'n Fork und wieder 'n Client mehr auf'm Markt. Siehe Psi+. Kann man damit unterbinden, daß man den Einheitsclient unter eine proprietäre Lizenz stellt und die Quellen geheimhält, aber dagegen werden dann die Linux- und insbesondere die Debian-Benutzer auf die Barrikaden gehen, wenn dieser Einheitsclient auch alle Linux-Clients ersetzen soll (die Leute, die sich mal OpenSuSE von einer Heft-CD installiert haben, sollen ja auch nicht mehr selbständig wählen müssen). Abgesehen davon kann man einen Einheitsclient eh nicht durchsetzen. Irgendwer setzt sich immer hin und baut ein Konkurrenzprodukt.
- Die ideale Lösung wäre eine Klick-für-Klick-Installationsanleitung, bei der das selbständige Denken und Entscheiden auf ein Minimum reduziert wird, und die nicht mal Wenn-dann-Entscheidungen enthalten darf, sondern vollkommen linear sein muß. Mit einzelnen Mausklicks wird dabei gezeigt, wie man sich einen bestimmten Client runterlädt (und auch nur einen, auf gar keinen Fall darf der Windows-DAU zwischen z. B. Psi und Miranda wählen müssen), wie man ihn installiert (davon ausgehend, daß der User eh als Admin angemeldet ist), und wie man sich bei einem bestimmten Jabber-Server ein Konto einrichtet. Herrje, wenn's wirklich einfach sein soll, darf der User nicht mal wissen, daß es auch andere Clients oder Server gibt, das verwirrt ihn nur. Nachteil: Wenn dem User irgendwas an dem einen Client nicht paßt oder an dem vorgekauten Server, dann findet er gleich das ganze System doof.
- Psi ist kompliziert in der Handhabung? Jabber doof, weg damit und zurück zu ICQ. Pidgin oder Miranda läge ihm vielleicht eher, der User könnte wechseln, aber Jabber ist als Ganzes doof.
- Bei Pidgin ist das Einstellen von Gruppenchats schwierig bis unmöglich? Jabber doof, weg damit und zurück zu ICQ. Bei Psi geht das ganz prima, der User könnte wechseln, aber Jabber ist als Ganzes doof.
- GMX hat keine Gruppenchaträume? Jabber doof, weg damit und zurück zu ICQ. Der Server vom CCC hat welche, und nicht nur der, der User könnte wechseln, aber Jabber ist als Ganzes doof.
- Der CCC-Server ist instabil, weil ständig überlastet? Jabber doof, weg damit und zurück zu ICQ. Es gibt massenhaft stabile Server, die trotzdem mehr können, der User könnte wechseln, aber Jabber ist als Ganzes doof.
- Jabber.org hat nicht den ICQ-Transport, den Jabber ja angeblich haben soll? Jabber doof, weg damit und zurück zu ICQ. Gerade Deutschland wimmelt nur so von Openfire-Servern mit Transports noch und nöcher (jabber-server.de, jabme.de, um nur zwei zu nennen), der User könnte wechseln, aber Jabber ist als Ganzes doof.
Mal ganz davon abgesehen, daß, wenn z. B. die Computerblöd oder die CHIP eine Klick-für-Klick-Anleitung für 1 Server und 1 Client druckt, sich die Anbieter anderer Server und Clients sowie deren Anhänger gleich wieder angepißt fühlen, weil sie der Einfachheit halber gar nicht erwähnt wurden, dabei ist ihr Server/Client mal viel besser und in ihren Augen ja auch viel DAU-geeigneter, weil kann mehr/ist schlanker/ist bunter/whatever.
Was natürlich mal richtig genial wäre, wäre, wenn Google, GMX, Web.de, 1&1, Freenet und alle anderen verdeckten Jabber-Server-Betreiber sich dazu bekennen würden, daß sie Jabber-Server betreiben, und dazu, daß, wenn man bei ihnen ein Mailkonto hat, man auch eine Jabber-ID hat. Wenn sie aufhören würden, den Kram als hochproprietäres Eigenprodukt zu vermarkten, wenn z. B. GMX den sogeschimpften "GMX MultiMessenger" nicht mehr "GMX MultiMessenger" nennen würde, sondern beim wahren Namen, also Jabber oder XMPP. Wenn alle anderen das auch machen würden. Inklusive Google. Und wenn sie dann auch noch ihre eigenen, unfreien, proprietären, potentiell malwareigen Windows-Clients einstampfen würden und statt dessen den User auf richtige Clients hinweisen und ihnen die Installation und Einrichtung zeigen würden.
Denn Millionen Deutsche haben schon lange eine Jabber-ID. Sie nutzen sie nur nicht, weil sie es gar nicht wissen. Und ernsthaft, diese ganzen proprietär anmutenden IM-Dienste der Freemailer (wie gesagt, GMX MultiMessenger) sind vielleicht mit Ausnahme von Google Talk deshalb so unattraktiv, weil die Leute annehmen, sie können mit ICQ mehr Leute erreichen, weil man für den GMX MultiMessenger bei GMX sein muß, weil man ja nicht mit verschiedenen Messengerdiensten miteinander chatten kann. Wenn man jetzt hingehen würde und sagen: "Jabber ist die Chatrevolution, du da mit dem GMX-Konto, du hast Jabber schon, du da mit der Web.de-Adresse, du hast das auch, du da mit dem Google-Account, du auch, und ihr könnt alle alle alle miteinander chatten und habt den ganzen Ärger mit den großen Diensten nicht mehr!" und das dann medien- und werbewirksam an die große Glocke hängen würde, ich glaube, da würden sich einige das überlegen. Zumal ICQ, seit sie von AOL nach mail.ru umgestiegen sind, wohl nicht mehr so sehr an Gegenwind interessiert sein dürfte.
Das Coolste wäre natürlich, wenn ICQ das machen würde, was AOL damit mal vorhatte der Umstieg auf XMPP als Protokoll. Und zwar nicht als Grundlage für etwas weitgehend Proprietäres wie der Facebook Chat oder das frühe Google Talk, sondern ein Umbau auf komplett freies XMPP mit allen Schikanen. Damit wäre der Umstieg noch leichter, weil man als Jabber-User ohne Transport mit ICQ-Usern chatten könnte und umgekehrt. Vorteil für die Betreiber: Es wäre leichter, ICQ irgendwann mal einzustampfen. Ich meine, machen wir uns nichts vor, ICQ ist eine Möhre. Der einzige Grund, warum es noch so populär ist (und das auch nur in Deutschland), ist Vendor Lock-in. Kundenbindung. Wer mal bei ICQ ist, kommt nie mehr davon weg, auch wenn es kacke ist. Damit hat ICQ immer einen ziemlich heftigen Benutzerbestand, und das macht es ziemlich unmöglich, die Leute so ganz allmählich da wegzumigrieren und dieses Uraltprotokoll endlich ad acta zu legen. Ich meine, das ist doch schon bezeichnend, daß AOL ICQ unbedingt abstoßen mußte und sich als Käufer nur mail.ru fand.
Martman