Hi,
so ganz scheinst Du Dich ja noch nicht festgelegt zu haben, was der richtige Weg ist. Am Ausprobieren wirst Du da auch nicht vorbei kommen. Ich fass es mal zusammen:
1.
Eigene Endstufe und Boxen, dazu ein Multieffekt mit Modelling:
+ Du zahlst nicht für Komponenten, die Du schon hast, was mehr Geld und (hoffentlich) Qualität für die eigentliche Modelling-Einheit bedeutet
+ Mit den Boxen kannst Du die Wiedergabe auch noch variieren, um das beste für Deinen Gesamtsound zu finden.
+ Oft mehr Models als bei All-In-One-Lösungen
+ Meist bessere Effekte mit mehr Eingriffsmöglichkeiten
+ Fußschalter und Expression-Pedal bei Boden-Versionen schon integriert
- Die Boxen konnten vom Hersteller naturgemäß nicht beim Sounddesign berücksichtigt werden
- Eventuelle Boxen-Simulationen müssen wieder herausprogrammiert werden
- Komplexere Bedienung
Hier würde ich persönlich ein Boss ME-80 (sehr einfach zu bedienen) oder ein GT-100 (60 € über dem geplanten Budget, aber halt auch mit viel mehr Möglichkeiten) empfehlen. Die Boss-Sounds werden (vor allem von Line6-Fans) gerne mal gedisst, sind für meine Ohren aber einfach weniger schönfärberisch und dafür dynamischer und direkter. Rein vom Hören erscheinen sie fertig produzierten CD-Sounds der bekannten Amps vielleicht weniger ähnlich als zB ein Pod HD, aber beim Spielen empfinde ich sie dafür als ehrlicher und vom Spielgefühl vielleicht sogar direkter und in sofern authentischer. Ein alter Marshall zB ist doch um einiges spröder als sein Line6-Model. Das geben die Boss-Geräte mMn besser wieder. Man muss aber auch auf ein paar Sachen achten, Boss gibt einem manchmal schon fast zu viel Einstellspielraum - Gain zB ist weit mehr einstellbar als beim echten Amp. Der authentische Bereich von Gain und Klangregelung endet oft schon bei 50 von 100 - es reizt einen natürlich, da weiter zu drehen, aber da kanns dann halt auch mal matschig werden, insbesondere bei Amps, die in natura eher nur crunchen, wie ein Plexi oder gar Twin Reverb. Die größte Schwäche von Boss liegt für mich in den LS-Simulationen (auch wenn man bei den GTs noch Effekte wie den Resonator nutzen kann, um die deutlich zu verbessern). Da Du aber speziell nach einem Modeller suchst, der über Gitarrenlautsprecher gut klingt, dürfte das für Dich nicht das entscheidene Argument sein. Ich benutze selber neben einem GT-Pro seit jeher klassische Röhrenpreamps (Egnater ie4, Groove Tubes Trio, The Anvil) und muss sagen, dass ein eingestreuter Modelling-Sound aus dem GT-Pro dazwischen keineswegs unangenehm auffällt. Und das GT-100 ist sogar noch eine Generation weiter.
Wie gesagt, legst Du eher Wert auf einen "produzierten" Sound, bist Du bei Line6 auch gut aufgehoben. Auch der Looper ist umfangreicher. Es hat schon seinen Grund, warum sich die Dinger so gut verkaufen. Ein POD HD500X wäre allerdings auch nochmal ein Stück teurer, und das Firehawk sehe ich doch ein ganzes Stück unter dem Niveau des GT-100. Gebraucht bleibt auch ein HD500X in Deinem Rahmen, aber hier sollte man auf die aktuelle Version achten, die Fußschalter sind erheblich besser und auch haltbarer. Bei Roland/Boss habe ich mit der Dauerhaltbarkeit bisher nur gute Erfahrungen gemacht. GP-100 und GT-Pro sind bei mir auch nach Jahrzehnten ohne Ausfälle geblieben.
2.
Modelling-Combo:
+ Abgestimmtes Komplettsystem, bei dem alles berücksichtigt werden konnte
+ Meist intuitiver zugängliche Bedienungsoberfläche
+ Alles in einem Gerät und schon verkabelt; wenn man doch mal mit anderen (oder an einem anderen Ort) spielt, ist die Verstärkung schnell eingepackt
+ Oft mit Zusatzfunktionen wie Drum-Pattern und Looper ausgestattet, die in die Bedienung integriert sind.
- Effekte oft nur eingeschränkt vorhanden oder einstellbar - oder in versteckten Zusatzmenus, die über externe Geräte editiert werden müssen und die einfache Bedienung zunichte machen...
- Endstufenpower bei manchen Geräten eher fragwürdig (falls man doch mal live spielt)
- Fußschalter sollte man eigentlich haben (schon wegen Wah und Volume, aber auch für Looper etc.), muss aber meist extra gekauft werden
Aus dieser Gruppe wäre mein Favorit der
Line6 Spider V 120. Mit den Drum Loops hat man gerade beim alleine Spielen einfach mehr Spaß (mal abgesehen vom Tranieren des eigenen Timings), und so ein 1-Minuten Looper ist beim Solo-Improvisieren auch eine schöne Sache. Die Boss-Amps sind mir persönlich einfach zu stark reduziert in der Ausstattung mit Amp-Modellen und Effekten.
Irgendwo dazwischen liegen die Modelling-Topteile. Meist von den Combos abgeleitet, mit deren Vor- und Nachteilen. Wenn eine "richtige" Endstufe vorhanden ist, würde ich diese eigentlich vorziehen. Mit einem Topteil verlierst Du den Vorteil der fix verkabelten Einheit, mMn ohne dafür viel zu gewinnen.
Ein bisschen ein Sonderfall ist mMn noch dieser Amp hier:
Die Valvetronix-Rörenvorstufe macht sich für meine Ohren durchaus positiv bemerkbar. Kann natürlich auch ein bisschen Placebo-Effekt dabei sein, aber als Röhren-Freund könntest Du dafür ja durchaus empfänglich sein... Ich finde jedenfalls, dass der Vox von den reinen Ampsounds her unter den besten Modelling-Combos ist. Leider sind die Effekte und die Sonderausstattung ein bisschen mager, aber wenn der Fokus auf Soundqualität liegt, ein interessantes Teil.
Gruß, bagotrix