Als jemand, der viele der hier genannten Geräte aus eigener Erfahrung kennt, möchte ich hier auch einmal meinen Senf dazu geben
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80er-Jahre, Kraftwerk und Depeche Mode ... diese Vorgabe deutet für mich ganz klar in Richtung subtrativer Analogsynth oder virtuell-analoger Synth. Der digitale DX7 ist für die späten 80er auch typisch, aber diese Kategorie scheint mir nicht gemeint zu sein.
Der heutige Markt bietet viele analoge oder virtuell-analoge Synths. Bei den billigeren Geräten handelt es sich in der Tat um größtenteils monophone Expander, die entweder sehr wenige Funktionen haben (z.B. Doepfer Dark Energy, Vermona Lancet) oder nur mit einem Software-Editor wirklich editierbar sind (z.B. DSI Mopho oder der 4-stimmig polyphone DSI Tetra). Daneben gibt es einige polyphone, voll editierbare Synths wie z.B. den virtuell analogen Waldorf Blofeld (nur 6 Regler, aber eine logische Benutzeroberfläche), den Access Virus, den Roland GAIA und den Clavia Nord Lead 2x bzw. den Nord Rack 2x. Dazu gibt es mit DSI Prophet ´08 und Poly Evolver auch zwei echt-analoge, polyphone Synths in der Preisklasse bis ca. 2000,- Euro.
Auf dem Gebrauchtmarkt tummelt sich eine ganze Fülle von Geräten, die hier zum Teil ja auch schon genannt wurden.
Nun meine persönliche Erfahrung: der Großteil der heute neu angebotenen Synths orientiert sich eindeutig am Markt der Dance-/Techno-/House-Musiker. Da wird man, wenn man Vorbilder aus den 80ern im Kopf hat, schnell enttäuscht sein, zumindest was die Presets angeht. (Allerdings ist die Verwendung von Presets bei Synthesizer-Enthusiasten natürlich sowieso verpönt.) Viele virtuell-analoge Synths klingen kalt, steril und klirrend im Vergleich zu analogen Vorbildern, selbst ein DSI Prophet ´08 (obwohl analog) klingt keineswegs wie ein alter Prophet V oder ein Roland Jupiter. Ganz grausam ist aus meiner Sicht der Roland GAIA in dieser Beziehung, aber auch bei den Access- und Waldorf-Synths kann man keine analoge "Wärme" erwarten.
Die rühmliche Ausnahme sind aus meiner Sicht die Synths von Clavia: hier insbesondere der Nord Lead 1 und Nord Lead 2(x) oder die entsprechenden Rack-Versionen. Zwar ist auch hier der Klang nicht "echt analog", aber die Synths klingen sehr angenehm, man muss nicht erst lange einen Sweetspot suchen, damit es gut klingt, sondern kann nach Herzenslust mit den Reglern herumexperimentieren. Zudem ist jeder Regler nur einfach belegt, was die Bedienung sehr leicht macht. Für Anfänger und Fortgeschrittene ein Traum
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Wenn allerdings der Anspruch an den Sound so ist, dass es authentischer nach Kraftwerk/Depeche Mode/80er-Jahre-Synthpop etc. klingen soll, dann werden gebrauchte, echt-analoge Geräte interessant, die aber alle im Vergleich zu modernen Synths wenig können, nur rudimentär oder gar nicht über Midi verfügen, die auf dem Gebrauchtmarkt zumeist zu überteuerten Preien gehandelt werden und anfällig für Defekte sind (Tastatur-Probleme bei den alten Korgs, Ausfall ganzer Stimmen bei alten Rolands). Unter 1000,- Euro gibt es da z.B. den Korg Polysix und den Roland Juno 106. Beide klingen großartig, aber aufgrund der vorhin genannten Probleme würde ich einen Nord Lead vorziehen.