bagotrix
Helpful & Friendly User
Hi,
der legendäre Sound beruht auf vielen kleinen Einzelheiten, und bis etwas genau so klingt, kann es sehr teuer werden. Das sieht man schon an den umfangreichen Angeboten, selbst eine 59er Reissue aus dem Custom Shop nachzubessern - bis hin zum Deckenshaping, einer Neulackierung und dem Austauschen des Halsspannstabs (!). Wenn man schon eine oder gar mehrere echte Bursts in der Hand gehabt hat und das zu seinem Glück braucht, aber "nur" 10.000 statt 300.000 zur Verfügung hat, kann man der Illusion einer 59er so vielleicht auch am nächsten kommen.
Leider befindest Du Dich nicht in dieser glücklichen Lage, aber ich denke, dass man sich zumindest dem Sound annähern kann. Ich werde jetzt mal für echte Vintagefreaks etwas frevelhaft: der wichtigste Punkt, um Dich dem Sound einer 59er bzw. Reissue anzunähern, sind mMn die Pickups.
Auf Platz zwei kommt für mich die Hardware, dann die Konstruktionsdetails (Long Neck Tenon, Kopfplattenwinkel und -dicke etc.) und zu allerletzt die Holzsorten. Letzteres schon deshalb, weil die Schwankungen des Klangs innerhalb einer Holzsorte oft genauso hoch sind wie der Unterschied zu einer anderen Spezies. Klar gibt es da Tendenzen, und Erle klingt natürlich anders als Esche, aber unterschiedliche Mahagoni- oder Palisandersorten..? Bei Deinem Budget kann man auf sowas eh nicht schauen.
Zu allererst brauchst du einfach eine gut klingende, Paula-ähnliche Gitarre. Sie soll halt schön lange ausklingen und gute Brillanzen haben. Auch wenn die Kollegen da zum Teil anderer Meinung sind: nach meiner persönlichen Erfahrung kann eine Gitarre, die trocken schon "tot" klingt, am Amp nie gut klingen. Denn Bassgehalt kann man mMn schlecht einschätzen, da gibts in der Tat Teile, die trocken etwas dünn klingen, aber über dem Amp genug Tiefen haben. Aber wenn sie mit neuen Saiten schon matt klingt, hab ich das noch nie verstärkt widerlegt gesehen. Und dass Saiten, die zu schnell ausklingen (und womöglich nur in bestimmten Registern), am Verstärker plötzlich ausgeglichen und sustainreich werden können, kann mir nun wirklich keiner erzählen. Klar, Sustain ist nicht alles. Ich hab auch schon Gitarren gehört, die eher wenig Sustain hatten, aber für mich sehr gut klangen, weil sie ein schönes Attack hatten und auch gut Mitten usw., aber ich hab noch keine Gitarre in der Hand gehabt, die zwar endlos lange geschwungen hat, dabei aber mies klang.
Also eine solide Grundlage suchen. Wenn die einen Long Neck Tenon hat wie eine Edwards oder Tokai, ist das sicher kein Fehler. Die neuere Halsverbindung ("Rocker Joint", google das mal) erscheint mechanisch schon nicht so toll, und wenn sie etwas nachlässig gebaut wurde, ist das Teil tot und es ist nix zu machen.
Eine super Halsverbindung hatte übrigens die Les paul Standard 2008, deren "Key Tenon" ist noch größer als der einer 59er und sehr genau gearbeitet. Die wird aber wohl doch etwas teurer sein. Die richtige kann aber auch eine einfach gut klingende LP Studio sein, oder, meine Empfehlung hierzu: eine ältere gebrauchte Les Paul Classic. Älter deshalb, weil ich schon einige in der Hand hatte und mir aufgefallen ist, dass am Besten immer die klangen, die eine ABR-1 Bridge hatten, die direkt ins Holz geschraubt wird. Manche haben auch die Nashville Bridge mit Einschlaghülsen, das klaut etwas Sound, habe ich das Gefühl (nein, ich kanns nicht durch Messchriebe beweisen, es ist nur das was ich sage - ein Gefühl). Irgendwann um 2004 oder so wurde dann auf die Nashville umgestellt, habe ich mal gelesen, wobei ab und zu auch welche aus den 90ern auftauchen, die eine hatten (meine Vermutung ist ja, dass mit den größeren Montagelöchern ein etwas verhunzter Einbau nachträglich kaschiert werden konnte...).
Leider ist auch die ABR-1 alles andere als perfekt, sondern eher ein ziemliches Rappelding. Nach viel Rumprobieren an meiner und anderen Paulas bin ich für mich zu folgenden Erkenntnissen gekommen: Die Gibson Bridges sind insgesamt nicht so besonders. Ich bin mit meiner Studio bei einer ABM gelandet, die aus dem vollen Messing gefräst wird. Den Nachteil der Einschlaghülsen mit der indirekteren Übertragung habe ich zum Einen durch die Verwendung der ABM-Einschlaghülsen ausgeglichen (die aus viel besserem Material sind und auch etwas tiefer gehen) und zum Anderen dadurch, dass ich unterhalb der Bridge eine Kontermutter aufgeschraubt habe, die den Bolzen starr mit der Einschlaghülse verbindet. Der Unterschied zum bloßen Austausch der Bridge auf den alten Hülsen war für mich deutlich wahrnehmbar.
Einen sehr guten Ruf haben auch die Faber Bridges, die es in allen möglichen Ausführungen gibt, die ich aber noch nicht ausprobiert habe. Auf eine Classic hab ich mal eine Duesenberg mit Stahlreitern montiert, die auch sehr viel besser klang als das Original. Die alte ABR-1 hatte sich sogar durchgebogen vom bloßen Saitendruck.
Ebenfalls ein Schritt in die Richtung 59er: Ein Alu-Tailpiece. Auch hier ändern sich wichtige Nuancen, der Klang wird etwas offener und irgendwie "holziger", verliert in den Mitten etwas an Dichte.
Solltest Du eine Paula mit geschlossenen Tunern haben, ist über den Austausch zu Klusons nachzudenken. Im direkten Vergleich klingen sie ebenfalls etwas brillanter und weniger fett. Wieder eine Nuance, aber ich persönlich habs umgekehrt gemacht, weil mir der etwas fettere, mächtigere Sound mit den Gotohs besser gefiel (abgesehen von der besseren Stimmstabilität).
Aus meiner Sicht nun zum wichtigsten: PUs und Elektronik. Unerlässlich ist für mich der Umbau zum 50ies Wiring (SuFu), weil man damit einfach andere Sounds erzeugen kann, die einem mit der modernen Verdrahtung verwehrt bleiben. Ganz klassisch ist dabei der Sound mit ganz leicht zurückgedrehten Volume und Tonreglern, so zwischen 7 und 9. Beim Modern Wiring kommt da meist nur noch Gehupe, bei der alten Verdrahtunng fängt da der Spaß erst an. Dazu vielleicht noch ein paar PIO-Caps, also Kondensatoren mit Ölpapier, das rundet den Sound nochmal etwas ab. Es müssen auch nicht unbedingt die klassischen 0.022 uF sein, mit etwas kleineren Werten wie 0.015 oder 0,010 kommen manche besser zurecht. So richtig alt klingt es jedenfalls für mich erst dann, wenn man einen für einen Paula sehr brillanten Grundsound hat und den dann mit dem Tonregler etwas zurücknimmt. Da treten auch diese holzigen Resonanzen besser hervor, die man dabei hören will.
Dafür braucht man aber natürlich die richtigen PUs. Meine Meinung: Klar, da gibts viel Voodoo, und vieles ist mir selber deutlich zu teuer - aber an guten PUs mit eher wenig Output führt nichts vorbei. Der geringe Output lässt die Vorstufe des (Röhren-)Amps ganz anders reagieren, und nur so bekommt man auch die transparenten, nach oben offenen Höhen, die einem heißeren HB fehlen.
Klassisch sind hier HB mit 7 - 9 KOhm, wobei letzteres schon recht viel ist, und AlNiCo-Magneten. Die klassischen sind hier AlNiCo II, denen man einen etwas weicheren Sound im Bassbereich nachsagt, aber auch AlNiCo V. Gibson hat damals so ziemlich alles verwendet, was man geliefret bekam, also auch II und IV. Den luftigen Vintage-Sound versuchen viele Hersteller auch mit einer ungleichmäßigen Wicklung der beiden Spulen zu erreichen, und womöglich durch Weglassen des Wachsens der Spulen und Kappen gegen Feedback. Nachteil daran ist, was wohl - manch toller Boutique-PU pfeift dann halt auch wie Sau, wenn man mal mehr Gain und Lautstärke verwendet. Ich persönlich finde, dass die PUs auch Kappen haben sollten, weil die den Ton auch etwas einfärben und ich das mag.
Es würde jetzt zu weit führen, hier auf alle PAF-ähnlichen PUs einzugehen, dazu gibts ja schon viele Threads und ich kenne auch nur einen Ausschnitt aus dem riesigen Markt. Klassisch sind natürlich die Gibson Burstbucker 1, 2 und 3 von leise bis laut. Leider gibts da manchmal besagte Feedbackprobleme. Es gibt auch die gewachsten BB Pro, die haben aber auch andere Magnete, nämlich AlNiCo V, klingen etwas härter und haben mehr Output. Ich würde einfach mal ein paar Gibsons im Laden ausprobieren und feststellen, welche PUs mir gefallen. Zu '57 Classics würde ich eher nicht raten, im Vergleich zu Burstbuckern klingen die (wohl aufgrund der symmetrisch gewickelten Spulen) sehr viel kompakter und weniger transparent. Klingen auf ihre Weise auch wirklich gut, aber einfach "elektrischer", den "holzigen" Sound bringen sie für meine Ohren nicht überzeugend.
Von Seymour Duncan gibts die "Antiquities", teuer und authentisch, aber eben auch mit künstlich gealterten Kappen (was ich nicht so mag) und ohne Wachs. Werden aber von vielen Vintage-Fans sehr geschätzt, soweit sie nicht auf Boutique-PUs für 300 $ das Stück (nein, nicht das Paar) setzen. Aus deutschen Landen werden immer mal die Amber PUs genannt, seit sie von Udo Pipper immer so hoch gelobt wurden , aber auch Harry Hässels Wild Hones und 1959 Modelle werden hoch geschätzt.
Was mir gut gefällt, sind noch die ganz normalen AlNiCo II Pro von Seymour Duncan, die viel mehr können als nur nach Slash klingen (und für meinen Geschmack um Welten besser und natürlicher klingen als der SH-1 '59) und der Pearly Gates (nur für Gitarren mit genug Fundament, aber dann echt genial). Der PG ist einen Hauch rauher und aggressiver als die meisten PAFs, was man aber gut mit den Gitarrenreglern zurücknehmen kann. Andererseits hat man noch oben eben ein bisschen Reserven. Auf jeden Fall hat er diese Transparenz und Offenheit, die man sich für den "alten" Sound wünscht.
Zu guter Letzt mein Favorit unter der ach so gewöhnlichen Massenware: Der Dimarzio DP 223 36th Anniversary PAF Bridge (bei mir mit einem Pearly Gates Bridge am Hals kombiniert, aber es gibt auch eine passende Dimarzio Halsversion). Ich weiß mangels eigenem Vergleichsobjekt nicht, ob er jetzt wirklich "Vintage" klingt, aber immerhin hat ihn Larry Dimarzio nach dem klanglichen Vorbild seiner eigenen 59er Sunburst entworfen. Und der klingt in einer Paula einfach super. Irgendwie "richtig". Ich hab ihn jetzt gerade im Austausch gegen einen PRS Dragon II eingebaut (Super PU für Rock, war mir dann aber in der Paula doch zu heiß). Was ihn für mich von dem (mindestens) halben Dutzend anderer PUs abhebt, die ich schon in dieser Gitarre hatte, ist, dass ich das erste Mal das Gefühl habe, wirklich die Gitarre zu hören und nicht irgendein Abbild davon, sei es auch noch so angenehm aufbereitet. Er ist transparent und offen, aber kratzt nicht, hat fleischige singende Mitten, die aber nichts zudecken und ein schönes Fundament, ohne "aufgeblasen" zu klingen wie z.B. der Custom 5, der mal drin war. Zudem klingt er sogar clean gut, was ich noch bei keinem PU in der Stegposition meiner Paula erlebt hab, und kann Verzerrung ab bis zum Heavy Metal, wo die meisten PAFs dankend die segel streichen und nur noch matsch und/oder Pfeifen produzieren. Vielleicht noch etwas Honeymoon, aber der Dimarzio hat mich schon in einer anderen Guitarre sehr überzeugt, und hier hat er mich begeistert.
So, jetzt ist es also doch mal wieder ein Roman geworden. Hoffen wir, dass es Dir weiterhilft (und vielleicht noch ein paar anderen, die das lesen).
Gruß, bagotrix
der legendäre Sound beruht auf vielen kleinen Einzelheiten, und bis etwas genau so klingt, kann es sehr teuer werden. Das sieht man schon an den umfangreichen Angeboten, selbst eine 59er Reissue aus dem Custom Shop nachzubessern - bis hin zum Deckenshaping, einer Neulackierung und dem Austauschen des Halsspannstabs (!). Wenn man schon eine oder gar mehrere echte Bursts in der Hand gehabt hat und das zu seinem Glück braucht, aber "nur" 10.000 statt 300.000 zur Verfügung hat, kann man der Illusion einer 59er so vielleicht auch am nächsten kommen.
Leider befindest Du Dich nicht in dieser glücklichen Lage, aber ich denke, dass man sich zumindest dem Sound annähern kann. Ich werde jetzt mal für echte Vintagefreaks etwas frevelhaft: der wichtigste Punkt, um Dich dem Sound einer 59er bzw. Reissue anzunähern, sind mMn die Pickups.
Auf Platz zwei kommt für mich die Hardware, dann die Konstruktionsdetails (Long Neck Tenon, Kopfplattenwinkel und -dicke etc.) und zu allerletzt die Holzsorten. Letzteres schon deshalb, weil die Schwankungen des Klangs innerhalb einer Holzsorte oft genauso hoch sind wie der Unterschied zu einer anderen Spezies. Klar gibt es da Tendenzen, und Erle klingt natürlich anders als Esche, aber unterschiedliche Mahagoni- oder Palisandersorten..? Bei Deinem Budget kann man auf sowas eh nicht schauen.
Zu allererst brauchst du einfach eine gut klingende, Paula-ähnliche Gitarre. Sie soll halt schön lange ausklingen und gute Brillanzen haben. Auch wenn die Kollegen da zum Teil anderer Meinung sind: nach meiner persönlichen Erfahrung kann eine Gitarre, die trocken schon "tot" klingt, am Amp nie gut klingen. Denn Bassgehalt kann man mMn schlecht einschätzen, da gibts in der Tat Teile, die trocken etwas dünn klingen, aber über dem Amp genug Tiefen haben. Aber wenn sie mit neuen Saiten schon matt klingt, hab ich das noch nie verstärkt widerlegt gesehen. Und dass Saiten, die zu schnell ausklingen (und womöglich nur in bestimmten Registern), am Verstärker plötzlich ausgeglichen und sustainreich werden können, kann mir nun wirklich keiner erzählen. Klar, Sustain ist nicht alles. Ich hab auch schon Gitarren gehört, die eher wenig Sustain hatten, aber für mich sehr gut klangen, weil sie ein schönes Attack hatten und auch gut Mitten usw., aber ich hab noch keine Gitarre in der Hand gehabt, die zwar endlos lange geschwungen hat, dabei aber mies klang.
Also eine solide Grundlage suchen. Wenn die einen Long Neck Tenon hat wie eine Edwards oder Tokai, ist das sicher kein Fehler. Die neuere Halsverbindung ("Rocker Joint", google das mal) erscheint mechanisch schon nicht so toll, und wenn sie etwas nachlässig gebaut wurde, ist das Teil tot und es ist nix zu machen.
Eine super Halsverbindung hatte übrigens die Les paul Standard 2008, deren "Key Tenon" ist noch größer als der einer 59er und sehr genau gearbeitet. Die wird aber wohl doch etwas teurer sein. Die richtige kann aber auch eine einfach gut klingende LP Studio sein, oder, meine Empfehlung hierzu: eine ältere gebrauchte Les Paul Classic. Älter deshalb, weil ich schon einige in der Hand hatte und mir aufgefallen ist, dass am Besten immer die klangen, die eine ABR-1 Bridge hatten, die direkt ins Holz geschraubt wird. Manche haben auch die Nashville Bridge mit Einschlaghülsen, das klaut etwas Sound, habe ich das Gefühl (nein, ich kanns nicht durch Messchriebe beweisen, es ist nur das was ich sage - ein Gefühl). Irgendwann um 2004 oder so wurde dann auf die Nashville umgestellt, habe ich mal gelesen, wobei ab und zu auch welche aus den 90ern auftauchen, die eine hatten (meine Vermutung ist ja, dass mit den größeren Montagelöchern ein etwas verhunzter Einbau nachträglich kaschiert werden konnte...).
Leider ist auch die ABR-1 alles andere als perfekt, sondern eher ein ziemliches Rappelding. Nach viel Rumprobieren an meiner und anderen Paulas bin ich für mich zu folgenden Erkenntnissen gekommen: Die Gibson Bridges sind insgesamt nicht so besonders. Ich bin mit meiner Studio bei einer ABM gelandet, die aus dem vollen Messing gefräst wird. Den Nachteil der Einschlaghülsen mit der indirekteren Übertragung habe ich zum Einen durch die Verwendung der ABM-Einschlaghülsen ausgeglichen (die aus viel besserem Material sind und auch etwas tiefer gehen) und zum Anderen dadurch, dass ich unterhalb der Bridge eine Kontermutter aufgeschraubt habe, die den Bolzen starr mit der Einschlaghülse verbindet. Der Unterschied zum bloßen Austausch der Bridge auf den alten Hülsen war für mich deutlich wahrnehmbar.
Einen sehr guten Ruf haben auch die Faber Bridges, die es in allen möglichen Ausführungen gibt, die ich aber noch nicht ausprobiert habe. Auf eine Classic hab ich mal eine Duesenberg mit Stahlreitern montiert, die auch sehr viel besser klang als das Original. Die alte ABR-1 hatte sich sogar durchgebogen vom bloßen Saitendruck.
Ebenfalls ein Schritt in die Richtung 59er: Ein Alu-Tailpiece. Auch hier ändern sich wichtige Nuancen, der Klang wird etwas offener und irgendwie "holziger", verliert in den Mitten etwas an Dichte.
Solltest Du eine Paula mit geschlossenen Tunern haben, ist über den Austausch zu Klusons nachzudenken. Im direkten Vergleich klingen sie ebenfalls etwas brillanter und weniger fett. Wieder eine Nuance, aber ich persönlich habs umgekehrt gemacht, weil mir der etwas fettere, mächtigere Sound mit den Gotohs besser gefiel (abgesehen von der besseren Stimmstabilität).
Aus meiner Sicht nun zum wichtigsten: PUs und Elektronik. Unerlässlich ist für mich der Umbau zum 50ies Wiring (SuFu), weil man damit einfach andere Sounds erzeugen kann, die einem mit der modernen Verdrahtung verwehrt bleiben. Ganz klassisch ist dabei der Sound mit ganz leicht zurückgedrehten Volume und Tonreglern, so zwischen 7 und 9. Beim Modern Wiring kommt da meist nur noch Gehupe, bei der alten Verdrahtunng fängt da der Spaß erst an. Dazu vielleicht noch ein paar PIO-Caps, also Kondensatoren mit Ölpapier, das rundet den Sound nochmal etwas ab. Es müssen auch nicht unbedingt die klassischen 0.022 uF sein, mit etwas kleineren Werten wie 0.015 oder 0,010 kommen manche besser zurecht. So richtig alt klingt es jedenfalls für mich erst dann, wenn man einen für einen Paula sehr brillanten Grundsound hat und den dann mit dem Tonregler etwas zurücknimmt. Da treten auch diese holzigen Resonanzen besser hervor, die man dabei hören will.
Dafür braucht man aber natürlich die richtigen PUs. Meine Meinung: Klar, da gibts viel Voodoo, und vieles ist mir selber deutlich zu teuer - aber an guten PUs mit eher wenig Output führt nichts vorbei. Der geringe Output lässt die Vorstufe des (Röhren-)Amps ganz anders reagieren, und nur so bekommt man auch die transparenten, nach oben offenen Höhen, die einem heißeren HB fehlen.
Klassisch sind hier HB mit 7 - 9 KOhm, wobei letzteres schon recht viel ist, und AlNiCo-Magneten. Die klassischen sind hier AlNiCo II, denen man einen etwas weicheren Sound im Bassbereich nachsagt, aber auch AlNiCo V. Gibson hat damals so ziemlich alles verwendet, was man geliefret bekam, also auch II und IV. Den luftigen Vintage-Sound versuchen viele Hersteller auch mit einer ungleichmäßigen Wicklung der beiden Spulen zu erreichen, und womöglich durch Weglassen des Wachsens der Spulen und Kappen gegen Feedback. Nachteil daran ist, was wohl - manch toller Boutique-PU pfeift dann halt auch wie Sau, wenn man mal mehr Gain und Lautstärke verwendet. Ich persönlich finde, dass die PUs auch Kappen haben sollten, weil die den Ton auch etwas einfärben und ich das mag.
Es würde jetzt zu weit führen, hier auf alle PAF-ähnlichen PUs einzugehen, dazu gibts ja schon viele Threads und ich kenne auch nur einen Ausschnitt aus dem riesigen Markt. Klassisch sind natürlich die Gibson Burstbucker 1, 2 und 3 von leise bis laut. Leider gibts da manchmal besagte Feedbackprobleme. Es gibt auch die gewachsten BB Pro, die haben aber auch andere Magnete, nämlich AlNiCo V, klingen etwas härter und haben mehr Output. Ich würde einfach mal ein paar Gibsons im Laden ausprobieren und feststellen, welche PUs mir gefallen. Zu '57 Classics würde ich eher nicht raten, im Vergleich zu Burstbuckern klingen die (wohl aufgrund der symmetrisch gewickelten Spulen) sehr viel kompakter und weniger transparent. Klingen auf ihre Weise auch wirklich gut, aber einfach "elektrischer", den "holzigen" Sound bringen sie für meine Ohren nicht überzeugend.
Von Seymour Duncan gibts die "Antiquities", teuer und authentisch, aber eben auch mit künstlich gealterten Kappen (was ich nicht so mag) und ohne Wachs. Werden aber von vielen Vintage-Fans sehr geschätzt, soweit sie nicht auf Boutique-PUs für 300 $ das Stück (nein, nicht das Paar) setzen. Aus deutschen Landen werden immer mal die Amber PUs genannt, seit sie von Udo Pipper immer so hoch gelobt wurden , aber auch Harry Hässels Wild Hones und 1959 Modelle werden hoch geschätzt.
Was mir gut gefällt, sind noch die ganz normalen AlNiCo II Pro von Seymour Duncan, die viel mehr können als nur nach Slash klingen (und für meinen Geschmack um Welten besser und natürlicher klingen als der SH-1 '59) und der Pearly Gates (nur für Gitarren mit genug Fundament, aber dann echt genial). Der PG ist einen Hauch rauher und aggressiver als die meisten PAFs, was man aber gut mit den Gitarrenreglern zurücknehmen kann. Andererseits hat man noch oben eben ein bisschen Reserven. Auf jeden Fall hat er diese Transparenz und Offenheit, die man sich für den "alten" Sound wünscht.
Zu guter Letzt mein Favorit unter der ach so gewöhnlichen Massenware: Der Dimarzio DP 223 36th Anniversary PAF Bridge (bei mir mit einem Pearly Gates Bridge am Hals kombiniert, aber es gibt auch eine passende Dimarzio Halsversion). Ich weiß mangels eigenem Vergleichsobjekt nicht, ob er jetzt wirklich "Vintage" klingt, aber immerhin hat ihn Larry Dimarzio nach dem klanglichen Vorbild seiner eigenen 59er Sunburst entworfen. Und der klingt in einer Paula einfach super. Irgendwie "richtig". Ich hab ihn jetzt gerade im Austausch gegen einen PRS Dragon II eingebaut (Super PU für Rock, war mir dann aber in der Paula doch zu heiß). Was ihn für mich von dem (mindestens) halben Dutzend anderer PUs abhebt, die ich schon in dieser Gitarre hatte, ist, dass ich das erste Mal das Gefühl habe, wirklich die Gitarre zu hören und nicht irgendein Abbild davon, sei es auch noch so angenehm aufbereitet. Er ist transparent und offen, aber kratzt nicht, hat fleischige singende Mitten, die aber nichts zudecken und ein schönes Fundament, ohne "aufgeblasen" zu klingen wie z.B. der Custom 5, der mal drin war. Zudem klingt er sogar clean gut, was ich noch bei keinem PU in der Stegposition meiner Paula erlebt hab, und kann Verzerrung ab bis zum Heavy Metal, wo die meisten PAFs dankend die segel streichen und nur noch matsch und/oder Pfeifen produzieren. Vielleicht noch etwas Honeymoon, aber der Dimarzio hat mich schon in einer anderen Guitarre sehr überzeugt, und hier hat er mich begeistert.
So, jetzt ist es also doch mal wieder ein Roman geworden. Hoffen wir, dass es Dir weiterhilft (und vielleicht noch ein paar anderen, die das lesen).
Gruß, bagotrix