Die alten Meister (Lehrer) in der Klassik, verlangten von Schülern zuerst mal ein Jahr auf einem Bauernhof zu arbeiten (um sich körperlich zu ertüchtigen) bevor sie überhaupt als Schüler in Betracht gezogen wurden. Aus meiner Sicht ist der Vergleich mit dem Krafttraining nicht abwegig. Wenn ich keine (wenig) Muskulatur habe ist auch nix da was verwendet werden kann, das gilt sowohl für den Atemapperat (Kernstabilität) als auch für die "Stimmbänder" selbst, das sind Muskeln, bewegt und kontrolliert von Muskelgruppen. Es spielt auch die Ernährung mit hinein, aber das würde jetzt zu weit führen.
Der einige Weg Kontrolle über Muskelgruppen zu erlangen ist Üben, alles andere ist Makulatur. Es gibt keinen Trick, es gibt keine Technik die nicht erst durch Üben gemeistert werden müssten. Die "Stütze" ist das Meistern der Technik, beginnt man, sucht man nach Tricks, Hilfen (Hilfsstütze) Gedankenstützen, ..., das kann helfen, aber letztendlich hilft nur üben. Singt jemand pro Tag 3h geht das auf Dauer gar nicht mit falscher Technik, die Technik etabliert sich ganz einfach durch die alleinige Möglichkeit.
Mit dem was ich selbst ausprobiert habe, kann ich erzählen, dass Beatboxer, Growler und Taschenfalter mehr von Stütze verstehen als viele "Klassiker". Das schreibe ich unter Anführungszeichen, weil die Klassik von heute wenig mit der Klassik von vor 100 Jahren zu tun hat. Mir persönlich hat das Growlen und Taschenfalten (und auch das Gewichtheben) sehr in meiner Technik geholfen, nicht weil ich die Stütze davon ableiten kann, aber weil es den Muskeln (Zwerchfell, ...) beim Trainieren hilft. Kann jemand pro Tag 1h Taschenfalten und growlen, wird er sicher keine Stimmprobleme im klassischen Gesang haben. Früher waren Klassiker jene mit den robusten, widerstandsfähigen, unerschütterlichen Stimmen, heute sind das vielfach "Sensibelchen" (oh, heute ist das ein Kratzen, weiß nicht ob ich die Probe machen soll, damit ich morgen, ...)
Eine natürliche Übung (e.g. Karuso) ist das Spazierengehen (eher wandern, schon mit Tempo) dann immer im Rhythmus e.g. X Schritte Luft einatmen, X Schritte Luft anhalten, X Schritte Luft ausatmen und X Schritte Luft anhalten. Man glaubt es nicht, aber das kann man trainieren und man wird besser. Der nächste Schritt wäre beim Wandern zu singen (stungenlang) Ein kleines Stück bergauf und es werden alle Probleme in der Atmung schonungslos dargelegt. All das Training weit über die Komfortzone hinaus, alles andere bring nix.
Die Übung beim Gewichtheben ist aus meiner Perspektive nicht das Bankdrücken, sondern "clean and jerk", Kreuzheben oder Squats. Sogar die "Gürtel" waren in der alten Schule weit verbreitet, deswegen hatten Sänger (e.g. noch in SW-Filmen) diese breiten "Gürtel" unterm Frack die schon sehr straff angezogen wurden (das Korsett bei den Damen hat die gleiche Wirkung). Bei einem Meisterkurs hat mich ein damals 93jähriger Kammersänger darauf hingewiesen und auch mehrfach erwähnt "das macht heute keiner mehr, das wollen die nicht, die sind zu weich", das waren nicht seine Worte sondern nur von mir sinngemäß wiedergegeben. Er hat auch keine Gelegenheit ausgelassen, darauf hinzuweisen, dass heute nicht mehr der gleiche Klang wie "damals" gesucht wird, weil man die "Schinderei" nicht mehr vermitteln kann. Möchte noch dazufügen, dass er mit 93 noch konzertant gesungen hat.
Es gibt schöne alte Texte von Sängern (und innen) mit Erlebnisberichten, da ist die Rede von "mit Stimme das Publikum bombardieren", da ist die Rede von "erschüttern" im Sinne, dass das Publikum den Bass in den Eingeweiden spüren konnte, da wurden draußen Konzerte (vor tausenden) mit Solisten und vollem Orchester gesungen, da ist die Rede von f meint tatsächlich Forte im Orchester (mit Bläsern). All das lange vor Mikrofon und Lautsprecher.
Von Caruso berichtet man bei obiger Übung beim Spazierengehen mit X=10, 40 Schritte von einem Atemzug bis zum nächsten. Wer das trainiert wird erkennen, dass das in der Nähe vom Apnoetauchen ist.