Hey Mädels!
Hab mal hier rumgestöbert und schmeiß einfach mal meine Ansicht zu solchen Akademien im Allgemeinen und dieser POP im speziellen in den Raum.
Wenn man auf der sicheren Seite sein will, macht man halt eine staatlich anerkannte Ausbildung, da gibts über 500 in Deutschland, oder studiert an einer Hochschule oder Universität.
Das mit den Akademien ist so eine Sache. Viele machen da nen Laden zum Geld verdienen auf, und bieten im Grunde Lehrgänge an, die einfach als Berufsausbildung bezeichnet werden und suggerieren, anerkannt zu sein. Doof nur, dass solche "privaten Einrichtungen" in weiten Grenzen lehren können, was sie wollen. Und ihre Abschlussprüfungen auch selber festlegen, so dass keineswegs die Qualität gesichert ist, sondern nur, dass eine tolle Abschlussquote erreicht wird. Dementsprechend auch diese Bezeichnungen "Diplom" für 6 Monate irgendwas, das noch nicht mal als Teil einer Berufsausbildung durchgehen würde. Können halt erfinden, was sie wollen, aber wenn du dich damit bewirbst, bekommst du meist zu hören, dass diese von der Institution erfundenen Abschlüsse für die von der Institution erfundenen Lehrgänge für die von der Institution erfundenen "Berufsbezeichnungen" das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt sind.
Habe ich im Bekanntenkreis mehrfach erlebt. Irgendwelche total anspruchslosen Sachen, die auch als normale Ausbildung existieren, werden mit einer Ausbildungsgebühr belegt, mit nem fancy Diplom belohnt, und hinterher kommt die große Ernüchterung, dass es nicht so toll ist, wie das Institut behauptet hat, sondern dass man sich als Realschüler oder gar Gymnasiast eine teure Ausbildung erkauft hat, die sonst nur für Hauptschulabsolventen gedacht ist. Oder dass man nach 6 Monaten ein "Diplom" in irgendwas bekommt und auf dem Arbeitsamt ausgelacht wird.
(Leider wirklich bei nem Bekannten erlebt...)
Um das noch zu verdeutlichen: ob ihr euch jetzt selber ein "Diplom das zeigt dass ich toll bin als Musiker und so und alles!!!!" ausdruckt, oder Zeit und Geld investiert, um ein ebenso erfundenes und genau so wenig staatlich anerkanntes Stück Papier von einer unseriösen Akademie zu bekommen, ist das gleiche, ihr habt nichts in der Hand. Das bitte zu bedenken.
Ein anderes Problem ist das Selbstbild, das an solchen Einrichtungen vermittelt wird und das die meisten (leider) allzu bereitwillig annehmen: Wir sind etwas besonderes, wenn du irgendwas negatives zu sagen hast, dann bist du ja nur neidisch, dass du nicht an dieser [im Grunde erfundenen] tollen AKADEMIEEEE [bitte mit affektiertem Unterton vorstellen] sein darfst blablabla."
Ist ja klar, wenn man 10000 zahlt, muss man sich ja schon regelrecht einreden, dass es kein Mist ist.
Um das ganze jetzt objektiver zu machen, als euch nur von meinen Erfahrungen wissen zu lassen (zumal ich mit der POP Akademie ja keine Erfahrungen habe und nur meine Erfahrungen mit anderen Akademien, mein Wissen um die Ausbildung in Deutschland und allgemeine Wachsamkeit beisteuern kann), habe ich die "Ausbildungen", die bei der POP Akademie angeboten werden, mal bei Berufenet gesucht. Die Seite kann ich jedem empfehlen, der zu irgendeiner beruflichen Frage Informationen sucht, es bietet einen unvoreingenommenen und meist sehr umfangreichen Einblick in alles, was mit einer Berufsrichtung zu tun hat...also auch für die unter euch, die nichts mit Musik machen wollen, aber zurzeit nach einer Ausbildung oder einem Studienfach suchen.
http://berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/index.jsp
Musikproduzent: findet nix dazu, d.h. das gibts so nicht als Beruf und du wirst mit deinem "Abschluss" als Musikproduzent wohl einfach ausgelacht! :screwy:
Komponist: Studienberuf, ist an einer Hochschule für Musik zu studieren und nicht an einer Privatfirma zu "lernen"
Songwriter: findet nix, aber wer glaubt auch schon daran, dass man allen Ernstes behaupten kann, man habe "eine Ausbildung zum Songwriter gemacht"? Kannste auch an ne VHS gehen, hehehe.
Musiker: kannste an der Hochschule machen, aber auch als schulische Ausbildung, dann sinds 2 bis 6 Jahre und nicht nur so ein paar Kurse.
Eventmanager: offiziell mindestens 2 Jahre Dauer
Musikmanager: zählt als "sonstige Tätigkeit", zu irgendeiner Ausbildung kann ich auf Anhieb nichts finden, ist wohl nur der Vollständigkeit halber aufgeführt, aber bestimmt keine staatlich anerkannte Ausbildung.
Medienmanager: zählt als "Spezialisierung/Funktion", ansonsten siehe Musikmanager
Tonmeister: "Tonmeister/in bzw. Toningenieur/in kann man an Universitäten und Fachhochschulen studieren. Die Regelstudienzeit bis zum Diplomabschluss beträgt mindestens 9 Semester."
Sieht gleich ganz anders aus als deren 2 Semester mit 12 Stunden Unterricht pro Woche, wa?
Studio-/Live-Tontechniker: gibt es in der Bezeichnung nicht, aber Tontechniker (IHK), und das sollte ja alles sagen, gibt es. Haben die zwar auch dastehen, aber separat! Sehr merkwürdig.
Audiofachkraft. LOL, jetzt fängts aber an. Gibts natürlich nicht, aber noch was: "-fachkraft" ist im Allgemeinen Namensbestandteil von...wie drücke ich das aus...von Berufen, für die man mit Hauptschulabschluss überqualifiziert ist. Ist was für Förderschüler. Also, wollt ihr immer noch Audiofachkraft werden? *gg*
Beatproduzent: kreative Bezeichnung, aber gibts nicht :screwy::screwy::screwy:
Filmproduzent: Jo, träum weiter, gibts natürlich nicht als anerkannten Ausbildungsberuf.
Fotodesigner: Hochschule oder Berufsfachschule. Nunja.
Art Director: Fancy und arbeitslos? Nennt man dann wohl "Lebenskünstler"
Mediendesigner: ordentlicher Beruf, der wohl verhunzt wird...
Moderator: findet es so allgemein nicht. Auszug aus Berufenet: "Fernsehmoderator: Wer einen Teilzeitlehrgang absolviert, verbringt einen oder mehrere Abende in der Woche in der Bildungseinrichtung."
Vielleicht könnt ihr dann stattdessen auch in Kernreaktoren eingesetzt werden? Verringert davor bitte euren Wirkungsquerschnitt für Neutronenabsorption!
Redakteur: "Ausbildungsberufe - Sonstige". Macht man doch meist entweder als Volontär oder an einer Journalistenschule.
Bedenklich ist auch, was sich unter den FAQs finden lässt.
7. Was wird als schulische Voraussetzung erwartet?
Jeder hat das Recht auf Bildung und Weiterbildung. Gerade in der Musik- und Medienbranche sind Geschick, Kreativität und Teamgeist wichtiger als ein bestimmter Schulabschluss. Erwartet wird daher nur die eigene Einsatzbereitschaft.
8. Muss ich Vorkenntnisse besitzen?
Für die Grundkurse sind i.d.R. keine speziellen Vorkenntnisse erforderlich, nur Eigenständigkeit, Engagement und Leistungsbereitschaft sind von der ersten Stunde an gefragt. Hilfreich sind Englisch- sowie Computer-Grundkenntnisse. Für die Kompositions-Kursmodule ist zudem das Spielen oder das parallele Lernen eines Instruments zu empfehlen, für den Designbereich sind Grundkenntnisse im Zeichnen von Vorteil. Im Kommunikationsbereich wird das Beherrschen der deutschen Sprache vorausgesetzt.
Macht also mal wieder den Anschein, dass es sich an wenig qualifizierte Leute wendet, die nicht wirklich was finden, oder die sich durch Augenwischerei und schöne Worte einlullen lassen, und die "was (besseres) werden wollen". Bauernfängerei. Tausende im Jahr bezahlen, um mit Leuten im Raum zu sitzen, die voller Begeisterung die Zugangsvoraussetzung "Du musst GAR NICHTS können, nur toll sein wollen!" erfüllen.
Auch wenn es einigen nicht passt: Zugangsvoraussetzungen sind ein Indikator von Qualität, denn sonst ist es allzu oft ein Sammelbecken für den Rest. Zukünftige Arbeitgeber informieren sich über sowas.
29. Muss ich eine Aufnahmeprüfung oder einen Eignungstest machen?
Für die Grundkurse gibt es keine Aufnahmeprüfung.
Eben. "Ey alda isch bin da ali isch singe zuhause und isch mach jetzt krass musik aldaaaa isch kann auch rappen!!!! "mein block meine straße meine garage" oder wie ging das aldaa???"
17. Wie sieht das Notensystem aus?
Alle Bewertungen erfolgen in Prozentangabe. Die Hürde für die erwartete ordentliche Leistung liegt bei 70%, ab 80% liegt eine gute, ab 90% eine sehr gute Leistung vor. Ab 95% wird die Bewertung mit Auszeichnung vergeben.
Das Fachwort dafür ist "Bullshit". Ok, das ist gelogen, aber es würde passen
Ab 70%, was in der Schule ne 3 ist, kriegt man eine "ordentliche Leistung" bescheinigt, die auf dem Abschlusswisch toll aussieht, und ne 1 schon ab 90%, und nicht 96% wie in der Schule. Bei gleicher Leistung bessere Bewertung. Das nennt man Noteninflation, damit die Abschlüsse vorzeigbar sind.
21. Ist das Deutsche POP-Diplom staatlich anerkannt?
Beim Deutsche POP-Diplom handelt es sich nicht um einen staatlichen Hochschulabschluss. Daher darf auch anschließend die Abkürzung Dipl. nicht im Namen geführt werden. Zweck des Deutsche POP-Diploms ist es, die erfolgreiche Teilnahme an allen Einzelkursen eines Studiengangs auf einen Blick nachzuweisen.
Wenigstens sind die ehrlich. Könnten aber auch hinschreiben, dass es ne Spaßbezeichnung ist, die sie selber erfunden haben und nix wert ist...Siehe oben, ich mag mich nicht allzu oft wiederholen, ne?
22. Ist die Deutsche POP staatlich anerkannt?
Nein, die Deutsche POP ist eine private Akademie.
AHA! Jaaa, so sieht's aus.
37. Was ist, wenn ich Unterricht versäume?
Wer aus privaten oder beruflichen Gründen nicht kommen kann, sollte sich beim Dozenten und den anderen Kursteilnehmern über die versäumten Inhalte informieren. Wer mehr als 30% des Unterrichts versäumt, erhält kein Zertifikat oder Deutsche POP-Diplom.
Hui, an jeder Uni wärste da schon zweimal durchgefallen. In jeder Ausbildung hätte dich der Meister dann schon ausm Fenster geknüppelt. Und zwar mehrfach.
Ich möchte jetzt nicht komplett gegen solche Akademien im Allgemeinen und die POP-Dingsda im besonderen schießen, es mag auch gute geben (aber das sind halt nicht alle), und wer damit glücklich wird oder nen Job findet, soll sich freuen.
Es gibt allerdingsDinge, die man beachten muss:
- wenn es keine staatlich anerkannte Ausbildung ist (die man auch woanders machen könnte müsste), sondern ein von der Institution erfundener "Lehrgang", der Ausbildung genannt wird, hat man hinterher nichts handfestes und zählt de facto als ungelernter Schulabgänger. Bitte macht euch darüber Gedanken.
- dann ist es auch egal, wie sich der Abschluss nennt, und besonders die Bezeichnung "Diplom" ist da verräterisch, das gibt es nämlich eigentlich nur in zwei Situationen: nach einem Studium, und da gehört es hin, und nach Ausbildungen, die ja gar nicht mit einem Diplom abgeschlossen werden, dort ist es eine erfundenen und zur Wachsamkeit mahnende Bezeichnung für etwas, dessen Wert man unbedingt prüfen sollte.
Man muss einräumen: nicht für alle Berufe, die man zum Beispiel unter
http://www.popbuero.de/seiten.php?l=Musikberufe
findet, gibts auch ne richtige Ausbildung.
Es wäre also durchaus sinnvoll, eine staatlich anerkannte Ausbildung in der Richtung anzubieten und diese dann durch Unterricht zu ergänzen, der die Besonderheiten für die einzelnen Einsatzgebiete abdeckt. Das ist jetzt eine Überlegung von mir, und hat nix mit der POP Akademie zu tun, die ja den Anschein erweckt, es gebe für solche Beschäftigungen richtige Ausbildungen.
Ok, reicht.
Zuletzt noch eins: für einen "Abschluss" benötigt man bei denen so im Durchschnitt ein halbes Dutzend Kurse, die ein halbes Jahr Dauern und 1-6 Stunden pro Woche in Anspruch nehmen, bei einer "Vollzeitausbildung" macht man maximal 3 zur gleichen Zeit. Zeigt auch schon, dass man nach einem Jahr mit der "Ausbildung" fertig wäre. Nunja.
Worauf ich aber hinaus will: selbst, wenn du alle gleichzeitig belegen könntest, hättest du mit unter 30h pro Woche weniger als jeder Azubi und jeder (nicht faule
) Student. Der Umfang und der Anspruch der "Lehre" sind also auch daran als gering zu erkennen.
Also, Mädels...passt nur auf, dass ihr in eurem Eifer nicht auf unseriöse Geldmacherei hereinfallt.
Liebe Grüße